Hintergrund und Fragestellung

Die Implementierung des Wiederbelebungsunterrichts in Schulen hat das Ziel, die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung zur Durchführung von Reanimationsmaßnahmen langfristig und nachhaltig zu erhöhen. Hintergrund sind die über 50.000 Fälle eines außerklinischen Herz-Kreislauf-Stillstands, die sich pro Jahr in Deutschland ereignen [12]. Lediglich 8 % der Patientinnen und Patienten werden danach lebend aus dem Krankenhaus entlassen, wobei Studien zeigen, dass die Überlebensrate der Betroffenen durch den unmittelbaren Beginn von Reanimationsmaßnahmen durch Laien verdoppelt bis verdreifacht werden kann [14, 15, 20]. Die systematische Wiederbelebungsausbildung im Schulunterricht wird daher bereits seit Jahren auch international als „KIDS SAVE LIVES“-Initiative von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) unterstützt [5, 7]. Experten gehen von mehr als 10.000 Menschenleben aus, die sich durch eine höhere Laienreanimationsquote pro Jahr allein in Deutschland zusätzlich retten ließen [13]. Auch volkswirtschaftlich ist die Förderung der Laienreanimation von Interesse, da hierdurch nachweislich Krankheitskosten gesenkt werden und es zu einem schnelleren Wiedereintritt ins Berufsleben kommt [19].

Bereits zwei Schulstunden Reanimationsunterricht pro Jahr führen zu einem nachhaltigen Anstieg der Reanimationskenntnisse und des Selbstvertrauens in die eigenen Reanimationsfähigkeiten [8, 26]. Zudem erlernen Schülerinnen und Schüler erfolgreich auch die praktischen Fertigkeiten, die für die Durchführung suffizienter Reanimationsmaßnahmen erforderlich sind [1, 3, 22]. Studien zeigen, dass Lehrerinnen und Lehrer bei entsprechender fachlicher Ausbildung als Multiplikatoren den Wiederbelebungsunterricht erfolgreich eigenständig durchführen können [3, 17, 18].

In Deutschland besteht seit dem Jahr 2014 die Empfehlung der 365. Sitzung des Schulausschusses der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland, alle Schülerinnen und Schüler ab Klasse 7 jährlich in Wiederbelebung zu unterrichten [21]. Lehrerinnen und Lehrer sollen und können entsprechend ausgebildet und qualifiziert werden, den Wiederbelebungsunterricht in ihren Schulen umzusetzen. Sowohl das Interesse von Schulleitungen an der Lehrerausbildung ist hoch, als auch die Lehrkräfte selbst sind hoch motiviert, den Wiederbelebungsunterricht selbstständig in ihren Schulen nach entsprechender Ausbildung umzusetzen [18, 24].

Die vorliegende Untersuchung evaluiert, inwiefern die Ausbildung von Lehrkräften als Multiplikatoren mittels eines speziellen Qualifikationskurses die grundsätzliche Einführung des Wiederbelebungsunterrichts an Schulen fördert und wie der Wiederbelebungsunterricht auf schulindividueller Ebene unter realen Bedingungen umgesetzt wird. Hierzu wurde der Umsetzungsstand des Wiederbelebungsunterrichts zwei Jahre nach der Ausbildung von Lehrkräften an weiterführenden Schulen untersucht.

Studiendesign

Im Jahr 2017 erfolgte im Rahmen des Modellprojekts „Laienreanimation an Schulen in Nordrhein Westfalen“ unter Federführung des Ministeriums für Schule und Bildung Nordrhein-Westfalen die Ausbildung von Schülerinnen und Schülern nach unterschiedlichen Trainingskonzepten [2]. Die Teilnahme der Schulen an dem Projekt war freiwillig. Über die Bezirksregierung wurden alle weiterführenden Schulen postalisch zur Teilnahme an dem Modellprojekt eingeladen.

In der vorliegenden Studie handelt es sich um eine eigenständige Erhebung von Daten in den am Projekt teilnehmenden Schulen, die durch die Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin der Uniklinik Köln im Regierungsbezirk Köln betreut wurden und in denen Lehrerinnen und Lehrer als Multiplikatoren für den Wiederbelebungsunterricht in Schulen qualifiziert wurden. Die Ausbildung von Lehrkräften als Multiplikatoren für den Wiederbelebungsunterricht in Schulen erfolgte hier nach einem speziell entwickelten Lehrerausbildungskurs des Deutschen Rats für Wiederbelebung/German Resuscitation Council (GRC), der Fachgesellschaft für Reanimationsversorgung in Deutschland [9]. Die Lehrerausbildung wurde in Kooperation mit der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin der Uniklinik Köln durchgeführt. Im Rahmen einer Auftaktveranstaltung wurde im Juni 2017 pro Teilnehmerschule eine individuelle Anzahl von Lehrkräften in Reanimation ausgebildet. Jede Schule benannte eine schulintern projektverantwortliche Lehrkraft, die die Leitung des Projekts übernahm und als Projektansprechpartner fungierte. Die in Tab. 1 aufgeführten Inhalte wurden im Rahmen der Lehrerausbildung in Theorie und Praxis modular vermittelt und anhand der für Laien definierten Handlungsabfolge beim Herz-Kreislauf-Stillstand „Prüfen – Rufen – Drücken“ zusammengestellt [9].

