Einleitung

Mit knapp zwei Milliarden Euro Umsatz war Deutschland 2021 hinter den Vereinigten Staaten, Japan und Großbritannien der viertgrößte nationale Musikmarkt weltweit (IFPI 2022, S. 10). Die Statistik des Bundesverbandes Musikindustrie (2022, S. 46) weist für die deutschen Top 100 Charts 58 % der Alben als „nationale“ und die verbleibenden Anteile als „internationale“ Produktionen aus. Diese einfache geographische Unterscheidung verdeckt allerdings die sich dynamisch veränderten Produktionsbedingungen (Wikström 2013). Unter sich globalisierenden Bedingungen kann jede Veröffentlichung auf dem Musikmarkt als ein temporäres Projekt verstanden werden, bei dem verschiedene Unternehmen, Institutionen und hochspezialisierte Akteur:innen wie Musiker:innen, Produzent:innen und Tontechniker:innen in komplexen Ökologien zusammenwirken (Watson 2012). Digitale Technologien wie Cloud Storage, Programme für die Musikproduktion auf dem Laptop oder internetbasierte Songwriting-Plattformen ermöglichen die Koproduktion von Musik in Netzwerken mit globalen Reichweiten.

Trotz der abgesenkten Hürden für die Herstellung hochwertiger Musikaufnahmen lassen sich weiterhin organisatorische und räumliche Konzentrationen der Musikproduktion feststellen. Zum einen dominieren drei große Musikfirmen, die sogenannten Majors Sony Music (s. Abb. 1), Universal Music Group und Warner Music weiterhin den globalen Musikmarkt und mit ihren jeweiligen Töchtern nationale Musikmärkte. Hier konzentrieren sich Macht und Kapital in vertikal und horizontal integrierten Wertschöpfungsnetzwerken (Watson und Leyshon 2022). Diese persistente Dominanz lässt sich durch eine flexible Anpassung der Musikindustrie an sich verändernden Rahmenbedingungen erklären, die sich in den vergangenen Jahren insbesondere in einer optimierten, plattformübergreifenden Rechteverwertung von Musik zeigte (Arditi 2018). Zum anderen wird die Produktion von Musik weiterhin stark von räumlichen Konzentrationen in städtischen Zentren geprägt, was durch geographische Konzepte wie Nähe, Agglomerationsvorteile, kreative Milieus oder Cluster erklärt wird. Produktionen für internationale Musikmärkte erfolgen entsprechend in Wertschöpfungsnetzwerken des globalen Städtesystems (Yin und Derudder 2021). Tonstudios, in denen verschiedene Informationsflüsse, digitale Datenströme und hochmobile Akteur:innen zusammenkommen, spielen dabei als Zentren der musikalischen Kreativität eine entscheidende Rolle (Watson et al. 2009).

Abb. 1
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Hauptsitz von Sony Music in Berlin (Foto: R. Hellmann)

Aufbauend auf einer Studie von Watson (2012) zu urbanen Produktionsnetzwerken der großen anglophonen Musikmärkte in Australien, Großbritannien und den USA führen wir eine Netzwerkanalyse von urbanen Studiostandorten des deutschen Musikmarkts durch. Unserer Analyse stellt damit einen alternativen Ansatz zu Studien mit dem Fokus auf bestimmte Akteur:innen (z. B. Wikström 2013) dar. Wir identifizieren Schlüsselstandorte und kartieren ihre Position innerhalb der nationalen und globalisierten Produktionsnetzwerke. Die Charakterisierung spezifischer Netzwerk- und Machtpositionen von Produktionsstandorten erlaubt relationale Perspektiven auf Potenziale und Herausforderungen der Musikindustrie in dynamischen Städtenetzwerken. Damit bieten wir einen Ansatz zur Entschleierung des hinter einem nationalen Musikmarkt verdeckten Netzwerks.

