Einleitung

Die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin (DGG e. V.) vertritt mittlerweile über 3100 Mitglieder. Wichtige Arbeitsfelder innerhalb der Fachgesellschaft sind unter anderem administrative Aufgaben der Selbstverwaltung, die berufspolitische Positionierung des Fachs, die Nachwuchsförderung („Mehr Assistenten in der Gefäßchirurgie“- (MAGiC-)Kampagne, Junges Forum), die fachspezifische Weiterbildung (SommerAkademie) und die Zertifizierung von Gefäßzentren u. v. m. Nicht zuletzt ist die DGG eine wissenschaftliche Fachgesellschaft, weshalb die Förderung von Forschung und Wissenschaft und deren Sichtbarkeit satzungsgemäß eine der zentralen Aufgaben der DGG ist.

Zu diesem Zweck hat die Forschungskommission der DGG eine onlinebasierte Plattform auf der Homepage eingerichtet, um standortbasierte Angaben zu Forschungsinhalten gefäßchirurgischer Forschungseinrichtungen, deren Ausstattung und Kontaktinformationen übersichtlich wissenschaftlich interessierten Mitgliedern und externen Interessierten zur Information und standortübergreifenden Vernetzung zur Verfügung zu stellen.

Aktive medizinische Forschung wird in Übereinstimmung mit dem Auftrag des Bundes bzw. der Länder inhaltlich vor allem an den Universitätskliniken geleistet [3]. Allerdings sind auch einzelne, nicht universitäre Kliniken v. a. im Bereich klinischer Versorgungsforschung engagiert und involviert [5].

Die DGG hat verschiedene Strukturen, um die Forschung innerhalb der Fachgesellschaft zu fördern und zu organisieren. Zunächst ist dies im Vorstand verankert. Hierfür wurde im Rahmen der letzten Satzungsänderung ein ständiger Vertreter für die Interessen der forschenden Gefäßchirurgie (der gefäßchirurgischen Forschungseinrichtungen) und für Forschungsfragen im Vorstand etabliert.

Weiterhin hat die DGG eine Tochtergesellschaft, das Deutsche Institut für gefäßmedizinische Gesundheitsforschung gGmbH (DIGG), die Kommission Wissenschaft und Forschung und den Konvent der Ordinarien, um die unterschiedlichen Aufgaben und Anforderungen für die Bereiche Wissenschaft und Forschung abzudecken bzw. zu bearbeiten.

Die Forschungskommission der DGG hat nun mit Unterstützung des Vorstandes und der Geschäftsstelle der DGG sowie einer Agentur für Webdesign ein im deutschsprachigen Umfeld innovatives Projekt realisiert, das die Zusammenarbeit und den Informationsaustausch zwischen Forschungsgruppen im Bereich der Gefäßchirurgie fördern soll.

Mit der Einführung einer digitalen Forschungslandkarte auf der offiziellen Webseite ermöglicht die Fachgesellschaft einen umfassenden Einblick in die verschiedenen Arbeitsgruppen an Universitäten und nicht universitären, forschungsaktiven Standorten in Deutschland.

Diese wegweisende Initiative bietet nicht nur einen Überblick über Forschungsthemen, sondern auch Informationen zur Ausstattung, den angewandten Methoden und den gefäßchirurgischen Forschenden (Ärztinnen und Ärzten – „vascular surgeon scientists“ – und nicht ärztlichen Forschenden) in den jeweiligen Forschungseinheiten der gefäßchirurgischen Abteilungen.

Projektbeschreibung

Projektidee

Die Idee einer synoptischen Darstellung der verschiedenen Forschungsstandorte gefäßchirurgischer Einheiten entstand bereits vor etwa 10 Jahren. Auslöser dieser Projektidee war die zu Beginn der 2000er Jahre steigende Anzahl eigenständiger universitärer gefäßchirurgischer Abteilungen. Sowohl die Anzahl an vollständig ausgestatteten Lehrstühlen mit eigenem Budget und eigenem Forschungsbudget stieg als auch der Zugang nicht vollständig eigenständiger gefäßchirurgischer Abteilungen zu Forschungsressourcen.

