Zusammenfassung
Knöcherne Verletzungen der Handwurzel betreffen zu 80 % das Skaphoid und zu 15 % das Triquetrum. Frakturen der übrigen Handwurzelknochen sind deutlich seltener. Eine frühzeitige CT-Diagnostik hat nicht nur für die Skaphoidfraktur, sondern auch bezüglich der anderen Handwurzelknochen einen hohen Stellenwert in der Erkennung einer Fraktur sowie der nachfolgenden Therapiemaßnahme. Stabile karpale Frakturen können erfolgreich konservativ therapiert werden. Dislozierte karpale Frakturen sollten osteosynthetisch versorgt werden. Ziele sind die anatomische Reposition sowie eine stabile Osteosynthese. Hierdurch kommt es in den meisten Fällen zu einer Ausheilung unter Wiederherstellung der Funktion des Handgelenkes.
Abstract
In fractures involving the carpal bones, 80 % are fractures of the scaphoid bone and 15 % involve the triquetrum bone. Fractures of the remaining carpal bones are exceedingly rare. A prompt computed tomography (CT) scan is required for detecting not only fractures of the scaphoid bone but also other carpal bone fractures and for determining an adequate therapy. Undisplaced fractures can be successfully treated conservatively. Displaced or unstable carpal bone fractures should be operatively treated with open reduction and internal fixation, whereby bone union and restoration of range of motion and hand function can be achieved..
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Unter Punkt 8 des Verletzungsartenverzeichnisses werden schwere Verletzungen der Hand aufgezählt. Hierzu gehören auch die isolierten Brüche der Handwurzelknochen [unter Punkt 8,3(V)] des Verletzungsartenverzeichnisses sowie in das Schwerstverletzungsarten (SAV)-Verfahren der Hand die Brüche mehrerer Handwurzelknochen, Verrenkungsbrüche oder Verrenkungen der Handwurzel mit oder ohne Bandverletzungen [8,3(S)]. An die handchirurgischen Fachabteilungen, welche die SAV-Fälle der Hand behandeln dürfen, werden besonders hohe Anforderungen gestellt.
Knöcherne Verletzungen der Handwurzel betreffen zu 80 % das Skaphoid und zu 15 % das Triquetrum. Frakturen der übrigen Handwurzelknochen sind deutlich seltener. Laut Literatur treten Frakturen des Trapezium in 1–5 % der Fälle auf, Kapitatumfrakturen in 1–2 %, Hamatum- und Pisiformefrakturen jeweils zu 2 %, Lunatumfrakturen zwischen 0,5 und 1 % und Trapezoideumfrakturen unter 1 % der Fälle auf [34].
Skaphoidfrakturen
Die Skaphoidfraktur stellt mit 80 % die häufigste Fraktur der Handwurzelknochen dar und ist nach der distalen Radiusfraktur die zweithäufigste Verletzung des Handgelenkes [4, 7].
Häufig handelt es sich bei der Verletzung des Skaphoids um eine Sportverletzung, die vor allem jüngere Menschen zwischen 20 und 40 Jahren betrifft. Das Verhältnis Männer zu Frauen beträgt 6:1. Die Inzidenz liegt bei ca. 0,5 Promille pro Jahr [20].
Der typische Unfallmechanismus der Skaphoidfraktur ist ein Sturz aus Körperhöhe auf das extendierte Handgelenk. Durch eine forcierte Extension, aber auch durch eine Ulnarduktion des Handgelenkes kommt es zu einer dorsalen Subluxation des Mediokarpalgelenkes und somit zu einer vermehrten Belastung auf die palmare Kortikalis des Skaphoids.
In 60 % der Fälle betrifft die Fraktur das mittlere Skaphoiddrittel, zu jeweils 15 % das proximale und distale Skaphoiddrittel und zu 10 % das Tuberculum ossis scaphoidei [29].