Datenerhebung und relationale Zentralitätsmaße

Im Zeitraum von Oktober 2021 bis Ende April 2022 wurden auf Grundlage des Rankings der offiziellen deutschen Charts (offiziellecharts.de) auf wöchentlicher Basis Daten zu den Top 20 Alben in Deutschland erhoben. Für jedes dieser Alben wurden Standortinformationen der Tonstudios erfasst, die an den Produktionsschritten Recording, Mixing und Mastering beteiligt waren. Neben professionellen Tonstudios der Musikindustrie, wurden dabei auch neuere Formen wie Home-Studios (z. B. Wikström 2013, S. 126f.) berücksichtigt, soweit die Datengrundlage hier eine quantitative Erfassung zuließ. Als Hauptdatenquelle wurde die nutzergenerierte Online-Datenbank Discogs (discogs.com) genutzt. Wenn Einträge auf Discogs unvollständig waren, erfolgte in Einzelfällen eine Recherche zusätzlicher Angaben im Internet. Von der Datenanalyse wurden alle Alben ausgeschlossen, zu denen es trotz sorgfältiger Recherche keine Datengrundlage gab oder die Neuveröffentlichungen (z. B. „Greatest Hits“) oder Live-Event-Aufnahmen darstellten. Von insgesamt 252 Alben im Erhebungszeitraum ergaben die Ausschlusskriterien einen finalen Datensatz mit Angaben zu 173 Alben, mit denen urbane Netzwerke der Musikproduktion analysiert, visualisiert und kartographiert werden konnten. Dabei bilden die Städte die Knoten des Netzwerks, dessen Verbindungen entstehen, wenn Tonstudios aus mehreren Städten an der Produktion eines Albums beteiligt sind. Je öfter dies der Fall ist, desto stärker ist die Verbindung zwischen den beteiligten Städten. Lokale Cluster (Grimm 2014) innerhalb von Städten sowie historische Netzwerkstrukturen und Produktionsprozesse (Tschmuck 2020) werden mit diesem Vorgehen nicht explizit erfasst.

Städte können dann zum einen auf struktureller Ebene anhand ihrer Produktivität (Albumoutput) untersucht werden. Der Albumoutput einer Stadt bezeichnet die Anzahl der Alben, bei denen mindestens ein dortiges Tonstudio beteiligt ist. Zum anderen geben relationale Ansätze Aufschluss über Reichweite und Wirkungspotenzial einzelner Städte. Zur Untersuchung solcher relationalen Positionen werden in diesem Beitrag drei gängige Zentralitätsmaße der sozialen Netzwerkanalyse angewendet: Zentralität und Macht nach Bonacich sowie Flow Betweenness nach Freeman (Hanneman und Riddle 2005). Im Kontext von urbanen Netzwerken ist eine Stadt umso zentraler, je mehr Verbindungen sie zu anderen gut vernetzten Städten hat. Umgekehrt kann eine Stadt als umso mächtiger betrachtet werden, umso mehr Verbindungen sie zu weniger gut vernetzten Städten hat, da diese wiederum umso stärker von der Verbindung zu dieser einen Stadt abhängig sind. Der Flow Betweenness-Wert einer Stadt wird daran gemessen, wie oft diese auf der kürzesten Verbindung zwischen anderen Städte-Paaren im Netzwerk liegt. Städte mit einer hohen Flow Betweenness-Zentralität übernehmen oft eine Vermittlerrolle, indem sie Netzwerkregionen verbinden, die ansonsten nur schlecht oder gar nicht angebunden wären (vgl. Abb. 2).

Abb. 2
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Beispielhafte Illustration für Flow Betweenness-Zentralität der Stadt C. Städte A und B waren jeweils schon mindestens einmal gemeinsam mit Stadt C an einer Albumproduktion beteiligt. Stadt C kann als Vermittler nun die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass Städte A und B zu einem späteren Zeitpunkt an einer gemeinsamen Albumproduktion ABC beteiligt sind. (Quelle: eigene Darstellung)

