Nach der Beendigung des Modellprojekts im Jahr 2015 wurde seitens der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe die bundesweite Umsetzung des Projekts vorbereitet. Diese Umsetzung erfolgte in 3 Phasen:
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a.
Vorbereitungsphase (2015–2016),
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b.
Erprobungsphase (2016–2019),
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c.
Umsetzungs- und Skalierungsphase (Start in 2020).
In der Vorbereitungsphase des Projekts wurden zunächst die organisatorischen und strukturellen Rahmenbedingungen für die künftige bundesweite Umsetzung geschaffen. Dazu gehören die
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Erstellung eines „Manuals zur Organisation einer Schlaganfall-Helfer*innen-Schulung“, das potenziellen regionalen Projektpartnern als Leitfaden zur Umsetzung des Projekts vor Ort dienen soll;
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Einrichtung einer Internetseite, die mehrere Funktionen erfüllen soll (allgemeine Informationsplattform zum Projekt, Service-Bereich mit Download-Angeboten für potenzielle und bestehende Projektpartner*innen, Kurzversion des Manuals);
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systematische Recherche potenzieller Projektpartner*innen anhand verschiedener Kriterien (möglichst breite Streuung in der Fläche, gesicherte Nachhaltigkeit, Erfahrungen im Ehrenamtsmanagement, Reichweite, Synergieeffekte mit anderen Stiftungsprojekten);
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Aufbau einer dauerhaften begleitenden Evaluation der Helfer*innen-Tätigkeiten: sowohl die Wirksamkeit des Helfer*innen-Einsatzes als auch die begleitende Unterstützung der Helfer*innen (Schulungsinhalte, Materialien, etc.) sollen damit laufend hinsichtlich ihrer Qualität überprüft werden;
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Erstellung von Materialien für die Öffentlichkeitsarbeit des Projekts (Projektflyer, Poster, Roll-up, Präsentationen etc.);
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Anerkennung der Schulung im Rahmen der §§45b und c SGB XI, sodass die ehrenamtlichen Schulungsteilnehmer*innen berechtigt sind, ihre Leistungen als „Angebote zur Unterstützung im Alltag“ mit den Pflegekassen abrechnen zu können.Footnote 1
In der Erprobungsphase wurde das Projekt an verschiedenen Standorten in Deutschland in die Praxis umgesetzt, um die dabei gewonnenen Erkenntnisse und Erfahrungen für die weitere Projektentwicklung zu nutzen. Bereits im Frühjahr 2016 fand in Gütersloh die erste Schulung von 13 weiteren Schlaganfall-Helfer*innen statt. Noch im gleichen Jahr konnten an 3 weiteren Standorten Schulungen mit insgesamt 49 Schulungsteilnehmer*innen realisiert werden. Parallel dazu hat die Stiftung die Öffentlichkeitsarbeit zu dem Projekt intensiviert, sodass weitere Organisationen und Institutionen darauf aufmerksam gemacht werden konnten. Bis zum 31.07.2020 sind an 16 Standorten in 37 Schulungen über 480 Schlaganfall-Helfer*innen ausgebildet worden. Dabei wurden die zuvor entwickelten Angebote und Services direkt in der Praxis erprobt, evaluiert und im Einzelfall ggf. modifiziert. Teilweise wurden regionalspezifische Besonderheiten berücksichtigt, die sich auch konzeptionell und in der Notation ausgewirkt haben.Footnote 2
Aufgrund dieser praktischen Erfahrungen konnte ein standardisierter Umsetzungsprozess entwickelt werden, der als Handlungsempfehlung für neu geplante Helfer*innen-Projekte bereits mehrfach erfolgreich verwendet worden ist. In der Praxis hat sich gezeigt, dass vor der Durchführung der eigentlichen Schulung eine öffentliche Informationsveranstaltung für interessierte Personen sinnvoll ist. Um jedoch überhaupt Personen auf die Schulung aufmerksam zu machen, bedarf es gezielter Öffentlichkeitsarbeit. Zu Beginn sollten jedoch zunächst die organisatorischen Rahmenbedingungen geklärt werden. Es empfiehlt sich daher, die in Abb. 3 aufgelisteten 4 Planungsbausteine in chronologischer Reihenfolge abzuarbeiten.
