Die analytische Monade als Wiege der Realitätsprüfung

Zusammenfassung

Anlässlich meines Praxisumzuges wurden heftigste Irritationen und Erschütterungen, aber auch psychische Fortschritte im analytischen Prozess ausgelöst. Dieses Geschehen wird vor dem Hintergrund der Arbeiten Balints und Grunbergers interpretiert. Hierbei erweist es sich als sinnvoll und erhellend, das Konzept eines nichttriebbestimmten Narzissmus hervorzuheben und von der triebtheoretisch begründeten Übertragung zu unterscheiden. Insbesondere erscheint die von Balint sowie auch von Grunberger beschriebene behandlungstechnische Notwendigkeit fruchtbar, die Sehnsucht der Analysanden anzuerkennen und zu bestätigen, eine präobjektale „primäre Liebe“ bzw. analytische Monade herzustellen und zu erleben. Anhand von Vignetten wird deutlich zu machen versucht, dass die Annahme und Bestätigung der Projektion des (nichttriebbestimmten) narzisstischen Allmachtgefühls auf den Analytiker den Narzissmus des Analysanden zu sichern und zu erhalten vermögen. Auf diese Weise erst können die Idealisierung und ein sich stabilisierendes Ich-Ideal die Integration narzisstischer Bestrebungen mit den Triebregungen einleiten und die Aufrichtung des Realitätsprinzips (mit)organisieren.

Abstract

The relocation of my practice caused a lot of irritation and trouble, but triggered also psychic improvements in the analytic process with my patients, which is interpreted by referring to the theories of M. Balint and B. Grunberger. It is helpful to focus here on a narcissism concept which is not under instinctual control and to distinguish it from the transference rooted in drive theory. Especially useful proves to be the statement of both M. Balint and B. Grunberger that it is necessary to acknowledge and to affirm the wish of the analysand to establish and experience a pre-objectal “primary love” resp. an analytic monad. In case studies I try to show that the acceptance and affirmation of the projection of not drive-controlled narcissistic omnipotence feelings to the analyst are apt to secure and to preserve the narcissism of the analysand. Only this way can idealization and a stabilizing ego ideal initiate the integration of narcissistic exigencies and instinctual drives and organize the establishment of the reality principle.