Die Herausgeber und das Editorial Board von Gynäkologische Endokrinologie trauern um ihren ehemaligen Senior Editor, den international verehrten Wissenschaftler, Begründer der IVF-Behandlung, Nobelpreisträger für Medizin und Freund Prof. Robert Edwards (Abb. 1). Er verstarb am 10. April im Alter von 87 Jahren.

Abb. 1
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Robert Edwards. (Foto mit freundl. Genehmigung von Prof. Dr. K. Diedrich)

Die wissenschaftliche Lebensleistung des IVF-Pioniers wurde durch unzählige Preise, Auszeichnungen und Ehrenmitgliedschaften gewürdigt. Über den engeren Kreis der Reproduktionsmedizin hinaus erfolgte eine breite gesellschaftliche Anerkennung der Arbeit von Robert Edwards – und damit indirekt der Leistungen der modernen Reproduktionsmedizin – durch die Verleihung des Nobelpreises im Jahr 2010, die er gesundheitlich angeschlagen, aber noch bei vollem Bewusstsein erlebte.

Über das eigentliche wissenschaftliche Œuvre hinausgehend wird Robert Edwards im Besonderen wegen seines Einsatzes für die Entwicklung des Faches der Reproduktionsmedizin unvergessen bleiben. Darüber hinaus war er Herausgeber und Gründer mehrerer hochrangiger Journale (Human Reproduction, Human Reproduction Update, Molecular Human Reproduction, Reproductive BioMedicine Online). Die erste Generation des damals noch jungen Faches hat außerordentlich von Edwards Offenheit im persönlichen Umgang und in der Kommunikation neuer Erkenntnisse sowie von seiner Bereitschaft zum Austausch und zur Förderung des Wissenszuwachses profitiert. Robert Edwards initiierte im Jahre 1984 die Gründung der Europäischen Gesellschaft für Reproduktionsmedizin und Embryologie (ESHRE), um für die europäischen Reproduktionsmediziner eine eigene Interessengemeinschaft zu schaffen. Die Jahrestagungen der ESHRE ziehen inzwischen über 9000 Teilnehmer an und gelten international als wichtigstes Forum für Ärzte und Reproduktionsbiologen. Die von der ESHRE herausgegebenen Journale gehören zu den hochrangigsten Organen an der Schnittstelle zahlreicher Fachgebiete – inklusive der Gynäkologie. Sein größtes Vermächtnis ist im Auftrag der Wissensvermittlung, der ethischen Reflexion, des ärztlichen und wissenschaftlichen Handelns und der Entwicklung einer Wissenschaft und Medizin, die den Menschen dient, zu sehen.

In diesem Sinne übernahm Prof. Robert Edwards bereitwillig die Funktion des Senior Editors, als die Gründung von Gynäkologische Endokrinologie im Jahr 2002 beschlossen worden war. In seinen Grußworten im Jahr 2002 („Spannende Zeiten in der gynäkologischen Endokrinologie“) zeigte er mit Weitsicht und Erfahrung die wichtigsten Neuerungen der Reproduktionsendokrinologie auf, die ihn – als Biologen und Genetiker – immer umtrieb und deren zentrale Bedeutung er früh erfasste. Im Jahr 2005 widmete Gynäkologische Endokrinologie dem Jubilar zum 80. Geburtstag eine Ausgabe, 2010 entsandten wir Grußworte zur Verleihung des Nobelpreises.

Nun heißt es Abschied nehmen von Robert Edwards, dem Impulsgeber, charismatischen Vordenker und Begründer einer Medizin, die Millionen Menschen die Gründung einer Familie ermöglichte.

G. Griesinger

T. Strowitzki