1 Einleitung

Die zentralen Konzepte der sensorgestützten Sortierung von Produktströmen sind seit nahezu 100 Jahren bekannt. Seit über 50 Jahren werden sie in einigen Bereichen der Verarbeitung von Primärrohstoffen im industriellen Maßstab eingesetzt. Anfangs haben der Stand der Detektortechnologie, begrenzte elektronische Verarbeitungsmöglichkeiten und hohe Kosten die Nutzung der automatisierten Sortierung auf wenige Anwendungsfelder eingeschränkt.

In den letzten Jahrzehnten ist sie im Recycling und in der Lebensmittelindustrie zu einer Standardtechnologie gereift. In modernen Recyclinganlagen bilden Sortiermaschinen den Kern des Trennprozesses. Sie bereiten den Materialmix der Reststoffströme zu verwertbaren Rohstofffraktionen auf. In der Lebensmittelproduktion sind Sortierer aus der Qualitätssicherung nicht mehr wegzudenken: Beispielsweise werden 75 % aller weltweit produzierten Pommes Frites mit Geräten von TOMRA geprüft.

Mit der Entdeckung eines 1109-ct-Diamanten im Jahr 2015 hat die sensorgestützte Sortierung ihren transformativen Charakter in der Mineralaufbereitung gezeigt: Die Hälfte der zehn größten, jemals gefundenen Rohdiamanten sind durch die sensorgestützte Sortierung von TOMRA seit 2015 entdeckt worden.

1.1 Beispiele für den Einsatz von sensorgestützter Sortierung

Das zentrale Merkmal der sensorgestützten Sortierung ist die Erfassung von Partikeleigenschaften in einem Materialstrom. Jedes Partikel wird dabei computergestützt ausgewertet, und es wird individuell eine Entscheidung getroffen, ob es im Materialstrom verbleiben kann oder entfernt werden muss. Durch Aktoren werden die ausgewählten Partikel gezielt aus dem Materialstrom entfernt.

Während bei den meisten traditionellen Trennverfahren das Unterscheidungsmerkmal auch zur Separation genutzt wird (z. B. bei der Dichtesortierung), sind bei der sensorgestützten Sortierung Erkennung von Materialeigenschaften und Trennvorgang zwei Schritte, die unabhängig voneinander auf das Produkt abgestimmt werden können.

Die Technologie ist dadurch in einem sehr weiten Bereich anpassbar: Hinsichtlich der Anzahl analysierter Partikel von bis zu einigen 10.000 pro Sekunde, der Masse jedes Partikels von bis zu einigen Kilogramm, der Detektions- und Analysemethoden bis zum auszutragenden Anteil am Massestrom und der Separationstechnologie werden unzählige Varianten genutzt.

In allen Fällen gilt aber, dass die Sortiertechnik auf den jeweiligen Anwendungsfall abgestimmt ist, um optimale Sortierleistungen zu gewährleisten.

1.2 Einsatzgebiete im Lebensmittelbereich

Der von Verbrauchern an Lebensmittel gestellte Qualitätsmaßstab lässt sich nur noch durch eine rigide Kontrolle aller Eigenschaften des Naturproduktes einhalten. Sensorgestützte Sortierung ist dabei eine Kerntechnologie in der Qualitätssicherung: Fremdkörper und andere Verunreinigungen werden detektiert und aussortiert. Es können beispielsweise verdorbene Stellen am Produkt erkannt oder durch Messung aller relevanten Eigenschaften (wie Form, Größe und Farbe) ein konsistent hochwertiges Endprodukt garantiert werden.

Die Sortierung wird bei vielen landwirtschaftlichen Produkten genutzt: dazu gehören Kartoffeln, Obst, Trockenfrüchte, Gemüse, Nüsse, Körner und Samen, Tabak, Meeresfrüchte und Fleisch.

