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Der verbrauchte Planet? Nachdenkliches und Provokantes zum Ende der Rohstoffzeitalter

The Exhausted Planet? Reflective and Provocative Positions at the End of the Ages of Raw Mineral Resources

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BHM Berg- und Hüttenmännische Monatshefte Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

Die Nutzung der Erdkruste zur Entnahme von Mineralrohstoffen ist von existenzieller Bedeutung für die Menschheit. Die Natur bleibt die Grundlage der Güter- und Energieversorgung. Wegen des Respekts vor der Natur und weil die Menschheit nicht fähig ist, die Erde vollständig zu nutzen, gibt es Mineralrohstoffe für immer. Das maßgebliche Limit ist (noch) nicht die Natur (Geologie), bis auf weiteres bleibt der Mensch des Menschen Limit. Nachhaltigkeit ist möglich, notwendig ist dazu, dass die Mineralrohstoffwirtschaft auf hohem Niveau von Sicherheit und Gesundheitsschutz und unter möglichster Schonung der Umwelt erfolgt. Exzellente Wissenschaft und politisch stabile, vernünftige Marktbedingungen sind erforderlich.

Abstract

The use of the Earthʼs crust to exploit raw mineral resources is of existential importance for mankind. Nature will remain the basic for the supply with goods and energy. For reasons of respect for nature and the incompetence of mankind to mine out the planet completely, there will be raw mineral resources for ever. The decisive limit is not nature (geology), the limit for mankind will remain mankind itself. Sustainability is possible, required is that mining and the extractive industries operate on a high level of health and safety while protecting the environment as far as possible. Required are an excellent science and politically stable, reasonable conditions of the markets.

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Notes

  1. Es wird auf einen Rückblick verzichtet, stattdessen wird Nachdenkliches und Provokantes für eine gute Mineralrohstoffwirtschaft formuliert. Es sind alle, die für die Mineralrohstoffwirtschaft Rede und Antwort stehen müssen, eingeladen, einigen hier skizzierten Gedankengängen zu folgen.

  2. Regelungen im Bereich des Völkerrechtes und umfangreiche Regelungen im Bereich des Rechtes der einzelnen Staaten betreffend Wirtschaft, Bergbau, Umwelt, etc. ergeben in Summe ein höchst komplexes rechtliches Umfeld für Mineralrohstoffwirtschaft, das allein schon wegen seiner Differenziertheit einen globalen Ansatz nicht unterstützt. Die Annahme globaler Herausforderungen erfordert jedoch globale Ziele und Strategien. Eine Harmonisierung von globalen Zielen und Strategien schließt kontinentale, nationalstaatliche oder regionale Umsetzungen nicht aus und ermöglicht die systematische Berücksichtigung kultureller und politischer Unterschiede und die flexible Anpassung für spezifische Risiken oder Sektoren.

  3. Nicht einmal in der Steinzeit (Dies gilt natürlich auch für die Kupferzeit (4.000 – 2.000 v. Chr.), für die Bronzezeit (2.000 – 800 v. Chr.), für die ältere Eisenzeit (Hallstatt 800 – 400 v. Chr.) und für die jüngere Eisenzeit (400 – 15 v. Chr.) konnte der Mensch auf die Nutzung der Erdkruste zur Entnahme von mineralischen Rohstoffen verzichten; für die heute überaus energieintensive und rohstoffintensive Gesellschaft (Erdölzeitalter?) gilt dies umso mehr.

    - Beinahe alle Produkte, die heute gefertigt werden, setzen den Einsatz von Maschinen voraus, die es ohne den Einsatz von Materialrohstoffen, aber auch ohne den erheblichen Einsatz von Energierohstoffen nicht geben würde.

    - Energieseitig würden relativ rasch als selbstverständlich geltende Gegebenheiten, die für das Funktionieren des Alltags unter den gegenwärtigen Bedingungen unserer Gesellschaft unabdingbar sind, ausfallen: beispielsweise kann an Tankstellen ohne Elektrizität nicht getankt werden, womit Personen- und Güterverkehr zum Erliegen kommen und damit auch die Nahversorgung, Kühe können ohne Elektrizität nicht mehr gemolken werden, ohne Strom keine Zentralheizung, kein Computer, kein Bankomat, kein Radio, kein Fernsehen, keine Kommunikation, keine elektronische Aktenführung in der öffentlichen Verwaltung, keine Kassa im Supermarkt funktioniert und so weiter und so fort.

