Zusammenfassung
International steigt die Anzahl an Menschen, die mit oder nach einer Tumorerkrankung leben. Die große Gruppe der Langzeitüberlebenden, der sog. „cancer survivors“, ist in verschiedener Hinsicht sehr heterogen und der hieraus resultierende Unterstützungsbedarf entsprechend individuell. Strukturierte Survivorship-Programme haben zum Ziel, die verschiedenen Bedürfnisse sowie den Bedarf der Betroffenen zu erfassen. Zur besseren Information und Kommunikation innerhalb des interdisziplinären Versorgungsnetzwerks von Langzeitüberlebenden wird die Ausstellung eines individualisierten Survivorship Care Plan empfohlen – ein Projekt, das nur im interdisziplinären Team gelingen kann.
Abstract
The number of people living with or after cancer treatment is increasing internationally. The large group of long-term survivors, the so-called cancer survivors, is very heterogeneous in various respects and the resulting need for support is correspondingly individual. Structured survivorship programs aim to identify the different needs and requirements of those who are affected. For better information and communication within the interdisciplinary care network of long-term cancer survivors, the development of an individualized survivorship care plan is recommended, a project that can only be successful in an interdisciplinary team approach.
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Lernziele
Nach Absolvieren dieser Fortbildungseinheit …
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haben Sie grundlegende Kenntnisse zum Thema Cancer Survivorship und Langzeitüberlebende.
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sind Ihnen die vielfältigen Herausforderungen in der Betreuung von onkologischen Langzeitüberlebenden („cancer survivors“) bekannt.
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kennen Sie den Unterschied zwischen Langzeit- und Spätfolgen einer Tumorerkrankung und/oder -therapie und können häufige Folgen benennen.
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wissen Sie um die psychosozialen Herausforderungen einer Krebserkrankung.
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können Sie zwischen symptomorientierter Nachsorge, Therapiemonitoring und Langzeit-Follow-up differenzieren.
Einleitung
Innovative Forschungserkenntnisse, stetige Verbesserungen in Früherkennung und Diagnostik, neue Therapieoptionen und die demographische Alterung haben in den letzten Jahren dazu geführt, dass die Anzahl der Betroffenen mit und nach einer Krebserkrankung, der sog. Langzeitüberlebenden, deutlich angestiegen ist. Nach Expertenschätzung leben rund 4,5 Mio. Menschen mit oder nach einer Krebserkrankung in Deutschland [1]. Unser Gesundheitssystem wird dadurch in den kommenden Jahren zunehmend mit den spezifischen Versorgungsanforderungen dieser Bevölkerungsgruppe konfrontiert werden, welche über die reguläre Nachsorgeversorgung hinausgeht.
Cancer Survivorship
Der englische Begriff „cancer survivorship“ hat sich als zusammenfassende Bezeichnung für Menschen mit und nach einer Krebserkrankung etabliert. Bei etwa 2,6 Mio. an Krebs Erkrankten in Deutschland liegt die Erstdiagnose mindestens 5 Jahre zurück. Sie werden als sog. Langzeitüberlebende („cancer survivors“) bezeichnet [2]. Ebensowenig wie für die Definition des Cancer Survivorship spielt auch für das Langzeitüberleben keine Rolle, ob die Erkrankung in diesem Zeitraum erneut aufgetreten ist. Die Betroffenen unterscheiden sich somit in Bezug auf ihr onkologisches Erkrankungsstadium und ihre Prognose sowie die erfolgten Therapien, ihre Spät- und Langzeitfolgen, ihre Komorbiditäten und ihren soziokulturellen Hintergrund. Der hieraus resultierende Unterstützungsbedarf ist entsprechend individuell, und es bedarf interdisziplinärer Versorgungsstrukturen, die diesen komplexen Ansprüchen und Bedürfnissen gerecht werden. Die Etablierung von sog. Cancer-Survivorship-Programme, Survivorship-Sprechstunden bzw. Survivorship-Kliniken sowie die Ausstellung eines individualisierten Survivorship Care Plan (SCP) stellen hierbei elementare Bausteine zum Aufbau eines adäquaten Versorgungsnetzwerkes für Langzeitüberlebende dar (siehe unten).
