Wintersport hat eine langjährige Tradition in Österreich [1]. Neben dem Aspekt der Erholung und der sportlichen Betätigung für den einzelnen Wintergast stellt der Wintersport einen wichtigen ökonomischen Faktor für die steirischen Skigebiete dar [2]. Aus diesem Grund ist die Prävention und Unfallreduktion ein wichtiger Faktor für die Region. Daher wurde in Kooperation zwischen der Wirtschaftskammer Steiermark, dem Land Steiermark und dem Verein Große Schützen Kleine das Steirische Pistengütesiegel (PGS) gegründet. Ziel des PGS ist die Verbesserung und Kontrolle der Infrastruktur der steirischen Skigebiete hinsichtlich Unfallprävention und Reduktion der Unfallzahlen. In diesem Zusammenhang berichteten die Autoren auch schon über ein deutlich niedrigeres Unfallrisiko in den Gebieten des PGS im internationalen Vergleich [3]. Alle Skigebiete des PGS müssen bei jedem Unfall, der die Anwesenheit des Pistenrettungsdiensts erfordert, einen standardisierten Unfallbogen ausfüllen. Diese Bögen werden am Saisonende zentral gesammelt und archiviert. Ziel dieses Beitrags ist es, aus den Zahlen der Wintersaison 2014/2015 die Unfallzahlen, Verletzungs- und Behandlungsmuster von Kindern und Jugendlichen auszuarbeiten.

Ergebnisse der eigenen Untersuchung

Allgemeine demographische Daten

In der betrachteten Wintersaison wurden insgesamt 1844 Pistenunfälle erfasst. Die Auswertung der Daten wurde von der Ethikkommission der Medizinischen Universität Graz genehmigt. In 464 Fällen (25,1 %) waren dabei Kinder oder Jugendliche (unter dem 18. Lebensjahr) betroffen. Von diesen waren 55,5 % männlich und 44,5 % weiblich. Das mittlere Alter betrug 12,7 Jahre bei männlichen und 12,6 Jahre bei weiblichen Verunfallten (p = 0,644; t‑Test).

Betrachtet man nur Kinder und Jugendliche, so waren die Altersgruppen 12–15 und 15–18 Jahre am häufigsten in Pistenunfälle verwickelt (Abb. 1). Eine Analyse der Unfallhäufigkeit nach Altersgruppe und Geschlecht ergab keine signifikanten Unterschiede (p = 0,694; Chi-Quadrat-Test).

Abb. 1
figure 1

Unfallzahlen nach Altersklassen in Jahren (a) und nach Wintersportarten (b, dunkelblau Skifahrer, grau Snowboarder)

Ausgeführte Wintersportart

Eine Analyse der ausgeführten Wintersportart zeigte – entgegen den Trends in der Vergangenheit – eine Häufung von Verletzungen beim Skifahren (74,5 %) im Vergleich zum Snowboarden (25,5 %), wobei ein Peak an Snowboardunfällen in den Altersgruppen von 12–15 und 15–18 Jahren zu sehen war (Abb. 1). Bei der Art des ausgeführten Wintersports gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen den Geschlechtern (Snowboarden bei 28,3 % der männlichen und 22,0 % der weiblichen Verletzten; p = 0,132; Chi-Quadrat-Test).

Unfallort, Unfallmechanismus, Unfallzeit und Abtransport von der Piste

Die meisten Unfälle (76,8 %) ereigneten sich in der Pistenmitte. Weitere Häufungen fanden sich am Pistenrand (6,9 %) und im Fun Park (6,2 %; Abb. 2). Der häufigste Unfallmechanismus war der Sturz ohne Kollision (89,7 %). Bezüglich des Unfallorts und des Unfallmechanismus wurden keine signifikanten Unterschiede zwischen Skifahrern und Snowboardern gefunden (p = 0,322 bzw. p = 0,240; Chi-Quadrat-Test).

Ein Häufigkeitsgipfel an Pistenunfällen zeigte sich um die Mittagszeit und die frühen Nachmittagsstunden (Abb. 2), wobei 16,5 % der Unfälle von 8–11 Uhr, 47,3 % zwischen 11:01 und 14:00 und 36,2 % zwischen 14:01 und Betriebsschluss verzeichnet wurden.

Der Abtransport vom Unfallort erfolgte in 40,6 % der Fälle mit dem Schneemobil, in 16,4 % mit dem Akija, in 20,3 % mit dem Skilift und in 9,6 % der Fälle mit dem Notarzthubschrauber.

Abb. 2
figure 2

a Unfallorte, b Unfalluhrzeit

Verletzungsmuster

Die nachfolgende Tabelle (Tab. 1) gibt eine genaue Übersicht über die verletzten Körperregionen. Zusätzlich findet sich eine Darstellung der Unterschiede zwischen Geschlechtern und Wintersportarten.

Tab. 1 Übersicht über die Verletzungsmuster. Die Geschlechterverteilung gibt den relativen Anteil des Geschlechts an der jeweils verletzten Region an

Insgesamt waren Unterarm, Knie, Unterschenkel und Schulter die am häufigsten verletzten Körperregionen. Beim Vergleich der verletzten Körperregionen wurde kein signifikanter Unterschied zwischen den Geschlechtern festgestellt. Bezüglich der Wintersportarten fanden sich signifikante Häufungen von Unterarmverletzungen bei Snowboardern sowie Knie- und Unterschenkelverletzungen bei Skifahrern.