    Folgende Beispiele (Quelle: BMWFJ, Österreich) sollen zeigen, dass ohne Mineralrohstoffe einige Selbstverständlichkeiten des täglichen Lebens wie Computer, Telefon, Automobil etc. nicht denkbar sind:

    - Für einen Computer (PC) sind 32 Metalle notwendig, damit er funktioniert: Gold – Au, Silber – Ag, Platin – Pt, Kupfer – Cu, Blei – Pb, Zink – Zn, Zinn – Sn, Aluminium – Al, Antimon – Sb, Beryllium – Be, Gallium – Ga, Germanium – Ge, Indium – In, Yttrium – Y, Quecksilber – Hg, Rhenium – Rh, Selen – Se, Silizium – Si, Tellur – Te, Lithium – Li, Zirkon – Zr, Eisen – Fe, Mangan – Mn, Nickel – Ni, Molybdän – Mo, Niob – Nb, Tantal – Ta, Wolfram – W, Vanadium – V, und Kobalt – Co. Das Gehäuse besteht aus Kunststoffen, die aus Erdöl und Füllstoffen wie Kalk etc. hergestellt werden.

    - Ein Mobiltelefon besteht in etwa aus 42 % Kunststoffen, 19 % Kupfer (Cu), 11 % Glas (Quarzsand, Feldspat und Dolomit), 9 % Aluminium (Al), 8 % Eisen, 5 % Quarz (SiO2), 4 % Silizium (Si), 1 % Nickel (Ni) und 1 % Zinn (Sn).

    - Ein Mittelklasseauto besteht aus in etwa 1.020 kg Eisen und Stahl (Karosserie), 230 kg Gummi (Gummi enthält die mineralischen Füllstoffe Kalk und Quarz) und Kunststoffen (Erdöl), 65 kg Aluminium (Motor), 35 kg Glas, 12 kg Kupfer (Lichtmaschine, etc.), 11 kg Blei (Starterbatterie), 9 kg Zink (Korrosionsschutz).

    - Jeder Österreicher verbraucht in 70 Lebensjahren etwa 1.100 t an mineralischen Rohstoffen (427 t Sand/Kies, 166 t Erdöl, 146 t Hartsteine, 99 t Kalkstein, 83 t Steinkohle, 45 t Braunkohle, 39 t Eisen, 29 t Ton, 23 t Quarzsande, 13 t Steinsalz, 6 t Gips, 3,5 t Dolomit, 3,4 t Phosphat, 1,9 t Schwefel, 1,8 t Natursteine, 1,6 t Kalisalz, 1,4 t Aluminium, 1,2 t Kaolin, 1 t Stahlveredler, 1 t Kupfer) und 61.000 m3 Erdgas. Für jeden Meter Autobahn werden etwa 33 t mineralische Rohstoffe benötigt, für jeden Meter einer Brückenkonstruktion sind bis zu 85 t mineralische Rohstoffe erforderlich, rund 440 t an mineralischen Rohstoffen sind nötig, um ein Einfamilienhaus zu bauen. Die wichtigsten Rohstoffe sind: Kies, Sand, Zement (Beton), Gips (Putze, Gipskartonplatten), Ton (Mauerziegel, Dachziegel), Quarz, Feldspat (Glas), Natursteine, Eisen (Baustahl), Kupfer (Leitungen).

  4. Der Zusammenhang zwischen Energie- und Klimapolitik erscheint klar erkannt, der anthropogene Ausstoß von CO2-Äuqivalenten ist überwiegend durch die Energiekonsumation geprägt. Jedoch ist Energiepolitik zum Teil auch eine spezielle Form von Ressourcenpolitik. Mengenmäßig (Quelle: IEA – International Energy Agency, Paris: Key World Energy Statistics 2011 [2]) wird der Gesamtenergieverbrauch 2009 durch mineralische (fossile) Rohstoffe bei weitem dominiert:

    - 32,8 % Erdöl, 20,9 % Erdgas, 27,2 % Kohle (= 80,9 % fossile Energieträger) und 5,8 % Kernkraft (Uran, Thorium) ergeben 86,3 % der Energieträger am weltweiten Gesamtenergieverbrauch, die der Erdkruste (der unbelebten Natur) entnommen werden.

    - 2,3 % Wasserkraft, 10,2 % Biomasse und Abfall sowie 0,8 % andere erneuerbare Energieformen (Wind, Geothermie, Sonne etc.) ergeben die erneuerbare Ergänzung mit 13,3 % Anteil am weltweiten Gesamtenergieverbrauch.

