Was tun bei asymptomatischen Herzrhythmusstörungen? In Zeiten der Verbreiterung von sog. Wearables sind wir im Alltag zunehmend mit dieser Fragestellung konfrontiert. Nicht nur Rhythmologen, auch Internisten und Hausärzte werden sich sicher in Zukunft mehr mit dieser Thematik befassen müssen.

Die Wahrnehmung von Herzrhythmusstörungen kann sehr unterschiedlich sein. Während bei manchen Patienten selbst eine geringe Extrasystolie hochsymptomatisch sein kann, sind andere Episoden schneller Tachyarrhythmien möglicherweise unbewusst. Fehlende Symptome bedeuten also nicht eine gute Prognose, im Gegenteil, diese können ein Prädiktor für eine Arrhythmie-induzierte Kardiomyopathie sein [1]. Es ist auch umstritten, ob asymptomatische Arrhythmien anders evaluiert und behandelt werden sollten als symptomatische Arrhythmien. Das liegt v. a. daran, dass hauptsächlich symptomatische Patienten in den Studien eingeschlossen wurden. Ein EHRA(European Heart Rhythm Association)-Positionspapier aus dem Jahr 2019 [2] hat Empfehlungen zum Management der häufigsten Arrhythmien ausgesprochen. Inzwischen wurden eine relevante Studie zur Rhythmuskontrolle bei asymptomatischem Vorhofflimmern (VHF) [3] sowie neue Leitlinien für ventrikuläre Arrhythmien und ein Positionspapier zur Wearable-basierten Detektion von Arrhythmien publiziert [4, 5].

In dieser Ausgabe haben wir Rhythmologen eingeladen, sich mit einem Thema ihrer Expertise zu befassen, um Sie auf dem aktuellsten Stand bei den wichtigsten Themen im Alltag zu halten. So erfahren Sie, dass ein VHF-Screening bei Hochrisikopatienten empfohlen ist und dass Patienten mit asymptomatischem VHF von einer Antikoagulation und einer rhythmuskontrollierenden Therapie profitieren könnten. Bei asymptomatischen ventrikulären Extrasystolen (VES) mit guter systolischer linksventrikulärer Funktion soll eine Katheterablation bei einer VES-Last > 20 % zur Prävention einer VES-induzierten Kardiomyopathie erwogen werden. Asymptomatische Bradykardien auf Sinusknotenebene können meist unbehandelt bleiben. Eine Schrittmacherindikation besteht bei asymptomatischen Bradykardien bei höhergradigen AV-Blockierung. Die weitere Abklärung von Bradykardien (Schlafapnoe, genetische Abklärung < 50. Lebensjahr und die kardiale Sarkoidose) ist dabei essenziell. Bei asymptomatischem WPW sollte die Entscheidung zur Ablation nicht alleine nach den elektrophysiologischen Eigenschaften der akzessorischen Bahn getroffen werden. Beruf oder Berufswunsch, sportliche Aktivität und die anatomische Lage der akzessorischen Bahn spielen im Hinblick auf die Prognose eine entscheidende Rolle. Die Risikostratifizierung bei Patienten mit Ionenkanalerkrankungen bleibt weiterhin herausfordernd. Diese Patienten und deren Angehörige sollten im Sinne einer Primärprophylaxe in spezialisierten Ambulanzen zur individuellen Risikostratifizierung vorstellig werden.

Wir hoffen, dass diese Ausgabe viele interessierte Leserinnen und Leser findet und Ihnen im Alltag weiterhelfen kann. Viel Spaß beim Lesen!

Ihre

Sonia Busch und Harilaos Bogossian