FormalPara Originalpublikation

Mejia-Gomez J et al (2021) The impact of cannabis use on vasomotor symptoms, mood, insomnia and sexuality in perimenopausal and postmenopausal women: a systematic review. Climacteric Mar 24:1–10. https://doi.org/10.1080/13697137.2021.1898581.

FormalPara Hintergrund.

Der indische Hanf, Cannabis sativa variation indica, enthält (−)-∆9-Tetrahydrocannabinol (∆9-THC) und über 100 chemisch verwandte Substanzen, darunter das (−)-Cannabidiol (CBD). Die psychotrope Wirkung von Cannabis beruht v. a. auf 1‑trans-∆9-THC. ∆9-THC wirkt über Cannabinoidrezeptoren (CB1-Rezeptor), die in hoher Dichte in den Basalganglien, im Hippocampus und im Cerebellum zu finden sind. Im Gegensatz dazu besitzt (−)-Cannabidiol (CBD) keine nennenswerte Affinität zu den CB1-Rezeptoren [1]. In der Schweiz z. B. sind Cannabis und Cannabiszubereitungen mit einem Gesamt-THC-Gehalt unter 1,0 % seit 01.01.2021 frei verkäuflich. Die Praxis zeigt, dass Frauen zunehmend in Eigenregie versuchen, mit CBD Wechseljahresbeschwerden zu mildern. Die Frage ist, ob das erfolgversprechend ist.

FormalPara Zusammenfassung.

Eine systematische Literatursuche identifizierte 564 Studien zum Einfluss von Cannabis auf das klimakterische Syndrom in der Peri- und Postmenopause. Drei Studien erfüllten die Einschlusskriterien. Zwei Transversalstudien untersuchten den Einfluss von Cannabis (keine Angaben zum THC-Gehalt) auf Hitzewallungen bei menopausalen Frauen, die irgendwann einmal bzw. regelmässig Cannabis konsumierten [2, 3]. In die erste Studie wurden HIV-positive Frauen mit z. T. ausgeprägter Polytoxikomanie eingeschlossen [2]. Hier war der Cannabisverzehr mit einer höheren Inzidenz von Hitzewallungen assoziiert. In der zweiten Studie wurde die Erwartungshaltung menopausaler Frauen ermittelt, die Cannabis konsumierten, und mit Nichtanwenderinnen verglichen [3]. Frauen mit Cannabisverzehr erhofften sich eine Verbesserung des Affekts, des Schlafs, von Hitzewallungen und Gelenkbeschwerden. In einer prospektiven doppelblinden Cross-over-Studie schliesslich wurde der Einfluss des Rauchens einer Cannabiszigarette mit 1,8 % THC-Gehalt im Vergleich zu einer Placebozigarette auf die Herzfrequenz und die subjektive Einschätzung des Affekts und des „Vergiftetseins“ bei 10 gesunden postmenopausalen Frauen untersucht [4]. Die Frauen sollten dabei innerhalb von 15 min tief inhalierend die Zigarette zu Ende rauchen. Beim Rauchen der Cannabiszigarette nahmen die Herzfrequenz und das Gefühl der Verwirrung signifikant zu, wohingegen die innere Unruhe abnahm. Sonstige Affektparameter änderten sich nicht. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass die Evidenz bisher unzureichend ist, um die Wirkung von Cannabis, v. a. CBD, auf das klimakterische Syndrom zu beurteilen.

Kommentar

Während es inzwischen einige Hinweise (auf schwachem Evidenzniveau) dafür gibt, dass CBD bei Insomnie [5] oder Affektstörungen [6] wirksam sein könnte, ist die Datenlage bzgl. des klimakterischen Syndroms absolut unzureichend. Cannabis bzw. CBD sollte nicht zur Behandlung menopausaler Symptome empfohlen/eingesetzt werden.