Die Welt, wie Deutschland sie hört

An der Produktion der 173 untersuchten Alben waren insgesamt 460 Tonstudios aus 184 Städten in 29 Ländern beteiligt (vgl. Tab. 1). An der am stärksten vernetzen Albumproduktion waren 17 Tonstudios aus 8 Städten beteiligt (vgl. Abb. 3). Elf Alben wurden in nur einem Tonstudio produziert. Etwa ein Viertel der Städte befinden sich jeweils in Deutschland und in den USA. Während sich im Fall von Deutschland der Anteil an Städten mit dem Anteil an Tonstudios deckt, ist der Anteil von amerikanischen Tonstudios unter allen beteiligten Tonstudios mit über einem Drittel überproportional hoch. An den meisten Alben waren London, Los Angeles und New York mit jeweils einem Output von 41, 38 bzw. 32 beteiligt (s. Abb. 4). Die produktivsten deutschen Städte hinsichtlich ihres Albumoutputs waren Berlin (28), Hamburg (15), Köln (7), Düsseldorf (7) und Karlsruhe (4). Während Berlin und Hamburg als wichtige Medienstandorte in Deutschland (z. B. Blättermann 2019) in dieser Aufzählung nicht überraschen, fehlen hier erstaunlicherweise die Standorte München, das als zentraler Medienstandort Europas gilt (Berg und Braun 2001), und Mannheim, das wir aufgrund der dort ansässigen Popakademie in den Rankings erwartet hätten.

Tab. 1 Übersicht von Alben, Tonstudios und Städten nach Ländern. (Quelle: eigene Erhebung)
Abb. 3
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Alben nach Anzahl beteiligter Tonstudios und Städte. (Quelle: eigene Erhebung)

Abb. 4
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Globale Netzwerke der Musikproduktion anhand der deutschen Albumcharts. Knotengröße basiert auf Verbindungen einer Stadt. Das Frequenzband deutet die globale Verteilung der Tonstudios an. (Quelle: eigene Erhebung, Berechnung und Darstellung, erstellt mit Gephi (Bastian et al. 2009), Karte: ArcGIS®-Software von Esri)

Unter den beteiligten Tonstudios war das Sterling Sound (Nashville) mit 22 Produktionen an den meisten Albumproduktionen beteiligt. Mit deutlichem Abstand folgen Tonstudios wie die Abbey Road Studios (London) mit 6 Produktionen oder Bernie Grundman Mastering (Los Angeles) und Gateway Mastering (Portland, Main) mit jeweils 5 Produktionen. Die erfolgreichsten deutschen Tonstudios in unserer Erhebung sind TrueBusyness Mastering (Berlin) mit 5 Produktionen und das 24–96 Mastering (Karlsruhe) mit 4 Produktionen.

Abb. 4 zeigt die stark globalisierten urbanen Netzwerke der Musikproduktion basierend auf den in Deutschland erfolgreichsten Alben. Die Netzwerke sind gekennzeichnet durch viele internationale Beziehungen, die sich auf Deutschland, USA und Großbritannien konzentrieren.

Die am stärksten vernetzten Städte sind Los Angeles, London, Nashville und New York. Auf Platz 5 folgt Berlin als erste deutsche Stadt mit insgesamt 50 Verbindungen zu anderen Städten, was weniger als die Hälfte der Verbindungen von Los Angeles ist. Danach folgen Hamburg, Köln und Karlsruhe als weitere deutsche Städte mit jeweils zehn oder mehr Verbindungen. Innerhalb Deutschlands sind Berlin und Hamburg am stärksten miteinander verbunden, womit eine Standortdyade der nationalen Musikproduktion identifiziert ist. Die beiden Städte waren gemeinsam Produktionsstandort für sechs Alben. Im internationalen Vergleich ist diese Dyade aber eher schwach ausgeprägt. So hat etwa Los Angeles zwölf Verbindungen zu Nashville, elf nach London und zehn nach New York. Diese vier Städte bilden den Kern des globalen Netzwerks, sie sind damit gleichzeitig die zentralsten und mächtigsten Städte (vgl. Tab. 2). Berlin nimmt unter den deutschen Städten die zentralste Position ein, allerdings mit deutlichem Abstand zum globalen Netzwerkkern.