Die Datenerfassung während der Sortierung erlaubt auch eine genaue Verfolgung der Qualität von Produktionschargen: hier geht die Sortierung in Lebensmittelanalytik über.

1.3 Einsatzgebiete im Recycling

Die Gewinnung von qualitativ hochwertigen Sekundärrohstofffraktionen für eine Wiederverwendung ist eine der bekanntesten Anwendungen sensorgestützter Sortierung. Inzwischen können normale Haushaltsabfälle verarbeitet werden, sodass zum Teil sogar auf die Vorsortierung durch getrennte Erfassungskreisläufe verzichtet werden kann.

Die automatisierte Sortierung wird darüber hinaus in vielen weiteren Anwendungsgebieten im Recycling mit hoher Effizienz eingesetzt: beispielsweise werden Verunreinigungen aus Holzabfällen entfernt, um hochwertige OSB-Platten herzustellen, oder es werden aus Elektroschrottströmen verschiedene Aluminiumlegierungen sortenrein abgetrennt.

Die heute erreichbaren Klassifikationsleistungen von mehreren 10.000 Partikeln pro Sekunde ermöglichen dabei eine Präzision der Materialtrennung, die alternativlos ist.

1.4 Einsatzgebiete im Bergbau

Die Sortiermaschinen von TOMRA Mining werden in verschiedenen Anwendungsbereichen eingesetzt (siehe Tab. 1).

TABELLE 1 Einsatzgebiete der Sortierer von TOMRA Mining

Anwendungsbezogen unterscheidet sich die Sichtweise auf das Sortierprinzip: Beim Betrieb des Sortierers kann

  • die Bergevorabscheidung (möglichst geringer Wertstoffverlust),

  • die Konzentration des Wertstoffstroms (hohe Reinheit des Wertstoffstroms) oder

  • die Herstellung von bestimmten Produktklassen

im Vordergrund stehen. Aus Sicht des Sortierers unterscheiden sich die Aufgabenstellungen lediglich in der Schwerpunktsetzung der Maschinenauslegung und -einrichtung.

Besondere Vorteile für die Umwelt bringt die Sortierung unter Tage. Hier arbeiten die Sortierer in unmittelbarer Nähe zum Abbauort. Nach der Sortierung wird nur noch das werthältige Gestein zur Oberfläche transportiert, während das taube Gestein untertage verbleibt und zum Verfüllen der Hohlräume verwendet werden kann. Das Deponievolumen obertägiger Abraumhalden wird geschont und der für den Transport des tauben Gesteins benötigte Energieaufwand verringert.

Die relevanten Sortiermerkmale werden mit einer Vielzahl unterschiedlicher Detektoren erfasst: Es werden Farbzeilenkameras und multispektral arbeitende Laserscanner zur visuellen Analyse von Form, Farbe und Oberflächentextur eingesetzt, mit ortsaufgelösten elektromagnetischen Wechselfeldern wird die Leitfähigkeit einzelner Partikel erfasst, Röntgensensoren ermöglichen den Blick in das Innere der Partikel und mit Nahinfrarotspektrometern können Mineralphasen unterschieden werden.

2 Sortieranlagen von TOMRA Mining

2.1 Ma’aden Phosphate Umm Wu’al, Saudi-Arabien

Seit 2018 trennt die größte Sortieranlage der Welt im Norden von Saudi-Arabien Phosphatgestein von Chert, bevor es zur weiteren Aufbereitung gelangt.

Die Aufbereitungsanlage verarbeitet pro Jahr 13,5 Mio. Tonnen an bergmännisch gewonnenem Rohgut mit einem Chert-Gehalt von ca. 20 % an SiO2. Von den neun TOMRA COM XRT 2400 Röntgensortierern werden jede Sekunde insgesamt deutlich über 100.000 Partikel in der Kornfraktion 9–100 mm analysiert. Über 90 % des Chert-Inhalts werden entfernt und belasten damit nicht die nachfolgenden Mahl- und Flotationsstufen. Die trockene Technologie zeichnet sich durch geringe Kosten pro verarbeiteter Tonne aus. Bei einer gesamten Verarbeitungsleistung von 1850 t/h ermöglicht die Aufbereitungsanlage pro Jahr Einsparungen von rund 35 Mio. US-Dollar bei Betriebskosten von ca. 5 Mio. US-Dollar.

