Liebe Leserinnen und Leser,

eigentlich wollte ich für das Kongressheft kein Editorial verfassen. Beim Lesen der einführenden Worte des geschätzten Kollegen Schmidli machte es jedoch „Klick“ – eine Querverbindung im Hirn hat sich gemeldet. Eigentlich eine, die es nicht gibt: Was haben Bern und Ulm gemeinsam? Machen Sie doch mal eine Google-Suche. Sie werden außer einer Bahnverbindung (373 km) nichts finden. Aber Prof. Schmidli erwähnt Bern als Geburtsort der Einstein‘schen Relativitätstheorie, die ja bereits im Editorial zu Heft 1 erwähnt wurde [1]. Und nun entstehen die Zusammenhänge. Albert Einstein wurde 1879 in Ulm (als Deutscher, wie er in einem eigenen, handschriftlichen Lebenslauf erwähnt [2]) geboren. Später nahm er dann die Schweizer Staatsbürgerschaft an, und er legte auch großen Wert darauf, Schweizer zu sein. Bei Reisen verwendete er immer seinen Schweizer Pass [2].

Die zweite Verbindung dieser beiden Städte betrifft unser aller Fachgebiet. Nach Aufbau der Gefäßchirurgie in Heidelberg wurde Prof. Jörg Vollmar 1970 erster Lehrstuhlinhaber für (Thorax- und) Gefäßchirurgie in Ulm. Er kämpfte für eine eigene Sektion Gefäßchirurgie in der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie und war nach deren Gründung zwischen 1977 und 1984 deren Vorsitzender [3]. Somit war also die Gefäßchirurgie in Ulm wesentlicher Wegbereiter für die 1984 gegründete Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie. Ähnlich verhält es sich auf schweizerischer Seite mit Bern: Die Gründungsversammlung der „Schweizerischen Gesellschaft für Gefässchirurgie“ (SGG) fand mit konstituierender Sitzung am 21.10.1989 in Bern statt [4]. Mit B. Nachbur wurde ein Berner erster Präsident, und die erste Jahrestagung der neu gegründeten Gesellschaft fand 1990 ebenfalls in Bern statt.

Genau in dieser Stadt wurde Paul Klee geboren, im gleichen Jahr wie Albert Einstein. Klee ging in Bern zur Schule und wurde dort begraben. Jedoch hatte sich sein deutscher Vater nie einbürgern lassen [5]. Die Familie Klee siedelte 1898 nach München um. Generell galt München damals als Kunststadt. Einsteins waren 1880 ebenfalls nach München gezogen, und die Lateinklasse im Luitpold-Gymnasium in München besuchte neben Albert Einstein übrigens Paul Marc, älterer Bruder des berühmten Franz Marc. Auch Franz Marc besuchte das Luitpold-Gymnasium [6]. Zusammen mit Wassily Kandinsky gründete Marc 1911 den „Blauen Reiter“, dem sich später wiederum auch Paul Klee anschloss. Nach seiner Rückkehr in die Schweiz verzögerte die Stadt Bern seine Einbürgerung, bis Paul Klee verstorben war [5].

Während Ihnen allen diese geschichtlichen Hintergründe unserer Gesellschaften sicherlich bekannt sind, möchte ich diese Gelegenheit nutzen, um mit ein paar Mythen um Albert Einstein aufzuräumen. So ist Albert Einstein niemals sitzen geblieben, er war immer ein guter bis sehr guter Schüler [7], auch wenn er zunächst das Examen zur Aufnahme am Polytechnikum in Zürich erst im wiederholten Anlauf 1896 bestand.

1902 ging Einstein nach Bern, um dort am „Eidgenössischen Amt für Geistiges Eigentum“, also dem Patentamt, zu arbeiten. 1905 publizierte Einstein die „Spezielle Relativitätstheorie“ und weitere wegweisende Arbeiten. Bis 1907 hatte er 25 wissenschaftliche Abhandlungen verfasst.

Die Einstellung Einsteins zu Atomwaffen ist allgemein bekannt. Während Oppenheimer als Leiter des „Manhattan-Projekts“ letztlich die Fertigstellung wesentlich mitgeprägt hat, ist vielen nicht bekannt, dass ihm die Atomenergiebehörde später aufgrund seiner politischen Ansichten den Zugang zu Geheimunterlagen verwehrte. Zwar war Einstein wohl kein Freund Oppenheimers, aber er „empfand den Gesinnungsdruck“ auf die Gelehrten als bedenkliches Krankheitssymptom der amerikanischen Gesellschaft [8]. Wie schon in Heft 1/16 dargestellt, scheinen sich manche Dinge auch über die Jahrzehnte hinweg nicht zu ändern [1].

Wie wir alle wissen, starb Einstein an einem rupturierten Bauchaortenaneurysma. Die Ursache scheint dabei klar zu sein: seine Lebensweise. So heißt es in der bereits oben zitierten Biografie: „Oft hatte Einstein vergessen, Einkäufe zu machen, und dann aß er tagelang nichts. Hauptsache, er hatte zu rauchen“ [9]. Fast hätte es hier die nächste Querverbindung gegeben: Rudolf Nissen hatte Einstein 1948 in New York operiert und das Aneurysma mit Cellophan ummantelt. 1952 erhielt Nissen einen Ruf nach: Basel.

Das Motto der Dreiländertagung lautet „Optimum vs. Maximum“. Auch hier findet sich übrigens eine Querverbindung. So wird hierzu in dem Buch „Einstein – Einblicke in seine Gedankenwelt“ dargestellt: „Optimum und Maximum ist tatsächlich nicht dasselbe, und [...] Einstein war selbst weit davon entfernt, diese beiden Superlative gleichzusetzen“ [10]. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Freude mit dem vorliegenden „Kongressheft“, in dem Prof. Schmidli es geschafft hat, den Spannungsbogen dieser Begriffe wunderbar darzustellen.

Herzlichst,

Ihr

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Prof. Dr. A. Larena-Avellaneda