Abb. 1
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Eine 20-jährige junge Frau stellte sich mit Epiphora und Sekret im medialen Lidwinkel vor. Sie berichtete von einer Tränenwegsoperation mit bikanalikulärer Silikonschlaucheinlage vor wenigen Jahren. Die aktuelle Dakryozystographie (a) zeigte einen initial postsaccalen Tränenwegsverschluss mit intrasaccaler Kontrastmittelaussparung (Pfeil). Nach forcierter Spülung ließ sich der Kontrastmittelabstrom wieder herstellen. Trotz intensiver Tränenwegsmassage und regelmäßiger Tränenersatzmittelapplikation über ein halbes Jahr stellte sich keine Besserung ein. Daher wurde eine endoskopische Tränenwegsoperation durchgeführt. Intraoperativ entleerte sich aus dem oberen Tränenpünktchen viel eitriges Sekret mit kleinen Dakryolithen, die ophthalmopathologisch aufgearbeitet wurden. Die histologische Aufarbeitung der Dakryolithen ergab amorphes, teils nekrotisches Material (b, PAS-Reaktion, Vergr. 200:1) mit peripher angelagerten gemischten Entzündungszellen (Stern) und außerdem eine ausgedehnte Besiedlung mit vorwiegend rundlichen a.e. Hefe-Pilzen (Pfeile). Nach mehrfachen Tränenwegsspülungen mit Amphotericin B-Lösung und einer lokalen Therapie mit Amphotericin B-AT 4‑mal täglich und Ofloxacin-AT 2‑mal täglich für ca. 10 Tage zeigte sich bis zur letzten Kontrolle 5 Monate postoperativ ein reizfreier Befund, und die Patientin war beschwerdefrei. Eine Besiedlung von Dakryolithen mit Aktinomyzeten (grampositive Stäbchen) ist nicht ungewöhnlich. Dakryolithen mit einer Pilzbesiedlung wurden bereits vereinzelt in der Literatur beschrieben [1,2,3,4], sind aber eher eine Seltenheit und sollten bei einer chronischen therapierefraktären Dakryozystitis in Erwägung gezogen werden. Eine histopathologische Aufarbeitung von Dakryolithen kann insbesondere bei ungewöhnlichen Verläufen dabei helfen, den ursächlichen Erreger näher einzugrenzen