1 Einleitung

Es gibt heute einen globalen Konsens über die Notwendigkeit und die Bedeutung von Nachhaltigkeit und nachhaltiger Entwicklung (NE) für die Gewährleistung einer verbesserten Lebensqualität, die gerecht verteilt ist und die ökologischen Werte und Grenzen berücksichtigt [1,2,3]. Trotz der breiten Anwendung und Weiterentwicklung des Konzepts im akademischen Kontext zeigen sich in der Praxis noch immer Implementierungsdefizite und signifikante Lücken. Diese umfassen die gerechte Verteilung von Wohlstand, ungleiche Teilhabe an Entscheidungsprozessen und politischen Prozessen, oder ökologische Probleme. Trotz des Wissens über die Bedeutung von systemischen und ganzheitlichen Ansätzen zeigt sich sowohl in der Forschung als auch in der Praxis, dass NE auf Basis einzelner, isolierter Nachhaltigkeitsdimensionen betrachtet wird – Umwelt, Gesellschaft, Wirtschaft. Eine solche Trennung lässt die grundlegende Interdependenz der drei Nachhaltigkeitsdimensionen außer Acht und führt zu der Annahme, dass Kompromisse oder Zielkonflikte zwischen den Dimensionen unbeachtet bleiben. Konzeptuelle Herausforderungen aber auch gesellschaftliche und politische Zielsetzungen (z. B. Klimaziele) erfordern neben neuen Analyseansätzen auch eine Änderung der Praxis von NE im öffentlich politisch-administrativen, zivilgesellschaftlichen und privaten Sektor [4, 5]. Das betrifft zum Beispiel ‚multi-level‘ und ‚multi-stakeholder‘ Ansätze [6] oder Transdisziplinarität, wo unterschiedliche Akteure aus dem privaten, öffentlichen und wissenschaftlichen Sektor an der Gewinnung neuen Wissens über komplexe Probleme zusammenarbeiten [7, 8]. Dabei liegen besondere Herausforderungen in der Frage, welche Maßnahmen für den privaten und öffentlichen Sektor in Hinkunft notwendig werden. Diese Anforderungen sind vor einem komplexen gesellschaftlichen Hintergrund zu sehen, der auch den Bergbausektor zunehmend vor die immer größere Herausforderung stellt, neben wirtschaftlichen auch gesellschaftlichen Ansprüchen genügen zu müssen – und dabei von der Zivilgesellschaft zunehmend zur Rechenschaft gezogen zu werden. SUMEX versucht diese Herausforderungen zu adressieren – (i) gesellschaftliche Herausforderungen, Rohstoffbedarf und Nachhaltigkeit; (ii) divergierende Sichtweisen und Erwartungen, (iii) Lernen und Austausch in einer ‚Community of Practice‘ (CoP) verschiedener Interessensgruppen.

2 Nachhaltigkeit und Rohstoffgewinnung in der Europäischen Union – das SUMEX Projekt

Das Horizon 2020 Projekt SUMEX (Sustainable Management in Extractive Industries; www.sumexproject.eu) startete im November 2020 und hat unter anderem die Erarbeitung eines Nachhaltigkeitsansatzes [9] zum Ziel, welcher speziell auf die europäische Rohstoffindustrie abgestimmt ist. Der Ansatz enthält sowohl eine Charakterisierung wesentlicher Nachhaltigkeitsaspekte (siehe Abschn. 3) als auch drei unterschiedliche Bewertungssysteme – Hebelpunkte [10, 11], Sieben Fragen zur Nachhaltigkeit [12] und institutionelles Ressourcenregime [13, 14] – zur Beurteilung der Nachhaltigkeit einer Strategie, eines Projekts oder eines Betriebes.