Tab. 2 Top 3 Städte (insgesamt) und Top 4 deutsche Städte nach Zentralitätswerten absteigend. Zentralitätswerte jeweils relativ zu höchsten Zentralitätswert einer Kategorie. (Quelle: eigene Erhebung und Berechnung)

In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass einzelne Städte nicht nur wegen ihrer absoluten Zentralität bevorzugte Positionen in globalen Netzwerken der Musikschaffung einnehmen können, sondern sich auch durch eine strategische Position als Vermittler zwischen nationalen Standorten und dem globalen Netzwerk als sogenannte Gatekeeper auszeichnen können (Marquardt und Mager 2023; Watson 2012). Ein Indikator dafür ist die Flow Betweenness-Zentralität einer Stadt. Die höchste Flow Betweenness-Zentralität im vorliegenden Netzwerk hat Berlin, knapp gefolgt von New York. Diese zwei Städte übernehmen hier zentrale Gatekeeper-Funktionen als Eintritts- und Vermittlungspunkte zwischen den nationalen und globalen Industrien. So ist Berlin – mit 22 Verbindungen zu anderen deutschen Städten und 28 Verbindungen zu internationalen Städten – die sowohl auf nationaler als auch auf globaler Ebene am stärksten vernetzte deutsche Stadt. Die starke Vernetzung von Berlin insbesondere zu weniger gut vernetzten deutschen Städten verdeutlicht die Machtposition der Stadt im globalen Netzwerk.

Standortmuster der Musikindustrie in Deutschland

Die Produktionsstandorte der Musikindustrie in Deutschland (s. Abb. 5) sind durch Effekte der Zentralisierung und der polyzentrischen Konzentration gekennzeichnet. Während die direkte Nachbarschaft der zentralsten deutschen Städte Berlin und Hamburg kaum in die globalen Netzwerke der Musikproduktion eingebunden ist, finden sich in Westdeutschland entlang des Rheins und insbesondere in der Metropolregion Rhein-Ruhr rund um Köln und Düsseldorf Städte, die sowohl national als auch international in die Netzwerke eingebunden sind.

Abb. 5
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Standorte der Musikindustrie in Deutschland. (Quelle: eigene Erhebung, Berechnung und Darstellung, erstellt mit Gephi, Karte: ArcGIS®-Software von Esri)

In Berlin und Hamburg befinden sich die Hauptsitze der drei Majors in Deutschland. Universal Music Group Deutschland und Sony Music Entertainment Germany haben ihren Hauptsitz in Berlin, Warner Music Germany sitzt in Hamburg. Mehr als drei Viertel der aus Berlin an den Albumcharts beteiligten Label sind Tochterunternehmen eines der Majors, davon die große Mehrheit von Universal Music. Sony Music verlegte seine Deutschlandzentrale erst Ende 2020 von München nach Berlin. Laut Unternehmen baue man damit „die Position Berlins als unangefochtene Musikhauptstadt Europas weiter aus“ (Sony Music Entertainment 2020). Für Berlin und Hamburg lässt sich argumentieren, dass es neben den positiven Standortfaktoren für die Kreativwirtschaft vor allem die speziellen Netzwerke der Major-Unternehmen sind, die intensive Vernetzungen auf nationaler und internationaler Ebene ermöglichen und befördern (Marquardt und Mager 2023).

Eine Besonderheit in Netzwerken der Musikindustrie ist die Rolle von einzelnen renommierten Tonstudios, die maßgeblich zur Bekanntheit und Reichweite der Stadt, in der sie verortet sind, beitragen (Watson 2012). Die Stellung der Stadt Karlsruhe im Netzwerk zum Beispiel beruht auf einem einzelnen Tonstudio, das sich auf Mastering spezialisiert hat (s. Abb. 6): „Willkommen … bei 24–96 Mastering, der letzten Station Ihrer Musikproduktion, bevor es in’s Presswerk oder zur Online-Distribution geht. Wir stellen sicher, dass Ihre Veröffentlichung so gut wie nur irgend möglich klingt!“ (24-96.com o.J.). Alle Alben, bei denen Karlsruhe als Produktionsstandort beteiligt war, wurden dort gemastert. Damit nimmt das Tonstudio eine ähnlich bedeutende Rolle ein, wie die bekannten Tonstudios TrueBusyness Mastering oder Gateway Mastering. Die Stadt Karlsruhe ist damit ein Repräsentant für einen bestimmten Städtetyp in globalen Netzwerken der Musikproduktion, deren Position durch einzelne, bekannte Tonstudios bestimmt ist. Auffällig ist, dass es sich in diesen Fällen oft um Tonstudios handelt, die sich speziell dem Mastering-Prozess verschrieben haben: Da der Mastering-Prozess als ein gerichteter, finaler Prozess in der Musikproduktion aufgefasst werden kann (Watson 2012), bilden Städte wie Portland (Maine) oder Karlsruhe Konvergenzschwerpunkte in Netzwerken der Musikherstellung.

