Einleitung

Das Pseudoaneurysma der A. ulnaris ist eine seltene Läsion. Die Ursachen sind meist traumatischer Natur. Charakteristisch für das Erscheinungsbild ist eine schmerzlose, zunehmende und pulsierende Schwellung im Bereich des Hypothenars sowie eine Ischämie im Bereich des Mittel-, Ring- und Kleinfingers. Eine frühe Diagnose mittels Ultraschall ist äußerst wichtig. Die Durchführung einer Angiographie zur Operationsplanung ist notwendig. Die Resektion des Pseudoaneurysmas und die Rekonstruktion mithilfe eines Interponats ist die präferierte Therapie.

Anamnese

Ein gesunder 18-jähriger Patient stellte sich mit einer 2‑monatigen Vorgeschichte einer schmerzlosen, zunehmenden, pulsierenden Schwellung im Bereich des linken Hypothenars in unserer Ambulanz vor (Abb. 1) nach einem Unfall mit Sturz auf die linke Hand aus einem Meter Höhe. Es kam dadurch in der Ausübung seiner Tätigkeiten als Tischler zu einer erschwerten kraftvollen Greifbewegung samt einer diskreten Temperaturverminderung des Mittel-, Ring- und Kleinfingers.

Abb. 1
figure 1

Schmerzlose Schwellung im Bereich des linken Hypothenars (Pfeil)

Diagnose, Therapie und Verlauf

Die Diagnose eines Pseudoaneurysmas der A. ulnaris wurde in einer farbkodierten duplexsonographischen Ultraschalluntersuchung während des Ambulanzbesuchs gestellt. Das Farbdopplerbild zeigte das typische „Yin-Yang“ Zeichen (Abb. 2). Die Indikation zur Rekonstruktion wurde aufgrund der Ischämie und der Behinderung bei der Berufstätigkeit gestellt. Nach zwei Wochen erfolgte die Aufnahme und am selben Tag wurde eine Angiographie zur Operationsplanung durchgeführt, welche ein Pseudoaneurysma der A. ulnaris mit Verschluss des oberflächlichen Handbogens zeigte (Abb. 3).

Abb. 2
figure 2

Farbdopplerbild zeigt das typische „Yin-Yang“ Zeichen (Pfeil) im Pseudoaneurysma der A. ulnaris

Abb. 3
figure 3

Präoperative Angiographie zur Operationsplanung: Pseudoaneurysma der A. ulnaris (Pfeil) und Verschluss des Arcus palmaris superficialis

Am nachfolgenden Tag wurde das Pseudoaneurysma der A. ulnaris reseziert (Abb. 4) und ein Interponat mit der distalen V. basilica angelegt (Abb. 5). Die intraoperative Angiographiekontrolle über einen Seitenast des Veneninterponats zeigte eine gute Füllung der Arterien der ulnaren Langfinger (Abb. 6). Die postoperativen dopplersonographischen Verlaufskontrollen nach einer sowie vier Wochen zeigten neben einer guten Durchgängigkeit des Arcus palmaris superficialis auch eine gute Reperfusion der betroffenen Finger.

Abb. 4
figure 4

Operationssitus: A. ulnaris (1), Arcus palmaris superficialis (3) und Arcus palmaris profundus mit Yasargil-Klemmen (4) und Pseudoaneurysma (2)

Abb. 5
figure 5

Zustand nach Resektion des Pseudoaneurysmas und Interponat mittels distaler V. basilica von der A. ulnaris (weißer Pfeil) zum Arcus palmaris superficialis (schwarzer Pfeil)

Abb. 6
figure 6

Intraoperative Angiographie über einen Seitenast des Veneninterponats. Dargestellt ist ein Gefäßspasmus unmittelbar nach dem Interponat (schwarzer Pfeil), Kontrastierung des Arcus palmaris superficialis und der ulnaren Langfingerarterien (weißer Pfeil)

Diskussion

Pseudoaneurysmen der A. ulnaris sind extrem seltene Ereignisse, über die es nur vereinzelt Fallberichte gibt [1]. Die Entstehung eines Pseudoaneurysmas der A. ulnaris wird mit penetrierenden Traumen, Kanülierungen der A. ulnaris, mit dem Hypothenar-Hammer-Syndrom oder perioperativen Traumen assoziiert [2]. In seltenen Fällen kann auch ein einmaliges Trauma mit direkter arterieller Verletzung die Ursache darstellen [3]. Der Verdacht begründete sich auf eine schmerzlose, zunehmende und pulsierende Schwellung im Bereich des linken Hypothenars, periphere Parästhesien [4] sowie ischämische Zeichen im Versorgungsgebiet des Arcus palmaris superficialis [5]. Die klinische Diagnose wird mittels Ultraschall verifiziert. Im Farbdopplerbild stellt sich das Typische „Yin-Yang“-Zeichen und ein schneller Jetstrom dar [6]. Weitere diagnostische Möglichkeiten sind die computertomographische Angiographie (CTA) und Magnetresonanzangiographie (MRA) zum differenzialdiagnostischen Ausschluss anderer Ursachen der Schwellung, z.B. einer Thrombose, wobei die gerätebedingte Auflösung der Arterien des Handbogens oft nicht ausreichend ist. Mithilfe einer Angiographie werden die vaskuläre Anatomie und insbesondere Verschlüsse im Bereich der Handwurzelgefäße und der Finger dargestellt, wodurch die Operationsplanung erleichtert wird [3, 4, 7].

Die Resektion des Pseudoaneurysmas der A. ulnaris und die Rekonstruktion mittels Interponat unter Verwendung einer autologen Vene ist die präferierte Behandlungsmethode [1, 35]. Als alternative Therapieoptionen wären bei geeigneter Anatomie die perkutane Injektion von Thrombin, die Embolisation [7] und die endovaskuläre Therapie im posttraumatischen Pseudoaneurysma der proximalen A. ulnaris zu nennen [8].

Fazit für die Praxis

  • Wenn sich nach einem einmaligen oder repetitiven Trauma im Bereich des Hypothenars eine schmerzlose, zunehmende und pulsierende Schwellung zeigt, die mit einer Ischämie im Bereich des Mittel-, Ring- und Kleinfingers einhergehen kann, sollte man die Möglichkeit eines Pseudoaneurysmas der A. ulnaris in Betracht ziehen.

  • Die Diagnose wird mittels Ultraschalluntersuchung verifiziert und die Operationsplanung erfolgt mithilfe einer Angiographie.

  • Bei einer Ischämie sollte die Arterie mit einem Interponat aus autologer Vene rekonstruiert werden.