Die psychische Realität und deren Kontexte

Ich bin ich und meine Lebensumstände

Ortega y Gasset

Zusammenfassung

Diese Arbeit untersucht die Dialektik der psychischen Realität mit den äußeren Kontexten, den Lebensumständen. Unter Rückgriff auf zentrale Begriff der Theorie José Blegers wie Ambiguität, Symbiose, Deponieren zeigt die Autorin, in welchem Ausmaß man sich jeglichem Kontext anzupassen vermag, und sei er noch so problematisch. Bei einer Regression in den Zustand der Ambiguität geraten selbst Katastrophen zu einer Selbstverständlichkeit und lassen einen ethisch fragwürdigen Kompromisse eingehen. Die „ambige“ oder agglutinierte Position geht den klassischen konflikthaften kleinianischen Positionen (schizoid-paranoid und depressiv) voraus. Die ausformulierten Konzepte Blegers und die Subjektivitätsräume (Intrasubjektivität, Intersubjektivität und Transsubjektivität) haben einen wechselseitigen Erklärungswert. Um die „psychische Realität im Kontext“ zu erörtern, wird die klinische Erfahrung in der Psychotherapie von Menschen, die Extremsituationen (Verschwinden, Folter, Konzentrationslager) erlebt haben, herangezogen. Am Beispiel einer Patientin, die Folter und Entführung erfahren hat, wird die Tragfähigkeit obiger Konzepte überprüft.

Abstract

This work examines the dialectic of psychic reality with the external contexts, the circumstances of life. Drawing on central concepts of José Bleger’s theory, such as ambiguity, symbiosis and deposition, the author shows the extent to which one is able to adapt to any context, however problematic it may be. In a regression into a state of ambiguity, even disasters become a matter of course and enable one to make ethically questionable compromises. The ambiguous or agglutinated position precedes the classical conflictual Kleinian positions (schizoid-paranoid and depressive). The formulated concepts of Bleger and the subjectivity spaces (intrasubjectivity, intersubjectivity and transsubjectivity) have a reciprocal explanatory value. In order to discuss psychic reality in context, the clinical experience in psychotherapy of people who have experienced extreme situations (disappearance, torture, concentration camps) is used. The viability of the above concepts is examined using the example of a female patient who has experienced torture and abduction.