Die Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten in der Gefäßchirurgie für Assistenzärzt*innen im deutschsprachigen Raum sind vielfältig. Im Rahmen des jungen Dreiländerforums, eine Vereinigung von gefäßchirurgischen Assistenzärzt*innen, die sowohl in Deutschland, Österreich und der Schweiz tätig sind, möchten wir die verschiedenen Weiterbildungsmöglichkeiten vorstellen.

Deutschland

Egal, was man sucht, in Deutschland wird man fündig. Ländliche Gegenden, kleines peripheres Krankenhaus, an den freien Tagen wandern gehen? Kein Problem! Lieber Privatleben vergessen und nebenbei noch in einer vollen Forschungskarriere brillieren? Die 36 Universitätskliniken haben schon morgen eine freie Stelle parat [1]! Mit einer Bevölkerungsdichte, die 5‑mal so groß ist wie von Österreich und der Schweiz zusammen, finden sich alle Facetten des Lebens, die man sich wünschen kann oder vielleicht meiden will, irgendwo in der Nation wieder.

Facharztweiterbildung und Berufsalltag

Die deutsche Facharztausbildung müsste passender im Plural benannt werden – Facharztausbildungen, denn im föderalistischen Deutschland gelten wie bei so vielem die Aussagen der einzelnen Bundesländer und dazugehörig den Landesärztekammern. Um es noch komplizierter zu machen, haben Bundesländer wie Nordrhein-Westfalen sogar 2 Landesärztekammern (Ärztekammer Nordrhein und Ärztekammer Westfalen-Lippe) [2, 3]. Für die genauen Voraussetzungen hilft also leider nicht viel mehr, als konkret in die Logbücher der einzelnen Ärztekammern zu schauen, welche sich zum Glück in großen Teilen decken. Ein Blick lohnt sich dennoch immer. Die Regelungen variieren je nach Bundesland.

Die Regelungen variieren je nach Bundesland

Falls 100 Eingriffe im femoropoplitealen Bereich in Baden-Württemberg dann doch zu unrealistisch erscheinen, reichen in Bayern 50 aus. Die Facharztprüfung, im Sinne einer mündlichen Prüfung bei der jeweiligen Landesärztekammer, zeigt ohnehin sehr individuelle Unterschiede je nach Prüfer*in und ist im Allgemeinen eine schaffbare Hürde. Im Grundsatz erwarten die Landesärztekammern von den angehenden Gefäßchirurg*innen eine 6‑jährige Weiterbildung, die sich aus 2 Jahren „Common-Trunk“ und 4 Jahren „Special-Trunk“ zusammensetzt. Die 2 Jahre „Common-Trunk“ bestehen prinzipiell aus 2 Jahren Basis-Chirurgie, inklusive 6 Monaten Notaufnahme und 6 Monaten Intensivmedizin. Unter Basis-Chirurgie versteht sich die Weiterbildung in einer Weiterbildungsstätte, die die Weiterbildungsermächtigung Allgemeinchirurgie besitzt. In der Regel handelt es sich dabei um die viszeralchirurgische Klinik, kann jedoch auch, je nach Klinik, von der eigenen gefäßchirurgischen Klinik ausgestellt werden. All diese Rotationen werden in der Regel vom Krankenhaus mit organisiert und entsprechend bescheinigt. Daher lohnt sich immer ein Perspektiven-Gespräch vor Anstellung. Die weiteren 4 Jahre, der „Special-Trunk“, sollte der gefäßchirurgischen Ausbildung dienen, wobei man sich (auch wieder je nach Ärztekammer) bis zu 12 Monaten aus anderen Fächern anrechnen lassen kann.

Viel wichtiger als ein paar Kreuze im Katalog ist jedoch die konkrete Ausbildung. Da ist das Krankenhaus deutlich entscheidender als das Bundesland. Und hier sollte man sich zunächst fragen, was man will. Möchte ich offene*r Aortenchirurg*in werden? Oder lieber endovaskulär arbeiten? Fasziniert mich die Cimino-Fistel oder schlägt mein Herz bei May-Thurner-Syndromen höher? Aktuell ist die Konkurrenz zwischen den Häusern groß und der Drang zu Spezialisierungen deutlich spürbar. Gleichzeitig befindet sich in Deutschland eine Gesundheitsreform in der Planungsphase, die auch noch viel in der Gefäßchirurgie ändern kann [4].