  5. Als „graue Energie“ gilt die Energie, die für Herstellung, Transport, Lagerung, Verkauf (und Entsorgung) eines Produktes verwendet wird.

  6. Die Systemgrenze der Betrachtung ist der Planet Erde, auf den die Sonne als wesentlicher Energielieferant scheint. Tatsächlich ist die Sonne (als natürlicher Kernfusionsreaktor) sowohl für erneuerbare Energien wie Solarthermie, Photovoltaik, Wasserkraft, Windkraft und Biomasse als auch für fossile Energien der maßgebliche Treiber. Würde der Rahmen der Betrachtung auf das Universum erweitert, dann ginge auch rohstoffseitig der Blick in die Unendlichkeit.

  7. Der sprichwörtliche „elektrische Strom aus der Steckdose“, der stets vorhandene Treibstoff an der Zapfsäule der Tankstelle und das Erdgas aus dem Netz sind nicht bloß komfortabel, sondern existenziell notwendig.

  8. Bereits 1798 hat Reverend Thomas Malthus in seinem Essay on the Principle of Population [3] die Überbevölkerung als Problem der Gesellschaft formuliert. Das Wachstum der Bevölkerung gehorche einer Gesetzmäßigkeit der unbegrenzten Vermehrung und verlaufe daher in einer „geometrischen“ Reihe (1, 2, 4, 8 usw.), die Produktion von Lebensmitteln sei nur begrenzt möglich und entwickle sich daher nur in einer „arithmetischen“ Reihe (1, 2, 3, 4 usw.). Demnach komme daher ein Zeitpunkt, zu dem – wegen des unterschiedlichen Wachstums der Menschheit und der Nahrungsmittelproduktion – die Menschheit nicht mehr versorgt werden könne und entsprechende Niedergangszenarien drohen.

  9. 1971 wurde vom Club of Rome [4] die Entwicklung der Welt mit einem mathematischen Modell beschrieben, dem die statistische Lebensdauer von Rohstoffen als limitierender Faktor des Wachstums unterlegt war, und darauf beruhend wurde ein Zusammenbruch der Weltwirtschaft (Hungersnöte etc.) in Aussicht gestellt. Die dramatische Verknappung und der damit einhergehend steigende Wert von mineralischen Rohstoffen wurden eindrucksvoll dahingehend belegt, dass die Menschheit bei Fortdauer des gegenwärtigen Wachstums bereits in wenigen Jahrzehnten mit dem Zusammenbruch der Weltwirtschaft und dem Verhungern rechnen muss, und zwar unabhängig von allen Bemühungen zur Krisenbewältigung. Maßgeblich dafür ist, dass der Menschheit in absehbarer Zeit die als eng begrenzt angenommenen Lagerstättenvorräte an mineralischen Rohstoffen als Grundlage der Wirtschaft zu Ende gehen und damit auch die Möglichkeiten, mit den durch das Bevölkerungswachstum verursachten Existenzproblemen fertig zu werden.

  10. Heute sind die Peak Oil bis Peak Everything Theorien eine würdige Fortsetzung dieser Denkschulen. Für den Begriff Peak Oil wird der Begriff des Ölfördermaximums eines einzelnen Ölfeldes auf den gesamten Erdölvorrat der Erde übertragen. Der Zeitpunkt des lokalen Fördermaximums wird nach Marion King Hubbert erreicht, wenn etwa die Hälfte der nutzbaren Reserven gefördert wurde. Ob ein globales Ölfördermaximum bereits erreicht wurde oder noch ausständig sei, ist im Diskurs, die diversen Ergebnisse variieren im Bereich von 4 bis 5 Jahrzehnten. Möglicherweise wird auf die Frage des Zeitpunktes zu viel Augenmerk gerichtet. Ein Ende der geologisch vorhandenen Ölvorkommen wird wohl nicht erreicht werden, denn es wird die Förderung von Öl beendet, wenn der Preis dafür höher ist als der Nutzen. Das Erdölzeitalter wird spätestens dann zu Ende sein. Welche Auswirkungen sich an Peak Oil knüpfen würden, ist ebenfalls Gegenstand von Untersuchungen wie etwa in der Teilstudie 1 Peak Oil – Sicherheitspolitische Implikationen knapper Ressourcen des Zentrums für Transformation der Bundeswehr, Deutschland [5], in der jedenfalls Erdöl kraft seiner unglaublichen Bedeutung (95 % aller industriell gefertigten Produkte hängen von der Verfügbarkeit von Erdöl ab, und darüber hinaus ist der günstige Warentransport Basis für die globale Arbeitsteilung, der viele Gesellschaften ihren Wohlstand verdanken) als ein systemisches Risiko für die Weltwirtschaft erkannt wird.

