_ Neben einer schnellen und anhaltenden Schmerzreduktion seien die Verträglichkeit und Sicherheit eines Analgetikums bei chronischen Rückenschmerzen ausschlaggebend für den Therapieerfolg, sagte Professor Ralf Baron, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Kiel. Bei vergleichbarer analgetischer Wirksamkeit wie Oxycodon verursachte Tapentadol (Palexia® retard) aber in einer Studie seltener Übelkeit, Erbrechen, Obstipation, Juckreiz und Schwindel [Buynak R et al. Expert Opin Pharmacother 2010; 11:1787–804]. In einer kürzlich publizierten Crossover-Studie zeigte sich unter 100 mg Tapentadol eine signifikant geringere atemdepressive Wirkung als bei Oxycodon in der äquianalgetischen Dosis von 20 mg (p < 0,01; Abb. 1). 15 gesunde Probanden hatten als Einzeldosis 100 mg oder 150 mg Tapentadol, 20 mg Oxycodon oder Placebo erhalten [van der Schrier R et al. Br J Anaest 2017; 119(6):1169–77]. Bei ansonsten gesunden jungen Schmerzpatienten sei der Unterschied weniger bedeutsam. „Denken Sie aber an einen älteren Patienten mit nächtlicher Schlafapnoe: Dann wird er relevant“, betonte Baron. Nach Einnahme von 150 mg Tapentadol war der Unterschied zu 20 mg Oxycodon nicht mehr signifikant.

Abb. 1
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Die einmalige Gabe von 100 mg Tapentadol führt bei gesunden Probanden zu einer geringer ausgeprägten Atemdepression als die Gabe von 20 mg Oxycodon.

© van der Schrier R et al. Br J Anaesth 2017; Epub ahead of print

„Haben bei Patienten NSAR oder schwache Opioide keine ausreichende Wirksamkeit und keine gute Verträglichkeit gezeigt, sollte frühzeitig auf das stark wirksame und gut verträgliche Tapentadol umgestellt werden“, betonte Dr. Lilit Flöther, Universitätsklinikum Halle. Wegen des einfachen Therapiemanagements und der Möglichkeit der raschen Titration sei das Analgetikum auch zum Einsatz in der Hausarztpraxis gut geeignet. Da Tapentadol sowohl bei neuropathischen als auch bei nozizeptiven Schmerzen — und damit auch bei „mixed pain“ — wirke, sei man mit dem Analgetikum im Zweifelsfall auf der sicheren Seite.