Der Rahmen des Arbeitsalltags, im Sinne der Arbeitszeiten und Vergütung, wird über Tarifvereinbarungen geregelt. Diese gelten für Unikliniken sowie kommunale Häuser, aber auch für viele private Träger (Helios-Kliniken etc.). Hier finden sich Dinge wie 42 h Wochenarbeitszeit, maximal 2 Wochenenddienste pro Monat und 30 Tage Urlaub (eher 33–34 je nach Diensten pro Jahr). Diese Tarife für angestellte Ärzt*innen werden hauptsächlich über die Ärztevereinigung des Marburger Bundes ausgehandelt. Auch in diesem Jahr wurden diesbezüglich Tarifvereinbarungen getroffen, nachdem es in diesem Zusammenhang erneut zu Ärztestreiks kam [5]. Auch das Junge Forum unserer Fachgesellschaft beschäftigt sich regelmäßig mit den Interessen und Erwartungen der Assistenzärzt*innen. Hier zeigt sich aktuell in Deutschland viel Bewegung, denn um es offen zu formulieren: Der Ärztemangel in Deutschland ist weiterhin groß und die Arbeitsbelastungen ebenso, unabhängig von den offiziellen Arbeitszeiten. Dies birgt jedoch auch Vorteile für den Einstieg aus dem Ausland heraus. Hierzu läuft der Weg der Anerkennung über die einzelnen Landesärztekammern, die jedoch (ähnlich zu Österreich und der Schweiz) alle auf die „EU-Richtlinie 2005/36/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 7. September 2005 über die Anerkennung von Berufsqualifikationen“ verweisen. Viele haben hier unkompliziert direkt ein Online-Formular [6]. Der Erfahrung nach bieten auch die Krankenhäuser hier viel Support, denn zum einen kennen sie oft schon die bürokratischen Wirrungen Deutschlands und zum anderen wollen viele Häuser ihre neuen Mitarbeitenden schon möglichst früh begrüßen dürfen. Polizeiliches Führungszeugnis ist auch ein Muss. Die Bearbeitungsgebühren weichen je nach Bundesland ab (NRW: 50 €).

Fazit

Deutschland ist ein facettenreiches Land. Umso mehr lohnt sich der genaue Blick in das konkrete Bundesland, die Stadt, das Krankenhaus. So ist die Chance jedoch hoch, dass für jede ärztlich tätige Person auch ein passender Arbeitsplatz gefunden werden kann. Es empfiehlt sich auch hier ein zeitiger Kontakt mit der jeweiligen Landesärztekammer und der zukünftigen Arbeitsstelle (s. Tab. 1).

Österreich

Reizvolle Landschaften Sommer wie Winter, ausgeprägte kulinarische Tradition sowie zahlreiche Kunst- und Kulturangebote. Zudem die hohe Wohn- und Lebensqualität, eine gute Infrastruktur sowie ein stabiles Gesundheitssystem, das auf Zugänglichkeit und hohe Standards setzt. In Rankings zur Lebensqualität belegen Österreich und seine Hauptstadt Wien daher nicht grundlos regelhaft die vordersten Plätze. Im Herzen von Europa gelegen und von den meisten europäischen Hauptstädten innerhalb von 3 h mit dem Flugzeug erreichbar, ist Österreich nicht nur ein beliebtes Ziel für Reisende, sondern auch für Arbeitnehmer. Österreich ist mittlerweile neben der Schweiz das zweithäufigste Land, in das es ärztliche Kollegen aus Deutschland zieht [7].

Bewerbung und Umzug

Aufgrund der gegenseitigen Anerkennung von Berufsqualifikationen innerhalb der Europäischen Union ist die Aufnahme der ärztlichen Tätigkeit für Bürger aus EWR-Staaten oder der Schweiz verhältnismäßig unkompliziert [8].