Tab. 1 Modulare Inhalte der Lehrerausbildung nach Dirks et al. [9]

Von Juli 2019 bis November 2019 wurden durch die Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin der Uniklinik Köln zwei webbasierte Umfragen mit SurveyMonkey© (SurveyMonkey Europe UC, Dublin, Irland) durchgeführt. In einem ersten Fragebogen mit 19 Items wurden (i) Art und Umfang des schulinternen Wiederbelebungsunterrichts, (ii) Angaben zu den verwendeten Trainingsmaterialien und Unterstützungsmöglichkeiten, (iii) die Abfrage des Selbstvertrauens der schulintern projektverantwortlichen Lehrkräfte zur eigenständigen Durchführung des Reanimationsunterrichts sowie (iv) die Zufriedenheit mit dem Ausbildungskurs und (v) der zusätzliche Unterstützungsbedarf erhoben. In einer zweiten Abfrage wurde die Anzahl der ausgebildeten Lehrkräfte sowie die Anzahl der trainierten Schülerinnen und Schüler bei den schulintern projektverantwortlichen Lehrkräften abgefragt. Die Validierung der Befragung erfolgte durch einen Prätest mit drei Personen aus der Zielgruppe.

Die Distribution des Fragebogens erfolgte mit Unterstützung der Bezirksregierung Köln an die schulintern projektverantwortlichen Lehrkräfte der Teilnehmerschulen.

Ergebnisse

Ausbildungszahlen und Multiplikationsfaktoren

An den Befragungen haben sich insgesamt 23 von 26 Schulen beteiligt, was einer Rücklaufquote von 88 % entspricht. Insgesamt wurden 229 Lehrerinnen und Lehrer als Multiplikatoren für den Wiederbelebungsunterricht ausgebildet. In dem zweijährigen Beobachtungszeitraum trainierten diese insgesamt 8612 Schülerinnen und Schüler. 96 % (n = 22) der an der Befragung Teilnehmenden gaben an, dass sie den Wiederbelebungsunterricht nach der Ausbildung in ihrer Schule eingeführt haben. Eine Schule (Gesamtschule) gab an, dass sie den Wiederbelebungsunterricht nicht umsetzt.

Von denen, die den Wiederbelebungsunterricht eingeführt haben, stellten Berufsschulen mit einem Anteil von 41 % (n = 9) die größte Teilnehmergruppe dar. Die weiteren Schulformen verteilten sich auf Gymnasien mit 27 % (n = 6), Realschulen mit 14 % (n = 3), Gesamtschulen mit 9 % (n = 2) sowie Haupt- und Förderschulen mit jeweils 5 % (n = 1).

Im Mittel lag der Multiplikationsfaktor (Anzahl der trainierten Schüler pro Lehrkraft) über alle Schulen bei 38 (Min./Max.: 10/1747). An den teilnehmenden Gymnasien und Berufsschulen wurden mit 68 (30 %) bzw. 132 (58 %) die meisten Lehrkräfte ausgebildet. Die befragten Schulen dieser beiden Schulformen meldeten auch die höchste Anzahl an Schülern, die ein Wiederbelebungstraining im Beobachtungszeitraum erhalten haben (n = 2840 bzw. n = 2540). Der Multiplikationsfaktor war in diesen Schulen mit 42 bzw. 19 im Mittel jedoch geringer als bei den Gesamt- und Realschulen, in denen im Mittel 512 bzw. 220 Schülerinnen und Schüler mit dem Wiederbelebungsunterricht erreicht wurden. Auch die Förderschule erreichte mit einem Multiplikationsfaktor von 31 mehr Schülerinnen und Schüler pro Lehrkraft als die Berufsschulen. Eine detaillierte Übersicht der Schulformen, der Anzahl ausgebildeter Lehrkräfte, der trainierten Schülerinnen und Schüler sowie der Multiplikationsfaktoren findet sich in Tab. 2.

