Zusammenfassung
Der Autor untersucht leibliche Abwehrkonstellationen, die sich zu verkapselten Körperengrammen zusammenballen. Sie hemmen zentrale vitale Impulse und schließen sie von der weiteren psychischen Repräsentation und Verarbeitung aus. Diese primären Abwehrkonfigurationen werden im Kontext des Abwehrmechanismus der Hemmung (Freud) und der Grenzen zwischen Beta- und Alpha-Elementen (Bion) diskutiert. Es wird der behandlungstechnische Vorschlag einer psychoanalytischen Wahrnehmungsarbeit gemacht. Die leibliche Missempfindung wird als Kommunikationsversuch aufgefasst und durch eine genaue Beschreibung auf die Bühne der analytischen Begegnung geholt. Erst nach dem Durcharbeiten dieser Konstellationen tritt die zuvor beschädigte Traumfunktion, also die spontane Verbildlichung psychischer Inhalte, wieder in Kraft. Zwei klinische Beispiele illustrieren Konzept und Verfahren.
Abstract
The author investigates bodily defence strategies that mass together to encapsulated body engrams. They inhibit central vital impulses and exclude them from further mental representation and transformation. These primary defence configurations are discussed in the context of the defence mechanism of inhibition (Freud) and the boundary between beta and alpha elements (Bion). A proposal concerning the treatment technique of psychoanalytical perception is outlined. It understands the painful and disorganized bodily sensations as an attempt at communication. The analyst supports the analysand in carefully describing these sensations and thereby invites the encapsulated bodily engram to enter the stage of the analytic relation. Only after working through these constellations is the previously damaged function of dream imagination, i.e. the spontaneous tendency to translate psychic states into pictures, re-established. Two clinical examples illustrate the concept and the principles of the method.
Notes
Der Begriff des toten Objekts ist von Bion nicht systematisch verwendet worden; es handelt sich bei meiner Bezugnahme daher um eine Interpretation, die sich nicht auf ein elaboriertes Konzept bei Bion bezieht und vom bizarren Objekt, das in der Tat ein systematischer Begriff ist, zu unterscheiden ist. Bizarre Objekte sind jedoch Produkte eines psychotischen Prozesses und werden durch andere Mechanismen hervorgebracht. Bizarre Objekte entstehen durch einen Angriff auf die Wahrnehmungsfunktion, bei der Fragmente der Persönlichkeit der Wahrnehmung entzogen und durch projektive Identifizierung in die Außenwelt ausgestoßen werden. Sie werden also durchaus repräsentiert und von einem produktiven, aber psychotischen bizarren Denkprozess ausgearbeitet: „Bizarre Objekte sind Beta-Elemente plus Ich- und Überich-Spuren“ (zitiert nach Sandler 2005, S. 89, Übersetzung S.L.). Eben diese Spuren der Symbolisierung durch Ich- und Über-Ich-Prozesse fehlen beim verkapselten Körperengramm. Es steht, um noch einmal Laplanche (2017b, S. 179) aufzugreifen, „in keinem Wechselverhältnis zu einem Vorbewussten“.
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Leikert, S. Verkapselte Körperengramme und die Traumfunktion – Zur Bearbeitung primärer Abwehrprozesse im Körperselbst. Forum Psychoanal 37, 413–427 (2021). https://doi.org/10.1007/s00451-021-00425-w
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