  11. In einer limitierten Welt gibt es irgendwann natürlich ein Limit des Wachstums, eine absolute Grenze, wo immer diese auch liegen möge, ob und wann diese Grenze auch immer erreicht werden möge. Die Katastrophenszenarien von Malthus oder dem Club of Rome oder Peak Everything sind noch nicht eingetreten. Prinzipiell wirkt – nach Joseph Alois Schumpeter – die Anpassungsfähigkeit des Menschen, also menschliche Innovation (!) dagegen: Auf Mangel wird mit Weiterentwicklung von Technologien reagiert. Teilweise ergibt sich der Anschein, dass die Pflege von Weltuntergangtheorien einem tiefen menschlichen Bedürfnis entspricht, über den praktischen Wert derartiger Endzeitszenarien kann natürlich Dialog geführt werden. Das Denken der Menschen in den Industrienationen in Richtung Schutz der Umwelt und der natürlichen Ressourcen wurde jedenfalls durch den Club of Rome-Bericht [4] maßgeblich verändert. Teilweise können die Arbeiten als philosophischer Überbau diverser „grüner“ Politikentwicklungen angesehen werden. Erhebliche Anstrengungen in Richtung Prospektion und Exploration von Lagerstätten und Aufbau von Produktionskapazitäten wurden im Gefolge des Berichtes unternommen. Schlussendlich hat das tatsächliche Verhalten der Menschheit zu höherem Rohstoffverbrauch bei bis vor kurzem niedrigen Rohstoffpreisen geführt. Der weltweite Primärenergieverbrauch betrug beispielsweise 1973 etwa 6.128 Mtoe, im Jahr 2009 belief er sich auf etwa 12.150 Mtoe. Die Aussagen des Club of Rome, „Gold would run out in 1981, silver and mercury in 1985, zinc in 1990“ etc. sind letztlich nicht eingetroffen und werden teilweise auch als einfache Provokation angesehen. Dabei hatte das Forscherehepaar Meadows recht, Primärrohstoffe sind die Basis der Wirtschaft. Die den Büchern von Meadows zu entnehmende Aussage, dass die gesamte Wirtschaft letzten Endes auf der ausreichenden Verfügbarkeit von mineralischen Rohstoffen beruht, kann mit Fettweis (G. B. L. Fettweis: Zur Geschichte und Bedeutung von Bergbau und Bergbauwissenschaften, 2004) [6] daher auch als grundsätzlich richtig angesehen werden. Kann aber die Produktion limitierter mineralischer (fossiler) Rohstoffe den Kriterien einer nachhaltigen Entwicklung überhaupt genügen, und wie soll schweren, prinzipiellen Bedenken begegnet werden, die Folgendes skizzieren: Die mineralgewinnende Industrie sei eine von Natur aus destruktive Industrie und ein gegen die Natur gerichtetes Wirtschaften, die Gewinnung mineralischer und fossiler Rohstoffe sei für die Nachhaltigkeit bestenfalls unbrauchbar, eher schädlich, denn durch die Verbrennung der fossilen Energieträger werde das Klima aus dem Gleichgewicht gekippt, überhaupt sei ein vollständiger Kreislauf der Stoffströme notwendig.

  12. G. B. L. Fettweis: Zur Geschichte und Bedeutung von Bergbau und Bergbauwissenschaften, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien, 2004 [6]

  13. Themenfelder, die zutreffend in Österreich mit „Hainburg“ oder in Deutschland mit „Stuttgart 21“ verschlagwortet werden dürfen.

  14. Die Medien als Erschaffer und Transporteure von Information, die die Basis für politische Entscheidungen und öffentliche Meinung darstellen, werden in zahlreichen Staaten durchaus zutreffend als 4. Gewalt angesehen.