Merke
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Der englische Begriff „cancer survivorship“ definiert die Zeit ab der onkologischen Erstdiagnose.
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Bei Langzeitüberlebenden liegt die Erstdiagnose mindestens 5 Jahre zurück, unabhängig davon, ob ein Rezidiv aufgetreten ist.
Mögliche Langzeit- und Spätfolgen einer Krebserkrankung
Die steigende Zahl von Langzeitüberlebenden bedeutet gleichzeitig einen Anstieg potenzieller körperlicher und psychosozialer Langzeit- und Spätfolgen durch die Erkrankung selbst bzw. durch die erfolgten Krebstherapien [3]. Die Betroffenen tragen ein erhöhtes Risiko für bestimmte körperliche (u. a. kardiovaskuläre, gastrointestinale, neurologische, endokrine, dermatologische Toxizitäten), kognitive (u. a. verringerte Merkfähigkeit, Konzentrationsschwäche), emotionale/psychische (u. a. Depression, Ängste, Fatigue, sexuelle Dysfunktion) und soziale (u. a. Frühberentung, finanzielle Probleme) Einschränkungen sowie für die Erkrankung an Zweitmalignomen ([4, 5]; Abb. 1; Tab. 1). Nebenwirkungen und Erkrankungen, die erstmalig während der Therapie auftreten und bis über das Ende der Behandlung hinaus persistieren, werden als Langzeitfolgen bezeichnet [5, 6].
Im Gegensatz zu Langzeitfolgen treten Spätfolgen häufig erst Monate bis Jahre nach der Erkrankung oder nach Therapieabschluss in Erscheinung [9, 10]. In diesem Zusammenhang gehören Zweitmalignome zu den häufigsten Todesursachen von Langzeitüberlebenden. Das Bronchialkarzinom gehört zu den häufigsten sekundären Malignomen. Mehrere Faktoren scheinen dafür ursächlich zu sein. Insbesondere Lebensstilfaktoren, wie z. B. Nikotinabusus und Radiotherapie im thorakalen Bereich, erhöhen das Risiko [11]. Nach Donin et al. starben in den Vereinigten Staaten zwischen 1992 und 2008 55 % der Krebspatientinnen/-patienten an einem Zweitmalignom [11]. Verantwortlich für das erhöhte Risiko ist ein multifaktorielles Geschehen aus Systemtherapien (Chemotherapie, Antikörpertherapien, Immuntherapien etc.), Bestrahlungsdosis, genetischen Faktoren, Alter und Umweltfaktoren. Weiterhin spielen Alkoholkonsum, Sonnenexposition und mangelnde Bewegung eine Rolle bei der Entstehung [6, 12].
Merke
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Langzeitfolgen treten bereits während der Therapie auf und können nach Therapieabschluss persistieren oder sogar progredient sein.
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Spätfolgen manifestieren sich erst Monate bis Jahre nach Erstdiagnose bzw. Beendigung der onkologischen Therapie.
Fokus
Fatigue-Syndrom – eine der häufigsten Langzeitfolgen
Fatigue, das chronische Erschöpfungssyndrom, stellt eine der häufigsten Folgen einer Krebserkrankung und ihrer Therapie dar. Sie zeichnet sich durch extreme und lang anhaltende körperliche und geistige Erschöpfung aus. Das Erscheinungsbild der Fatigue ist sehr variabel. Zu den Symptomen zählen verminderte Leistungsfähigkeit, hohes Ruhe- und Schlafbedürfnis, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen sowie nachlassendes Interesse, Traurigkeit und Ängste [13]. Unter einer onkologischen Therapie sind je nach Krebsdiagnose und Behandlung 60–100 % der Patientinnen und Patienten betroffen. Etwa ein Drittel der Betroffenen gibt an, noch 6 Monate nach Therapieabschluss unter den Symptomen zu leiden [14, 15, 16, 17]. Trotz der Häufigkeit des Auftretens gibt es bislang keine spezifische Leitlinie zu tumorassoziierter Fatigue in Deutschland. International empfehlen das National Comprehensive Cancer Network (NCCN) und die European Society for Medical Oncology (ESMO) für eine adäquate Fatigue-Versorgung zu beachten [18, 19, 20], dass eine ausführliche Information und Aufklärung über das Fatigue-Syndrom erfolgen. Dabei sollen insbesondere auch Angehörige der Krebspatientinnen/-patienten aufgeklärt werden. Regelmäßige systematische Screenings (z. B. Numerische Rating-Skala von 0 [„keine Erschöpfung“] bis 10 [„stärkste vorstellbare Erschöpfung“]) sollen ebenso dabei helfen, die Fatigue zu diagnostizieren, wie ein umfassendes Anamnesegespräch. Die angemessene Behandlung der Fatigue (vorwiegend nichtpharmakologisch; z. B. körperliches Training, Yoga, psychosoziale Interventionen, kognitive Verhaltenstherapie) soll eingeleitet werden.