Zur Sicherstellung der Nachhaltigkeit des Schlaganfall-Helfer*innen-Projekts ist es erforderlich, dass die geschulten Schlaganfall-Helfer*innen vor Ort begleitet und betreut werden. In der Praxis der bisherigen Helfer*innen-Projekte hat sich dafür die Einrichtung einer Projektkoordinationsstelle bewährt. Diese Koordinationsstelle kann bei einem/einer Projektpartner*in angebunden sein oder ist bereits organisatorischer Bestandteil der Institution, die die Helfer*innen-Schulung durchführt.
Die Koordinator*innen werden durch ein ausführliches Manual organisatorisch auf ihre Tätigkeit vorbereitet.Footnote 3 Inhaltlich können sie sich durch die Teilnahme an den Schulungen zusätzlich auf die zukünftige Tätigkeit vorbereiten. Darüber hinaus stehen die zuständigen Projektmitarbeiter*innen in der Stiftung jederzeit für weitere Rückfragen zur Verfügung.
Auch der Prozess der Vermittlung der ehrenamtlichen Helfer*innen an Hilfesuchende ist aufgrund der Erfahrungen der Erprobungsphase standardisiert worden. Die Vermittlung der Schlaganfall-Helfer*innen an Hilfesuchende erfolgt über die Projektkoordinationsstelle.
Bei der Kontaktaufnahme prüft die Projektkoordination zunächst, ob die angefragte Hilfe überhaupt durch einen/eine Schlaganfall-Helfer*in erbracht werden kann (Abb. 4). Dazu sollen möglichst detaillierte Informationen abgefragt werden, um eine entsprechende Bewertung vornehmen zu können. Im Idealfall findet sogar ein erstes persönliches Gespräch der Projektkoordination mit dem/der Hilfesuchenden statt.Footnote 4 Danach kann entschieden werden, ob die angefragte Hilfe leistbar ist, oder ob auf andere (professionelle) Hilfen verwiesen werden muss.
Im nächsten Schritt prüft die Projektkoordination, welcher/welche Schlaganfall-Helfer*in für die angefragte Unterstützung infrage kommt. Neben der zeitlichen Verfügbarkeit können weitere Kriterien der Schlaganfall-Helfer*innen wie räumliche Präferenzen, Wünsche an das Tätigkeitsprofil, personenbezogene Aspekte (Geschlecht, Alter etc.) eine Rolle spielen. Als Hilfestellung kann ein eigens dafür entwickelter Matching-Leitfaden verwendet werden.
Nachdem passende Schlaganfall-Helfer*innen gefunden worden sind, bespricht die Projektkoordination den Fall mit ihnen und entwickelt erste Ideen für eine konkrete Hilfe. Im Idealfall führen die Helfenden anschließend gemeinsam den Erstbesuch durch.Footnote 5
Beim Erstgespräch sollten Helfende und Hilfesuchende sich kennenlernen und besprechen, wie die Unterstützung aussehen kann. Dafür steht ein Erstkontaktbogen zur Verfügung.Footnote 6 Danach können die Schlaganfall-Helfer*innen gemäß der Absprache aktiv werden.
In der Umsetzungs- und Skalierungsphase wurden gezielt überregional tätige Organisationen über das Projekt informiert und auf eine mögliche Zusammenarbeit angesprochen. Ziel ist es, in den ausgewählten Regionen Schlaganfall-Helfer*innen-Schulungen auf den Weg zu bringen, um vor Ort dauerhaft Helfer*innen-Strukturen aufzubauen. Aufgrund der Einschränkungen durch die Coronapandemie ab Februar 2020 konnten bisher nur erste Gespräche mit den Organisationen geführt werden. Die konkrete Planung von Helfer*innen-Schulungen ist jedoch zunächst verschoben worden.