  15. Der Erdölpreis des Jahres 2008 etwa zeigte eindrucksvolle Schwankungen.

  16. Es geht nicht nur um limitierte Lagerstätten von Energierohstoffen wie Erdöl, Erdgas und Kohle, sondern natürlich auch um leistungsbezogen limitierte Potenziale an Renewable Energy Resources (RES), die ansonsten zeitlich unbegrenzt zur Verfügung stehen. Renewables for ever, aber auch hier gibt es Limits. Bei hohem Konsum wird die Nutzung von erneuerbaren Energien industriellen Charakter aufweisen müssen, um entsprechende Energiemengen bereit zu stellen. Das könnte die vorherrschenden Renewable Energy Resources-Romantik stören:

    - Siehe etwa die umstrittene Wasserkraft (Gewässerschutz, Naturschutz, Artenschutz) oder

    - die umstrittene Windkraft (Landschaftsschutz, Schattenwurf, Eisabwurf, Lärm).

    - Eine hemmungslose Nutzung von Biomasse wäre nicht ohne Spuren für Biodiversität, Böden etc. und würde wohl auch eine Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion bedeuten.

    - Auch wenn die Sonne gratis scheint, unbemerkt lässt sie sich nicht fangen und gratis schon gar nicht. Herausforderungen bei der Integration von Photovoltaik in die natürlichen Landschaften oder in das Stadtbild bzw. Ortsbild zeichnen sich ab. Die nötigen mineralischen Rohstoffe wie Gallium und Indium für Dünnschicht-Photovoltaik sind jedenfalls limitiert. Insgesamt zählen sie mit Antimon, Flussspat, Germanium, Graphit, Magnesium, Niob, PGMs, Selten-Erd-Elemente, Tantal, Wolfram zu den von der Raw Materials Supply Group der Europäischen Union als „Critical Raw Materials“ bezeichneten mineralischen Rohstoffen [7].

    - Die Exploration und Produktion von Erdöl, Erdgas und Kohle stellt einen erheblichen Eingriff in die Erdkruste, also die unbelebte Natur dar. Wenn nun ein beträchtlicher Teil der erneuerbaren Energien in großem Stil und punktuell (regional) konzentriert der belebten Natur entnommen werden soll, so stellt sich auch hier – alleine der schieren Größe wegen – die Frage nach den ökologischen Auswirkungen der Klimapolitikpläne auf Flora und Fauna (siehe auch UN-Konvention über die biologische Vielfalt).

  17. Fettweis (Zur Geschichte und Bedeutung von Bergbau und Bergbauwissenschaften, 2004 [6]) sieht es so, dass der überwiegende Teil der mineralischen Rohstoffe in der Erdkruste in einer so starken Verdünnung vorkommt, dass er für einen Nutzung auf absehbare Zeit nicht in Betracht kommt.

  18. Wagner H., Hofstätter H., Österreichischer Bergbautag 2008 [8]; Weber, L.(2008): Recent Trends in global precious metals mining [9]

  19. Die Erde ist ein geschlossenes System. Mineralrohstoffe haben sich durch chemische und/oder physikalische Vorgänge gebildet und sind endlich, nicht erneuerbar und nur als Materialrohstoffe einem Recycling zugänglich. Vorstellungen über den nutzbaren Inhalt an mineralischen Rohstoffen in der Erdkruste sind geostatistische Abschätzungen. Natürliche Ressourcen sind diejenigen Mengen eines Rohstoffes, die entweder nachgewiesen, aber derzeit nicht wirtschaftlich gewinnbar sind, oder aber die Mengen, die auf Basis geologischer Indikatoren noch erwartet werden und mittels Exploration nachgewiesen werden können. Bei Kohlenwasserstoffen wird üblicherweise nur der als gewinnbar eingeschätzte Teil berücksichtigt, bei der Kohle sind es üblicherweise „in situ“ – Mengen, d. h. die Gesamtmenge unabhängig von ihrer Gewinnbarkeit.

  20. Reserven (Vorräte) sind diejenigen Mengen eines Rohstoffes, die mit großer Genauigkeit erfasst wurden und mit den derzeitigen technischen Möglichkeiten wirtschaftlich gewonnen werden können.

    - Rohstoffpreise und Gewinnungskosten definieren die Größe der Vorräte! Bei höheren Rohstoffpreisen werden mehr Ressourcen zu Vorräten, weil höhere Gewinnungskosten aufgewendet werden können. Sinkende Rohstoffpreise vermindern im Gegenzug die Reserven.

    - Auch Technologieentwicklungen können erheblichen Einfluss auf die Größe von Reserven haben. Wenn durch den Einsatz neuer Technologien das Ausbringen aus einer Erdöllagerstätte von heute etwa 35 auf 45 % gesteigert wird, so hat das auf die Bewertung der Reserven erheblichen Einfluss. Ein aktuelles und gutes Beispiel für die Auswirkung von Technologieentwicklungen sind die seit 2006 kommerziell eingesetzten Technologien zur Gewinnung von Shale Gas (Schiefergas), die zu weltweiten Einflüssen auf die Gasmärkte geführt haben.