Nach dem Konzept von Lichtman fungiert die Handwurzel als ein unter Spannung stehender Ring [8]. Kommt es zu einer ligamentären oder knöchernen Verletzung kann eine Unterbrechung des Ringes resultieren. Die Aufhebung des Ringgefüges durch eine instabile Skaphoidfraktur führt langfristig zu einer karpalen Instabilität bis hin zum karpalen Kollaps [4, 7]. Die karpale Achsenfehlstellung erzeugt eine typische Instabilität und Fehlstellung, die sog. DISI („dorsiflexed intercalated segment instability“)-Gefügestörung , bei der das Lunatum zusammen mit dem proximalen Skaphoidpol nach dorsal in die Extensionsstellung kippt und das distale Skaphoidfragment gegenläufig in die palmare Flexionsstellung. Im weiteren Verlauf kommt es zu einer periskaphoidalen Arthrosis deformans bis zum fortgeschrittenen karpalen Kollaps mit Ausbildung eines sog. „scaphoid nonunion advanced collapse (SNAC) wrist“ [13, 15].
Die Gefäßversorgung des Skaphoids erfolgt für das Tuberculum ossis scaphoidei und den distalen 20- bis 30 %igen Skaphoidanteil aus den palmaren Ästen der A. radialis sowie des daraus hervorgehenden R. palmaris superficialis. Die proximalen 70–80 % des Skaphoids erhalten ihre Gefäßversorgung über die dorsale Knochenkante. Da der proximale Pol keine eigene, suffiziente Blutversorgung aufweist, treten nach unbehandelten Skaphoidfrakturen im proximalen Drittel 3- bis 6-mal häufiger Pseudarthrosen und ggf. auch avaskuläre Nekrosen auf [23, 28, 32].
Bei klinischem Verdacht einer Skaphoidfraktur muss eine radiologische Abklärung erfolgen, bis die Skaphoidfraktur entweder festgestellt oder aber ausgeschlossen wurde. Standardmäßig erfolgt zunächst eine Handgelenkaufnahme im posterior-anterioren und seitlichen Strahlengang. Aufgrund der gekrümmten Form des Skaphoids sowie der gekippten Lage von 45° zu den 3 orthogonalen Raumebenen kommt es nur zu einer unvollständigen Darstellung. Zur vollständig einsehbaren Skaphoidbetrachtung ist die Zusatzaufnahme in Faustschluss und Ulnarduktion nach „Stecher“ hilfreich [17, 33].
In der traditionellen Röntgendiagnostik erfolgt zusätzlich die Kahnbein-Quartettserie, die die Aufnahme nach Stecher (Faustschluss und Ulnarduktion), nach Schreck (Schreibfederstellung), nach Bridgeman (Extensionsstellung) und in Hyperpronation umfasst [28]. Dies ist aktuell jedoch nicht mehr erforderlich, da bei Frakturverdacht immer eine hochauflösende CT-Untersuchung des Kahnbeins erfolgen sollte.
CT-Untersuchung
Standardmäßig sollte jedoch zur weiteren Abklärung hinsichtlich der Detektion und der möglichen therapeutischen Konsequenzen eine hochauflösende Computertomographie (CT) durchgeführt werden. Hierdurch kann eine exakte Klassifikationseinteilung erfolgen, was wichtig für die Behandlungsentscheidung ist.
Die CT-Untersuchung sollte parallel zur Längsachse des Skaphoids mit einer Schichtdicke von 0,5–1 mm erfolgen. Damit die Scanebene parallel zur Längsausdehnung des Skaphoids verläuft, muss die Hand in einem Winkel von 45° zur Körperachse gelagert werden. Mit dieser Untersuchung können kleinste Dislokation oder auch Trümmerzonen sehr gut aufgedeckt werden [14, 30]. Mit State-of-the-Art-Scannern, die annähernd isotrope Voxel erzeugen (Schichtdicke 0,4–0,6 mm, Bildmatrix größer als 1024 x 1024) kann ein Volumendatensatz der gesamten Handwurzel erstellt werden, sodass die schräg-sagittalen und schräg-koronalen Dünnschichten durch das Skaphoid rekonstruiert werden können [30].
MRT-Untersuchung
Die Magnetresonanztomographie (MRT) kann ebenfalls eine Skaphoidfraktur nachweisen. Dabei sollten die Schichtbilder in gleicher Projektion erfolgen wie bei der CT-Untersuchung. Im MRT kommen in der Frühphase nach dem Unfallereignis traumatisierte Bereiche als Knochenmarködem signalintensiv zur Darstellung. Jedoch kann dabei nicht immer zwischen einer vollständigen Fraktur und einem Knochenmarködem unterschieden werden. Daher ist zur Darstellung und genauen Beurteilung der Frakturzone die CT-Untersuchung vorzuziehen. Besteht jedoch der Verdacht einer okkulten Fraktur, vor allem bei Kindern, so sollte zunächst eine MRT-Untersuchung erfolgen. Zur Differenzierung einer Nekrose am proximalen Pol oder auch bei Morbus Preiser sollte ebenfalls eine MRT mit Gadolinium durchgeführt werden.