In Bezug auf die Behandlung des Fatigue-Syndroms besteht durch die verschiedenen onkologischen Fachgesellschaften internationaler Konsens, dass nichtpharmakologische Interventionen zu bevorzugen sind. Ein ganzheitliches Verständnis zum Beschwerdebild des Fatigue-Syndroms birgt die Chance für Betroffene, durch Selbstwirksamkeit Linderung zu erfahren. Die effektivste Methode mit der stärksten Evidenz besteht hierbei in der körperlichen Aktivität. Entsprechend werden in der seit September 2021 erstmalig in Deutschland veröffentlichten S3-Leitlinie zum Thema „Komplementärmedizin in der Onkologie“ als eine der beiden Empfehlungen mit dem stärksten Empfehlungsgrad („Soll“-Empfehlung) körperliche Aktivität und Sport mit dem Ziel der Behandlung und Prävention von krebsspezifischer Fatigue empfohlen [21]. Nach Campbell et al. zeigen sich positive Effekte auf das Fatigue-Syndrom bei einem Trainingsprogramm über mindestens 12 Wochen für moderates Aerobic-Training (3-mal pro Woche), moderates Widerstandstraining (2-mal pro Woche) und eine Kombination aus beiden Trainingsformen (2- bis 3‑mal pro Woche; [22]).
Weitere positive Effekte zur Linderung der chronischen Erschöpfung konnten unter anderem für Tai Chi/Qigong, Yoga, Akupunktur und Akupressur sowie MBSR („mindfulness-based stress reduction“) nachgewiesen werden [21]. Nach den Ergebnissen einer Metaanalyse von Hilfiker et al. scheinen zur Reduktion des Fatigue-Syndroms während onkologischer Therapien Entspannungstechniken ebenso ihren Stellenwert zu haben [23]. Des Weiteren wird in aktuell laufenden Studien untersucht, welchen Effekt das Intervallfasten auf Fatigue und Lebensqualität bei onkologischen Patient:innen hat [24]. In einer Pilotstudie konnte bereits nachgewiesen werden, dass Intervallfasten bei gesunden Proband:innen Fatigue-Symptome reduzieren kann [25].
Diagnostik und Therapie der Fatigue sind sehr umfangreich. Die Sensibilisierung von allen Beteiligten in der Betreuung von Langzeitüberlebenden sowie der Aufbau strukturierter Survivorship-Care-Programme können die Versorgung zukünftig optimieren. Bis dahin sollten Patientinnen und Patienten zu Eigeninitiative und Selbsthilfe motiviert werden. Hier können E‑Health-Anwendungen oder das Führen eines Fatigue-Tagebuchs hilfreich sein [26, 27].
Merke
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Tumorassoziierte Fatigue ist eine der häufigsten Langzeitfolgen. Etwa 60–100 % der Betroffenen leiden unter Therapie an den Symptomen.
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Das Erscheinungsbild der Fatigue ist sehr variabel. Leitsymptome sind extreme körperliche und geistige Erschöpfung.
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Von Bedeutung sind eine ausführliche Aufklärung von Patientinnen/Patienten und Angehörigen sowie die Durchführung eines regelmäßigen Screenings.
