An erster Stelle der chronischen Wunden steht das vaskuläre diabetische Fußsyndrom, welches zu den häufigsten Folgekomplikationen des Diabetes mellitus zählt und der Hauptgrund für langwierige stationäre Behandlungsaufenthalte bei Diabetespatienten ist. Dem folgt das Ulcus cruris, welches zu den häufigsten Folgekomplikationen des postthrombotischen Syndroms zählt und die hauptsächliche Ursache für stationäre Behandlungsaufenthalte von Varikosepatienten darstellt.

Ambulante Wundversorgung

Wundversorgung ist ambulant nahezu umfassend möglich. Die Grenzen hierbei liegen eindeutig bei der Diagnostik und Behandlung von Komplikationen wie Infektion und Sepsis, bei denen eine entsprechende systemische Therapie eingeleitet werden muss.

Basis

Eine chronische Wunde kann nicht ohne vorangegangene Klärung der Ursache abheilen. Hierfür kommen folgende Maßnahmen in Frage:

  • angiologische Diagnostik,

  • gefäßchirurgische Intervention,

  • diabetologische Einstellung,

  • neurologische Diagnostik und

  • dermatologische Diagnostik und Therapie.

Da die Basis für eine erfolgreiche Sanierung der chronischen Wunde eine suffiziente Perfusion der betroffenen Extremitäten ist und diese häufig erst mittels revaskularisierender Maßnahmen wiederhergestellt werden kann, muss die Wundbehandlung in Kooperation mit gefäßchirurgischen, angiologischen, diabetologischen und radiologischen Partnern erfolgen. Nur in diesem Kontext hat die Therapie der chronischen Wunde mit modernen Wundverbänden ihren unverzichtbaren Stellenwert. Abb. 1 veranschaulicht diese Vernetzungsstrukturen in der modernen Wundversorgung.

Abb. 1
figure 1

Vernetzungsstrukturen in der modernen Wundversorgung

Abb.1 Therapiemaßnahmen

Die Behandlung von chronischen Wunden in der ambulanten Medizin stellt ein Zusammenspiel bewährter Therapiemöglichkeiten dar:

  • chirurgisches Débridement,

  • biochirurgisches Débridement,

  • Vakuumverfahren: VAC („vacuum assisted closure“), NPWT („negative pressure wound therapy“),

  • Elektrotherapie der Wunde und

  • Anwendung moderner Wundverbände.

All diese Therapieoptionen können unkompliziert und einfach ambulant durchgeführt werden. Dadurch besteht die Möglichkeit, den Patienten nach einer evtl. notwendigen stationären gefäßchirurgischen Intervention zügig in die ambulante Weiterversorgung überzuleiten.

Das Berliner Wundnetz schließt die Lücke zwischen der stationären Behandlung im Krankenhaus und der ambulanten Versorgung.

Vorteile

Moderne ambulante Wundversorgung bedeutet

  • Lebensqualität fördern,

  • Wundheilung unterstützen,

  • Rezidivbildung und Neuentstehung von Wunden vermeiden.

Kasuistiken

Anhand von Einzelbeispielen (Abb. 2, Abb. 3) lassen sich sowohl die weitgehenden Möglichkeiten der modernen ambulanten Wundbehandlung als auch die Grenzen der ambulanten Versorgung darlegen.

Fall 1

In Abb. 2 ist der Fall eines 54-jährigen Dialysepatienten mit Diabetes mellitus und entsprechenden Folgekomplikationen dargestellt. Er stellte sich erstmals am 01.02.2011 nach Vorfußamputation und PTA (perkutane transluminale Angioplastie) in der Wundambulanz Praxis Sonne vor und konnte erfolgreich mittels moderner Wundtherapie behandelt werden.

Abb. 2
figure 2

Fall 1, a Erstvorstellung am 01.02.2011 nach Vorfußamputation und PTA (perkutane transluminale Angioplastie), b nach 4 Monaten moderner ambulanter Wundtherapie (24.05.2011)

Fall 2

Bei dem 73-jährigen Patienten mit Diabetes mellitus mussten die 2. und 3. Zehe links im März 2011 amputiert werden. Der Patient wurde am 31.03.2011 aus dem Krankenhaus entlassen und stellte sich am 12.04.2011 erstmals mit einer Wundheilungsstörung in der Wundambulanz Praxis Sonne vor. Über einen Zeitraum von 4 Wochen wurde die chronische Wunde regelmäßig chirurgisch debridiert und mittels Alginat und Schaumverband versorgt. Hierunter kam es zur allmählichen Besserung.

Abb. 3
figure 3

Fall 2, a Erstvorstellung am 12.04.2011 nach Amputation der 2. und 3. Zehe links mit chronischer Wundsituation, b Wundzustand nach 4 Wochen regelmäßigem chirurgischem Débridement und Behandlung mit Alginat und Schaumverband, c 8 Wochen nach der Entlassung aus der stationären Behandlung

Fazit für die Praxis

Moderne Wundversorgung ist heute eine Domäne der ambulanten Medizin. Nur in Fällen schwerwiegender Komplikationen wird eine stationäre Behandlung notwendig. In der Obhut eines ärztlichen Wundexperten gelingt die Vernetzung der an der modernen Therapie chronischer Wunden Beteiligter. Daraus resultiert für die oft schwer betroffenen Patienten eine fundamentale Verbesserung der Lebensqualität. Vom Hausarzt sollte der ärztliche Wundexperte zur Vermeidung unnötiger Komplikationen frühzeitig einbezogen werden.

Ein wichtiges berufspolitisches Ziel stellt die Sicherstellung von Logistik und Entlastung aus Budgetierungen durch die Kostenträger dar.