Durch diese Entwicklung nahm auch die Anzahl rein wissenschaftlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in gefäßchirurgischen Abteilungen zu. Parallel ergab sich durch das Mitwirken von Grundlagenwissenschaftler/-innen und hauptberuflich forschenden Ärztinnen und Ärzten ein besserer Zugang zu methodischen Verfahren sowie komplexerer Analysen. Zelluläre, biomechanische, genetische und tierexperimentelle Modelle wurden eingesetzt, Biomaterialbanken gegründet und Studienzentren für klinische Studien sowie zur Versorgungsforschung stehen seit dieser Zeit zunehmend für gefäßchirurgische Studien zur Verfügung.

Das Resultat dieser Entwicklung ist unter anderem eine steigende Anzahl von Daten, die von gefäßchirurgisch Forschenden eigenständig generiert, verarbeitet und publiziert werden. Diese vielfältige und auch qualitativ stetig verbesserte Aktivität wurde zwar in Sitzungen auf gefäßchirurgischen Kongressen vorgestellt, blieb aber ebenso wie die entsprechenden schriftlichen Publikationen lediglich einem inneren Zirkel forschungsaktiver Gefäßchirurginnen und Gefäßchirurgen bekannt.

Die online – und dadurch prinzipiell für alle – zugängliche Information über Forschungsaktivitäten soll also quantitativ und inhaltlich die Leistungsfähigkeit gefäßchirurgischer Einheiten und ihrer Mitarbeitenden abbilden. Dabei sollen auf einen Blick die einzelnen Standorte erkennbar werden und diese die Möglichkeit erhalten, sich darzustellen sowie Kontaktdaten zugänglich zu machen.

Die Forschungsaktivität soll quantitativ und inhaltlich abgebildet werden

Durch diese Arbeitsplattform soll die Vernetzung zwischen Abteilungen und Personen gefördert werden und Kooperationen auf inhaltlicher Basis zum akademischen Austausch erleichtert werden. Außerdem könnten auf Basis von Kooperationen physische Ressourcen und Kompetenzen zwischen den Standorten und Personen geteilt werden, wenn diese nicht an eigenen Standorten, wohl aber andernorts zur Verfügung stehen.

Initiierung und Umsetzung

Voraussetzung für die Umsetzung waren ein Mandat des Vorstands und ein Budgetrahmen. Entsprechend wurden im Jahr 2022 diese Voraussetzungen offiziell zur Verfügung gestellt und die Forschungskommission der DGG mit der inhaltlichen Umsetzung beauftragt.

In einem ersten Schritt erfasst die Kommission, welche Parameter einer Abteilung die Landkarte zeigen sollte, um die genannten Anforderungen zu erfüllen. Hieraus erstellte sie einen Musterfragebogen. Dieses Muster füllten 5 Einrichtungen aus dem Kreis der Mitglieder der Forschungskommission unabhängig voneinander aus, sodass die Kommission die resultierenden Musterprofile auswerten konnte.

Hiernach erfolgte eine Anpassung des Fragebogens, der anschließend an 37 deutsche Einrichtungen der universitären Gefäßchirurgie aus einem Verteiler der DGG versandt wurde. Der Verteiler beinhaltet sämtliche in den drei deutschsprachigen Fachgesellschaften bekannten und in der DGG vertretenen gefäßchirurgischen Einrichtungen mit Forschungsaktivität – insgesamt 78 Standorte aus drei Ländern (Deutschland, Österreich, Schweiz). Als solche Einrichtungen wurden alle universitären gefäßchirurgischen Einheiten eingestuft. Hinzu kamen weitere Einrichtungen, an denen Gefäßchirurginnen oder Gefäßchirurgen mit Forschungsaktivität tätig sind und im Rahmen von Gremienarbeit, Publikationen oder Kooperationen identifiziert werden konnten.

