Schmerzen infolge von Operationen werden in der Ophthalmochirurgie mit hoher Wahrscheinlichkeit systematisch unterschätzt. In einer aktuellen nationalen Erhebung postoperativer Schmerzen bei intra- und extraokularen Eingriffen wurde von den Befragten ein zum Teil erhebliches Schmerzempfinden angegeben. Das Projekt „Qualitätsverbesserung in der postoperativen Schmerztherapie“ (QUIPS; www.quips-projekt.de) erfasst deutschlandweit für alle chirurgischen Fächer die postoperativen Schmerzen in einer Online-Datenbank. Bisher spielt die perioperative Schmerztherapie in der Ophthalmochirurgie eine eher untergeordnete Rolle. Ein Grund hierfür kann die sehr hohe Zahl an schmerzarmen Eingriffen sein, wie z. B. der intravitrealen operativen Medikamentenapplikation oder der Kataraktoperation, sodass den deutlich selteneren und schmerzintensiven Eingriffen nicht ausreichend Aufmerksamkeit gewidmet wird. Es kann auch dadurch erklärt werden, dass durch die zunehmende Ambulantisierung in der Ophthalmochirurgie direkt postoperative Schmerzen nicht ausreichend erfasst werden. Natürlich braucht es auch ein schmerztherapeutisches Fachwissen, um die zum Teil komplexen Situationen bei unseren vielfach älteren und multimorbiden Patientinnen und Patienten richtig einschätzen und behandeln zu können. Dieses Wissen wird in Zukunft noch wichtiger, weil die Ambulantisierung bisher stationär durchführbarer Eingriffe vom Gesetzgeber zunehmend gefordert wird. Zudem verpflichtet der Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA), Kliniken und ambulante Einrichtungen seit Dezember 2020 Regelungen zur Schmerztherapie vorzuhalten [1, 2]. Als verantwortliche Autoren sind wir deshalb sehr dankbar, dass Die Ophthalmologie dem wichtigen und alltagsrelevanten Thema „Schmerz“ in 2 Schwerpunktheften entsprechend Sichtbarkeit einräumt. In der aktuellen Ausgabe widmen wir uns den Grundlagen der Schmerztherapie, der Akutschmerztherapie bei Erwachsenen und dem sehr wichtigen Thema der Akutschmerztherapie bei Kindern. In Ausgabe 10/23 wird der Schwerpunkt auf chronischen Schmerzen am und um das Auge sowie chronischem Schmerz als Komorbidität liegen.

Im ersten Beitrag werden die Risikofaktoren besprochen, die zu einem verstärkten Schmerzerleben führen, wie z. B. patienten- und eingriffsbezogenen Risikofaktoren. Es werden aber auch Lösungsvorschläge besprochen, wie Schmerzen sicher erkannt und frühzeitig behandelt werden können. Im zweiten Beitrag werden Behandlungsvorschläge für eine angemessene postoperative Schmerztherapie gegeben, dies immer mit dem Blick auf die Besonderheiten in der Ophthalmochirurgie. Der dritte Beitrag widmet sich der Begleitung von Kindern, die in der Augenheilkunde eine besondere Bedeutung besitzen. Hierbei wird auch auf die kindliche Schmerzerfassung Wert gelegt, die bei Kindern eine wirklich Herausforderung darstellt.

Die kindliche Schmerzerfassung stellt eine besondere Herausforderung dar

Wir hoffen, mit den Beiträgen mehr Verständnis des komplexen Themas der modernen Schmerztherapie zu erreichen, und wollen Lösungsansätze bieten, damit die perioperativen Schmerzen erkannt und adäquat behandelt werden können.

Wir wünschen Ihnen viel Freude bei der Lektüre.

Nicolas Feltgen & Joachim Erlenwein