Seit Ausbruch der weltweiten SARS-CoV-2-Pandemie hat der Einsatz extrakorporaler Lungen‑/Herzunterstützungssysteme bei pulmonal bzw. kardiopulmonal akut insuffizienten Patienten quantitativ erheblich zugenommen. Hierfür sind, im Kontext der generellen Verfügbarkeit von Intensivstationskapazitäten, noch limitiertere Ressourcen vorhanden. Ferner gilt es zu berücksichtigen, dass nach gegenwärtigen wissenschaftlichen Erkenntnissen, beispielsweise aus internationalen Multizenterregistern, der Erfolg der ECMO‑/ECLS-Therapie bei SARS-CoV-2-assoziierter akuter Lungen- und Herzinsuffizienz ernüchternd ist [1]. Vor diesem Hintergrund zielt dieser Beitrag darauf ab, auf Basis aktueller Kenntnisse einen Entscheidungs- und Handlungsalgorithmus (Abb. 1) für die Praxis zu entwerfen.

  1. 1.

    Patientencharakteristika: Erwachsene(r) mit nachgewiesener COVID-19-Erkrankung und klinisch manifester (kardio-)pulmonaler Insuffizienz (Hypoxie oder/und Hyperkapnie; Kreislaufinstabilität)

  2. 2.

    Vor Indikationsstellung:

    • Erfassung relevanter Komorbiditäten,

    • Erfassung relevanter LaborparameterFootnote 1

    • Behandlung ggf. vorliegender Grunderkrankungen,

    • lungenprotektive Beatmung/Optimierung des Kreislaufs,

    • Eruierung relativer/absoluter KontraindikationenFootnote 2.

  3. 3.

    Pulmonale Situation

    1.:

    Horovitz-Index <150mmHg: primäre Oxygenierungsstörung

    -:

    Optimierung der Beatmung durch

    a. Lagerung: Bauchlage mindestens 16 h

    b. Ventilation: DUOPAP, High-PEEP (Wert?), Rekrutierungsmanöver, ggf. NO,

    c. Medikation: suffiziente Relaxierung, adäquate Analogosedierung,

    -:

    Zeitintervalle arterielle BGA: mindestens 1/h besser 1/30 min,

    -:

    bei Progression der Oxygenierungsstörung (Horovitz <80 mm Hg für >6 h oder <50 mm Hg für >3 h),

    -:

    Evaluation von Kontraindikationen für ECMO/ECLS (absolut/relativ, s. unten),

    -:

    Initiierung einer ECMO-/ECLS-Implantation (peripher/zentral nach klinischem Bild sowie patientenindividueller Situation).

    2.:

    Horovitz-Index >150mmHg: primäre Decarboxylierungsstörung, Hyperkapnie: pH <7,2 und paCO2[mmHg] ≥60 (80, s. unten) für >6h,

    -:

    Evaluation von Kontraindikationen für ECMO/ECLS (absolut/relativ, s. unten),

    -:

    Initiierung einer ECMO-/ECLS-Implantation (peripher/zentral nach klinischem Bild sowie patientenindividueller Situation).

  4. 4.

    Gleichzeitige Herz-Kreislauf-Insuffizienz mit deutlicher Inotropikapflichtigkeit

    • Evaluation von Kontraindikationen für ECLS (absolut/relativ, s. unten), insbesondere auch bezüglich peripherer/zentraler arterieller Kanülierung (pAVK, höhergradige Aortenklappeninsuffizienz),

    • Implantation ECLS wie ECMO, jedoch distale Perfusionskanüle bei peripherer Kanülierung (Cave: Harlekin-Phänomen),

    • bei fortbestehender Hypoxie (3 h bei <50 mm Hg oder 6 h bei <80 mm Hg) Prüfung einer Ausweitung auf vva-ECLS.

Abb. 1
figure 1

Handlungsalgorithmus ECMO-Therapie bei COVID-19-assoziiertem Lungenversagen. ECMO extrakorporale Membranoxygenierung, vv venovenös, vav venoarteriell-venös, va venoarteriell, BMI body mass index, KI Kontraindikation, CPR cardiopulmonale Reanimation, NO Stockstoffmonoxid