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Effektive Behandlungsoptionen stellen insbesondere nichtpharmakologische Maßnahmen wie z. B. körperliche Bewegung dar.
Psychische Folgen einer Krebserkrankung
Die steigende Anzahl von Langzeitkrebsüberlebenden macht es immer wichtiger, den Blick neben den körperlichen Folgen auch auf die psychische Gesundheit der Betroffenen zu lenken. Krebs ist oft zu einer chronischen Erkrankung geworden, und obwohl viele Patientinnen und Patienten die Krankheit gut verarbeiten, ist ein Großteil lange nach Therapieabschluss von psychischen Belastungen betroffen. Internationale epidemiologische Untersuchungen zeigten, dass 28 % aller Langzeitüberlebenden unter Angst- und Depressionssymptomen leiden [28]. Neben der der Reintegration in den Alltag fordert dies von den Betroffenen ein hohes Ausmaß an Bewältigungsstrategien, mit den Folgen der Erkrankung umzugehen [29]. Auch die Angst vor einem Rezidiv ist ein häufiger Begleiter. Trotz des Bewusstseins für die psychischen Folgen einer Krebserkrankung bleiben diese häufig unterdiagnostiziert [30]. Umso wichtiger ist es, im Rahmen der onkologischen Nachsorge nicht nur das potenzielle Rezidiv zu erkennen, sondern den Fokus ebenso auf die körperlichen, psychischen und sozialen Langzeit- und Spätfolgen zu richten. Der Einsatz von systematischen Screeninginstrumenten, z. B. HADS (Hospital Anxiety and Depression Scale) oder Distressthermometer, kann zu einer primären Einschätzung beitragen. Zum jetzigen Zeitpunkt fehlen in Deutschland flächendeckend klar strukturierte und multiprofessionelle Cancer-Survivorship-Programme, weshalb Selbsthilfe und -management (z. B. Selbsthilfegruppen, E‑Health-Anwendungen) eine wichtige Rolle spielen [31, 32].
Merke
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Ca. 28 % aller Langzeitüberlebenden leiden unter Angst- und Depressionssymptomen.
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Regelmäßiges Distressscreening muss fester Bestandteil der Nachsorge sein.
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Auf Selbsthilfeorganisationen und Selbsthilfegruppen sowie Informations- und Aufklärungsmaterialien sollte frühzeitig hingewiesen und entsprechendes Informationsmaterial zur Verfügung gestellt werden.
„Financial toxicity“ – finanzielle Herausforderungen durch Krebserkrankungen
Krebserkrankungen werden dem höheren Lebensalter zugeordnet, können jedoch auch schon in jungen Jahren auftreten. Etwa ein Drittel der geschätzt 4,5 Mio. Langzeitüberlebenden in Deutschland befindet sich im erwerbsfähigen Alter [1]. Ihr Risiko für Langzeit- und Spätfolgen ist aufgrund des jüngeren Alters zum Zeitpunkt der Diagnose und des besseren Gesamtüberlebens erhöht. Insbesondere für diese Gruppe von Betroffenen stellen mögliche finanzielle Schwierigkeiten, die trotz des bestehenden Sozialversicherungssystems auftreten können, eine reelle soziale Gefährdung dar. Dabei können objektive monetäre Belastungen zu individuellen subjektiven Belastungen führen. Objektive finanzielle Belastungen setzen sich aus Zuzahlungen (z. B. Behandlungskosten, Medikamentenzuzahlungen, Fahrtkosten oder veränderte Lebenshaltungskosten) und Einkommensverlusten (Verlust des Arbeitsplatzes, verminderte Leistungsfähigkeit, Frühberentung etc.) zusammen [33, 34, 35, 36]. Hieraus resultieren subjektive finanzielle Belastungen, die nach Witte et al. in eine materielle (finanzielle Ausgaben), eine psychosoziale (u. a. Angst aufgrund finanzieller Situation) und eine Verhaltensebene (z. B. reduzierte Einnahme von Medikamenten aus Kostengründen) unterteilt werden können [37]. Der hieraus resultierende finanzielle Distress ist mit geringerer Lebensqualität und einem höheren Risiko für Depressionen und Angstzustände assoziiert [38, 39, 40]. „Financial toxicity“ als Folge einer Krebserkrankung kann sogar zu erhöhter Mortalität führen [41, 42].