2.2 Minsur, Peru

In der San Rafael Mine von Minsur werden ca. 6 % des globalen Zinnbedarfes (2015) produziert. Die sensorgestützte Erzsortierung in den Anden auf einer Höhe von ca. 4500 m wurde ursprünglich zur Gewinnung von Zinn aus Abraumhalden eingesetzt. Die abermalige Aufbereitung von Abraumhalden ist nicht nur ökologisch bedeutend: Über den kostendeckenden Rückbau von Altlasten hinaus kann der Betrieb der Sortierer hochprofitabel sein.

Die vier TOMRA COM Tertiary XRT 1200 Röntgensortierer hatten sich bereits vier Monate nach ihrer Installation amortisiert. Die Sortierung ermöglicht mittlerweile auch die Nutzung von Rohgut mit geringem Zinngehalt aus dem untertägigen Abbau.

Der Zinn-Gehalt des bergmännisch gewonnenen Rohgutes beträgt 0,6 %, dieser wird durch Sortierung auf etwa 1,7 % angehoben, wobei der Zinngehalt im Abweisstrom bei 0,03 % liegt. Die Sortierer tragen 34 % der Aufgabe als Zinn-Konzentrat aus und bringen damit 97 % des aufgegebenen Zinn-Inhalts in dieser Fraktion aus.

Für Minsur ist die skizzierte Form der Bergevorabscheidung von Vorteil, bevor das Vorkonzentrat der kostenintensiven weiteren Aufbereitung aufgegeben wird. Neben einer Erhöhung der Produktivität kann die Lebensdauer der Bergbauaktivität durch die Verringerung des Cut-Off-Gehaltes verlängert werden.

2.3 Wolfram Bergbau und Hütten AG, Österreich

Seit dem Beginn des Scheelitabbaus im Felbertal im Jahr 1976 ist der WO3-Gehalt des gewonnenen Rohgutes von 0,7 auf ca. 0,2 % gesunken.

50 % der gesamten abgebauten Rohgutmenge wird auf zwei Röntgensortieren vom Typ TOMRA COM Tertiary XRT 1200 sortiert. Es werden 150.000 t an taubem Gestein pro Jahr als Berge ausgetragen, die nicht gebrochen, gemahlen, flotiert und in Klärteichen gelagert werden müssen, sondern als Körnungsprodukte für den Straßenbau verwendet und profitabel verkauft werden können.

In Konsequenz wird der Wolframgehalt im Vor-Konzentrat nahezu verdoppelt und die Produktivität der nachfolgenden Aufbereitung mittels Flotation gesteigert. Auch hier ermöglicht dies eine Verlängerung der Lebensdauer des Bergbaues: Der Bergbau kann ärmeres Rohgut abbauen, wobei die Klärteiche geschont und länger nutzbar bleiben. Außerdem wird Energie, Chemikalieneinsatz und Wasser in erheblicher Menge eingespart.

Der vielfältig nutzbare Charakter sensorgestützter Sortierung wurde durch die Aufrüstung mit zusätzlicher Sensorik unterstrichen, mittels derer die beiden Sortierer nun auch Spritzbeton erkennen und entfernen, welcher in der Flotation Probleme bereitete.

2.4 Lucara Diamond Corp., Botswana und Letšeng Mine, Lesotho

Sensorgestützte Sortierung auf Basis von Röntgenlumineszenz wird bei der Gewinnung von Diamanten seit den 1950er-Jahren eingesetzt. Der Wechsel zur Röntgentransmission (XRT) führte in den letzten Jahren zu einer Revolution in der Förderung großer Diamanten.