Tab. 2 Auswertung Schulformen, ausgebildete Lehrkräfte, trainierte Schülerinnen und Schüler und Multiplikationsfaktoren

Ausgestaltung des Wiederbelebungsunterrichts

Am häufigsten wurde der Wiederbelebungsunterricht im Rahmen des Sportunterrichts (n = 5) durchgeführt. Die Schulen nutzten zudem auch Vertretungsstunden (n = 4), Projekttage (n = 3) sowie den Biologieunterricht (n = 2) für die Durchführung von Wiederbelebungsunterricht. Darüber hinaus erfolgte der Wiederbelebungsunterricht auch in unterrichtsbegleitenden Veranstaltungen wie z. B. im Rahmen von schulischen Arbeitsgruppen und Sonderterminen. Schulen, die angaben, über einen schulinternen Schulsanitätsdienst zu verfügen (n = 12), involvierten diesen zu 83 % auch in die Durchführung des Wiederbelebungsunterrichts. Zudem gaben 11 Schulen (50 %) an, dass sie beim Wiederbelebungsunterricht eine Kooperation mit den ortsansässigen Hilfsorganisationen haben.

Selbstvertrauen der schulintern projektverantwortlichen Lehrkräfte und Unterstützungsbedarf

Die Frage zum Selbstvertrauen zur eigenständigen Durchführung des Wiederbelebungsunterrichts wurde von 59 % der Befragten (n = 13) beantwortet. Diese gaben alle an, sich „sehr sicher“ in der eigenständigen Durchführung des Wiederbelebungsunterrichts zu fühlen. Die Abfrage der Zufriedenheit mit dem entwickelten Lehrerausbildungskurs ergab drei Bewertungen mit „sehr gut“, vier mit „gut“ und zwei mit „eher gut“. Von den übrigen Schulen lagen keine Angaben zu dieser Frage vor. Bei der Abfrage des bestehenden Unterstützungsbedarfs gaben acht der Befragten an, einen Bedarf an zusätzlich ausgebildeten Lehrkräften an ihrer Schule zu haben. Darüber hinaus wurde der Bedarf nach einem Austausch mit anderen Schulen (n = 3) sowie einer engeren fachlichen Betreuung (n = 2) genannt.

Diskussion

Die vorliegende Untersuchung hat drei wesentliche Ergebnisse hervorgebracht: (i) Die Ausbildung von Lehrkräften als Multiplikatoren fördert erfolgreich die Implementierung des Wiederbelebungsunterrichts an Schulen. (ii) Der Multiplikationsfaktor einer Lehrkraft liegt im Mittel bei 38 und ist schulindividuell unterschiedlich (Min./Max.: 10/1747). (iii) Schulintern projektverantwortliche Lehrkräfte geben an, sich „sehr sicher“ in der eigenständigen Durchführung des Reanimationsunterrichts zu fühlen.

Die vorliegende Untersuchung zeigt, dass Lehrkräfte, die als Multiplikatoren ausgebildet wurden, sehr zuverlässig den Wiederbelebungsunterricht in ihren Schulen einführen. In einer Untersuchung von Schroeder et al. aus dem Jahr 2017 wurde bekannt, dass der Wiederbelebungsunterricht in Schulen bundesweit bisher nicht flächendeckend umgesetzt ist, obwohl bereits seit dem Jahr 2014 ein entsprechender Erlass der Kultusministerkonferenz der Länder vorliegt [25]. Dabei ist weniger die organisatorische Durchführung der Trainings als vielmehr die initiale Überzeugung der Schule zur Einführung des Wiederbelebungsunterrichts entscheidend [10]. Speziell in Wiederbelebung ausgebildete Lehrkräfte können hier eine wichtige Schlüsselposition einnehmen, indem sie die Einführung des Wiederbelebungsunterrichts in ihren Schulen vor Ort initiieren.