Merke
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Etwa ein Drittel der Krebsbetroffenen in Deutschland befindet sich im erwerbsfähigen Alter.
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Objektive finanzielle Belastungen bestehen aus Zuzahlungen und Einkommensverlusten. Subjektive finanzielle Belastungen können die zusätzliche Folge sein.
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Finanzieller Distress reduziert die Lebensqualität und kann zu einer erhöhten Mortalität führen.
Fokus gynäkologische Onkologie: „symptomorientierte Nachsorge“, Therapiemonitoring und Langzeit-Follow-up
In Deutschland beträgt der reguläre Zeitraum der leitliniengerechten „symptomorientierten Nachsorge“ nach Abschluss der onkologischen Primärtherapie für die meisten gynäkologischen Tumorerkrankungen wie für die meisten soliden Tumorerkrankungen 5 (bis 10) Jahre. In den ersten 3 Jahren erfolgen die Kontrollen alle 3 Monate. Ab dem vierten Jahr wird der Zeitraum zwischen den Kontrollen auf 6 Monate erweitert. Danach werden die Kontrollen im Rahmen der jährlichen Krebsfrüherkennungsprogramme durchgeführt.
Durch die Individualisierung und Vergrößerung des Therapiespektrums für viele gynäkologische Tumorerkrankungen gehören Erhaltungstherapien inzwischen in vielen Situationen zum festen Behandlungskonzept. Dies hat für die Betroffenen und ihre behandelnden Ärztinnen und Ärzte zur Folge, dass sich die reine Nachsorge um den Aspekt des zusätzlichen Therapiemonitorings sowie der Evaluation und Behandlung möglicher erhaltungstherapiebedingter unerwünschter Nebenwirkungen erweitert. Der Übergang von der Therapie- in die (reine) Nachsorgephase ist dadurch in einigen Situationen nicht mehr klar abgrenzbar. Die regelmäßigen Therapievisiten werden durch Kontrollen des Therapieansprechens begleitet. Dies erfolgt durch eine klinische Evaluation, ein bildgebendes Verfahren (Sonographie, Computertomographie [CT]/Magnetresonanztomographie [MRT], ggf. Positronenemissionstomographie[PET]-CT oder PET-MRT) und ggf. durch Bestimmung von Tumormarkern. So kommt dem Tumormarker CA(„cancer antigen“)-125 im Rahmen des Therapiemonitorings beim Ovarialkarzinom eine feste Bedeutung zu, während dieser in der regulären Nachsorge routinemäßig nicht bestimmt werden soll [43].
Bei vielen Patientinnen besteht nach Abschluss der Nachsorge und der Erhaltungstherapien ein besonderer Versorgungsbedarf, und ein großer Anteil der Langzeitüberlebenden mit gynäkologischen Malignomen fühlt sich weiterhin als „Krebspatientin“ [44, 45]. Diese individuellen Bedürfnisse führen dazu, dass aktuelle gynäkoonkologische S3-Leitlinien die Empfehlung einer bedarfsangepassten, risikoadaptierten, lebenslangen, interdisziplinär ausgerichteten Unterstützung aussprechen [43, 46].
Cancer-Survivorship-Programme
Um den Betroffenen eine langfristige und umfassende Unterstützung anbieten zu können, ist es sinnvoll, bereits kurz nach Abschluss der onkologischen Behandlung einen SCP zu erstellen. Dieser soll an die individuellen Bedürfnisse der Betroffenen angepasst werden und neben Informationen über die bisher erfolgten Behandlungen auch zukünftig empfohlene Verlaufskontrollen hinsichtlich potenzieller Spät- und Langzeitfolgen enthalten [47]. Weiterhin sollten Empfehlungen zu gesundheitsfördernden Maßnahmen, Lebensstil, sozialrechtlichen Themen und psychologischen Unterstützungsangeboten festgehalten werden [48]. Der SCP optimiert somit die interdisziplinäre Kommunikation und fördert „cancer survivors“ in ihrem Selbstmanagement in Bezug auf ihre gesundheitliche Situation [49]. Die Forschungslage zum Konzept eines SCP und zu dessen Wirksamkeit ist aktuell noch unzureichend und bedarf in Zukunft weiterer wissenschaftlicher Begleitung [32].