Einteilung der Skaphoidfrakturen
Die Einteilung der Skaphoidfrakturen erfolgt anhand der nativ-radiologischen Bildgebung nach der Einteilung von Herbert [11]. Da routinemäßig zur exakten Frakturbeurteilung eine CT-Untersuchung parallel zur Längsachse des Skaphoids erfolgen sollte, wurde die ursprünglich beschriebene Klassifikation nach Herbert mit zusätzlicher CT-Beurteilung nach Krimmer/Herbert modifiziert ([17; Abb. 1):
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Typ A: stabile Frakturen
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A1: Fraktur des Tuberculum ossis scaphoidei
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A2: nicht dislozierte oder inkomplette Fraktur im mittleren/distalen Drittel
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Typ B: instabile Frakturen
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B1: Schrägfraktur
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B2: dislozierte Fraktur
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B3: Fraktur im proximalen Drittel
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B4: transskaphoidale perilunäre Luxationsfraktur
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Die Klassifikation unterscheidet dabei zwischen stabilen (Typ A) und instabilen (Typ B) Frakturen. Prinzipiell sollten alle instabilen Frakturen (Typ B1–B4) aufgrund der hohen Pseudarthrosengefahr operativ versorgt werden.
Es besteht vor allem bei proximalen Skaphoidfrakturen (Typ B3) ein erhöhtes Risiko für Pseudarthrose und für das Auftreten von avaskulären Nekrosen, was daran liegt, dass dem proximalen Skaphoidabschnitt eine eigenständige Blutversorgung fehlt.
Bei der Typ-B4-Fraktur handelt es sich um eine transskaphoidale perilunäre Luxationsfraktur und somit um eine komplexe Verletzung mit zur Fraktur zusätzlichen Läsionen der karpalen Ligamente.
Stabile Skaphoidfrakturen (Typ A1–A2 in der CT-Klassifikation nach Krimmer/Herbert) können in einem Skaphoidgips ausbehandelt werden. Beim Skaphoidgips handelt es sich um einen Unterarmgips bzw. Unterarmcast mit Einschluss des Daumengrundgelenkes (Abb. 2). Die früher häufig durchgeführte Immobilisation des Ellenbogengelenkes durch einen Oberarmgips hat keinen nachgewiesenen Vorteil und ist verzichtbar [6, 16, 24, 35]. Die Ruhigstellung sollte für 6 bis 8 Wochen erfolgen mit anschließender Röntgenkontrolle in den 3 Standardebenen. Wir empfehlen zudem die Durchführung einer erneuten Röntgen (Stecher)- und CT-Untersuchung nach 6-wöchiger Ruhigstellung zum Nachweis der knöchernen Durchbauung [21]. Zeigt sich spätestens nach 12-wöchiger Ruhigstellung noch keine suffiziente Frakturdurchbauung, so sollte eine operative Therapie geplant werden [10].
Stabile A2-Skaphoidfrakturen können alternativ auch operativ versorgt werden, wenn der Patient dies wünscht, um schneller wieder seinen Alltagsaktivitäten nachkommen zu können, sowie keine längere Ruhigstellung wünscht. Nach minimalinvasiver Skaphoidosteosynthese empfehlen wir eine Ruhigstellungsdauer von ca. 1 Woche. Der Vergleich zwischen konservativer Therapie und minimalinvasivem Operationsverfahren zeigte, dass das operative Vorgehen eine schnellere knöcherne Durchbauung und damit auch eine frühere Arbeits- und Sportfähigkeit ermöglicht [3, 6, 9, 19]. Die Ergebnisse der Studien zeigen, dass die operative Therapie die besten Ergebnisse hinsichtlich Funktion und frühzeitiger Rückkehr zum Arbeitsplatz ermöglicht. Allerdings scheinen die Komplikationen etwas höher zu sein als nach konservativer Therapie [26].
