Zusammenfassung
Nach einleitenden Bemerkungen zur Psychoanalyse der Identitätsbildung nimmt der Autor tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungen der letzten drei Jahrzehnte unter die Lupe: die Vielfalt des Sexuellen, die Digitalisierung, die Globalisierung und den historischen Umbruch von 1989. Der Autor betont den Charakter dieser Veränderungen als epochale soziale Umbrüche und diskutiert deren Folgen für die Identitätskonstruktionen der Gegenwart.
Abstract
After the introductory comments on the psychoanalysis of identity formation, the author takes a detailed look at the profound social changes over the last three decades: the sexual diversity, digitalization, globalization and the historic upheaval from 1989. The author emphasizes the character of these changes as epochal social upheavals and discusses their consequences for the contemporary identity construction.
Notes
Der Wunsch nach Geschlechtsumwandlung hat in den letzten Jahren enorm zugenommen, insbesondere bei Mädchen. Auf diese besorgniserregende Entwicklung kann ich hier nicht eingehen.
Die „Digital Natives“, wie sie der US-amerikanische Autor Prensky (2001) nennt, haben ihr ganzes Leben bereits umgeben von Computern, Videospielen, Handys und all den Spiel- und Werkzeugen der digitalen Ära verbracht. Alle älteren Personen sind in dieser Nomenklatur „Digital Immigrants“.
Das Nord-Süd-Gefälle ist nicht die einzige Ursache der weltweiten Migrationsbewegungen. Außer Hunger und Armut sind es vielfach Kriege, Vertreibungen und diktatorisch-gewaltsame Machtübernahmen, die die Menschen zur Flucht zwingen. Eine politische Analyse der Migration kann in diesem Rahmen nicht geleistet werden.
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T. Pollak gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
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Überarbeitete Fassung eines Vortrags, gehalten am 03.07.2022 in Leipzig im Rahmen der Tagung „Desintegration“ der Gruppe Kritische Theorie und psychoanalytische Praxis.
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Pollak, T. Der Wunsch nach Zugehörigkeit. Forum Psychoanal 39, 345–358 (2023). https://doi.org/10.1007/s00451-023-00505-z
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