Für Berufseinsteiger werden neben dem Nachweis des abgeschlossenen Medizinstudiums unter anderem die Bescheinigung der EU-Konformität der absolvierten Ausbildung, ein „Certificate of Good Standing“, ein polizeiliches Führungszeugnis und ein ärztliches Gesundheitszeugnis benötigt [9]. Ausbildungsabschnitte, die im Ausland absolviert wurden, können über die Ausbildungskommission der Österreichischen Ärztekammer anerkannt werden (Gebühr ca. 370 €). Die für den Antrag nötigen Unterlagen und Fristen können der Website der Österreichischen Ärztekammer entnommen werden [10]. Zusätzlich muss vor Aufnahme der ärztlichen Tätigkeit eine Eintragung in die von der österreichischen Ärztekammer geführte Ärzteliste vorgenommen werden.

Die Aufnahme der ärztlichen Tätigkeit ist für Bürger aus EWR-Staaten unkompliziert

Innerhalb der ersten 4 Monate nach dem Umzug nach Österreich wird ein Antrag auf Anmeldebescheinigung gestellt, die den Arbeitnehmer*innen aus EWR-Staaten das Aufenthaltsrecht über mehr als 3 Monate bestätigt. Nach 5 Jahren des rechtmäßigen und ununterbrochenen Aufenthalts in Österreich kann man als EWR-Bürger*in das Recht auf Daueraufenthalt beantragen. [11, 12].

Facharztweiterbildung und Berufsalltag

Seit 2015 stellt die Gefäßchirurgie einen eigenständigen Facharzt in Österreich dar. Zu Beginn der ärztlichen Ausbildung muss hierbei die neunmonatige Basisausbildung absolviert werden, welche den ersten Teil der ärztlichen Ausbildung darstellt und dem Erwerb klinischer Basiskompetenzen in chirurgischen und konservativen Fächern dient. Anschließend folgt hierauf die 15-monatige Sonderfach-Grundausbildung mit der darauffolgenden 48-monatigen Sonderfach-Schwerpunktausbildung [13]. Die Ausbildungsinhalte und der entsprechende OP-Katalog können dem Rasterzeugnis entnommen werden [14]. Die Facharztprüfung wird jährlich während der ÖGG-Jahrestagung organisiert und stellt eine mündliche Prüfung zu 8 Fallbeispielen inklusive eines wissenschaftlich-akademischen Falls dar. Zwischenprüfungen während der Ausbildung bestehen keine. Zusätzlich, aber nicht verpflichtend, besteht in Österreich die Möglichkeit zur Absolvierung der europäischen Facharztprüfung [15, 16].

Fachgesellschaftlich unterstützt werden gefäßchirurgische Assistenzärzt*innen durch vergünstigte Mitgliedschaften in der Österreichischen Gesellschaft für Gefäßchirurgie (ÖGG) mit der Möglichkeit der Partnermitgliedschaft in der europäischen Gesellschaft für Gefäßchirurgie (ESVS). Des Weitern vergibt die ÖGG seit 2022 an junge Kollegen eine Wissenschaftsförderung von insgesamt 25.000 €, aufgeteilt auf 3 Projekte (2 × € 10.000, 1 × € 5000). Eine Vertretung der Ausbildungsassistenten im geschäftsführenden Vorstand der ÖGG wird alle zwei Jahre neu gewählt.

Die Facharztprüfung wird jährlich während der ÖGG-Jahrestagung abgenommen

Allgemeine Aussagen zum Arbeitsalltag in Österreich sind schwer zu treffen, die Arbeitsbedingungen hängen primär von der jeweiligen Anstellung ab. Die Gehälter variieren zwischen Bundesländern, Kliniken im öffentlichen oder privaten Sektor sowie zwischen Kollektivverträgen, sind aber mittlerweile nicht auch zuletzt durch Zulagen, z. B. für Sonn- und Feiertagsarbeit oder Gefahrenzulagen, wie bei Tätigkeiten in der Notaufnahme, wettbewerbsfähig. Für eine Orientierung kann die Einsicht in Kollektivverträge hilfreich sein [17]. Erwähnenswert ist zudem auch, dass in Österreich ein steuerlich begünstigtes 13. und 14. Monatsgehalt besteht. Seit der Novellierung des Arbeitszeitgesetzes beträgt die durchschnittliche Wochenarbeitszeit in Österreich 48 h, über eine Opt-out-Regelung kann jedoch freiwillig auch mehr gearbeitet werden. Der jährliche Urlaubsanspruch liegt bei 25 Tagen [18]. Überstunden können ausgezahlt oder über Freizeitausgleich abgegolten werden.