Alle als instabil klassifizierten frischen Skaphoidfrakturen sollten operativ versorgt werden. Ziel der operativen Therapie ist eine stabile Frakturversorgung, die eine frühe Mobilisation und somit auch eine schnelle Rückkehr in das Arbeitsleben ermöglicht sowie die Ausbildung einer Pseudarthrose vermeidet.
Durch die Einführung der Herbert-Schraube 1984 konnte die operative Versorgung von Skaphoidfrakturen entscheidend verbessert werden [11]. Sowohl die ursprüngliche Herbert-Schraube als auch die heute gebräuchlichen kanülierten Titanschrauben verfügen über ein Spitzen- und ein Kopfgewinde (Doppelgewindeschraube), deren beider Durchmesser größer ist als der des gewindefreien Schraubenschaftes. Um eine axiale Kraft auf die Fraktur zu erreichen, ist die Gewindesteigung im Kopf geringer als an der Spitze, sodass es zu einer Kompression kommt, sobald beide Gewinde im Knochen liegen und die Schraube weiter angezogen wird. Die Schraube sollte vollständig intraossär und sicher subchondral platziert werden. Dadurch ist bei regelrechter Schraubenlage eine Materialentfernung nach knöcherner Konsolidierung meist nicht notwendig [20].
Die operative Technik zur Skaphoidstabilisierung richtet sich nach der Frakturlokalisation, dem Ausmaß und der Richtung der Dislokation, eventuellen begleitenden Verletzungen und den Erfahrungen und Vorlieben des Operateurs [22, 25]. Die Versorgung von Frakturen im proximalen Drittel erfolgt üblicherweise von dorsal. Frakturen im mittleren und distalen Drittel werden meist von palmar in offener oder minimalinvasiver Technik operiert, sie können jedoch auch von dorsal operativ angegangen werden (Abb. 3).
Der Algorithmus für die Behandlung einer Skaphoidfraktur ist in Abb. 4 dargestellt. Skaphoidfrakturen können auch als Teil einer karpalen Luxationsfraktur vorkommen. Dabei handelt es sich um seltenere, aber besonders schwere Verletzungen, die meist bei einem Hochrasanztrauma oder einem Sturz aus größerer Höhe auftreten. Die typische Luxationsverletzung des Handgelenkes ist die perilunäre Luxation. Dabei erfolgt zuerst eine Ruptur des skapholunären Bandes, dann kommt es zu einer Dissoziation von Lunatum und Kapitatumkopf, nachfolgend zu einer Ruptur des lunotriquetralen Bandes und letztendlich zu einer Dislokation des Lunatum [18, 32]. Man unterscheidet zwischen Verrenkungslinien des kleinen Bogens („lesser arc injury“) und denen entlang des großen Bogens („greater arc injury“). Bei Letzteren kann die Luxationslinie praktisch durch alle Handwurzelknochen verlaufen, wobei Skaphoid, Kapitatum und Triquetrum am häufigsten betroffen sind. Die perilunäre Luxation mit Fraktur des Skaphoids wird als „transskaphoidale perilunäre Luxationsfraktur“ (de Quervain) bezeichnet. Diese ist mit 61 % die häufigste Form der perilunären Luxationen [29, 32].
Weitere karpale Frakturen
Frakturen der übrigen Handwurzelknochen sind sehr selten und machen ca. 1,1 % aller Frakturen aus. Der Unfallmechanismus ist wie bei der Skaphoidfraktur ein Sturz auf die ausgestreckte Hand [27, 34]. Eine große Bedeutung für die Detektion der Handwurzelfrakturen hat heutzutage die CT-Diagnostik.
Triquetrumfraktur
Triquetrumfrakturen machen ca. 15 % aller Karpusfrakturen aus und stellen damit die zweithäufigsten knöchernen Verletzungen des Karpus dar. Die Triquetrumfrakturen werden in Frakturen der dorsalen Kortikalis (Chipfrakturen, Korpusfrakturen) und palmare Avulsionsfrakturen eingeteilt.
Die Behandlung der frischen Triquetrumchip- oder Avulsionsfrakturen erfolgt meist konservativ mit einer Ruhigstellung für 3 bis 4 Wochen. Eine dislozierte Korpusfraktur sollte operativ versorgt werden, z. B. mittels offener Reposition und Osteosynthese durch kanülierte Minischrauben.