Während bei Lumineszenzverfahren die Existenz von Fremdatomen im Kristallgitter der Diamanten ausgenutzt wird und damit hochreine Diamanten schwerer erkennbar sind, detektiert die Röntgentransmission den Kohlenstoff der Diamanten.

Außerdem erlaubt die XRT-Technologie den Einsatz der Sortierung gleich zu Beginn der Aufbereitung, sodass eine kostenintensive Schwertrübescheidung entfallen kann.

Dies war in der Karowe-Mine von Lucara entscheidend, da das abgebaute Rohgut zunehmend weniger für die traditionelle Dichtesortierung geeignet war. Die Einführung der XRT-Sortierung steigerte die Diamantenproduktion und führte zu erheblichen Energieeinsparungen.

Bereits wenige Monate nach dem Beginn der Installation der ersten XRT-Sortierer von TOMRA im April 2015 konnte Lucara im November 2015 den Fund zweier außergewöhnlicher Diamanten verkünden: The Constellation, der mit einer Masse von 813 ct den bis heute höchsten Verkaufspreis für einen Rohdiamanten in Höhe von 55 Mio. € erzielt hat, und Lesedi La Rona, den damals mit 1109 ct größten Rohdiamanten seit dem Fund des Cullinan Diamanten im Jahr 1905.

In der Letšeng Mine in Lesotho wurden XRT-Sortierer zum Nachsortieren alter Abraumhalden installiert. In den ersten vier Betriebsjahren haben die Sortierer das Fünfzehnfache ihres Investitionswertes erwirtschaftet [1].

Die Liste der größten publizierten Diamantenfunde in Tab. 2 zeigt eindrucksvoll, welchen enormen Einfluss die XRT-Sortiertechnik auf die Gewinnung von Diamanten in den letzten Jahren ausgeübt hat.

TABELLE 2 Die größten Rohdiamanten [2]

Zusammenfassend hat sich gezeigt, dass bei vielen Installationen von sensorgestützten Sortierern mehrere Ziele erreicht werden konnten:

  • Reduktion der Betriebskosten

  • Erhöhung der Durchsätze

  • Geringerer Personaleinsatz

  • Konsistente Qualität

  • Höherer Ertrag

Dazu kommen Einsparungen beim Energieverbrauch nachgeschalteter Prozesse, wenn die sensorgestützte Sortierung eingesetzt wird.

3 Funktionsweise und Entwicklungsgeschichte

Grundsätzlich sind in allen sensorgestützten Sortierern folgende Prozessschritte verwirklicht:

  • Materialtransport

  • Detektionssystem

  • Auswertesystem

  • Austragseinheit

Je nach Anforderung kommen auch mehrere Einheiten je Prozessschritt zum Einsatz, um zum Beispiel eine Analyse des Produktes von mehreren Seiten oder mit unterschiedlichen Arten von Sensorsystemen zu ermöglichen oder um den Materialstrom in mehrere Teilströme aufzuteilen.

Beim Materialtransport kann zwischen Band- und Rutschenmaschinen unterschieden werden: Bandmaschinen ermöglichen eine besonders stabile Materialpräsentation vor den Detektoreinheiten bei einer steuerbaren Materialstromgeschwindigkeit (siehe Abb. 1), während sich Rutschenmaschinen durch ihren kompakten Aufbau und Vorteilen bei der beidseitigen Analyse von Partikeln auszeichnen (siehe Abb. 2).

Abb. 1
figure 1

Darstellung Sortierprinzips einer Bandmaschine

Abb. 2
figure 2

Darstellung des Sortierprinzips einer Rutschenmaschine

In beiden Fällen können unterschiedliche Sensoren in Kombination zum Einsatz kommen. Bei Bandmaschinen werden die Detektoreinheiten häufig hintereinander gesetzt, während bei Rutschenmaschinen auch eine Anordnung um einen zentralen Detektionsort herum möglich ist.

