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Jeden Monat kommen neue Apps auf den Markt, sodass man sich zunehmend die Frage stellt: Sind unter diesen Angeboten die medizinischen Apps effektiv und sind sie überhaupt sicher in der Patientenbetreuung [1, 2]? Insgesamt betrachtet, spielen medizinische Apps bisher zwar nur eine untergeordnete Rolle, sie werden aber in den kommenden Jahren mit Sicherheit an Bedeutung zunehmen [3].
Medizinische Apps werden in den kommenden Jahren an Bedeutung gewinnen
Bisher entwickelte sich der App-Markt unkontrolliert und ohne Vorschriften – dies obwohl eine Reihe medizinischer Apps, die insbesondere klinische Parameter bestimmen oder Daten erheben, wahrscheinlich unter das U.S. Food and Drug Administration (FDA) 510(k)-Gesetz für Medizinprodukte fallen würde [4, 5, 6]. Für das Frühjahr 2012 hat die FDA eine Überarbeitung ihrer Klassifikation für Medical Device Data Systems (MDDS) – sog. medizinische Datensysteme – angekündigt. Nach dieser Klassifikation werden Geräte, die zum Überwachen von Patienten eingesetzt werden, als Klasse II („special controll“) eingestuft und unterliegen damit einer Zulassung. Geräte, die nur Daten übermitteln, aber nicht kontrollieren oder verändern, werden dagegen als MDDS Klasse I („general control“) definiert. Um den geäußerten Sicherheitsbedenken zuvorzukommen, haben bereits einige App-Hersteller eine Zulassung bei der FDA für ihre medizinischen Apps beantragt, da diese Apps möglicherweise auch unter das Medizinproduktegesetz fallen könnten.
In diesem Leitthema sollen in 2 Übersichtsarbeiten die wichtigsten medizinischen Apps für Augenärzte und für Patienten, hier insbesondere sehbehinderte Patienten, dargestellt werden. Die Breite und Fülle an angebotenen Apps ist unbeschreiblich groß und kann hier nur exemplarisch beleuchtet werden. Einige der Apps sollten sicher nicht als medizinische Apps verstanden werden und dienen eher zum Zeitvertrieb oder zur Unterhaltung. So kann man sich z. B. auf der Homepage des in die Jahre gekommenen Altrockers Lou Reed eine Lese-App mit größeren Buchstaben und Zahlen herunterladen, um bei gleichaltrigen Fans der zunehmenden Alterssichtigkeit zu begegnen. Andere Apps haben schon einen ernsten Hintergrund, spiegeln aber in ihren ersten Versionen noch die im medizinischen Wissen oft mangelnde Grundkenntnis der Programmierer wider. Dies ist auch der Grund, weshalb sich die in Anlehnung an den Dire-Staits-Titel „Money for nothin‘ and chicks for free“ gewählte Überschrift momentan noch als falsch herausstellt. Kostenlose Apps können hilfreich sein, besitzen aber bisher oft nicht die nötigen ausgereiften Programme. Auf der anderen Seite gibt es handwerklich sehr solide App-Programme wie das „Eye Handbook“, das mit Unterstützung der American Academy of Ophthalmology (AAO) konzipiert ist. Auch für sehbehinderte und blinde Patienten gibt es eine Reihe von sehr ausgereiften Programmen, die in enger Zusammenarbeit mit gehandicapten Patienten entstanden sind und von deren Dachorganisationen (UK’s Royal National Institute of Blind People und dem American Federation for the Blind) überaus gelobt werden. Diese Plattformen bieten durch benutzerfreundliche Apps einen barrierefreien Zugang zum Internet und/oder zur Navigation im täglichen Leben. Natürlich verstehen sich viele dieser ersten App-Versionen noch als Prototypen, die noch nicht ausgereift und verbesserungswürdig erscheinen. Sie zeigen aber auch das große Potenzial von Smartphones und ihren App-Anwendungen im gegenwärtigen Alltag und in der modernen Medizin von morgen.
Es gibt natürlich auch Grenzen von Smartphones. So schlafen Assistenten im Bereitschaftsdienst unruhiger, wenn sie ein Smartphone direkt neben dem Kopfkissen liegen haben [7]. Daneben blieb auch die Tatsache weithin unbeachtet, dass das Telefon und heute insbesondere Smartphones ein beliebter Ort von Bakterien sind und demzufolge – wie einst die geliebte Krawatte an britischen Krankenhäusern – mit Vorsicht am Patientenbett zu nutzen sind und bestimmt nichts im Operationssaal zu suchen haben [8, 9].
Mit Steve Jobs ist vor wenigen Wochen der geistige Vater des Smartphones und Mitgründer von Apple verstorben. Sein Macintosh benutzte bereits 1984 als erster Computer keine Zeilencodes mehr, sondern eine grafische Benutzeroberfläche mit einer Computermaus für die Steuerbefehle. Später hat er Design-Ikonen geschaffen, mit dem tragbaren Musikabspielgerät iPod die Musikindustrie umgekrempelt und Apple zum Kultkonzern gemacht. Mit dem iPhone revolutionierte er den Handy-Markt und schuf mit dem iPad einen neuen Markt für „Digital Lifestyle-Produkte“ [10]. Steve Jobs‘ Vermächtnis hat und wird unsere reale und digitale Welt nachhaltig verändern.
Ohne Anspruch auf Vollständigkeit oder letzte Aktualität versucht dieses Leitthemenheft die unterschiedlichen Aspekte der medizinischen Apps für Ärzte und Patienten in einer kritischen Darstellung zu beleuchten. Eine aktuelle Liste interessanter medizinischer Apps findet der interessierte Leser auf der Homepage www.klinik-pallas.ch.
Literatur
Kwok R, Terry M (2009) Personal technology: Phoning in data. Nature 458:959–961
Stone R (2010) Dialing up knowledge – and harvests. Science 327:808
Gross H (2011) Smartphones – how useful are medical Apps? Dtsch Med Wochenschr 136:17
Reichertz PS (1997) Understanding government regulation of the marketing and advertising of medical devices, drugs, and biologics: the challenges of the Internet. Food Drug Law J 52:303–308
Chaps NA (2010) Pharmaceuticals and medical devices: FDA oversight. End-of-year issue brief. Issue Brief Health Policy Track Serv 4:1–31
Kesselheim AS (2010) Permitting product liability litigation for FDA-approved drugs and devices promotes patient safety. Clin Pharmacol Ther 87:645–647
Danker-Hopfe H, Dorn H, Bornkessel C, Sauter C (2010) Do mobile phone base stations affect sleep of residents? Results from an experimental double-blind sham-controlled field study. Am J Hum Biol 22:613–618
Saxena S, Singh T, Agarwal H et al (2011) Bacterial colonization of rings and cell phones carried by health-care providers: are these mobile bacterial zoo in the hospital? Trop Doct 41:116–118
Saver C (2011) Cell phones are everywhere, but do they belong in the OR? OR Manager 27:13–14
Wong D, Joussen A (2011) Welcome to the iPad generation. Graefes Arch Clin Exp Ophthalmol 249:1–2
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Meyer, C. Smarte Ophthalmologen. Ophthalmologe 109, 6–7 (2012). https://doi.org/10.1007/s00347-011-2424-8
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