Dieser Ansatz soll verwendet werden, um i) Governance Arrangements (Bergbaugesetze sowie relevante wirtschaftliche, umwelt- und sozialpolitische Regulierungen der EU, der Mitgliedstaaten und ausgewählter Regionen) entlang von fünf Schwerpunktbereichen zu analysieren – Umweltverträglichkeitsprüfungen, Landnutzung, Gesundheit und Sicherheit, Berichterstattung von Umwelt- und Sozialauswirkungen, sowie Genehmigungsverfahren/Integration von Politiken – und um ii) ‚good practices‘ von anderen Projekten (z. B. Min-Guide [15], STRADE [16] oder MIREU [17]) oder von Betrieben (z. B. Richtlinien von Anglo American oder Boliden) zu finden. Diese Praktiken stellen eine Grundlage für gemeinsame Diskussionen und Lernen in der SUMEX ‚Community of Practise‘ (CoP) dar. Eine CoP ist ein Forum in dem sich aktive Interessenshalter*innen austauschen, diskutieren, voneinander lernen und sich gegenseitig unterstützen können. Die Zielgruppe dieser CoP sind Personen, die im Bergbaubereich aktiv tätig sind. Somit sind CoPs eine wichtige Plattform, um implizites Interessenshalter- und Praxiswissen sichtbar und verfügbar zu machen. Sie werden daher zunehmend von Organisationen als Tools für Wissensmanagement und Lernen verwendet.

Das praxisorientierte Ziel von SUMEX ist, dass der im Projekt erarbeitete Nachhaltigkeitsansatz und die identifizierten ‚good practices‘ zur Verbesserung von Genehmigungsverfahren entlang der Rohstoff-Wertschöpfungskette (Prospektion, Exploration, Extraktion, Verarbeitung, Schließung und Aktivitäten nach der Schließung) beitragen, sowie nachhaltige Umwelt- und Sozialbedingungen fördern. Abb. 1 gibt einen grafischen Überblick über das Projekt mit digitaler Plattform und CoP; der Trichter symbolisiert den Nachhaltigkeitsansatz, der zur Analyse von Projekten und gesetzlichen Rahmenbedingungen (Würfel) herangezogen wird.

Abb. 1
figure 1

Schematische Darstellung der wichtigsten Komponenten des SUMEX Projektes

Der folgende Abschnitt beschreibt die im Projekt mittels Literaturrecherche, Workshop und Expert*inneninterviews erarbeiteten Nachhaltigkeitsaspekte, einem wesentlichen Bestandteil des Ansatzes im Detail.

3 Nachhaltiges Management im Bergbau

Die Nachhaltigkeitsaspekte beschreiben Schlüsselkomponenten eines nachhaltigen Managements der europäischen Rohstoffindustrie, dargestellt durch eine Reihe von Themen (z. B. Planung über die Lebensdauer der Abbaustätte hinaus) und Zielen (z. B. keine Treibhausgasemissionen), die in der Umsetzung mit entsprechenden Prozessen unterstützt werden müssen. Der SUMEX Nachhaltigkeitsansatz berücksichtigt den ‚European Green Deal‘ [18] und dessen Bestreben, das europäische Wirtschaftssystem bis 2050 in ein integratives, kreislauforientiertes und CO2-neutrales System zu transformieren. Es handelt sich dabei um Themen oder Ziele, die bereits im Rahmen einer verantwortungsvollen Rohstoffgewinnung (z. B. Notfallvorsorge und Risikomanagement) zu berücksichtigen sind, als auch um solche, die in Zukunft (z. B. CO2-Neutralität) zunehmend eine bedeutende Rolle spielen und auch für den Rohstoffsektor stetig an Relevanz gewinnen.

Im Folgenden sind die Aspekte im Detail beschrieben. Die Aufgliederung folgt den traditionellen drei Nachhaltigkeitsdimensionen, die in der Umsetzung allerdings nicht getrennt betrachtet werden dürfen.

3.1 Ökologische Nachhaltigkeit

Bergbau ist eine Landnutzung mit vergleichsweise starken Auswirkungen auf die Landschaft und ökologische Qualität, welche von der Exploration bis hin zur Nachnutzung und Bergbaufolgelandschaften reichen können. Eine besondere Bedeutung im Diskurs um ökologische Nachhaltigkeit spielt das Konzept der ‚Planetarischen Grenzen‘ [19] – biophysikalische Grenzen, deren Überschreitung eine Destabilisierung des ökologischen Gleichgewichts und der Regenerierbarkeit der globalen Ökosysteme und Ökosystemdienstleistungen zur Folge hat. Die relevantesten Auswirkungen auf die Umwelt (im Zusammenhang mit den Planetarischen Grenzen) der Gewinnung und Verarbeitung von mineralischen Rohstoffen werden hier berücksichtigt. Für diese muss der Sektor Methoden und Instrumente finden, um sie erheblich zu verringern – oft in Richtung Null (z. B. CO2) –, oder sogar, um sie in positive Auswirkungen umzukehren (z. B. Biodiversität).