Fazit für die Praxis
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Die individuellen Beschwerden und Schwierigkeiten von Betroffenen nach einer Krebserkrankung sind sehr heterogen und können alle Lebensbereiche umfassen.
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Langzeitüberlebende („cancer survivors“) tragen ein erhöhtes Risiko für körperliche, kognitive, emotionale/psychische und soziale Einschränkungen sowie für die Erkrankung an Zweitmalignomen.
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Während Langzeitfolgen bereits unter der Therapie auftreten, manifestieren sich Spätfolgen erst Monate bis Jahre nach Erstdiagnose bzw. Beendigung der onkologischen Therapie.
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Mit Fokus auf die Selbstwirksamkeit der Betroffenen birgt der ganzheitliche Ansatz der Komplementärmedizin eine Chance für Langzeitüberlebende.
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In der kontinuierlichen Begleitung der Krebspatientin/des Krebspatienten zur Überlebenden/zum Überlebenden sollte jede Patientin/jeder Patient einen individualisierten Survivorship Care Plan (SCP) erhalten.
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Inhalte eines SCP sind Diagnose und bisherige Therapie, Beschreibung möglicher Langzeitfolgen, empfohlene Verlaufskontrollen und gesundheitsförderndes Verhalten wie Sport, Ernährung, Gewichtskontrolle, Nikotinabstinenz und Stressprophylaxe.
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Gemäß den Richtlinien des Springer Medizin Verlags werden Autoren und Wissenschaftliche Leitung im Rahmen der Manuskripterstellung und Manuskriptfreigabe aufgefordert, eine vollständige Erklärung zu ihren finanziellen und nichtfinanziellen Interessen abzugeben.
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A. Löwe: A. Finanzielle Interessen: A. Löwe gibt an, dass kein finanzieller Interessenkonflikt besteht. – B. Nichtfinanzielle Interessen: Assistenzärztin, Klinik und Poliklinik für Geburtshilfe und Frauengesundheit Mainz. A. Hasenburg: A. Finanzielle Interessen: A. Hasenburg gibt an, dass kein finanzieller Interessenkonflikt besteht. – B. Nichtfinanzielle Interessen: Direktorin der Klinik und Poliklinik für Geburtshilfe und Frauengesundheit Mainz, Leiterin der ESGO Task Force Psychoonkologie, Vorstand ISG (Informationszentrum Sexualität und Gesundheit) des Universitätsklinikums Freiburg, Mitglied des Fachausschusses Krebs-Therapiestudien der Deutschen Krebshilfe, Vorstandsvorsitzende der AGO, Stellv. Vorsitzende der Landeskonferenz der Universitätsmedizin Mainz, Mitglied des Ombudsgremiums der Universitätsmedizin Mainz. A. Seeger: A. Finanzielle Interessen: A. Seeger gibt an, dass kein finanzieller Interessenkonflikt besteht. – B. Nichtfinanzielle Interessen: Angestellter Gynäkologe; Oberarzt an der Unimedizin Mainz | Mitgliedschaften: AGO, AGCPC, sowie DGGG. K. Almstedt: A. Finanzielle Interessen: Vortragshonorare oder Kostenerstattung als passiv Teilnehmende: Roche Pharma AG, Pfizer Pharma GmbH, AstraZeneca. – B. Nichtfinanzielle Interessen: Oberärztin, Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe Zusatzbezeichnung, Medikamentöse Tumortherapie Zusatzbezeichnung Naturheilverfahren, Klinik und Poliklinik für Geburtshilfe und Frauengesundheit, UNIVERSITÄTSMEDIZIN der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Langenbeckstr. 1, 55131 Mainz | Mandatsträgerinnen der DGGG im der S2k-Leitlinie „Langzeit – Nachsorge von krebskranken Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen – Vermeiden, Erkennen und Behandeln von Spätfolgen“, | Mandatsträgerinnen der DGGG im der S3 Leitlinie „Bewegungstherapie bei onkologischen Erkrankungen“ | Mitgliedschaften: Bayerische Gesellschaft für Geburtshilfe und Frauenheilkunde (BGGF), Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG), Deutsche Gesellschaft für Senologie (DGS), Deutsche Krebsgesellschaft (DGK), Nord-Ostdeutsche Gesellschaft für Gynäkologische Onkologie e. V. (NOGGO), Arbeitsgemeinschaft gynäkologische Onkologie e. V. (AGO).
