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Mit der Entwicklung endovaskulärer Behandlungsmethoden ist in der Phlebochirurgie eine Vielfalt unterschiedlichster Behandlungsmethoden entstanden. Nationale und internationale Leitlinien definieren den aktuellen Stellenwert der verschiedenen Verfahren anhand der vorhandenen Evidenz und im Expertenkonsens [1, 2]. Allerdings ist die objektive wissenschaftliche Bewertung der Studiendaten durch wechselnde und sich ständig in Weiterentwicklung befindliche Therapieprotokolle, kurze Nachbeobachtungszeiten und uneinheitliche Zielkriterien und Messmethoden erschwert [3].

Aufgrund ihrer hohen Prävalenz steht die Behandlung der Varikose bzw. der Stammveneninsuffizienz im Zentrum der phlebochirurgischen Diskussion. In dem hier vorliegenden Themenheft werden die aktuell wichtigsten offenen und endovenösen Therapieverfahren anhand der aktuellen Literatur und der individuellen klinischen Erfahrung der Autoren beleuchtet. Außerdem wird die Bedeutung der offen-chirurgischen und endovaskulären Therapie bei der akuten iliofemoralen Thrombose dargestellt und ausführlich diskutiert.

Der Beitrag „Überlegenheit der Varizenoperation bei der Vermeidung von Leistenrezidiven“ ist ein Plädoyer für die operative Therapie der Varikose, insbesondere für die Notwendigkeit einer Crossektomie. Mumme fordert eine Überarbeitung der vorhandenen Leitlinien und bezieht sich dabei auf rezente randomisierte Studien und Metaanalysen, in denen die operative Therapie die besten Langzeitergebnisse aufwies.

Die operative Therapie hat die besten Langzeitergebnisse

Auf die Vielfalt und das technische Entwicklungspotenzial der endovenösen thermischen Therapie weist Schmedt in seinem Beitrag „Endovenöse thermische Therapie der Stammveneninsuffizienz“ hin. Die unterschiedlichen Verfahren werden einer wissenschaftlichen Bewertung unterzogen, insbesondere im Hinblick auf deren Effektivität und Anwendungssicherheit. In Übereinstimmung mit der gerade publizierten ESVS-Leitlinie [1] sieht der Autor die endovenöse thermische Therapie als Methode der ersten Wahl an.

Als wichtigen Vertreter der endovenösen non-termischen non-tumeszenten (NTNT) Therapieoption wird die Okklusion insuffizienter Stammvenen mit Acrylatkleber von Brandl anhand eigener Daten und publizierter Studienergebnisse vorgestellt. Brandl postuliert, dass abweichend von den Herstellerangaben die Behandlung von Stammvenen >6 mm und eine Platzierung des Katheters mit einem Abstand von 2 cm statt 5 cm zum tiefen Venensystem effektiv und sicher möglich ist.

Die äußerst interessante Therapieoption zur Eliminierung des Refluxes über die V. saphena magna mit Erhalt der Vene durch die extraluminäre Valvuloplastie wird umfassend von Mühlberger vorgestellt und anhand der aktuellen Literatur und der eigenen klinischen Erfahrungen bewertet. Die Kriterien zur Indikationsstellung werden nachvollziehbar definiert.

Eine besondere Herausforderung stellt die chirurgische Behandlung der symptomatischen Rezidivvarikose bei inguinalem oder poplitealem Rezidivreflux dar. Rass arbeitet in seinem Beitrag die Grundlagen der Indikationsstellung und Durchführung des breiten Spektrums an offenen und endovenösen Therapieoptionen didaktisch auf und stellt damit eine sehr gute Basis für eine Entscheidungsfindung und Therapieplanung im Alltag zur Verfügung. Auch bei der Therapie der Rezidivvarikosis nehmen endovaskuläre Verfahren offenbar einen zunehmenden Raum ein.

Die aktuelle Bedeutung der offenen und endovaskulären Chirurgie bei der akuten Thrombose der iliofemoralen Etage wird von Ockert vorgestellt. Propagiert wird die sinnvolle Kombination offen-chirurgischer und endovenöser Techniken bei einem umschriebenen Indikationsspektrum.

Die vorgestellten Beiträge präsentieren Standpunkte der Autoren, die auf der Analyse der aktuellen Literatur und breiter klinischer Erfahrung basieren und stellen wichtige Argumente für die Diskussion über die optimalen Verfahren unterschiedlicher Indikationsbereiche in der Phlebochirurgie zur Verfügung.

Wir danken den Autoren für ihre fundierten Beiträge, die sie trotz der aktuellen besonderen Belastungen in ihrem klinischen Alltag verfasst haben, den Gutachtern für zahlreiche wichtige Anregungen und dem Assistenzteam der Schriftleitung für die äußerst hilfreiche Koordination und Unterstützung.

Achim Mumme und Claus-Georg Schmedt