    - Weiters spielen Fragen der Bewertung von Handelspositionen oder von Unternehmen eine gewisse Rolle im Zusammenhang mit Reserven, auch sind strategische Interessen wirksam.

    - Klar ist auch, dass es eines erheblichen Aufwandes bedarf, um aus naturgegebenen Ressourcen die benötigten Reserven heraus zu kristallisieren; für Unternehmen ist ein derartiger Aufwand im Zusammenhang mit Investitionen sinnvoll, wenn die Rohstoffversorgung für Investitionen sichergestellt sein soll.

    - Es ist schlussendlich davon auszugehen, dass bloßes akademisches Interesse nicht ausreicht, um diesen erheblichen Aufwand zur Ermittlung von Reserven zu tragen. Dementsprechend zeigen die Angaben über Reserven im Wesentlichen nur das, was von Unternehmen als Rohstoffbasis für notwendig angesehen wird, um diverse Investments zu bedienen. Das mag einen Zusammenhang mit dem Ressourcendargebot der Natur haben, für eine abschließende Beurteilung, was an Ressourcen zur Verfügung steht, ist das nicht hinreichend. Die statische Reichweite von Rohstoffen bleibt aus diesen Gründen meist mehr oder weniger konstant. Die Kenntnis über die Erdkruste reicht nicht aus, um Überlegungen zu ihrem nutzbaren Inhalt zu einem sinnvollen Abschluss zu bringen. Auch müssen politisch-strategische und/oder wirtschaftliche Konstellationen ein Interesse an allgemeiner Kenntnis nicht unterstützen.

  21. Die Materie wird in letzter Konsequenz immer der Natur entnommen. Die OECD-Länder, also die 1. Welt, weiters bestimmte Gegenden in Südamerika, Asien und dem arabischen Raum sind die Orte der in Wohlstand lebenden Menschen. Aber auch andere Bevölkerungen wollen zu Recht in Wohlstand leben. Die Herausforderungen werden nicht kleiner, große Spannungsfelder ergeben sich aus der global wirkenden Entwicklung des Aufbruchs von etwa 3 Mrd. Menschen – vor allem im fernen Osten – hin zu entwickelten Gesellschaften, die nicht bloß willens, sondern auch zunehmend fähig sind und sein werden, Ressourcen in großem Stil zu konsumieren. Es geht nicht bloß darum, konsumieren zu wollen, sondern auch darum, konsumieren zu können. Die Fähigkeit, Energie in großem Umfang zu nutzen, hängt im Wesentlichen von den Produktionskapazitäten und der Leistungsfähigkeit der Infrastruktur für Erdöl, Erdgas und Kohle sowie für Elektrizität ab, beides wird derzeit in denkwürdigem Ausmaß aufgebaut.

  22. Svea Blieffert, Uni Lüneburg, 2010 [10]: „Kein Baum wächst in den Himmel“ – sagt ein altes deutsches Sprichwort. Es geht davon aus, dass es natürliche Grenzen gibt, die nicht überschritten werden können und damit ein grenzenloses Wachstum in der Natur nicht möglich ist. Genau wie der Baum kennen fast alle natürlichen Organismen Wachstumsgrenzen.

  23. Insbesondere bei Erzlagerstätten ist davon auszugehen, dass die größten und zugleich reichsten Vorkommen an die Alten Schilde der Erde gebunden sind. Dies ist insbesondere bei den Eisenerzen der Fall. Bei den Energierohstoffen Erdöl und Erdgas ist die Ungleichverteilung dieser Bodenschätze allgemein evident. Exxon Mobil (Oeldorado 2009 [11]) zeigt den OPEC-Anteil an Welterdölreserven bei 70,4 % und den Anteil der größten 10 an Welterdölreserven bei 84,4 %. Weiters liegt der OPEC-Anteil an Welterdgasreserven bei 48,9 %, der Anteil Russlands an Welterdgasreserven bei 26,9 % und der Anteil der größten 10 an Welterdgasreserven bei 77,8 %.