Krankenhausdaten

Von allen verunfallten Kindern und Jugendlichen wurden von 260 (56 %) Krankenhausdaten erhoben. Eine Fraktur wurde bei 52,1 % der Verunfallten diagnostiziert; 77,3 % der Patienten wurden ambulant und 22,7 % stationär versorgt, wobei 44,2 % der Patienten einer operativen Behandlung bedurften. Der durchschnittliche Krankenhausaufenthalt betrug 3,9 Tage (Standardabweichung 3,2 Tage). Die Aufnahme auf eine Intensivstation war in 1,2 % der Fälle erforderlich und dauerte im Mittel 4,5 Tage.

Diskussion

In der betrachteten Saison betrafen etwa ein Viertel der Pistenunfälle in den Gebieten des PGS Kinder und Jugendliche. Da die Gesamtzahl der in den Wintersportregionen anwesenden Sportler nach Alter aufgeschlüsselt nicht bekannt ist, können keine Angaben über das relative Verletzungsrisiko dieser Altersgruppe gemacht werden. In der betrachteten Wintersaison lag jedoch das generelle Unfallrisiko (bezogen auf die 1844 erfassten Pistenunfälle) bei 0,74 pro 1000 Skitage [3]. Generell war das Verletzungsrisiko dabei geringer als bei anderen Sportarten wie z. B. dem Ballsport oder anderen Teamsportarten [4].

Generell wurden die meisten Unfälle in der Altersklasse zwischen 12–15 und 15–18 Jahren dokumentiert. Da, wie oben beschrieben, die anteiligen Wintersportgäste in den jeweiligen Altersklassen nicht bekannt sind, kann auch hier kein relatives Verletzungsrisiko abgeleitet werden. Insgesamt dürften jedoch mehr Wintersportgäste mit diesem Alter in den Gebieten unterwegs gewesen sein. Zusätzlich sind eine höhere Risikobereitschaft und ein rasanterer Fahrstil in diesem Alter denkbar. Beide Annahmen würden die höheren Verletzungszahlen in diesen Altersklassen erklären.

Entgegen bisheriger Medienberichte, die Unfallhäufungen am Nachmittag beschrieben, zeigt sich in unserer Analyse eine Häufung der Pistenunfälle um die Mittagszeit und in den frühen Nachmittagsstunden, wobei die Ursache für diese Verteilung noch ungeklärt ist. Als Unfallort ist nach wie vor die Pistenmitte führend. Auch der Pistenrand, die Zu- und Ausstiege aus den Liftanalgen und die Fun Parks haben sich als neuralgische Stellen erwiesen und werden in den Fokus zukünftiger Präventionsstrategien gerückt werden. Entgegen bisherigen Berichten in der Literatur [5] beobachteten wir jedoch keine Häufung schwerer Verletzungen in Fun Parks.

Über alle Verletzten zeigte sich eine Häufung von Verletzungen im Bereich des Unterarms, Knies, Unterschenkels und der Schulter. Die Verletzungsmuster entsprechen dabei weitgehend Berichten aus der Literatur [6, 7]. Von diesen Verletzungen betrafen 75 % Skifahrer und 25 % Snowboarder. Diese Diskrepanz dürfte auf einem generellen Rückgang der Snowboarder auf den Pisten begründet liegen.

Bei den Verletzungsmustern fanden sich bei Snowboardern signifikant häufiger Unterarmverletzungen, was auch von anderen Autoren in der Literatur beschrieben wurde [8, 9]. Bei Skifahrern waren signifikant häufiger Knie und Unterschenkel betroffen. Vor allem über die Häufung von Unterschenkelverletzungen beim Wintersport im Kindesalter wurde schon berichtet [2, 10]. Die bei Erwachsenen beschriebenen Geschlechterunterschiede im Verletzungsmuster [11, 12] konnten in dieser Analyse von Kindern und Jugendlichen nicht nachvollzogen werden.

Aus den ermittelten Daten ergeben sich die folgenden wichtigen Aspekte für zukünftige Präventionsstrategien: die Pistenmitte ist nach wie vor der bei Weitem häufigste Unfallort. Vor Aufenthalten in der Pistenmitte sollte – insbesondere an unübersichtlichen Stellen – Abstand genommen werden. Auch der Pistenrand und die Liftzu- und -ausstiege wurden als neuralgische Stellen identifiziert. Hier sollte zur Unfallvermeidung vor allem auf die Beachtung der Skiregeln der Fédération Internationale de Ski (FIS) geachtet werden. Auf die Wichtigkeit der Schutzausrüstung wurde bereits in unserem vorangegangenen Beitrag hingewiesen [3]. Hinsichtlich der Unterschenkel- und Knieverletzungen kann nur immer wieder auf eine Fachberatung beim Kauf der Ausrüstung und auf eine regelmäßige (jährliche) Wartung der Bindungen durch entsprechende Fachbetriebe hingewiesen werden. Vor allem in Phasen des starken Wachstums verändern sich anthropometrische Daten schnell, was eine neuerliche Einstellung der Bindung wegen veränderter Größe und Gewicht erfordert. Zuletzt sollte – für den Fall einer Verletzung – auf die Wichtigkeit eines adäquaten Versicherungsschutzes für die ganze Familie hingewiesen werden. Dies betrifft nicht notwendigerweise nur die Krankenhausversorgung, sondern auch die Abdeckung von Schäden bei anderen Kosten für Bergung, Rechtsberatung und Gerichtskosten.