Unsere Daten zeigen, dass die schulindividuellen Multiplikationsfaktoren (Anzahl der trainierten Schülerinnen und Schüler pro Lehrkraft) unterschiedlich und teils weiter ausbaufähig sind. Eine hohe Anzahl ausgebildeter Lehrkräfte an einer Schule führt nicht immer auch zu einer hohen Multiplikation des Wiederbelebungsunterrichts innerhalb der Schülerschaft. Der Europäische Rat für Wiederbelebung/European Resuscitation Council (ERC) empfiehlt in seinem Positionspapier zur Lehrerausbildung, die Anzahl der für den Wiederbelebungsunterricht qualifizierten Lehrkräfte an der Anzahl der Schüler zu bemessen [6]. Für Schulen mit bis zu 1000 Schülerinnen und Schülern sollten demnach zehn Lehrerinnen und Lehrer als Multiplikatoren zur Verfügung stehen [6]. Zusätzlich empfiehlt der ERC die Benennung eines Projektverantwortlichen pro Schule [6]. Bei Betrachtung der Multiplikationsfaktoren auf schulindividueller Ebene zeigt sich, dass es bei entsprechender Organisation möglich ist, 1747 Schüler pro Lehrkraft über zwei Jahre auszubilden. Bei der Abfrage des zusätzlichen Unterstützungsbedarfs wurde von den Teilnehmerschulen der Befragung am häufigsten der Wunsch nach zusätzlich ausgebildeten Lehrkräften angegeben, was für eine nachhaltige Implementierung des Wiederbelebungsunterrichts Berücksichtigung finden sollte. Darüber hinaus sollten auch andere Unterstützungsmöglichkeiten (z. B. Kooperationen mit Hilfsorganisationen, Nutzung von E‑Learning-Modulen) sowie ein stetiger Austausch zum Thema Wiederbelebung z. B. mittels eines Onlineportals dazu beitragen, dass der Wiederbelebungsunterricht nachhaltig umgesetzt wird [9]. Der Aufbau einer solchen Informations- und Kommunikationsplattform für ausgebildete Lehrkräfte befindet sich beim GRC bereits in Planung. Auch sieht das Kurskonzept für die Ausbildung von Lehrkräften des GRC vor, dass die Schulungsinhalte wenn möglich alle zwei Jahre aufgefrischt werden [9].

Die Befragung der Teilnehmerschulen in unserer Studie hat ergeben, dass sich die schulintern projektverantwortlichen Lehrkräfte sehr sicher in der eigenständigen Durchführung des Wiederbelebungsunterrichts fühlen. Iserbyt et al. verweisen darauf, dass dies bei der Qualifizierung von Lehrkräften besonders wichtig ist [17]. Theoretische und praktische Reanimationskompetenzen sollen derart effektiv vermittelt werden, dass ein hohes Selbstvertrauen der Lehrkräfte in ihre Reanimationsfähigkeit erreicht wird [17].

Neben der Lehrerausbildung bestehen auch andere erfolgreiche Ansätze, um Schülerinnen und Schüler in Wiederbelebung zu trainieren [3, 10, 22, 25]. Ein weitverbreitetes Konzept ist dabei die Durchführung des Wiederbelebungsunterrichts durch medizinisches Fachpersonal [4, 10, 26]. Felzen et al. entsandten speziell geschulte Notärzte an Schulen in der Städteregion Aachen, die dort ein kostenfreies 45-minütiges Wiederbelebungstraining für Schüler durchführten. Innerhalb von 1,5 Jahren wurden so über 10.000 Schülerinnen und Schüler an 25 Schulen in Wiederbelebung trainiert. Im Vergleich erreichten speziell qualifizierte Lehrkräfte in unserer Studie 8612 trainierte Schülerinnen und Schüler an 22 Schulen über einen Zeitraum von zwei Jahren. Sowohl Lukas et al. als auch Bohn et al. zeigen, dass der Trainingserfolg in der Schülerschaft, gemessen anhand von theoretischen und praktischen Endpunkten (z. B. Reanimationswissen, Durchführung einer suffizienten Reanimation), bei einer Schulung durch Notärzte sowie durch speziell qualifizierte Lehrkräfte insgesamt vergleichbar ist [3, 22]. Schülerinnen und Schüler, die den Wiederbelebungsunterricht durch ihre Lehrkräfte erhielten, zeigten jedoch ein signifikant höheres Reanimationswissen (92,86 ± 8,38 % vs. 90,10 ± 8,63 %, P = 0,04) sowie eine bessere Beatmungsrate (4,84 ± 4,05/min vs. 3,76 ± 2,37/min, P = 0,04) als die Schüler aus der Notärztegruppe [22]. Fragt man die Schüler selbst, dann präferieren diese die Durchführung des Wiederbelebungsunterrichts durch ärztliches Personal, weil sie diesem eine höhere Kompetenz und Glaubwürdigkeit beim Themenkomplex Reanimation beimessen [10]. Letztlich kommen Felzen et al. zu dem Ergebnis, dass jede Schule selbst das für sie passendste Konzept für die Umsetzung des Wiederbelebungsunterrichts auswählen sollte [11]. Fachgesellschaften und Organisationen bundesweit stellen Schulen umfangreiche, kostenfreie Informationen zu Trainingskonzepten, Materialien und Kursen zur Verfügung (z. B. www.einlebenretten.de, www.grc-org.de, www.herzensretter.info, www.loewen-retten-leben.de, www.schulsanitaetsdienst.com, www.steiger-stiftung.de, www.wiederbelebung.de).