Für Eltern sei zudem noch anzumerken, dass die Kinderbetreuung (Kindergarten/Tagesmutter) in Wien sehr günstig ist. Etwa 150 € im Monat für eine 40-h-Betreuung inklusive Verpflegung können einkalkuliert werden.

Fazit

Österreich weist mit seinen vielfältigen kulturellen und landschaftlichen Angeboten eine unbestreitbar hohe Lebensqualität auf. Das österreichische Gesundheitssystem bietet vielfältige Ausbildungs- und Karrieremöglichkeiten für Ärzt*innen und kann im internationalen Erfahrungsaustausch neue Perspektiven eröffnen. Hospitationen sind in Bewerbungsprozessen wichtig, um die Ausbildungssituation, Arbeits- und Teamstrukturen vor einer Stellenzusage kennenzulernen und erste berufliche Kontakte zu knüpfen. Trotz grundsätzlich niedriger Hürden in innereuropäischen Anerkennungs- und Übersiedlungsprozessen sollte man aufgrund des nicht zu unterschätzenden bürokratischen Aufwands einen gewissen zeitlichen Spielraum für seine Bewerbung einplanen (aus meiner Erfahrung mindestens 4–6 Monate). Eine Unterstützung durch in Österreich ärztlich tätige Kolleg*innen kann hierbei sehr hilfreich sein (s. Tab. 1).

Schweiz

Hohe Berge, weitläufige Seen und im Süden ein bisschen Italien – schon Wilhelm Tell, Albert Einstein und Heidi haben sich die Schweiz (zumindest zeitweise) zum Leben ausgesucht.

Die Schweiz steht für Stabilität und zählt zu den sichersten Ländern der Welt. Durch die zentrale Lage in Europa ist die Schweiz eine natürliche Drehscheibe, es herrscht eine ausgeprägte Internationalität.

Durch das hohe Freizeitangebot und die bezaubernde Natur legen jedes Jahr viele Urlauber zum Teil lange Wegstrecken zurück, um in die Schweiz zu kommen. – Warum also nicht da arbeiten und seine gefäßchirurgische Weiterbildung absolvieren, wo andere Urlaub machen?

Auch für Ärzt*innen hat die Schweiz viel zu bieten. Das schweizerische Gesundheitssystem gehört zu den besten der Welt.

Das schweizerische Gesundheitssystem gehört zu den besten der Welt

Eine Auswertung der „Organisation for Economic Co-operation and Development Organisation“ (OECD) ergab eine überdurchschnittlich gute Gesundheitsversorgung [19,20,21]. Die Gehälter für Ärzt*innen liegen über denen in Deutschland und Österreich und die Steuern sind geringer [22, 23]. Dafür sind allerdings die Lebenshaltungskosten je nach Wohnort teilweise deutlich höher.

Facharztweiterbildung und Berufsalltag

Die Facharztweiterbildung für Gefäßchirurgie dauert mindestens 6 Jahre [24]. Es müssen 2 Jahre Allgemeinchirurgie (nicht fachspezifisch) und mindestens 2 ¾–3 ¾ Jahre in der Gefäßchirurgie (fachspezifisch) abgeleistet werden. Optional kann bis zu 1 Jahr in einer anderen Fachdisziplin absolviert und anerkannt werden. Zudem muss eine 3‑monatige Weiterbildung in der Intensivmedizin oder Anästhesiologie erfolgen.

Die fachspezifische Weiterbildung muss für mindestens 2 Jahre an einer Weiterbildungsstätte der Kategorie A (Spital der Maximalversorgung) erfolgen, und mindestens 1 Jahr muss in einem zweiten Spital absolviert werden. Eine Weiterbildung im Ausland ist anrechenbar, es müssen allerdings mindestens 2 Jahre der fachspezifischen Weiterbildung in der Schweiz erfolgt sein.