Die sich im Verteiler befindenden österreichischen und schweizerischen Einrichtungen wurden nicht angeschrieben. Dieser Entscheid erfolgte im Kreis der Forschungskommission der DGG in Abstimmung mit der Geschäftsstelle der DGG und beruht auf der Tatsache, dass dies eine Initiative der DGG ist. Es hat bisher sowohl von der Titulierung und Außendarstellung als auch von der Abgrenzung der Fachgesellschaften zueinander keine Abstimmung über ein internationales Abbilden stattgefunden. Somit sind Fragen der technischen, juristischen und der ökonomischen Umsetzung bisher noch nicht im internationalen Kontext besprochen worden.

In der ersten Frist haben 8 Standorte den Profilfragebogen retourniert. Die Forschungskommission hat daraufhin nochmals alle Standorte ohne Rückmeldung angeschrieben sowie die Information über das Projekt durch den Vorstand der DGG und die weiteren Kommissionen und Sektionen wiederholt verbreitet.

Hiernach kam es zu weiteren Rückläufern, weshalb zur Freigabe des Internetauftritts 18 Standorte abgebildet werden konnten. Weitere Anfragen gehen kontinuierlich ein und werden bearbeitet. Somit ist eine weitere Zunahme aktiver Standort zu erwarten.

Seit Ende 2022 ist die Forschungslandkarte nun auf der Homepage der DGG aufgeschaltet und ohne Zugangsrestriktionen für alle zugänglich (Abb. 1 und Tab. 1). Die URL lautet: https://www.gefaesschirurgie.de/wissenschaft/forschungsstandorte-in-deutschland.

Abb. 1
figure 1

Forschungslandkarte im Internet mit Forschungsstandorten in Deutschland, Kartenansicht zur geografischen Suche. Mit freundl. Genehmigung © DGG e. V., alle Rechte vorbehalten/Urheber des Kartenmaterials: OpenStreetMap (https://www.openstreetmap.org/copyright)

Tab. 1 Liste der bisher in die Forschungslandkarte aufgenommenen und abgebildeten Standorte mit deren Forschungsschwerpunkten

Diskussion

Die digitale Forschungslandkarte ist das Ergebnis einer engagierten Zusammenarbeit zwischen der Forschungskommission, dem DGG-Vorstand, der Geschäftsstelle und Dienstleistern aus dem Bereich der Informationstechnologie. Das Ziel war es, eine benutzerfreundliche Plattform zu schaffen, auf der Mitglieder der DGG und andere Interessierte schnell und einfach Informationen zu den verschiedenen Forschungsgruppen finden. Die Website bietet eine Karte, auf der die Standorte der Arbeitsgruppen markiert sind. Durch Klicken auf die jeweiligen Standorte erhalten Nutzer detaillierte Informationen zu den Forschungsthemen, der Ausstattung und den angewandten Methoden an jedem Standort.

Die digitale Forschungslandkarte bietet zahlreiche Vorteile für die Gefäßchirurgie-Gemeinschaft. Erstens ermöglicht sie einen umfassenden Überblick über die Forschungsaktivitäten an verschiedenen Standorten, was zu einer effektiveren Zusammenarbeit und einem schnelleren Wissensaustausch führt. Durch die Transparenz der vorhandenen Ausstattung und angewandten Methoden wird die Identifizierung von Kooperationsmöglichkeiten erleichtert. Forschende können gezielt nach Gruppen suchen, die sich mit ähnlichen Themen befassen oder über spezifische Ausrüstung verfügen, um ihre eigenen Forschungsprojekte zu stärken.

Des Weiteren fördert die digitale Forschungslandkarte die Vernetzung von Forschenden und ermöglicht den Aufbau von Partnerschaften über institutionelle Grenzen hinweg. Dies trägt zur Stärkung der wissenschaftlichen Gemeinschaft bei und bietet die Möglichkeit für gemeinsame Forschungsprojekte und den Austausch bewährter Praktiken.

