Zusammenfassung
Ausgehend von der kulturtheoretischen Schrift Sigmund Freuds „Das Unbehagen in der Kultur“ (1930) wird versucht, aktuelle gesellschaftliche und kulturelle Herausforderungen und Widersprüche zu präzisieren, die nicht zuletzt eng mit dem Faktor „Zeit“, „beschleunigte Zeit“ und der psychoanalytischen Rede von der „Zeitlosigkeit des Unbewussten“ verbunden sind. Die daraus resultierenden scheinbar unauflösbaren, gesellschaftlichen, ökonomischen und individuellen Konflikte zeigen unmittelbare und tiefgreifende Konsequenzen auf die Dauer und Frequenz heutiger psychoanalytischer Behandlungen. Die psychoanalytische Methode an sich wird dadurch einerseits zu einem kulturkritischen Verfahren und steht im Konflikt zwischen Anpassung oder Unterwerfung sowie Standhalten oder Widerstand. Andererseits wird sie aber auch selbst zum Auslöser von Unbehagen, weil ihre Komplexität und Dauer den Einzelnen zu überfordern scheinen. Zwei klinische Beispiele demonstrieren die damit einhergehenden innerseelischen Konflikte vor dem Hintergrund unserer aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen.
Abstract
Based on the culture theoretical work of Sigmund Freud “Civilization and its discontents” (1930), an attempt is made to clarify current social and cultural challenges and contradictions, which are not least closely linked to the factor of “time”, “accelerated time” and the psychoanalytic talk of the “timelessness of the unconscious”. The resulting seemingly insoluble social, economic and individual conflicts show immediate and profound consequences for the duration and frequency of today’s psychoanalytic treatments. The psychoanalytic method itself becomes a culturally critical procedure and stands in conflict between adaptation or submission as well as defying or resistance; however, it also becomes a trigger for discomfort itself, because its complexity and duration seem to overwhelm the individual. Two clinical examples demonstrate the associated inner emotional conflicts against the background of our current social challenges.
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Überarbeitete Fassung eines Vortrages an der Universität Hamburg in Kooperation mit dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), dem Adolf-Ernst-Meyer-Institut für Psychotherapie (AEMI), der Akademie für Psychotherapie, Psychosomatik und Psychoanalyse (APH), der Deutschen Psychoanalytischen Gesellschaft (DPG) und dem Michael Balint Institut (MBI) am 30.06.2023 im Rahmen der Reihe: Öffentliche Vorträge: „Im Takt der Zeit!?“.
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Wegner, P. Die Zeitlosigkeit des Unbewussten und das psychoanalytische Setting. Forum Psychoanal (2024). https://doi.org/10.1007/s00451-024-00540-4
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