  24. Die Baurohstoffe sind von dieser Betrachtung ausgenommen, hier ist regionale Versorgung gegeben. Wenn aber die statistisch nicht gut erfassten Baurohstoffe wie Sand, Kies, Stein mit einer jährlichen Produktionsmenge von etwa 23 Mrd. t zur Weltbergbauproduktion hinzugerechnet werden, zeigt sich insgesamt eine Produktionsmenge von mineralischen Rohstoffen (~ 15 + ~ 23 =) ~ 38 Mrd. t.

  25. World Mining Data 2010 [1]

  26. Der Ursprung des politischen Konzeptes der Nachhaltigkeit liegt im Montanwesen als Antwort auf Fragen der Energieversorgung. 1661 wurde in der Reichenhaller Forstordnung der Gedanke der Nachhaltigkeit skizziert: „Gott hat die Wäld(er) für den Salzquell erschaffen, auf das sie ewig wie er kontinuieren mögen; also solle der Mensch es halten: Ehe der Alte (Wald) ausgeht, der Junge bereits wieder zum Verhacken angewachsen ist“. 1713 skizzierte der Freiberger Oberberghauptmann Hannß Carl von Carlowitz [12] das Konzept „nachhaltigen Wirtschaftens“ (bezogen auf die Forstwirtschaft) mit der Überlegung, dass man nur den Anteil an Holz im Wald nutzen kann, der auch langfristig nachwächst. So plädiert von Carlowitz schon im 18. Jahrhundert für einen pfleglichen Umgang mit Ressourcen. Das Konzept der Nachhaltigkeit wurde bestärkt durch den US-amerikanischen Präsidenten Theodore Roosevelt, 1910: „Ich erkenne das Recht und die Pflicht dieser Generation an, die natürlichen Ressourcen unseres Landes zu entwickeln und zu nutzen; erkenne aber nicht das Recht an, diese zu vergeuden oder auszubeuten, mit einer verschwenderischen Nutzung, für die Generationen, die nach uns kommen.“

  27. Auf die Rahmenbedingungen des Bergbaues als Natur-Mensch-Maschine-System ist bei einer gesamthaften Betrachtung und insbesondere bei der Beherrschung von Risiken sowie bei Krisen besonders Bedacht zu nehmen. Im Vergleich zu anderen Industriesystemen kommt im Bergbau der Natur eine dominante Bedeutung zu. Auch wäre eine Reduktion von Bergbau auf Technik alleine nicht zielführend, sondern soll auch der Faktor Mensch gebührend Beachtung finden.

    Bei der Beurteilung von Risiko als Produkt von Schadensschwere und Eintrittswahrscheinlichkeit kommt der Frage der Schadensschwere eine erhebliche Bedeutung vor allem im untertägigen Bergbau zu. Das Risiko wird dabei hauptsächlich durch die in einem System steckende (Schaden bringende) Energie determiniert und durch die Dynamik des Schadenseintrittes, also, ob es sich um plötzliche Ereignisse oder schleichende Fehlentwicklungen handelt, bestimmt. Das Erkennen von Systemänderungen aus unter Umständen nur sehr kleinen Hinweisen (betriebsspezifische Kennwerte) könnte ein sinnvoller Zugang zur Früherkennung von Risiken sein. 100 % Sicherheit gibt es nicht. Eine sorgfältige Evaluierung der Gefahren, das Festsetzen von Sicherheitsmaßnahmen und die Dokumentation werden daher nahe gelegt. Sorgfalt, Vorsicht und der nötige Respekt vor den Gefahren beim Bergbau sowie die Einhaltung der Vorschriften sind ein wertvoller Beitrag zur Sicherheit.

    Wesentlich bei der Beurteilung der Mineralrohstoffwirtschaft ist die Akzeptanz unserer Gesellschaft für das bergbauliche Handeln oder Untätigbleiben insgesamt. Zum Bild der funktionierenden Rohstoffversorgung zählt jedenfalls, dass diese in sicherheitlicher Hinsicht einwandfrei ist und unter möglichster Schonung der Umwelt erfolgt. Bergbau wäre so zu betreiben, dass er in unsere rohstoffintensive, aber für Umwelt und Sicherheit hochsensible Gesellschaft passt. Es geht im Kern um die Erfüllung von berechtigten Erwartungen und Wünschen der Gesellschaft.

  28. Überschüssiger Strom – etwa aus Wind- oder Solarenergie – könnte für die Wasserstofferzeugung (Elektrolyse) eingesetzt werden. In einem weiteren Schritt könnte der Wasserstoff gemeinsam mit CO2 zu CH4 methanisiert werden. Dieses Verfahren könnte die „chemische Speicherung“ von Wind- oder Solarenergie bewerkstelligen.

