Zusammenfassung
In der vorliegenden Arbeit wurden 83 veredelte Bäume unterschiedlicher Arten und Sorten hinsichtlich holzanatomischer Besonderheiten makro- und mikroskopisch untersucht. Es wurde geprüft, ob und inwieweit bei veredelten Bäumen Gewebestrukturen ausgebildet werden, die auf ein erhöhtes Bruchrisiko entlang des Kontaktbereiches zwischen Unterlage und Edelreis schließen lassen. Als Veredlungsstelle werden alle Gewebebereiche bezeichnet, die zum Zeitpunkt der Veredlung bereits vorhanden waren. Das danach gebildete Gewebe wird als Kontaktbereich bezeichnet. Für die mikroskopischen Untersuchungen wurden Dünnschnitte vom Holz, entlang des Kontaktbereiches zwischen Edelreis und Unterlage angelegt und eingefärbt. Bei allen untersuchten Proben konnten Veränderungen in der Gewebestruktur des Xylems festgestellt werden. Der Umfang dieser Abweichungen variierte zwischen den Proben deutlich. Die Änderungen der Gewebestrukturen betraf in erster Linie die Ausrichtung der Zellen des Xylems. Bis auf wenige Einzelfälle waren die Zellen tangential aus der Stammachse abgelenkt. Bei keinem der untersuchten Bäume konnten Veränderungen in dem Umfang festgestellt werden, dass von einer erhöhten Bruchgefährdung ausgegangen werden muss. Als Ursache für die beobachtete abweichende Ausrichtung der Zellen wird eine Beeinflussung des basipetalen Auxinflusses postuliert. Die Änderungen im Auxinfluss können dabei durch die Veredlung hervorgerufen werden. Um einen möglichst repräsentativen Eindruck zu gewinnen, wie oft in Deutschland veredelte Bäume im öffentlichen Grün entlang des Kontaktbereiches brechen, wurde eine Umfrage durchgeführt. Von insgesamt 496 Umfrageteilnehmern beantworteten 112 den Fragebogen, von denen 9 Befragte über entsprechende Fälle aus den Gattungen Tilia, Fagus, Prunus und Robinia berichten.
Abstract
Aim of the study was to identify changes within xylem structure of grafted trees which could possibly lead to a higher risk of breakage. Therefore, 83 trees from the genera Prunus, Sorbus, Carpinus, Quercus, Robinia and Crateagus were examined at the macro- and microscopic level. All wood samples showed changes in their xylem structure in the areas at or around the contact zone of stock and scion. Cells were deviated in different angles from the stem axis in the tangential direction. Furthermore, whirled grain areas were found adjacent to the contact zone. Abnormal xylem structures could be found in various quantum's. Despite the observed changes in the xylem structure, the risk of breakage is not significantly increased. An e-mail based survey among 496 administrations of rural districts in Germany and bigger towns all over Germany including 64 botanical gardens and arboretum, revealed only nine cases of stem breakage at the contact zone of grafted trees. These breaks were found in the genera Tilia, Fagus and Robinia. Further studies are recommended to gain more knowledge about how xylem structure develops during the lifespan of a tree under stress conditions, especially in urban environments.
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Danksagung
Wir danken den HEROS-Baumschulen in Niedergräfenhain/Sachsen und dem Grünflächenamt in Berlin, Stadtbezirk Treptow-Köpenick für die Bereitstellung von Versuchsbäumen.
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Irrgang, S., Zander, M., Franke, E. et al. Mikro- und makroskopische Untersuchungen an Straßenbaumveredelungen im Hinblick auf die Beeinflussung ihrer Bruchsicherheit. Gesunde Pflanzen 62, 35–40 (2010). https://doi.org/10.1007/s10343-010-0217-7
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