„Too much of a good thing is wonderful“, so lautet ein amerikanischer Spruch. Auch wir als Rheumatologen sind heute in der glücklichen Lage, bei der Therapieplanung entzündlich-rheumatischer Erkrankungen aus einer ganzen Reihe von Substanzen wählen zu können. Diese bringen uns unserem Ziel näher, eine Remission oder zumindest eine niedrige Krankheitsaktivität auch bei chronischen Erkrankungen zu erreichen.

Dabei haben zweifelsohne die Biologika der ersten Generation, also die TNF-Blocker, die Behandlung der chronischen Arthritiden und Spondylarthritiden revolutioniert. Mit ihnen wurde die Weiterentwicklung der Therapieziele möglich: Nicht mehr die die ausreichende Kontrolle der Entzündung und ihrer Auswirkungen auf Schmerz, Funktion und Knochenstruktur, sondern die (nahezu) vollständige Beherrschung der Entzündung, Freiheit von Arthritisschmerz und ein Stopp der radiologischen Gelenkzerstörung sind heute realistische Ziele geworden. In Frühfällen erscheint die frühzeitige Remission mit einer normalen Lebens- und Berufsperspektive für die Patienten erreichbar. Sowohl der effektivere Einsatz der konventionellen Basistherapie, vor allem Methotrexat, als auch Kombinationen von TNF-Blockern mit konventionellen Basistherapeutika erreichen diese Therapieziele bei vielen Patienten.

Vor diesem Hintergrund wurden in jüngster Vergangenheit weitere Biologika der zweiten Generation verfügbar (Tab. 1).

Tab. 1 Biologika der 2. und 3. Generation (so genannte „Non-TNF-Biologika“), die zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis in Deutschland bereits zugelassen (kursiv) oder in der klinischen Prüfung (*mit Angabe der Prüfphase) sind

Mit ihren differenzierten Ansätzen – Inhibition anderer Zytokine als TNF, Blockade der B-Lymphozyten-Aktivität und Inhibierung der T-Zell-Aktivierung – eröffnen sie weitere Therapieoptionen sowohl für Biologika-naive als auch für unzureichend auf eine TNF-Blockade ansprechende Patientengruppen.

Mit ihren differenzierten Ansätzen eröffnen Biologika weitere Therapieoptionen

Weitere Biologika mit alternativen Ansatzpunkten werden erprobt und sehr wahrscheinlich als Biologika der 3. Generation unsere Behandlungsmöglichkeiten erneut erweitern (Tab. 1).

Der Schwerpunkt dieser Ausgabe der Zeitschrift für Rheumatologie fasst den heutigen Kenntnisstand der einzelnen Substanzen, ihren derzeitigen Stellenwert im therapeutischen Algorithmus bei rheumatoider Arthritis und die sehr wahrscheinlich bald verfügbaren Optionen zusammen.

Deutlich kommt in den Beiträgen zum Ausdruck, wie differenziert und individuell die Therapie chronischer Arthritiden heute schon sein kann.

Die patientenindividuellen Therapieziele können dadurch noch besser definiert und konsequent verfolgt werden. Die Darstellung der einzelnen Substanzen durch Kollegen mit tiefgreifenden Kenntnissen der substanzspezifischen Daten sowie die Einordnung des Stellenwertes der Nicht-TNF-Biologika in der Therapiestrategie durch Wollenhaupt und Krüger sollen nicht vergessen lassen, dass viele Patienten durch Methotrexat, andere konventionelle Basistherapeutika und durch TNF-Blocker hervorragend behandelt werden können. Dennoch belegen die folgenden Beiträge unseres Themenschwerpunktes, wie chancenreich die Erweiterung des Therapiespektrums durch die Gruppe der Non-TNF-Biologika in der Rheumatologie heute geworden ist.

Ihre

Jürgen Wollenhaupt

Gerd-R. Burmester