Das Vorliegen einer administrativen Empfehlung zur Einführung des Wiederbelebungsunterrichts sowie das Angebot von kostenfreien Qualifizierungsmöglichkeiten und Materialien allein ist jedoch nicht ausreichend, um alle Schulen zu erreichen. Dies bestätigen die Erfahrungen aus nationalen und internationalen Projekten [10, 23]. Es ist wichtig, dass schulintern die entsprechenden Rahmenbedingungen für den Wiederbelebungsunterricht geschaffen werden. Insbesondere die personelle Ausstattung, der Zeitaufwand, das verfügbare Ausbildungsequipment sowie die Kosten werden von Lehrerinnen und Lehrern als Hürden bei der Einführung des Reanimationsunterrichts gesehen [16]. Durch die Benennung eines Lehrers als schulinterner Projektkoordinator für den Reanimationsunterricht kann die Chance auf eine erfolgreiche Implementierung in den Schulen verdreifacht werden [23]. Ein leichter Zugang zu Trainingsmaterialien sowie die Schulung des richtigen Umgangs mit diesen Materialien stellen weitere Erfolgsfaktoren für eine erfolgreiche Umsetzung der Reanimationsausbildung in Schulen dar und sollten bei der Lehrerausbildung berücksichtigt werden [23, 27].

Berufsschulen haben sich in unserer Untersuchung als besonders interessierte Zielgruppe für den Wiederbelebungsunterricht gezeigt. Derzeit ist diese Schulform in der wissenschaftlichen Diskussion noch unterrepräsentiert, da sich Studien zu Trainingserfolgen primär auf jüngere Schülerinnen und Schüler anderer Schulformen beziehen [3, 22, 25, 26]. Projekte und wissenschaftliche Studien sollten sich zukünftig noch stärker auch an diese Zielgruppe richten. Berufsschüler tragen ihre Reanimationskompetenzen dann auch in ihre Ausbildungsbetriebe, was ein wichtiger Baustein zur Erhöhung der Laienreanimationsquote darstellt.

Bei der Interpretation der Daten muss berücksichtigt werden, dass die Beteiligung an diesem Projekt freiwillig erfolgt ist. Die untersuchten Schulen haben dementsprechend bereits eine hohe Eigenmotivation und -initiative zur Einführung des Wiederbelebungsunterrichts, was bei der Interpretation und Übertragbarkeit der Ergebnisse in andere Settings berücksichtigt werden muss. Darüber hinaus erhielten die Schulen im Rahmen des Modellprojekts (https://www.schulministerium.nrw.de/docs/bp/Ministerium/Presse/Pressemitteilungen/2018_17_LegPer/PM20180615_Reanimationskenntnisse/index.html) kostenfreie Reanimationspuppen (Practi-Man, Vimetecsa, Alicante, Spanien) durch Spenden des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales und des BKK Landesverbands Nordwest, wodurch die Umsetzung des Wiederbelebungsunterrichts vereinfacht und unterstützt wurde. Finanzierung und Bereitstellung von Trainingsmaterialien stellen wichtige Erfolgsfaktoren für die nachhaltige Implementierung des Wiederbelebungsunterrichts dar [23, 27]. Für die abschließende und vollumfängliche Bewertung der Wirksamkeit der Lehrkräfteausbildung bedarf es ferner der Evaluation von theoretischen und praktischen Endpunkten zum Themenkomplex Reanimation bei den trainierten Schülern, was nicht Gegenstand der vorliegenden Untersuchung war. Im Gesamtprojekt hat diese Evaluation jedoch nach der 3‑jährigen Projektlaufzeit stattgefunden und es konnte gezeigt werden, dass der Wiederbelebungsunterricht durch Lehrkräfte effektiv ist [11].

Fazit für die Praxis

  • Lehrkräfte übernehmen nach entsprechender Qualifizierung als Multiplikatoren sehr zuverlässig die Einführung des Wiederbelebungsunterrichts an ihren Schulen.

  • Der durchschnittliche Multiplikationsfaktor (Anzahl der trainierten Schülerinnen und Schüler pro Lehrkraft) liegt bei 38 über zwei Jahre.

  • Die Multiplikationsfaktoren sind schulindividuell sehr unterschiedlich, was es gilt, weiter zu untersuchen und durch gezielte Unterstützungsangebote anzugleichen bzw. zu verbessern.

  • Berufsschulen sind eine sehr interessierte Zielgruppe beim Thema Wiederbelebungsunterricht und sollten stärker wissenschaftlich fokussiert werden.