Die Semiologie von epileptischen Anfällen aus dem Frontallappen ist mannigfaltig. Da sich diese mitunter bizarr darstellt, besteht das Risiko einer falschen Zuordnung zu psychogenen nichtepileptischen Anfällen. Umgekehrt kann es bei eigentlich vorliegenden Non-REM oder REM-Schlaf-Verhaltensstörungen zur Fehldiagnose von Frontallappenanfällen kommen [5]. Der anatomische Begriff „Insel“ ist aus funktioneller Sicht missverständlich: „Trotz ihres Namens ist sie eine anatomisch und funktionell reich verbundene Region.“ [2] Aufgrund der engen und weitverbreiteten Konnektivität werden Anfälle aus der Insel oft Frontal- oder Temporallappenepilepsien zugeordnet, die fehlerhafte Lokalisation des epileptischen Fokus kann nach epilepsiechirurgischen Eingriffen zur Persistenz von Anfällen führen [3]. In diesem Themenheft beschreiben S. Schumann et al. (Mainz) zunächst die „Klinische Anatomie des Frontallappens und der Insel“. M. Holtkamp (Berlin) fasst nachfolgend die „Anfälle aus dem Frontallappen und der Insel“ unter semiologischen und topographischen Gesichtspunkten zusammen. S. Smeijers et al. (Leuven, Belgien) gehen detailliert auf die klinische Manifestation, Diagnostik und neurochirurgische Behandlung sehr distinkter Epilepsiesyndrome des Frontallappens, nämlich der frontomesialen und der frontoorbitalen Epilepsien, ein. Diagnostisch wird die gerade bei der Frontallappen- und bei den insulären Epilepsien [1] (passend zum Heftthema) verwendbare Magnetenzephalographie von S. Ramp et al. (Erlangen) zusammengefasst. C. Fehr und H.M. Klein (Calgary, Kanada) schließen den diagnostischen Teil dieses Heftes mit einem aktuellen Überblick über die genetischen Syndrome bei Frontallappenepilepsien.

Den neurochirurgischen Teil dieses Heftes beginnen D. Delev und H. Clusmann (Aachen) mit einem Überblick über die invasive Diagnostik und die resektive Epilepsiechirurgie bei Frontallappenepilepsien, C. Dorfer et al. (Wien) beschreiben dies analog bei Anfällen aus der Insel. D. Kiss-Bodolay et al. (Genf) befassen sich detailliert mit der Epilepsiechirurgie im supplementär-motorischen Areal. M. Kundernatsch et al. (Vogtareuth) beschreiben erste Ergebnisse aus ihrer Kohorte von Patienten die mit einer Frontallappendiskonnektionen behandelt wurden.

Das Heft schließt mit 2 über den „klinischen Tellerrand“ hinausschauenden Arbeiten ab: E. Trinka (Innsbruck) und H. Stefan (Erlangen) beschäftigen sich im Rahmen einer Übersichtsarbeit aus älteren und aktuellen diagnostischen und therapeutischen Arbeiten mit den elektroklinischen fokalen Charakteristika von den als generalisiert geltenden Absencen. Einen historischen Überblick über die Frontallappenepilepsien geben B. Kasper (Erlangen) und G. Krämer (Zürich), denn die Frontallappenepilepsie ist nicht nur die erste epilepsiechirurgisch behandelte, sondern auch die erste mit invasivem EEG diagnostizierte Form der Epilepsie [4].

Auch wenn wir in diesem Heft nicht alle epileptologischen und neurochirurgischen Aspekte der Epilepsien aus dem Frontallappen und aus der Insel umfassend darstellen konnten, hoffen wir, Ihnen aber einen guten Überblick über das Thema geben zu können.