Die (Forschungs‑)Landkarte soll aus Sicht der Initiatoren des Projektes drei Zwecke erfüllen: Erstens sollen Forschende zu Forschungsschwerpunkten zugehörige Einrichtungen schnell identifizieren und entsprechende Kontaktpersonen finden. Zweitens soll die „Orientierung“ und Selbsteinordnung in der gefäßchirurgischen Forschungslandschaft in Deutschland möglich werden und drittens sollen insbesondere Forschungsinteressierte, die bislang nicht in eins der dargestellten Kompetenzzentren eingegliedert sind, die Möglichkeit haben, Kontakt zu diesen herzustellen. Dies richtet sich sowohl an Studierende, die eine wissenschaftliche Tätigkeit in der Gefäßchirurgie anstreben, als auch an klinisch Tätige, die an bislang nicht repräsentierten Standorten arbeiten und Interesse an einer akademischen Tätigkeit haben.

In Bezug auf die Studierenden ist es wichtig, Sichtbarkeit am eigenen universitären Campus zu erzielen, um als attraktiver Fachbereich für akademisches Arbeiten erkannt zu werden (Doktorarbeit, PhD, Habilitation, Erlernen von Methoden, Vermittlung von Auslandsaufenthalten). Um Nachwuchs im Allgemeinen und insbesondere im akademischen Kontext zu rekrutieren, bedarf es der Darstellung professioneller Strukturen und hochwertiger Resultate. So kann die Forschungslandkarte der eigenen Einrichtung dabei helfen, motivierten, wissenschaftlich interessierten Nachwuchs zu gewinnen, dr sich durch eine ansprechende Präsentation innerhalb der Forschungslandkarte von der wissenschaftlichen Kompetenz und den Schwerpunkten am Standort ggf. angesprochen fühlt.

Interessierter Nachwuchs kann sich leichter über Forschungsaktivitäten informieren

Im besonderen Maße kann die Forschungslandkarte für den wissenschaftlichen Nachwuchs nützlich sein, da sie ein niedrigschwelliges Tool ist, mit dem man in kurzer Zeit einen Überblick über vorhandene Expertise an den verschiedenen Standorten erhält, insbesondere wenn man selbst noch nicht intensiv in der gefäßchirurgischen Forschungsgemeinschaft vernetzt ist. So fällt es leichter, mögliche Kooperationspartnerschaften für Studien zu identifizieren oder auch technisches Know-how in Feldern anzufragen, in denen die eigene Expertise noch unzureichend ist. So kann das digital sichtbare Netzwerk helfen, das individuelle wissenschaftliche Netzwerk aufzubauen oder zu erweitern. Der Austausch zwischen verschiedenen Einrichtungen wird erleichtert und Hürden für mögliche Zusammenarbeit abgebaut. Letztlich kann die Landkarte auch helfen, Themenfelder zu identifizieren, die in der gefäßchirurgischen Forschung in Deutschland bisher nur schwach abgebildet sind, und Kolleginnen und Kollegen am Anfang ihres wissenschaftlichen Werdegangs somit unterstützen, für sich ein aussichtsreiches Feld zu entdecken oder den Austausch mit bereits etablierten Institutionen in einem bereits beforschten Themengebiet zu intensivieren.

Die Forschungslandkarte ist ein wichtiges Statement, das das Selbstverständnis des Fachs Gefäßchirurgie mit akademischer Basis und dem Anspruch der Innovation unterstreicht. Die Sichtbarkeit der Forschungsaktivität im gesamten Tätigkeitsgebiet der DGG ist in Zeiten der Diversifizierung und Spezialisierung der Humanmedizin im Allgemeinen und der Gefäßmedizin im Besonderen zudem ein relevantes Element der hoch spezialisierten Medizin.