Grundsätzlich untersuchen die Sortierer jedes Objekt individuell. Damit ist es nicht nur möglich, in Millionen von Körnern einen einzelnen Diamanten zu finden, sondern eine Vielzahl von Informationen über die Charakteristika des Produktstromes zu erhalten.

Bereits im Jahr 1928 wurde in den Vereinigten Staaten ein Verfahren für einen metallurgischen Separator patentiert [3], der über alle Einheiten eines modernen sensorgestützten Sortierers verfügte: Eine Fotozelle erfasste die Helligkeit von Erzstücken, die über eine elektrische Schaltung eine Spule ansteuerte, mit der eine Klappe geöffnet wurde, um helle Objekte aus einem dunkleren Materialstrom zu entfernen.

In den 50er-Jahren wurde die sensorgestützte Sortierung in einer Anwendung zu einer entscheidenden Kerntechnologie: Die Sortierung von Diamanten durch Röntgenfluoreszenz, bei der ausgenutzt wird, dass Diamanten unter Röntgeneinfluss zu fluoreszieren beginnen.

In den 80er- und 90er-Jahren entstanden auf der ganzen Welt Unternehmen, die kamera- und laserbasierte Sortiermaschinen für verschiedenste Anwendungen hervorbrachten. Durch diese Vielfalt an Entwicklungsanstrengungen konnte die Technik schnell für den breiten Einsatz reifen. Der gleichzeitig stattfindende Fortschritt in der Datenverarbeitungstechnik half dabei, neue Anwendungsgebiete zu erschließen. Im Laufe der Zeit schlossen sich immer mehr Anbieter von Sortiertechnik zusammen und konnten durch Kombination der Technologien weitere Verbesserungen erzielen.

Seit dem Beginn des 21. Jahrhunderts ist die sensorgestützte Sortierung eine anerkannte Standardtechnologie im Recycling und in der Lebensmittelindustrie.

4 Technischer Stand und aktuelle Entwicklungstrends

Die sensorgestützte Sortierung ist eine moderne, sich dynamisch entwickelnde Technik, die insbesondere vom Fortschritt in der Datenverarbeitung profitiert.

4.1 Bessere Detektion

Eine Erhöhung der Auflösung von Sensoren wird durch drei Maßnahmen erreicht:

  1. 1.

    Reduktion der Detektorzellengröße bei steigender Packungsdichte

  2. 2.

    Erhöhung der Abtastraten

  3. 3.

    Erhöhung der Empfindlichkeit

Bei Zeilenkameras waren vor wenigen Jahren Photozellen mit 10 bis 14 µm Kantenlänge verbreitet, diese wurden aber mittlerweile auf 5 bis 7 µm reduziert. In Matrixkameras werden noch wesentlich kleinere Photozellen eingesetzt. Ähnliche Entwicklungen sind bei praktisch allen Detektorarten zu beobachten.

Damit reduziert sich die aktive Oberfläche der Sensorzellen deutlich: Während eine 14-µm-Zelle eine Fläche von 196 µm2 hat, sind es bei einer 5‑µm-Zelle lediglich 25 µm2. Entsprechend sinkt die Menge der Photonen, die mit den Sensorzellen eingefangen werden können. Durch höhere Abtastraten sinkt die verfügbare Zeit für jede Messung und damit die Photonenanzahl weiter.

Ein Ziel der Auflösungserhöhung ist die Verarbeitung von feineren Materialfraktionen, bei denen die geringere Partikeloberfläche die Signalintensität ebenfalls reduziert.

Darum muss eine größere Menge an Sensorzellen schneller ausgelesen werden, um ein weniger ausgeprägtes Sensorsignal zu erfassen. Die notwendigen höheren Empfindlichkeiten sind nur praktisch nutzbar, wenn das Signal-Rausch-Verhältnis der Detektoren kontinuierlich verbessert wird.