Eine der planetaren Grenzen ist der Süßwasserverbrauch, der im Bergbau eine wesentliche Rolle spielt, da oft große Mengen an Wasser benötigt werden [20, 21]. Integrierte, auf Wassereinzugsgebieten basierende Wasserbewirtschaftung bedeutet eine umfassende und von allen Interessenshalter*innen gemeinsam geplante Vorgangsweise, bei der Gewässer als wertvolle Ressourcen gesehen werden und Wasserqualität, -effizienz und die Vermeidung von Wasserverbrauch im Vordergrund stehen. Auf diese Weise kann eine flexible, widerstandsfähige Wasserinfrastruktur geschaffen werden, die auf verschiedenste Szenarien, v. a. hinsichtlich Klimawandel, reagieren kann. Auch sind die Gewinnung und Verarbeitung von mineralischen Rohstoffen energieintensiv und daher gegenwärtig mit hohen CO2 Emissionen verbunden [21]. Mit dem Ziel der CO2-Neutralität [22] muss der Energieverbrauch überwiegend auf erneuerbaren Energien beruhen. Unternehmen müssen ihre Prozesse kontinuierlich optimieren und innovativ umgestalten, um ihre Energieeffizienz zu steigern und den Übergang zu erneuerbaren Energien schnellstmöglich zu vollziehen. Andere schädliche Luftemissionen sollen ebenfalls auf Null reduziert werden. Ein besonderer Aspekt im Zusammenhang mit der Landnutzung sind die Auswirkungen auf Biodiversität und Ökosystemleistungen, wo der Sektor Wege finden muss, um diese von einem negativen Einfluss in einen positiven umzuwandeln [23]. Dies sollte auch die Berücksichtigung potenzieller indirekter Auswirkungen einschließen, die durch verbundene (Industrie‑) Aktivitäten verursacht werden (z. B. zusätzliche wirtschaftliche Aktivitäten aufgrund einer besseren Verkehrsinfrastruktur). Schließlich werden – auch aufgrund des Übergangs zur Kreislaufwirtschaft im Rahmen des ‚Green Deals‘ – fortschrittliche Abfallbewirtschaftungssysteme erforderlich sein. Diese umfassen die Nutzung sekundärer Ressourcen aus Bergbauabfällen, die kontinuierliche Verringerung des Abfallaufkommens und die Behandlung und/oder Lagerung von Abfällen ohne die Notwendigkeit einer Deponierung und ohne Auswirkungen auf die Landschaft.

3.2 Soziale- und gesellschaftliche Verantwortung

Unterschiedliche Vorstellungen verschiedener Interessenshalter*innen auf lokaler (‚communities‘) und globaler (‚society‘) Ebene können die Akzeptanz und in weiterer Folge die Einrichtung und Weiterführung von Rohstoffprojekten beeinflussen. Die Einbindung von interessierten Personen in den betroffenen Gemeinden und Regionen, bis hin zur breiteren Gesellschaft, trägt zu einer aktiven Zusammenarbeit zwischen dem Unternehmen und Interessenshalter*innen bei. Diese Zusammenarbeit muss kontinuierlich erfolgen, aktive und ernstgemeinte Beteiligung und gemeinsame Entscheidungsfindungsprozesse ermöglichen und soll nicht nur instrumentell verstanden werden. Soziale und gesellschaftliche Akzeptanz sowie die Einbindung und Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung und Interessenshaltern beschränkt sich dabei nicht auf UVP Verfahren, sondern sollte umfassender verstanden und durchgeführt werden (z. B. gemeinsam entwickelte Zukunftsvision oder auch ‚shared vision‘) [32]. Dazu zählt auch, vertrauenswürdige, transparente Beschwerdemechanismen und gemeinsame Problemlösungsprozesse zu ermöglichen, in denen alle Beteiligten kritische Fragen, Bedenken und Beschwerden vorbringen können, die gehört und ernst genommen werden. Transparentes Datenmanagement (z. B. Finanzdaten, Umweltdaten, etc.) und ein offener und zeitnaher Zugang spielen dabei ebenfalls eine wichtige Rolle. Die Form der Zusammenarbeit und Beteiligung sind kulturell geprägt; Forschung zeigt, dass Beteiligungsprozesse und Entscheidungsverfahren mit indigenen Gruppen und Stakeholdern an deren kommunikative, kulturelle und gesellschaftliche Strukturen angepasst sein müssen. Dazu gehört in der EU insbesondere die Berücksichtigung der Sami in Schweden und Finnland. Soziale Nachhaltigkeitsdimensionen sind aber auch auf Betriebsebene verankert: Das Wohlbefinden der Arbeitnehmer*innen ist von grundlegender Bedeutung. Um das objektive und subjektive Wohlbefinden (‚well-being‘) zu gewährleisten und zu verbessern, werden kontinuierlich Aktivitäten gesetzt. Grundlage dafür sind eine Null-Schaden-Kultur (‚zero harm culture‘), Gesundheits- und Sicherheitsmaßnahmen sowie eine faire Entlohnung und lebenslanges Lernen (Fortbildungen). Die kontinuierliche Verbesserung der Fähigkeiten und Einbeziehung der Arbeitnehmer*innen in die Unternehmensprozesse sollen etabliert werden. Wie bereits im Projekt ‚Mining, Minerals and Sustainable Development‘ (MMSD) [25] vor 20 Jahren beschrieben, braucht der Rohstoffsektor eine Kultur des kontinuierlichen Lernens, um zu erkennen, wie ein Standort, ein Unternehmen, der Sektor oder seine Produkte in eine sich ständig verändernde Gesellschaft und Umwelt eingebettet sind. Sie erfordert Reflexivität und das Nachdenken über eine Form des Lernens im Sinne einer gemeinsam entwickelten Vision und von Werten 24].