Wissenschaftliche Leitung
Die vollständige Erklärung zum Interessenkonflikt der Wissenschaftlichen Leitung finden Sie am Kurs der zertifizierten Fortbildung auf www.springermedizin.de/cme.
Der Verlag
erklärt, dass für die Publikation dieser CME-Fortbildung keine Sponsorengelder an den Verlag fließen.
Für diesen Beitrag wurden von den Autor/-innen keine Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt. Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort angegebenen ethischen Richtlinien.
Additional information
Wissenschaftliche Leitung
H. Christiansen, Hannover
I. Gockel, Leipzig
M.-O. Grimm, Jena
A. Hasenburg, Mainz
A. Hochhaus, Jena
R. Hofheinz, Mannheim
F. Lordick, Leipzig
C. Röcken, Kiel
D. Schadendorf, Essen
M. Untch, Berlin
Hinweis des Verlags
Der Verlag bleibt in Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutsadressen neutral.
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CME-Fragebogen
CME-Fragebogen
Welche Aussage zu Langzeitüberlebenden (LÜ) trifft zu?
Zu LÜ zählen alle Menschen mit einer Krebsdiagnose.
Betroffene mit einem Rezidiv der Erkrankung zählen nicht zu LÜ.
Die Anzahl an LÜ hat in den letzten Jahren abgenommen.
Zu LÜ zählen diejenigen Betroffenen, die mindestens 5 Jahre nach Erstdiagnose überleben, unabhängig von einem Wiederauftreten der Erkrankung.
Bei LÜ liegt die Erstdiagnose weniger als 5 Jahre zurück.
Welche Aussage zu Langzeit- und Spätfolgen trifft zu?
Langzeitfolgen treten nie bereits während der Therapie auf.
Zweitmalignome gehören zu den Spätfolgen.
Langzeitfolgen betreffen nicht alle Organsysteme.
Spätfolgen treten meist kurz nach der Therapie auf.
Fatigue und Polyneuropathie sind Beispiele von Spätfolgen.
Welche der aufgezählten Erkrankungen ist keine typische Langzeit- oder Spätfolge?
Tumorassoziierte Fatigue
Finanzielle Probleme
Infertilität und Libidoverlust
Verbesserte Merkfähigkeit
Zweitmalignome
Welche Aussage zu psychischen Folgen einer Krebserkrankung trifft zu?
In Deutschland existieren viele standardisierte multiprofressionelle Versorgungsmodelle für Langzeitüberlebende.
Ca. 28 % der Langzeitüberlebenden leiden unter Angst- und Depressionssymptomen.
Die Reintegration in den Alltag ist für viele Betroffene leicht.
Ein seltener Begleiter von Langzeitüberlebenden ist die Angst vor einem Rezidiv.
Screeninginstrumente wie HADS (Hospital Anxiety and Depression Scale) und Distressthermometer sind zur Einschätzung von psychischer Belastung nicht geeignet.
Welche Aussage zu tumorassoziierter Fatigue ist korrekt?
Fatigue tritt fast ausschließlich im akuten Erkrankungsstadium auf, und nur wenige Patientinnen und Patienten sind davon betroffen.
Tumorassoziierte Fatigue beeinflusst die physische und psychische Leistungsfähigkeit der Patientinnen und Patienten nicht.
Betroffenen sollte angeraten werden, sich mehr zu schonen.