Innerhalb der ersten 2 Jahre sollte das Basisexamen abgelegt werden, kann aber auch später erfolgen. Dies ist eine schriftliche basischirurgische Wissensprüfung, welche zweimal jährlich schweizweit angeboten wird.

Innerhalb der ersten 2 Jahre sollte das Basisexamen abgelegt werden

Des Weiteren ist mindestens eine wissenschaftliche Publikation oder eine abgeschlossene Dissertation sowie ein Nachweis über die Teilnahme an fachspezifischen Kongressen, Symposien oder Kursen Voraussetzung.

Der schweizerische gefäßchirurgische Facharzt wird erteilt, wenn die schweizerische sowie die europäische Prüfung („Fellow of the European Board of Vascular Surgery“, FEBVS) bestanden wurde [24]. Die Schweiz ist eines der wenigen Länder, die die europäische Prüfung als obligatorischen Bestandteil des Facharzttitels haben. Das FEBVS-Assessment wird durch die Sektion Gefäßchirurgie der „Union Européenne des Médecins Spécialistes/European Union of Medical Specialists“ (UEMS) durchgeführt und entspricht deren Statuten. Dies ist eine Gesellschaft, die 1958 gegründet wurde, um den höchsten medizinischen Versorgungsstandards in den EU-Ländern zu fördern. Durch die zentralisierte Prüfung soll ein hohes Ausbildungsniveau der Fachärzt*innen sichergestellt und der Austausch von Fachkräften in Europa erleichtert werden [25].

Die europäische Prüfung für Gefäßchirurgie besteht aus mündlichen und praktischen Teilen. Sie umfasst die Besprechung der individuellen klinischen Erfahrung des Kandidaten (Logbuch), eine Analyse wissenschaftlicher Arbeiten und standardisierter klinischer Fälle sowie standardisierte praktische Eingriffe am Modell. Die nationale schweizerische Prüfung ist eine praktische Prüfung, bei der der/die Prüfungskandidat*in an seinem Klinikstandort einen größeren Fall selbstständig voroperieren muss.

Die europäische Prüfung ist obligatorischer Bestandteil der Facharztprüfung in der Schweiz

Aktuell wird ein neues Curriculum erarbeitet, das jedoch erst in ein paar Jahren in Kraft treten und einige Änderungen im Hinblick auf die allgemeinchirurgischen Pflichtjahre und den OP-Katalog haben wird. Die größte Neuerung wird sein, dass im Gegensatz zu rein quantitativen OP-Zahlen eine mehr qualitative Beurteilung im Rahmen von EPAs („Entrustable Professional Activities“) angestrebt wird (s. Positionspapier SIWF: „Entrustable Professional Activities“ (EPAs) als Bestandteil einer kompetenzbasierten ärztlichen Weiterbildung).

Die Arbeitsbedingungen als Weiterbildungsassistent*in in der Schweiz sind vergleichbar mit den Arbeitsbedingungen in anderen EU-Staaten. Die wöchentliche Höchstarbeitszeit liegt bei 50 h pro Woche inklusive Dienste, die spitalabhängig in unterschiedlichen Dienstmodellen organisiert sind. In der Regel stehen 20–25 Urlaubstage zur Verfügung, Überstunden werden mittels Freizeitausgleich beglichen oder ausgezahlt.

Im Vergleich zu Deutschland übernimmt das Pflegepersonal deutlich mehr Aufgaben im Stationsalltag (Blutabnahme, Transfusion etc.) und ist daher eng in den Stationsaufenthalt und den Entlassungsprozess der Patient*innen mit eingebunden. Der enge Austausch mit dem Pflegepersonal ist zwar unter Umständen sehr zeitaufwendig, gewährleistet jedoch eine gute Versorgung der Patient*innen und eine Entlastung bei organisatorischen Prozessen. Ebenso ist bereits ein hohes Maß an Digitalisierung etabliert. Eine elektronische Patientenakte mit ausführlicher und genauer elektronischer Dokumentation gewährleistet einen fast lückenlosen interdisziplinären Austausch. Auch steht ein schweizweites Bilddaten-Transfersystem für einen raschen Austausch und Versand von erfolgter Bildgebung zu Verfügung. Dies ist vor allem bei Notfällen und Verlegungen von Patient*innen sehr hilfreich. Häufig sind die CT-Bilder bereits vor Ankunft der Patient*innen einsehbar.