Vergleichbare Bestrebungen anderer wissenschaftlicher Institutionen und Behörden bestätigen die Notwendigkeit, Informationen übersichtlich darzustellen für die Einordnung immer komplexer werdender Forschungsstrukturen in vielen Bereichen der akademischen Medizin [4]. Analog zu dieser Position hat die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) auf der Basis ihres individuellen Leitbilds und einer entsprechenden Berufungspraxis über die letzten Jahre hinweg thematisch fokussierte Forschungsschwerpunkte etabliert, die dargestellt auf einer Forschungslandkarte ihr spezifisches Forschungsprofil in einer sich diversifizierenden Hochschullandschaft erkennbar machen [1]. Für die HRK war auch die internationale Konkurrenzsituation, in der sich die deutschen Universitäten befinden, eine der Motivationen für die Erstellung einer Forschungslandkarte. Ebenso hat z. B. die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) seit 2014 Bestrebungen aufgenommen, eine Übersicht über forschungsaktive Zentren verschiedener Fachdisziplinen auf einer Forschungslandkarte zu geben [2].

Die Forschungslandkarte der DGG unterscheidet sich von den genannten Projekten anderer Institutionen durch die Kenntlichmachung des translationalen Aspekts der Forschung. Sie stellt nicht primär wissenschaftliche Forschungsgruppen als solche vor, sondern präsentiert Informationen personell und thematisch in der Gesamtkonstellation der klinischen bzw. akademischen Einrichtung. Außerdem erlaubt der Fokus auf das Fach Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin eine exakte und detaillierte Darstellung mit Anspruch auf möglichst große Vollständigkeit, wie sie aktuell bei multidisziplinären vergleichbaren Projekten noch nicht möglich ist.

Die translationalen Aspekte der Forschung werden sichtbar gemacht

Im Hinblick auf die abgebildeten Informationen scheint es sinnvoll, eine möglichst detaillierte Darstellung der Forschung am eigenen Standort anzugeben. Letztlich ermöglicht dies gezieltere Anfragen für bestimmte Problemkomplexe. Beispielsweise wenn Interessierte Biobankproben zu bestimmten Erkrankungsbildern suchen oder Hilfe bei einem bestimmten experimentellen Versuchsansatz benötigten. Letztlich sollte sich jede beitragende Institution und Einrichtung fragen, von welchen Informationen in den Einträgen anderer sie selbst profitieren könnte und im ähnlichen Umfang über sich selbst berichten. So wird sichergestellt, dass die Landkarte einen ihrer wesentlichen Aufträge erfüllen kann, nämlich die Verbesserung der Zusammenarbeit der gefäßchirurgischen Forschungseinrichtungen untereinander.

Die Aktualität der zur Verfügung gestellten Landkarte ist ein essenzielles Anliegen der Initiatoren. Um diese zu gewährleisten, ist es unabdingbar, dass die Forschungslandkarte regelmäßig geprüft und aktualisiert wird. Hierzu werden nach einem Initiierungsintervall von 24 Monaten, im Abstand von 12 Monaten die repräsentierten Zentren und Personen angeschrieben, um etwaige Veränderungen der Inhalte mitzuteilen. Außerdem setzt die Geschäftsstelle Änderungswünsche auf Eigeninitiative der Einrichtungen laufend um. In der Initiierungsphase sind alle Zentren außerdem aufgerufen, sich auf der Landkarte zu präsentieren, sofern sie noch nicht erfasst sind.

Perspektive

Die digitale Forschungslandkarte der DGG markiert einen Meilenstein in der Darstellung der vaskulären Forschung innerhalb der Gefäßchirurgie in Deutschland nach innen und außen. Sie bietet eine vielversprechende Perspektive für die Zukunft. Durch kontinuierliche Aktualisierungen und Erweiterungen wird die Karte zu einer dynamischen Ressource, die Forschenden in Echtzeit Informationen bereitstellt. Die Integration von Feedbackmechanismen ermöglicht es den Nutzern, ihre Erfahrungen und Erkenntnisse einzubringen, was zu einer weiteren Verbesserung der Plattform beiträgt.