Abb. 6
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Mastering Suite des Tonstudios 24–96 Mastering in Karlsruhe. (Foto: R. Schmidt)

Fazit

In diesem Beitrag haben wir urbane Netzwerke der Musikproduktion anhand der in Deutschland erfolgreichen Alben identifiziert und analysiert. Auf nationaler Ebene treten die Dyade Berlin und Hamburg sowie die eher peripheren Standorte Köln und Karlsruhe hinzu. Berlin übernimmt für die deutschen Standorte eine herausragende Position als Gatekeeper zwischen globalen und nationalen Produktionsstandorten. Die Stadt Karlsruhe hingegen erzielt ihre zentrale Position aufgrund der erfolgreichen Spezialisierung eines einzelnen Tonstudios.

Unsere quantitative Bestandsaufnahme globaler Produktionsnetzwerke der Musikindustrie kann strategische Anknüpfungspunkte für Überlegungen zu Vernetzungen von Akteuren und Standorten der Musikindustrie innerhalb globaler Netzwerke der Wertschöpfung bieten (Derudder et al. 2018). Städte des Netzwerkkerns scheinen ihre Position durch Agglomerationswirkungen längerfristig festigen zu können, wie das Beispiel der Verlagerung von Sony Music Entertainment Germany von München nach Berlin zeigt. Für Städte der Peripherie oder aufstrebende Zentren kultur- und kreativwirtschaftlicher Produktion ergeben sich Chancen und Risiken. Zum einen bieten die dynamischen Prozesse auf schnelllebigen und durch Moden geprägten Märkten für Städte Möglichkeiten, sich über Spezialisierungen oder mithilfe einzelner erfolgreicher Interpreten in den globalen Netzwerken der Musikproduktion zu verorten. Zum anderen allerdings erhöhen eben diese Dynamiken die Wahrscheinlichkeit, den Anschluss an diese Netzwerke zu verpassen. Die Förderung von besonders herausragenden Tonstudios könnte hier eine Strategie zur Festigung eines Standorts innerhalb der Netzwerke darstellen.

In jüngerer Zeit sind mehrere Initiativen entstanden, die darauf abzielen, musikalische (Produktions‑)Netzwerke auf interurbaner und internationaler Ebene aufzubauen und zu verstetigen. So möchte das Music City Network (musiccitiesnetwork.com), dem unter anderem Hamburg angehört, die musikwirtschaftliche Governance in und zwischen den Mitgliedsstädten nachhaltig verbessern. Das UNESCO Creative City Network (en.unesco.org/creative-cities), bei dem zum Beispiel Karlsruhe als Stadt für Media Arts vertreten ist, hat zum Ziel, die Kultur- und Kreativwirtschaft als einen zentralen Bestandteil von Stadtentwicklung zu etablieren und entsprechende Netzwerke aufzubauen. Diese Ansätze sind charakterisiert durch den Bezug zu endogenen Potenzialen und den spezifischen Vernetzungsmöglichkeiten von Städten. Um ein zunehmend umfassendes Bild der Dynamiken dieser Netzwerke zu erhalten, sind zukünftige Untersuchungen notwendig, die etwa durch ergänzende qualitative Ansätze die Rolle und Handlungsmöglichkeiten einzelner Städte und Tonstudios im Kontext ihrer Machtverhältnisse, Positionierung und historischer Trajektorien innerhalb globaler Netzwerke diskutieren. Wir verstehen unseren Beitrag als einen explorativen Zugang zur Visualisierung und Analyse solcher Möglichkeiten.