Ein Entwicklungstrend ist, dass moderne Sensoren mehrkanalig in verschiedenen Wellenlängenbereichen Daten erfassen. In den frühen 1990er-Jahren waren monochrome Kameras und einkanalige Laserscanner üblich. Heute werden Farbkameras um zusätzliche Sensorzeilen, beispielsweise für den nahen Infrarotbereich, erweitert. Umgekehrt erreichen Spektrometer, die mit einer großen Zahl an Messkanälen eine genaue spektrale Analyse ermöglichen, die räumliche Auflösung von Zeilenkameras.

In Sortierern kommen elektromagnetische Wechselfelder, thermische Infrarot-Strahlung, Nahinfrarot-Strahlung, sichtbares Licht und Ultraviolett-Strahlung zum Einsatz. Darüber hinaus erlaubt die Transmissions-Bildgebung mit Röntgenstrahlen Rückschlüsse auf die elementare Zusammensetzung von Partikeln, die insbesondere bei mineralischen Anwendungen von Vorteil ist.

Durch Verlagerung von Funktionen in die Sensorik werden Kalibrierung und Einrichtung einfacher und zuverlässiger. Durch Datenkomprimierung im Sensor kann die wachsende Datenmenge zu den Prozessoren gebracht werden, die die Sortierentscheidung treffen.

Der Einsatz mehrerer komplementärer Sensorsysteme wird besonders gewinnbringend, wenn die Messdaten nicht isoliert betrachtet und ausgewertet, sondern die verschiedenen Informationen zusammengeführt werden und gemeinsam in die Bewertung eingehen. Dazu müssen die Daten der verschiedenen Sensorsysteme möglichst früh zu einem örtlich aufgelösten Gesamtbild kombiniert werden.

Es steht jetzt eine bisher nie dagewesene Datenmenge für die Sortierung zur Verfügung, mit der Materialeigenschaften schneller und exakter erfasst werden und eine bessere Sortierqualität erreicht wird.

4.2 Höhere Rechenleistung

Gewinnung und Verarbeitung von Daten steht bei der sensorgestützten Sortierung im Zentrum. Fortschritte in der Digitaltechnik wirken sich direkt auf die Leistungsfähigkeit der Sortiersysteme aus. Die Rechenleistung der Elektronik korreliert mit der Komplexität der verwendeten Schaltkreise und wächst seit den 60er-Jahren exponentiell [4].

Dies erlaubt nicht nur größere Durchsätze der Sortierer, die höhere Rechenleistung ist auch Voraussetzung für den Einsatz verbesserter Detektoren. Kürzere Latenzzeiten erlauben, den Abstand zwischen Sensor und Aktor zu reduzieren, wodurch eine höhere Austragspräzision erreicht wird und die Sortierqualität steigt.

Hohe Einsatzbereitschaft und Zuverlässigkeit sind für industrielle Anwendungen von großer Bedeutung. Die für Smartphones notwendige Steigerung der Energieeffizienz führte auch zu Schaltkreisen, die keine Lüfter oder aufwändige Kühlsysteme brauchen.

4.3 Neue Algorithmen

Wenige Millisekunden nach der Detektion müssen Sortierer Kommandos für tausende von Partikeln an das Austragsystem geben. Die notwendige Echtzeitfähigkeit schränkt den Umfang der Analysen in diesem Zeitfenster ein. Mit schnelleren Rechnern werden aufwändigere Algorithmen möglich.

Es ist ein Wechsel von hardware-basierter Datenverarbeitung hin zu programmierbaren Softwaresystemen zu beobachten. Immer komplexere Programme mit umfangreichen Analysefunktionen werden innerhalb kürzerer Zeit entwickelt und lassen die Leistungsfähigkeit der Sortiermaschinen wachsen.

