Rücklauf und Soziodemografie
Die Rücklaufquote beträgt 18,1 %: 302 Fragebogen konnten ausgewertet werden; in 4 Fällen wurden von dem/der teilnehmenden Hausarzt/-ärztin weniger als 80 % der Items ausgefüllt, in weiteren 2 Fällen wurde eine Teilnahme verweigert bzw. abgebrochen. Aus dem Gesamtrücklauf (inkl. der Fälle, die nachweislich nicht oder nicht mehr hausärztlich tätig waren) wurde ein Anteil von 89 % unter den Nonrespondern geschätzt, welcher das Teilnahmekriterium erfüllt. Eine weitergehende Nonresponderanalyse wurde nicht durchgeführt. Der erhobene Rohdatensatz weist bereits ungewichtet eine sehr große Übereinstimmung mit der Grundgesamtheit der deutschen hausärztlich tätigen Ärzte/Ärztinnen auf. Es geben 43,1 % der Befragten an weiblichen Geschlechts zu sein, 56,9 % sind Männer. Das Durchschnittsalter beträgt 55,7 Jahre [54,7; 56,6]. Die Studienteilnehmer*innen geben an, im Durchschnitt 18,6 Jahre [17,5; 19,7] als Hausarzt/-ärztin niedergelassen zu sein. Durchschnittlich 10,9 % [9,8; 12,0] der Patienten/Patientinnen der befragten Hausärzte/-ärztinnen sind pflegebedürftig. Acht Hausärzte/-ärztinnen geben an, von sexuellem Missbrauch bei mindestens einem ihrer pflegebedürftigen Patienten/Patientinnen zu wissen.
Einstellung der Hausärzte/-ärztinnen zur Verantwortung bei sexuellem Missbrauch
Nahezu alle Befragten (91,8 %) stimmen „voll und ganz zu“, dass Hausärzte/-ärztinnen alles dafür tun müssen, um zu verhindern, dass sich ein sexueller Missbrauch wiederholt (Abb. 1). Dem stimmen noch 76,6 % zu, wenn durch die Intervention Konflikte zwischen Hausärzten/-ärztinnen und den pflegenden Personen hervorgerufen würden. Rund zwei Drittel der Befragten sehen es „voll und ganz“ als hausärztliche Pflicht, gegen sexuellen Missbrauch pflegebedürftiger Patienten vorzugehen; deutlich weniger (26,9 %) sehen sich uneingeschränkt in Verantwortung, gegen dessen Ursachen vorzugehen. Am geringsten fällt die Zustimmung zur grundsätzlichen Untersuchung pflegebedürftiger Patienten/Patientinnen auf sexuellen Missbrauch aus (7,2 %). Es bestehen keine statistisch signifikanten Zusammenhänge zu Strukturvariablen wie Alter, Geschlecht oder Niederlassungsdauer.
Unsicherheit bezüglich des weiteren Vorgehens
Von den befragten Hausärten/-ärztinnen äußern 26,5 % keine Unsicherheit hinsichtlich des weiteren Vorgehens im Verdachtsfall, weitere 22,7 % äußern geringe Unsicherheit. Die restlichen Befragten stimmen der Aussage in unterschiedlichem Maße zu, bei Verdacht auf sexuellen Missbrauch unsicher bezüglich des weiteren Vorgehens zu sein. Hier zeigt sich ein statistisch signifikanter, jedoch sehr schwach positiver Zusammenhang zwischen der geäußerten subjektiven Sicherheit und dem Alter (r = 0,21, p < 0,01), der Niederlassungsdauer (r = 0,19, p < 0,01) und dem Geschlecht (r = 0,11, p < 0,05) der Befragten.
Interesse an Fortbildungen zum Thema sexueller Missbrauch
Knapp die Hälfte der Studienteilnehmer*innen (48,2 %) gibt ein Interesse an Fortbildungen zum Thema „sexueller Missbrauch Pflegebedürftiger“ an. Diese Gruppe wurde genauer dazu befragt, welche Fortbildungsinhalte sie hierbei präferiert (Abb. 2).
Fast alle Fortbildungsinteressierten (96,3 % [91,6; 98,7]; n = 139) geben an, sich zum Erkennen von Symptomen des sexuellen Missbrauchs weiterbilden zu wollen. Neun von 10 Befragten (89,9 % [83,6; 94,5]; n = 134) zeigen Interesse an Fortbildungen zu Ratschlägen, wie der Patient/die Patientin sich weiter verhalten soll bzw. zur Beratung, welche Stellen er/sie aufsuchen soll (89,6 % [83,2; 94,2], n = 137). Geringer ausgeprägt ist das Interesse an Fortbildungen zur allgemeinen Befragung von Patienten/Patientinnen zu deren Pflegesituation (58,8 % [50,0; 67,1], n = 135).