„Das Konzept des Traumas impliziert die Berücksichtigung externer Faktoren: Mit anderen Worten, wir haben es mit Abhängigkeit zu tun. Trauma ist ein Versagen in Bezug auf Abhängigkeit …“ (Winnicott 1983, S. 145)
Zusammenfassung
In diesem Beitrag werden Zusammenhänge zwischen traumatischer emotionaler Erfahrung und ihren möglichen Auswirkungen auf die Entwicklung der Psyche dargestellt. Dabei wird die Aufmerksamkeit auf den Prozess gelenkt, der die Entwicklung der Psyche auf der Grundlage angemessener Reaktionen der Bezugsperson auf das Kind reguliert. Eine Mutter muss in der Lage sein, zwischen den Bedürfnissen des Kindes und ihrem eigenen Dominanzanspruch zu unterscheiden. Die richtigen Frustrationen dienen dazu, Allmacht einzudämmen und der Persönlichkeit des Empfängers Konsistenz zu verleihen. Wenn das nicht geschieht, kann das emotionale Wachstum zum Stillstand kommen. Die Beziehung zwischen emotionalem Trauma und psychopathologischer Entwicklung ist jedoch nicht linear. Es gibt eine Resilienzfähigkeit, die es Kindern ermöglicht, selbst aus sehr schwierigen Verhältnissen herauszufinden.
Abstract
In this article associations between traumatic emotional experiences and their possible effects on the development of the psyche are depicted. Attention is drawn to the process that regulates the development of the psyche based on appropriate reactions of the caregiver to the child. A mother must be able to distinguish between the child’s needs and her own claim to dominance. The appropriate frustrations serve to curb omnipotence and confer consistency to the recipient’s personality. If this does not happen emotional growth can come to a halt; however, the relationship between emotional trauma and psychopathological development is not linear. There is a capacity for resilience that enables children to find their way out of even very difficult circumstances.
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De Masi, F. Das emotionale Trauma in der Primärbeziehung. Forum Psychoanal 40, 21–32 (2024). https://doi.org/10.1007/s00451-024-00538-y
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