Die anspruchsvolle Aufgabe, aus der wachsenden Datenmenge die perfekten Sortierkriterien zu ermitteln, wird mit Methoden der künstlichen Intelligenz drastisch vereinfacht und damit überragende Ergebnisse erzielt.

4.4 Weitere technologische Entwicklungen

Großes Potenzial liegt in der Nutzung der Detektordaten für die Prozesssteuerung, da die sensorgestützte Sortierung Informationen zu jedem Partikel des Materialstroms erhebt.

Durch die hohe Anzahl an schnellen Ventilen kann sehr zielgenau und zum richtigen Zeitpunkt die optimale Menge an Kraft auf die auszusortierenden Partikel ausgeübt werden. Heutige Austragssysteme sind deutlich energieeffizienter und zeichnen sich außerdem durch zahlreiche Überwachungsfunktionen für die vorbeugende Wartung aus.

Überdies sind die genutzten Beleuchtungssysteme erheblich energieeffizienter geworden. Das Entstehen von Abwärme wird verringert, und der Verzicht auf Kühlaggregate erhöht die Zuverlässigkeit des Gesamtsystems.

Das modulare Design des gesamten Sortierers erhöht die Wartbarkeit und verkürzt notwendige Instandhaltungspausen.

4.5 TOMRA und TOMRA Mining

Die Firma TOMRA ist durch 80.000 installierte Flaschenrücknahmeautomaten weltweit bekannt. Rund die Hälfte der mehr als 4600 Angestellten arbeitet bei TOMRA Collection Solutions.

Als Vorreiter für sensorgestützte Sortierung bietet TOMRA Sorting Spitzentechnologie für Branchen an, in denen automatisierte Sortierung und Verarbeitung der Schlüssel zur Wertschöpfung sind.

TOMRA Sorting hat eine installierte Basis von fast 13.000 Sortierern im Geschäftsfeld „Food“ und über 8000 Sortierer im Geschäftsfeld „Recycling“.

TOMRA Mining hat weltweit über 200 Sortiermaschinen installiert (siehe Tab. 3). Damit erwirtschaften die 110 Angestellten und neun Vertriebsmanager einen Jahresumsatz von ungefähr 30 Mio. €.

TABELLE 3 Anzahl der installierten Sortierer von TOMRA Mining

Im Rahmen des strategischen Managements wurde die technologische Basis von TOMRA Sorting durch eine Reihe von Akquisitionen signifikant vergrößert. In diesem Zuge ist das weltweit umfangreichste Portfolio von Sortiertechnik innerhalb einer Firma entstanden.

Die technologische Kompetenz von TOMRA wird durch effiziente Nutzung von Synergien und im Einsatz von firmenintern entwickelter Hard- und Software sichtbar. Viele der Sensoren und Kameras sind Eigenentwicklungen: Damit kann die Detektionstechnik perfekt auf den jeweiligen Einsatzzweck angepasst werden und neue Anwendungen lassen sich schneller realisieren.

TOMRAs Innovationskraft zeigt sich auch in den 80 Patenten. 20 % aller Angestellten sind in den F&E-Abteilungen beschäftigt und 8 % des Umsatzes werden in Forschung und Entwicklung reinvestiert.

5 Fazit

TOMRA verfolgt das Ziel, durch sensorgestützte Lösungen eine Führungsrolle bei der Optimierung der Ressourcennutzung auf unserem Planeten einzunehmen. In der Qualitätskontrolle von Lebensmitteln und bei der Aufbereitung von Sekundärrohstoffen sind automatisierte Sortierer heutzutage unverzichtbar. Durch eine Vielzahl von Installationen in der Aufbereitung mineralischer Rohstoffe hat diese Technik ihren großen Nutzen und ihre Reife gezeigt und in einigen Anwendungen revolutionieren die Sortierer von TOMRA die etablierten Aufbereitungsprozesse. Ihr Potenzial zur Sicherung der Rohstoffressourcen unserer Welt wird aber gerade erst erkannt.