3.3 Transformation der Wirtschaft

Der Europäische ‚Green Deal‘ zielt darauf ab, die Wirtschaft der EU in eine umweltfreundliche, kreislauforientierte und integrative Wirtschaft umzuwandeln. Die rohstoffgewinnende Industrie spielt eine wesentliche Rolle bei der Erreichung dieser Ziele. Der Rohstoffsektor muss jedoch besser verstehen, wie diese Rolle aussieht (z. B. welche Rohstoffe benötigt werden und welche nicht), wie diese anhand von Indikatoren gemessen werden kann (z. B. Beitrag von kritischen Rohstoffen zum ‚Green Deal‘) und welche Innovationen und Geschäftsmodelle (zum Beispiel gesellschaftlicher Wert über Profitorientierung hinaus) erforderlich sein werden. Zentrale Fragestellungen, wie zum Beispiel zur Umgestaltung von Gebrauchsmustern (z. B. Nutzung statt Besitz) und ein gesamtgesellschaftlich relevanter Nutzen von bestimmen Rohstoffen (z. B. welche Rolle spielen Luxusartikel wie Schmuck), spielen eine große Rolle in diesem Wirtschaftsmodell. Ein Schlüsselelement einer solchen grünen Wirtschaft sind geschlossene Rohstoffkreisläufe mit stark erhöhter Materialeffizienz, Reduzierung von Materialinput sowie verbesserter Wiederverwertung und Verwendung. Der Materialinput soll auch unabhängiger von Rohstoffimporten sein (diese aber verbunden mit verantwortungsvollen Beschaffungspraktiken) und teilweiser Bedarfsdeckung durch sekundäre Quellen. Verschiedene Kreisläufe, wie die gemeinsame Nutzung, die Verlängerung, die Wiederaufbereitung und das Recycling (siehe Systemdiagramm der Ellen Macarthur Foundation [29]), werden entscheidend sein. Daher wird sich die Kreislaufwirtschaft weit über das Recycling hinaus auf den Rohstoffsektor auswirken. In dieser Hinsicht spielen die Reduzierung oder Dematerialisierung, die Mehrfachnutzung und Neugestaltung von Produkten, eine große Rolle. Abfallprodukte können als Sekundärprodukt für andere industrielle Prozesse verwendet werden, was eine engere Verknüpfung mit anderen Teilen der Wirtschaft bedeutet. Unternehmen müssen Lebenszyklusüberlegungen und die Kennzeichnung von Produkten prüfen und sind für diese und deren Folgen und Auswirkungen weit über den Verkauf hinaus verantwortlich.