Eine ausführliche Aufklärung von Betroffenen und ihren Angehörigen, eine umfassende Anamnese, regelmäßiges Screening und die Empfehlung von v. a. nichtmedikamentösen Interventionen stellen die Grundpfeiler der Diagnostik und Behandlung dar.
Das Erscheinungsbild der tumorassoziierten Fatigue ist bei den meisten Betroffenen unidimensional.
Welche Aussage zu den Empfehlungen der Behandlung des Fatigue-Syndroms ist zutreffend?
Pharmakologische Interventionen sollten bevorzugt werden.
Eine wenig effektive Methode zur Linderung des Fatigue-Syndroms ist die körperliche Aktivität.
Entspannungstechniken während der onkologischen Behandlung sind nicht empfohlen.
Tai Chi/Qigong, Yoga, Akupunktur und Akupressur, MBSR („mindfulness-based stress reduction“) zeigen negative Effekte.
Ein positiver Effekt auf das Beschwerdebild ist für ein Trainingsprogramm über mindestens 12 Wochen für moderates Aerobic Training nachgewiesen.
Welche Aussage zu „financial toxicity“ trifft zu?
Die Hälfte der an Krebs Erkrankten in Deutschland ist im erwerbsfähigen Alter.
Man unterscheidet nicht zwischen objektiven und subjektiven finanziellen Belastungen.
Finanzieller Distress führt selten zu erhöhter Mortalität.
Objektive Belastungen bestehen aus Zuzahlungen und Einkommensverlusten.
Das Risiko für Depressionen und Angstzustände steigt durch finanziellen Distress nicht.
Welche Zuordnung von Spät‑/Langzeitfolgen, deren Risikofaktoren und möglichen SCP(Survivorship Care Plan)-Empfehlungen ist korrekt?
Hypertonie/Herzinsuffizenz – Antrazyklintherapie – Knochendichtemessung
Zweitmalignomrisiko – höheres Alter bei Erstdiagnose – Motivation zur Inanspruchnahme von Krebsvorsorgeprogrammen und Tertiärprävention
Periphere Polyneuropathie – taxan- und/oder platinhaltige Therapie – EORTC(European Organisation for Research and Treatment of Cancer)-QOL(„quality of life“)-Fragebogen/Physiotherapie
Induzierte Wechseljahresbeschwerden – Oophorektomie, Chemotherapie – Verzicht auf komplementärmedizinische Ansätze/körperliche Aktivität
Finanzielle Probleme – älteres Erkrankungsalter – sozialmedizinische Beratung/Einleitung Rehabilitation
Welche Aussage zu potenziellen Themen des Survivorship ist richtig?
Auf eine neurologische Vorstellung kann bei Problemen mit der Merkfähigkeit verzichtet werden.
Die Vermittlung von Beratungsangeboten bei finanziellen Problemen ist nicht sinnvoll.
Lifestyle-Beratung und Patientenedukation sind unwichtig.
Die Vorstellung in einer sexualmedizinischen Sprechstunde ist für Betroffene mit Beschwerden nach einer Radiatio des inneren und äußeren Genitals zu empfehlen.
Es bedarf selten einer professionellen Unterstützung bei Depressionen, Ängsten und Fatigue.
Welche Aussage zu den Cancer-Survivorship-Programmen ist zutreffend?
Ein individueller Survivorship Care Plan (SCP) soll zeitnah nach Abschluss der onkologischen Behandlung erstellt werden.
Empfehlungen zu gesundheitsfördernden und präventiven Maßnahmen sind kein Bestandteil eines SCP.
Ein SCP verbessert die interdisziplinäre Kommunikation nicht.
Das Selbstmanagement der Patientinnen und Patienten wird durch einen SCP nicht gefördert.
Die Erfassung des gesamten Behandlungsverlaufs ist nicht Teil des SCP.
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Cite this article
Löwe, A., Hasenburg, A., Seeger, A. et al. Cancer Survivorship. Onkologie 30, 57–66 (2024). https://doi.org/10.1007/s00761-023-01452-4
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DOI: https://doi.org/10.1007/s00761-023-01452-4