Trapeziumfraktur
Bei ca. 1–5 % aller Karpusfrakturen handelt es sich um Trapeziumfrakturen. Dabei kommt es meist durch eine axiale Kompression auf den Daumen zu einer vertikalen, intraartikulären Fraktur.
Nicht dislozierte Frakturen werden konservativ behandelt mittels Ruhigstellung für maximal 4 Wochen. Dislozierte Frakturen sollten operativ therapiert werden mittels geschlossener oder offener Reposition und Stabilisierung mittels Draht- oder Schraubenosteosynthese, da sonst die Gefahr einer Daumensattel- oder Skaphoid-Trapezium-Trapezoideum-Gelenkarthrose besteht (Abb. 5).
Kapitatumfraktur
Kapitatumfrakturen treten isoliert nur in 1–2 % aller Handwurzelfrakturen auf. Meist handelt es sich dabei um quer verlaufende Korpusfrakturen. Häufiger treten Kapitatumfrakturen in Verbindung mit einer perilunären Verletzung auf. Hier ist vor allem das „scaphocapitate syndrome“ nach Fenton zu nennen, bei dem es sich um eine transskaphoidale transkapitale perilunäre Luxation handelt, die häufig mit Rotation des proximalen Kapitatumfragments bei Hochrasanztrauma vorliegt [1].
Nicht dislozierte Frakturen werden konservativ behandelt und heilen in der Regel nach 6 Wochen aus. Dislozierte Frakturen sollten operativ versorgt werden, da vor allem nach übersehener, dislozierter Fraktur die Gefahr einer Pseudarthrosenausbildung besteht. Zudem kann bei diesem Frakturtyp eine Nekrose am Kapitatumkopf entstehen, die zur mediokarpalen Arthrose und nachfolgend zum karpalen Kollaps führen kann [27, 34].
Lunatumfraktur
Lunatumfrakturen sind mit 0,5–1 % aller Karpusfrakturen selten. Meist besteht eine quer verlaufende Lunatumkorpusfraktur. Die Lunatumfrakturen werden in eine Fraktur des palmaren Pols, des distalen Pols sowie in eine transverse, osteochondrale und transartikuläre Korpusfraktur unterteilt. Eine operative Therapie ist lediglich bei den Karpus-destabilisierenden Randfrakturen und dislozierten Korpusfrakturen indiziert.
Differenzialdiagnostisch ist immer an eine Lunatumnekrose zu denken und diese auszuschließen. Hierbei ist bei einer traumatisch bedingten Lunatumfraktur anamnestisch ein adäquates Trauma zu fordern. In der bildgebenden Diagnostik (Röntgen-, CT- und auch MRT-Untersuchung) zeigen sich Zeichen einer frischen Frakturierung, ggf. auch eine Mitbeteiligung der benachbarten Carpalia, dagegen keine Zeichen einer Osteonekrose.
Hamatumfraktur
Hamatumfrakturen machen ca. 2 % aller Karpusfrakturen aus. Es werden dabei Korpusfrakturen von den Hamulusfrakturen unterschieden. Die Klassifikation nach Hirano und Inoue unterscheidet in Typ-1- und Typ-2-Frakturen [12]:
Typ 1: Hamulusfrakturen
Unverschobene Hamulusfrakturen können konservativ therapiert werden. Eine konservative Therapie hat dann die besten Erfolgsaussichten, wenn sie innerhalb von maximal 3 Wochen nach Trauma begonnen wird. Die Ruhigstellung sollte für 6 Wochen erfolgen und den Hamulus durch 15° Flexion und 5° Radialduktion des Handgelenkes entlasten [5].
Eine operative Therapie ist bei frischen Frakturen fakultativ und individuell mit dem Patienten zu besprechen. Bei veralteten Frakturen sowie bei schmerzhaften Pseudarthrosen sollte eine operative Therapie erfolgen [5]. Die operative Therapie kann zum einen durch eine Schraubenosteosynthese des Hamulus erfolgen, zum anderen durch die Exstirpation des Hamulus. In beiden Fällen besteht das Risiko einer Verletzung des motorischen Astes (R. profundus) des N. ulnaris. Dabei sollte diese Operation möglichst vom handchirurgisch Erfahrenen unter Lupenbrillenvergrößerung durchgeführt werden.