Den Forschenden werden Informationen in Echtzeit bereitstellt

Weiterhin ist denkbar, dass künftig in der Forschungslandkarte bereits etablierte Kooperationen zwischen einzelnen Zentren dargestellt werden können. Denkbar wäre, erfolgreiche Kooperationen von Zentren, die ihre gemeinsame Arbeit erfolgreich publizieren konnten, auf der Forschungslandkarte hervorzuheben, ebenfalls mit dem Ziel, die Wissenschaftsleistung innerhalb der Mitglieder der DGG nach außen hin kenntlicher zu machen.

Ein erstes Projekt wird aktuell aus Heidelberg heraus in Zusammenarbeit mit nahezu allen deutschen gefäßchirurgischen Lehrstühlen initiiert. Dabei werden genetische Analysen bei thorakalen Aortenpathologien standortübergreifend durchgeführt. Das Projekt soll hier als Beispiel skizziert werden:

Es wird angenommen, dass über 20 % aller Patienten mit TAAD genetisch-erbliche Veränderungen aufweisen. Diese betreffen vorwiegend Bindegewebsgene zur Integrität und Funktionalität der Aortengefäßwand. Es muss zwischen krankheitsverursachenden Mutationen (z. B. Marfan-Syndrom, FBN1-Gen) und genetischen Risikofaktoren zur Entstehung von thorakalen Aortenpathologien unterschieden werden. Multizentrisch sollen thorakale Aortenpathologien (PAUs penetrierende Aortenulzera, IMHs intramurale Hämatome, Aneurysmen und Stanford-Typ-B-Dissektionen) in einem Register genetisch analysiert werden. Eine Reihe von Fragen lassen sich nur multizentrisch an großen Kollektiven bearbeitet und ggf. beantworten:

  • Lassen sich bei unterschiedlichen thorakalen Aortenpathologien genetische Unterschiede feststellen? (Pathogenese)

  • Lässt sich in Hinblick auf den klinischen Verlauf der Erkrankung (Ergebnis, Progression, Reinterventionen etc.) eine Korrelation zu genetischen Befunden finden? („polygenic risk score“)

  • Können neue genetische Risikovarianten oder Kandidatengene für thorakale Aortenpathologien identifiziert werden?

Für Projekte wie dieses könnte bei weiterem Wachstum der Landkarte als dynamischer Ressource eine Vermittlung von Kompetenzen im Sinne einer „Suche – Biete“-Funktion implementiert werden.

Die DGG ruft auch mithilfe dieses Artikels alle wissenschaftlich tätigen Mitglieder auf, sich bzw. ihr Zentrum auf der Forschungslandkarte zu präsentieren. Dies ist essenziell zur Vervollständigung des Bildes der gelebten gefäßchirurgischen Forschungslandschaft. Außerdem werden sämtliche klinisch tätigen Mitglieder der DGG ermutigt, diese Ressource mit ihren Kontaktangeboten auch für eigene gefäßchirurgische Forschungen und Forschungsprojekte zu nutzen.

Fazit für die Praxis

  • Die digitale Forschungslandkarte der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin (DGG) ist eine wegweisende Initiative, um die Zusammenarbeit und den Informationsaustausch in der vaskulären Forschung zu fördern.

  • Mit ihrem umfassenden Überblick über Arbeitsgruppen, Forschungsthemen und Ausstattung erleichtert die Identifizierung von Kooperationsmöglichkeiten, stärkt die vernetzte Gemeinschaft der Gefäßchirurginnen und Gefäßchirurgen und ermöglicht die Bearbeitung von Fragestellungen, die nur multizentrisch zu beantworten sind.

  • Die Landkarte erhöht die Sichtbarkeit der Forschungstätigkeit und -leistung der gefäßchirurgischen Gemeinschaft bei Studierenden, vaskulär Forschenden anderer Fachbereiche, bei Journalistinnen und Journalisten, der Industrie, Interessierten aus dem Ausland und der Öffentlichkeit.

  • Die Zukunftsaussicht ist vielversprechend, da die digitale Forschungslandkarte kontinuierlich erweitert und aktualisiert wird, um den Bedürfnissen der Forschenden gerecht zu werden.