Seit dem 19. Jahrhundert gibt es Berichte über funktionelle laryngeale Störungen mit dem Leitsymptom „Stridor“; 1974 erhob Patterson den ersten bronchoskopischen Befund einer paradoxen Stimmbandaktivität. Nachdem zwischenzeitlich in den 1970er-Jahren ein rein psychiatrisches Pathogenesekonzept i. S. einer „Hysterie“ nach Psychotraumata dominiert hatte, führte Christopher in den 1980er-Jahren die Entität „vocal cord dysfunction“ (VCD) ein. In 2017 empfahl die ERS den Oberbegriff „inducible laryngeal obstruction (ILO)“, während in HNO-Ärztekreisen von „paradoxer Stimmbandbeweglichkeit“ („paradoxical vocal fold motion“ [PVFM]) die Rede ist. Diese häufigen, oft funktionellen inspiratorischen Stimmbandadduktionen gehen mit laryngealer Überempfindlichkeit bis zu Laryngospasmus und Obstruktion, Dysphonie und Husten einher. Klinisch imponieren ein oft inspiratorischer oder biphasischer Stridor, Sprechschwierigkeiten und Ängstlichkeit. Die Ätiologie ist eher funktionell als psychogen; somatische Faktoren können Entzündung, gastroösophagealer Reflux und Virusinfektionen sein. Eine in der symptomatischen Episode beweisende Laryngoskopie ist der diagnostische Goldstandard mit (ggf. unter Belastung auftretender) Stimmbandadduktion in Inspiration bei ansonsten normalem Befund.

Die Differenzialdiagnose bei den bevorzugt weiblichen Betroffenen umfasst Asthma bronchiale, allergische Reaktionen, Stimmbandanomalien und Krupp-Syndrom; neben Fehldiagnosen gibt es auch Überlappungen, da bis zu 50 % der Asthmatiker gleichzeitig eine PVFM aufweisen. Fehl- bzw. Überbehandlungen sind häufig und reichen von erfolgloser jahrelanger Inhalation bis zu unnötigen endotrachealen Intubationen oder chirurgischen Interventionen.

Bei rein funktionellem Charakter fokussiert die Behandlung auf Schulung der Betroffenen über die relative Harmlosigkeit der Beschwerden und dem (Wieder‑)Erlernen die Stimmbänder entspannender normaler Atemtechniken, optional unterstützt durch visualisierte Biofeedbackmethoden. Schon in den 1950er-Jahren hatte Dr. Buteyko Atemtechniken für Asthmatiker beschrieben, die objektivierbar zu besserer Symptomkontrolle führten. Diese auf nasaler Atmung, Atemanhalten und Entspannungsübungen beruhenden Techniken konnten später von Blager, Gay und Wood (1988) erfolgreich bei habituellem Husten und „vocal cord dysfunction“ eingesetzt werden. Bei sehr schweren Formen können Pharmaka und laryngeale Botulinumtoxin-Injektionen zur Anwendung kommen.

Das Positionspapier der GPP-Arbeitsgruppe „Dysfunktionelle respiratorische Symptome“ gibt einen schönen Überblick zum aktuellen Kenntnisstand und zu Vorgehensweisen bei diesem in der pneumologischen Praxis wichtigen faszinierenden Krankheitsbild. Es ist in der Monatsschrift Kinderheilkunde erschienen und ist unter https://doi.org/10.1007/s00112-021-01159-z und www.springermedizin.de/link/10.1007/s00112-021-01159-z für alle Interessierten frei zugänglich [1].