Typ 2: Frakturen des Korpus
2a Koronale Frakturen bei CMC (karpometakarpale)-Luxationsfraktur des 4. und 5. Strahls
Da die Reposition problemlos gelingt besteht die Therapie in einer geschlossenen Reposition und einer perkutanen Kirschner-Draht-Transfixation.
2b Transversale Frakturen
Eine isolierte Querfraktur des Hamatumkorpus ist sehr selten. Die Therapie sollte operativ mittels Reposition und Osteosynthese mit einer Doppelgewindeschraube erfolgen (Abb. 6).
Pisiformefraktur
Frakturen des Os pisiforme machen ca. 2 % aller Handwurzelfrakturen aus. Meist handelt es sich um ein direktes Trauma mit Sturz auf die ulnare Handwurzel. Bei den Verletzungen des Os pisiforme wird zwischen Frakturen und Luxationen unterschieden.
Bei klinischem Verdacht sollte radiologisch eine sog. Os-pisiforme-Zielaufnahme (semisupinierte Schrägaufnahme) durchgeführt werden sowie ggf. eine CT-Untersuchung.
Dislozierte Frakturen sollten mittels Schraubenosteosynthese versorgt werden, da sonst die Ausbildung einer Pseudarthrose oder einer pisotriquetralen Arthrose mit anhaltenden Schmerzen möglich ist. Bei persistierenden Beschwerden ist ggf. eine Exzision des Os pisiforme möglich ohne relevante Nachteile für die Handfunktion [2, 27, 34].
Trapezoideumfraktur
Trapezoideumfrakturen kommen bei knöchernen Handwurzelverletzungen aufgrund der Lage und durch den Schutz kräftiger Bandverbindungen am seltensten vor und machen unter 1 % der Karpusfrakturen aus. Sie sind meist Folge eines indirekten Traumas im Rahmen einer karpometakarpalen Luxationsfraktur. Nicht oder wenig dislozierte Frakturen werden konservativ behandelt. Bei starker Dislokation, vor allem bei karpometakarpaler Luxationsfraktur sollte eine geschlossene oder offene Reposition und Osteosynthese durch Drähte und/oder Minischraube durchgeführt werden [27, 34].
Bei persistierender Fehlstellung und Instabilitäten ist ggf. eine karpometakarpale Arthrodese indiziert.
Fazit für die Praxis
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Frakturen der Handwurzel betreffen zu 80 % das Skaphoid. Die adäquate Diagnostik und Therapie der Skaphoidfraktur spielen daher im klinischen Alltag die größte Rolle bei Handwurzelverletzungen. Die frühzeitige CT-Diagnostik hat einen hohen Stellenwert in der Erkennung der Handwurzelfrakturen.
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Stabile karpale Frakturen können erfolgreich konservativ therapiert werden. Dislozierte karpale Frakturen sollten osteosynthetisch versorgt werden, wobei minimalinvasive Osteosynthesen immer häufiger mit kanülierten Schrauben durchgeführt werden. Arthroskopisch assistierte Operationen können bei der Reposition förderlich sein. Dadurch ist auch eine Behandlung bzw. der Ausschluss von ligamentären Zusatzverletzungen möglich. Durch eine anatomische Reposition und stabile Osteosynthese kommt es in den meisten Fällen zu einer Ausheilung unter Wiederherstellung der Funktion des Handgelenkes.
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Komplexe knöcherne Handwurzelverletzungen fallen unter das Schwerstverletzungsartenverfahren der Hand und sollten daher nur in handchirurgischen Spezialabteilungen behandelt werden.
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Ziel der Behandlung ist die Wiederherstellung der anatomischen Form mit Erhalt einer schmerzfreien Handgelenkfunktion sowie die Wiedererlangung der vollständigen Arbeitsfähigkeit. Spätfolgen nach knöchernen Handwurzelfrakturen, die nicht primär erkannt bzw. nicht adäquat versorgt wurden, münden nicht selten in eine Minderung der Erwerbsfähigkeit.
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Mehling, I., Sauerbier, M. Knöcherne Verletzungen der Handwurzel. Trauma Berufskrankh 17 (Suppl 2), 338–344 (2015). https://doi.org/10.1007/s10039-015-0023-7
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