Wie in Abb. 1 zu sehen ist, wurden verschiedene Technologien und technische Geräte abgefragt, um herauszufinden, welche aktuell am häufigsten in den Alterseinrichtungen genutzt werden. Die Nutzung wurde dichotom erfragt (vorhanden/nicht vorhanden). Es ist zu erkennen, dass bestimmte Technologien, wie z. B. der Fernseher, Kontakt- und Sturzmatten sowie Softwarelösungen im Verwaltungsbereich, fast flächendeckend eingesetzt werden, dies jedoch nicht auf alle Technologien zutrifft. So werden beispielsweise Roboter zur Aktivierung der Klientel nur sehr selten verwendet, und auch die Telemedizin wird kaum zur Betreuung herangezogen. Auf der anderen Seite wird die (theoretische) Nützlichkeit („Nützlichkeit für die Arbeit vor Ort“; gemessen auf einer Skala von 1 „gar nicht nützlich“ bis 5 „sehr nützlich“) fast aller vorgestellten Technologien als hoch bewertet (Abb. 1); so werden auch Aktivierungsroboter und die Telemedizin, die vorher selten genutzt worden sind, nun mit einer mittleren Nützlichkeit bewertet.
Die Befragung erhob auch Informationen dazu, ob die Einrichtungen ihrer Klientel einen privaten Internetzugang gewähren. Von den befragten Institutionen gaben 14,6 % an, ihrer Klientel keinen Internetanschluss zur Verfügung stellen zu können bzw. zu wollen. Von den Institutionen, die einen Anschluss zur Verfügung stellen, gaben 33,7 % an, dass die Internetnutzung kostenpflichtig für die Klientel sei.
Technikbewertung und Bedenken
Mit einem Mittelwert von 4,13 auf einer 5er-Skala mit 1 für eine niedrige und 5 für eine sehr hohe Technikaffinität weisen die befragten Personen im Durchschnitt eine relativ hohe Technikaffinität (Tab. 1: Technikaffinität) auf. Auch sehen mehr Personen Vor- als Nachteile in der Anwendung technischer Hilfsmittel in den Institutionen (Tab. 1: Technik bringt mehr Vor- als Nachteile). Im Vergleich werden aber die Vorteile der Techniknutzung eher für die Mitarbeitenden gesehen als für die Klientel (Tab. 1: Klientel profitiert davon und Mitarbeitende profitieren davon). Die Wichtigkeit, Technik in unterschiedlichen Bereichen einzusetzen, wird von teils, teils bis hoch eingeschätzt, wobei sich die Einsatzbereiche in puncto Wichtigkeit kaum voneinander unterscheiden (Tab. 1). Das größte Hindernis, das bei der Einführung neuer Technik in den Institutionen gesehen wird, sind die hohen Kosten – gefolgt von den fehlenden Kompetenzen der Mitarbeitenden und der fehlenden Infrastruktur (Tab. 1). Die befragten Institutsleitungen sahen bei der Klientel und den Mitarbeitenden Bedenken gegenüber neuer Technik; sie erwarten Ängste in Bezug auf die Bedienung sowie den Sicherheits- und Datenschutz und sind der Meinung, dass der Aufwand zum Erlernen der neuen Technik als zu hoch eingeschätzt werden könnte. Eine Bedrohung des Arbeitsplatzes befürchten die Mitarbeitenden – nach Angaben der Institutionsleitungen – wohl eher nicht (Tab. 1). Diese Aussagen unterscheiden sich kaum im Hinblick auf die räumliche Zuordnung (ländlich oder städtisch) (Tab. 1). Einzig beim Punkt Technikaffinität bzw. der Aussage, dass Technik mehr Vor- als Nachteile bringt, und dem Item „Wichtigkeit von Technik im Bereich Unterhaltung und Aktivierung“ ergeben sich statistisch signifikante Unterschiede. Hier sind die Institutionen aus dem städtischen Gebiet technikaffiner und offener für die Vorteile, die diese neue Technik mit sich bringt. Institutionen aus dem ländlichen Gebiet hingegen bewerten die Technologisierung des Unterhaltungs- und Aktivierungsbereichs als wichtiger.
Digitalisierungsgrad
Um eine detailliertere Aussage darüber treffen zu können, inwieweit sich die Institutionen der Stichprobe in ihrer technischen Vielfalt voneinander unterscheiden, wurde ein Digitalisierungsgrad gebildet; dieser berücksichtigt, ob eine Institution mehr oder weniger von den abgefragten Technologien einsetzt, als dies im Durchschnitt über alle befragten Institutionen der Fall ist. Der Index (M = 0, SD: 0,16; Min/Max = −0,34/0,39) wurde durch die Ermittlung des Mittelwerts für jede Institution (Mittelwert (Anzahl der genutzten Techniken durch maximale Anzahl möglicher Techniken im Technikanwendungsbereich) pro Institution je Technikanwendungsbereich gewichtet nach (minus) dem Gesamtmittelwert aller Institutionen im jeweiligen Technikanwendungsbereich; alle Werte der jeweiligen Technikanwendungsbereiche wurden addiert) berechnet. Mit diesem Digitalisierungsindex wird sichergestellt, dass Technikbereiche, die für den Institutionstypus weniger wichtig sind, weniger ins Gewicht fallen, aber gleichzeitig Institutionen, die überdurchschnittlich viele Technologien einsetzen (also eine gewisse Vorreiterposition innehaben), mehr ins Gewicht fallen. Der Index besteht aus negativen und positiven Zahlen (−/+) und gibt an, ob sich eine Institution oberhalb oder unterhalb der Mitte (Mittelwert aller) befindet, also, ob die Institution einen tieferen oder höheren Digitalisierungsgrad hat.
Um herauszufinden, welchen multivariaten Einfluss die Soziodemografie, die Technikaffinität, die Aussage, dass die neue Technik mehr Vor- als Nachteile bringt, die Anzahl der Betten und die Zuordnung der Institution (städtisch oder ländlich) auf diesen Digitalisierungsgrad haben, wurde eine multivariate lineare Regression gerechnet. Abhängige Variable ist der Digitalisierungsgrad. Als unabhängige Variablen wurden in einem ersten Modell die Prädiktoren Geschlecht, Alter und Bildung eingebunden. In einem zweiten Modell wurden die subjektiven Bewertungen zur Technikaffinität und die Aussage, dass Technik mehr Vor- als Nachteile bringt, eingeführt, und in einem dritten Modell wurden die 2 Angaben zur Institution berücksichtigt: Anzahl der Betten und städtische Zuordnung. Die Analyse zeigt, dass neben der Größe der Einrichtung (Anzahl der Betten) v. a. die Technikaffinität und Technikbewertung (mehr Vor- als Nachteile) als Personenmerkmale der Leitungsebene das Vorhandensein eines gewissen hohen Digitalisierungsgrads miterklären. Dies bedeutet aber auch, dass nicht nur strukturelle Eigenschaften die Anschaffung von Technik begründen, sondern auch die persönlichen Einstellungen jener Personen, die diese Techniken heranholen. So sind Leitungspersonen, die selbst eine hohe Technikaffinität aufweisen, auch eher bereit, Technik im Arbeitsablauf einzusetzen (Tab. 2).
Tab. 2 Multivariate lineare Regression. Abhängige Variable „Digitalisierungsgrad“