Das Pflegepersonal übernimmt deutlich mehr Aufgaben im Stationsalltag

Das Gehalt ist regional unterschiedlich und abhängig vom Kanton, in dem man arbeitet. Das Einstiegsgehalt von Assistenzärzt*innen im 1. Jahr beträgt etwa 7350 CHF pro Monat plus Zulagen durch Nacht‑/Wochenend‑/Feiertagsarbeit. Die Lohnbandempfehlung findet man bei dem jeweiligen Verein für schweizerische Assistenz- und Oberärzt*innen (VSAO). Sehr hilfreich ist auch der VSAO-Lohnrechner (www.vsao-lohnrechner.ch). Außerdem wird in der Regel ein 13. Monatsgehalt bezahlt [22].

Bewerbung und Umzug

Wer nun an einer Facharztweiterbildung für Gefäßchirurgie in der Schweiz interessiert ist, sollte die nachfolgenden Schritte einleiten.

Zunächst ist die Suche eines geeigneten Spitals (Stadtspital, Kantonsspital, Universitätsspital) notwendig, wobei die notwendigen allgemeinchirurgischen Jahre und die Ableistung der fachspezifischen gefäßchirurgischen Weiterbildung in einem A‑Spital zu beachten sind. Eine frühzeitige Bewerbung ist von Vorteil, da die Arbeitsstellen in der Schweiz häufig 1–2 Jahre im Voraus vergeben werden. Zudem ist die Beantragung einer Gleichwertigkeitsanerkennung der ärztlichen Approbation (MEBEKO-Anerkennung) notwendig [26]. Je nachdem, ob die medizinische Ausbildung in der EU oder in einem anderen Staat absolviert wurde, gibt es hier bestimmte Antragsverfahren. Die Anerkennung kann bis zu 8–12 Wochen dauern und kostet etwa 800 CHF.

Die Schweiz ist nicht in der EU, eine Anerkennung der ärztlichen Approbation ist notwendig

Sind die ersten Schritte getan und der Arbeitsvertrag erfolgreich abgeschlossen, muss eine Wohnung gefunden, der Umzug organisiert, die Umzugsgüter über den Zoll eingeführt werden und die Anmeldung am Wohnort in der Schweiz erfolgen. Außerdem ist die Beantragung einer Aufenthaltsbewilligung und des Ausländerausweises in der Schweiz beim Migrationsamt (meistens zunächst für 3 Jahre) notwendig, dies erfolgt gleichzeitig mit der Anmeldung ([27]; s. Tab. 1).

Tab. 1 Übersicht der einzelnen Länder im Vergleich unterschiedlicher Parameter

Fazit

Die Schweiz ist ein attraktives Land mit hervorragenden Möglichkeiten zur persönlichen und fachlichen Weiterentwicklung insbesondere durch die enge Vernetzung und auch durch die Internationalität. Der Standard in der Patientenversorgung ist hoch, was sich ebenfalls auf die ärztliche Ausbildung positiv auswirkt. Es gibt viele Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten, unter anderem durch die gefäßchirurgische Fachgesellschaft mit einer engen Vernetzung für gefäßchirurgische Assistenzärzt*innen [28]. Wer einen Wechsel in die Schweiz in Erwägung zieht, sollte allerdings bei nicht zu unterschätzendem bürokratischem Aufwand genug Zeit einplanen.

Fazit für die Praxis

  • Egal ob in Deutschland, Österreich oder der Schweiz, die Ausbildungsmöglichkeiten in allen 3 Ländern sind vielfältig. Durch ähnliche Ausbildungskonzepte ist ein Wechsel in ein anderes der drei Länder problemlos möglich.

  • Gleich ist sicherlich überall auch, eine geeignete Weiterbildungsstätte sowohl für die klinische als auch die operative Ausbildung zu finden.

  • Ist ein Wechsel in ein anderes Land beabsichtigt, sollte für die Vorbereitungen ausreichend Zeit eingeplant werden.

  • Es lohnt sich, die verschiedenen Weiterbildungsordnungen genau anzuschauen.