Weitere Überlegungen zu einer grünen Wirtschaft beschäftigen sich mit der Gleichstellung von wirtschaftlichem Kapitel mit Naturkapital und sozialem Kapital. Zum Naturkapital gehören beispielweise der Einfluss auf Biodiversität und Ökosystemleistungen. Soziales Kapital bezieht sich auf Beziehungen und Netzwerke zwischen Einzelpersonen und Gruppen sowie auf die daraus resultierende Fähigkeit, Ressourcen, Wissen oder Informationen zu sichern oder zu erhalten [26]. Die Kenntnis ihres Wertes unter Einbeziehung von ethischen, moralischen oder kulturellen („Werte“) Aspekten [27] und über einen rein monetären Aspekt hinausgehend erleichtert ihre Einbeziehung in erweiterte Berichterstattungssysteme sowie Entscheidungsprozesse – und ermöglicht damit eine entsprechende Berücksichtigung. Insbesondere für das Naturkapital ist dieses Wissen wichtig, um eine angemessene Bewertung der Ökosystemleistungen und des Nutzens vorzunehmen, um entweder die Wiederherstellung oder den Fortbestand und eine nachhaltige Nutzung sicherzustellen. Die rohstoffgewinnende Industrie hat das Potenzial, enormen monetären Wert und Werte zu generieren. Deshalb ist es wichtig, zu definieren, was dies im Rahmen einer gemeinsamen Zukunftsvision bedeutet, die alle Wertedimensionen zu berücksichtigt, d. h. über finanzielle Ausgleichszahlungen und die Schaffung von Arbeitsplätzen hinaus. Die Frage ist, wie die geschaffenen Werte, dieser Nutzen, zwischen den Interessenshalter*innen aufgeteilt werden sollte [30]. Diese Aspekte sollen integrativ entlang des gesamten Lebenszyklus eines Bergbaus betrachtet werden: von Beginn an, wenn die Planung beginnt, um sicherzustellen, dass der Betrieb die finanziellen Mittel für die Phase nach Abschluss des Abbaus eingeplant und die gesamte Bandbreite der sozialen und ökologischen Aspekte berücksichtigt sind. Dazu gehören die Schließung des Betriebs, die erforderlichen sozioökonomischen Übergänge, um nachfolgende Aktivitäten/Lebensgrundlagen zu ermöglichen und die anschließende Landnutzung [33]. Das Gleiche gilt für das Risikomanagement, bei dem der Rohstoffsektor einen ganzheitlichen Ansatz in Bezug auf Risiken und Chancen im Zusammenhang mit dieser Transformation verfolgen muss, aber auch mehr für die Notfallvorsorge tun muss, um Ereignisse mit katastrophalen Folgen in Zukunft zu verhindern.

Abb. 2 gibt einen zusammenfassenden Überblick über die Nachhaltigkeitsaspekte in einem zeitlichen Kontext (in Englisch).

Abb. 2
figure 2

SUMEX Nachhaltigkeitsansatz [9]

4 Schlussfolgerung

Der SUMEX Nachhaltigkeitsansatz legt einen Fahrplan für die Rohstoffindustrie Europas fest. Dieser geht über derzeitig angewandte verantwortungsvolle Gewinnung und gesetzliche Bestimmungen hinaus, um dem ganzheitlichen und integrativen Konzept von nachhaltiger Entwicklung bis ins Jahr 2050 gerecht zu werden. Dieser Fahrplan orientiert sich an i) der aktuellen wissenschaftlichen Debatte über Nachhaltigkeit und ii) der aktuellen politischen Debatte in Europa, d. h. in Bezug auf den Europäischen ‚Green Deal‘ und den Übergang zu einer integrativen, grünen und kreislauforientierten Wirtschaft [18]. Die Nachhaltigkeitsaspekte beschreiben die Themen und übergeordneten Ziele, welche der Sektor im Rahmen des erforderlichen Wandels primär berücksichtigen soll.

Es bleibt abzuwarten, ob der in SUMEX erarbeitete Nachhaltigkeitsansatz einen Einfluss auf die politischen Entscheidungsträger*innen und die europäische Rohstoffindustrie, v. a. auch die große Zahl der kleinen und mittleren Unternehmen, haben kann, um die erforderlichen transformativen Maßnahmen einzuleiten. Die jüngste Ankündigung des ICMM (International Council on Mining and Metals) bzgl. der Verpflichtung der Mitgliedsunternehmen, bis 2050 CO2-neutral zu sein [34], deutet zumindest darauf hin, dass die diesbezügliche Transformation den Branchenführern bewusst ist.