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Im Jahre 2007 wurde in der Gefässchirurgie die Rubrik „Shuntchirurgie“ eingeführt und im März des gleichen Jahres ein Schwerpunktheft zu diesem Thema gestaltet. Mit dieser Ausgabe wollen wir die Zugangschirurgie wieder in den Fokus der Gefäßchirurgen rücken, weil, wie W. Meichelboeck in seinem Artikel aufzeigt, die Zahl der Patienten, die eine Hämodialyse und damit einen funktionierenden Gefäßzugang brauchen, stetig steigt. Nicht nur die Anzahl der Patienten nimmt zu, wie er eindrucksvoll aus aktuellen Statistiken belegt, sondern auch ihr Alter und die Anzahl relevanter Begleiterkrankungen (Diabetes mellitus, KHK, pAVK etc.) und damit vorhersehbar auch die zukünftige Beanspruchung derjenigen, die mit dem Gefäßzugang befasst sind. Seine Schlussfolgerung, sich zukünftigen Herausforderungen durch stärkere Betonung der Shuntchirurgie im gefäßchirurgischen Curriculum und durch intensive interdisziplinäre Zusammenarbeit zu stellen, können wir nur unterstreichen.

Der präoperativen Duplexsonographie vor Shunterstanlage kommt gemäß M. Hollenbeck et al. große Bedeutung zu. Ob vom Nephrologen, vom Radiologen oder vom Gefäßchirurgen selbst durchgeführt, erbringt sie vielfach wichtige Zusatzinformationen, die die Entscheidung über Art und Ort des anzulegenden Gefäßzugangs maßgeblich beeinflussen können und die Ergebnisqualität signifikant verbessern helfen. Auch er betont die wachsende Bedeutung des interdisziplinären Dialogs zur Bearbeitung der vielfältigen Probleme unserer immer älteren und kränkeren Dialysepatienten.

Trotz der Strategie, arteriovenöse Fisteln als Gefäßzugänge der Wahl zu betrachten und anzulegen, gibt es Situationen, wo Fremdmaterial notwendig wird. Die im Vergleich zur nativen Fistel immer noch deutlich höheren Komplikationsraten von Prothesenshunts waren in den vergangenen Jahren immer wieder Anlass zu mehr oder weniger erfolgreichen Neuentwicklungen. U. Klee et al. stellen Innovationen bei Kunststoffprothesen vor und bewerten kritisch die jeweils relevanten Publikationen.

Im nachfolgenden Artikel geben U. Derungs et al. einen ausgezeichneten Überblick über die Klassifikation und Behandlung von Aneurysmen und Pseudoaneurysmen bei arteriovenösen Fisteln und Prothesenshunts. Ziel soll der zumindest teilweise Erhalt des Gefäßzugangs und seiner Stichstrecke sein, um auch nach komplexen Rekonstruktionen die vorübergehende Implantation eines Dialysekatheters zu vermeiden. Dessen Komplikationen sind ja bestens bekannt: Infektion, Bakteriämie und zentralvenöse Obstruktion. Mit letzterer beschäftigen sich H. Görtz u. J. Tessarek im abschließenden Beitrag dieses Schwerpunkthefts. Mit dem Einsatz eines neuartigen Atherektomiesystems gelingt es möglicherweise leichter und mittelfristig wirksamer, zentralvenöse Stenosen bei Dialysepatienten zu behandeln.

Terminologie

Die redaktionelle Bearbeitung der eingegangen Artikel hat uns gezeigt, dass es immer wichtiger wird, in der Shuntchirurgie eine einheitlichere Terminologie und systematische Abkürzungen zu verwenden. Wir möchten daher unsere Leser aufrufen, durch Zuschriften an die Redaktion kundzutun, ob Konsens besteht, dass wir das Wort Hämodialysezugänge als Oberbegriff für jegliche Art von Konstruktionen verwenden, um eine Hämodialyse zu ermöglichen, beinhaltend nicht tunnelierte und tunnelierte zentralvenöse Katheter, aber auch Shunts mit den zwei Hauptkonstruktionen arteriovenöse Fistel (AVF; synonym: native oder autologe Fistel) und arteriovenöser Graft (AVG; synonym: Prothesenshunt) aus allogenem, xenogenem oder alloplastischem Material.

Die in Tab. 1 gemachten Vorschläge zu einer einheitlichen Verwendung von Abkürzungen und Begriffen stellen wir gerne zur Diskussion und freuen uns auf ihre Meinung, Kritikpunkte und Vorschläge. In einem späteren Schwerpunktheft möchten wir dann anhand Ihrer und unserer Vorschläge und Ideen einen umfassenderen Katalog zur Terminologie in der Shuntchirurgie publizieren.

Tab. 1 Vorschläge zur Terminologie in der Shuntchirurgie

Entscheidungsfindung

Mehr noch als von der Technik hängen Erfolg und Misserfolg in der Shuntchirurgie von der korrekten Indikationsstellung und einer adäquaten präoperativen Planung ab. Gerne würden wir künftig klinische Fälle in dieser Zeitschrift zur Diskussion stellen und in einer Folgenummer eingegangene Therapievorschläge von Lesern und Experten veröffentlichen. Wir freuen uns auf Ihre kasuistischen Beiträge, die Sie uns gern per E-Mail zuschicken können.

PD Dr. med. M.K.Widmer

Dr. med. V. Mickley