  29. Vor allem für leitungsgebundene Energieversorgungsleitungen mit kontinentalen Dimensionen kann das sehr hohe Bedeutung haben, an die „Gaskrise 2009“ als Folge eines holprigen russisch-ukrainischen Dialoges sei erinnert.

  30. In grundsätzlicher Anlehnung an einen moderierten Dialog zwischen Konrad Lorenz und Sir Karl Popper: Die Zukunft ist offen [13]. Auch wenn grundsätzlich ein Streben der Menschheit oder überhaupt des Lebendigen nach Verbesserung angenommen wird, so gibt es dennoch keine Garantie, dass es kein Scheitern gibt.

  31. Zielkonflikte bleiben dadurch naturgemäß nicht erspart, weil die Erwartungen und Wünsche der Menschheit einander widersprechen. Diesen Zielkonflikten gerecht zu werden, das ist Kunst.

Literatur

  1. Weber, L.; Zsak, G.; Reichl, C.; Schatz, M.: World Mining Data / Minerals production 2010. Wien: Bundesministerium für Wirtschaft, Arbeit und Familie

  2. IEA - International Energy Agency: Key World Energy Statistics 2011. Paris: IEA.http://www.iea.org/publications/freepublications/publication/name,20938,en.html (Gefunden 8. Jänner 2013)

  3. Malthus, Thomas: An essay on the principle of population. Faksimile-Ausg. der Ausgabe London, 1798. Düsseldorf: Verl. Wirtschaft und Finanzen, 1986

  4. Meadows, Dennis; Meadows, Donella (et al.): Die Grenzen des Wachstums. Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit. Hamburg: Rowohlt, 1973

  5. Zentrum für Transformation der Bundeswehr, Dezernat Zukunftsanalyse: Streitkräfte, Fähigkeiten und Technologien im 21. Jahrhundert, Teilstudie 1: Peak Oil – Sicherheitspolitische Implikationen knapper Ressourcen. Strausberg, 2010. http://www.peakoil.net/files/German_Peak_Oil.pdf (Gefunden 8. Jänner 2013)

  6. Fettweis, G. B. L.: Zur Geschichte und Bedeutung von Bergbau und Bergbauwissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2004. (Veröffentlichungen der Kommission für Geschichte der Naturwissenschaften, Mathematik und Medizin / Österr. Akad. der Wissenschaften, Mathemat.-Naturwissenschaftliche Klasse ; 54)

  7. Raw Materials Supply Group: Critical raw materials for the EU. Report of the Ad-hoc Working Group on defining critical raw materials. European Commission, Enterprise and Industry, June 2010. http://ec.europa.eu/enterprise/policies/raw-materials/files/docs/report-b_en.pdf (Gefunden 8. Jänner 2013)

  8. Wagner, H.; Hofstätter, H.:Zur Frage der Versorgungssicherheit mit fossilen Energieträgern, Teil 1: Allgemeines und Kohle. Nach einem Vortrag, gehalten beim Österreichischen Bergbautag  am 12. Mai 2008 in Rust. BHM 153 (2008), H. 8, S. 309–314

  9. Weber, L.: Recent trends in global precious metals mining. Journal of Mines, Metals & Fuels, 56 (2008), 9–10, pp. 166–178

    Google Scholar 

  10. Blieffert, Svea: Seminar Uni Lüneburg, 9. März 2010

  11. ExxonMobil: Oeldorado 2009. Hamburg: ExxonMobil Central Europe Holding GmbH.www.exxonmobil.com

  12. Carlowitz, Hannß Carl von: Sylvicultura oeconomica. Anweisung zur wilden Baum-Zucht. Reprint der Ausgabe Leipzig, 1713. Freiberg: TU Bergakademie, 2000. (Veröffentlichungen der Bibliothek „Georgius Agricola“ der TU Bergakademie Freiberg ; 135)

  13. Popper, Karl; Lorenz, Konrad: Die Zukunft ist offen. Das Altenberger Gespräch, hrsg. von Franz Kreuzer. 2. Aufl., München: Piper, 1985 (Serie Piper ; 340)

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Maier, A. Der verbrauchte Planet? Nachdenkliches und Provokantes zum Ende der Rohstoffzeitalter. Berg Huettenmaenn Monatsh 158, 32–41 (2013). https://doi.org/10.1007/s00501-013-0110-7

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