Zusammenfassung
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem klinischen Denken in Bezug auf die Behandlungsfrequenz und die Implikationen für die Ausbildung. Die Frequenz als Kriterium für die Unterscheidung zwischen Psychotherapie und Psychoanalyse wird infrage gestellt. Die Autorin plädiert für eine integrative Position, in der sowohl Psychotherapie als auch Psychoanalyse als Realisierungen des psychoanalytischen Denkens verstanden werden. Die Arbeitsanforderungen an den Analytiker sind durch die erweiterten Konzeptualisierungen der Übertragungs- und Gegenübertragungsprozesse vielfältiger geworden. Der Beitrag des Analytikers und sein psychischer Raum werden nun miteinbezogen, nicht mehr nur die Beiträge aus der inneren Welt des Patienten. Mit einer vierstündigen Frequenz werden günstige Bedingungen geschaffen, dass der Analytiker die verbalen und nonverbalen Botschaften des Patienten aufnehmen, in sich verarbeiten und dann entsprechend deuten kann. Die Frequenzwahl wird als das Ergebnis eines sehr individuellen Prozesses zwischen einem Analytiker und einem Patienten verstanden. Ihre bewusste und unbewusste Bedeutung sollte in der Probatorik verstanden und später im analytischen Prozess in die Arbeit einbezogen werden. Die Erhaltung der Kompetenz im hochfrequenten Setting wird für die Weiterentwicklung und Tradierung der Psychoanalyse für unverzichtbar gehalten. Auf die Schwierigkeiten in der Ausbildungssituation wird detailliert Bezug genommen, und es werden Möglichkeiten aufgezeigt, wie die Kandidaten unterstützt werden können. Insgesamt wird eine Haltung empfohlen, in der die Rahmenbedingungen in einer flexiblen Festigkeit gehandhabt und vermittelt werden.
Abstract
The present work deals with the clinical thinking in terms of treatment frequency and the implications for training. The frequency as a criterion for the distinction between psychotherapy and psychoanalysis is called into question. The author argues for an integrative position where both psychotherapy and psychoanalysis should be understood as realizations of psychoanalytic thinking. The demands on the analyst have become more diverse due to the advanced conceptualizations of transference and countertransference processes. The contribution of analysts and their mental space are now involved, not only the contributions from the inner world of the patient. With a 4 h frequency favorable conditions are created for the analyst to contain and process verbal and nonverbal messages of patients within himself and then interpret them. The decision for a frequency is understood as the result of a unique process between analyst and patient. The conscious and unconscious significance should be construed in the beginning of the treatment and later worked through in the analytical process. The maintenance of competence in high frequency settings is considered as essential for the further development and transmission of psychoanalysis. The difficulties for the candidates in psychoanalytic training are discussed in detail and opportunities are shown how the candidate can be supported. In conclusion it is recommended that psychoanalytic framework conditions and the question of frequency are dealt with and taught with a flexible consistency.
Notes
Die Methoden und Ergebnisse der Katamneseforschung (Leuzinger-Bohleber et al. 2002), besonders die Arbeit in den regionalen Katamnesegruppen, sind hier wegweisend, wie man Forschung und analytisches Denken verbinden und dabei das analytische Forschungsinteresse fördern kann.
Das schließt nicht aus, dass in der Behandlung eines Patienten eine Situation entstehen kann (mit Krankheitswert im Sinne der Psychotherapie-Richtlinien), die eine Weiterbehandlung über die Höchstgrenze von 300 Stunden erforderlich macht. Es muss dann erneut eine spezifisch begründete Indikation für diesen Behandlungsabschnitt im Antrag dargelegt werden.
Das vollständige Literaturverzeichnis kann bei der Autorin angefordert werden.
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Geringfügig überarbeitete Fassung eines Vortrags beim Treffen der DPG-IPV Lehranalytiker 2011 in Frankfurt a. M.
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Staehle, A. Vierstündigkeit zwischen Idealisierung und realistischer Einschätzung. Forum Psychoanal 30, 357–375 (2014). https://doi.org/10.1007/s00451-014-0185-0
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