Die Geschichte der operativen Lidstellungskorrektur reicht bis etwa 430 v. Chr. zurück. Während Hippokrates (460–370 v. Chr.) 4 Augenoperationen beschrieb, war es später Cornelius Aurelus Celsus (25 v. Chr. bis 50 n. Chr.) der über 20 Operationen kreierte. Hierbei sind die Entropiumkorrektur, das Abtragen von Tumoren und horizontale Hautverschiebungen die bekanntesten. Die eigentliche Entwicklung der Lid- und plastischen Chirurgie setzte im 19. und 20 Jahrhundert ein. Hierbei machten sich insbesondere Zeiss (1838), von Graefe und Dzondi (1818) verdient. Die von ihnen beschriebenen Verfahren wurden im Laufe der Jahre durch eine Vielzahl von Kollegen in Deutschland (z. B. Fricke,1828, Jüngken, 1828 und Dieffenbach, 1834), Amerika (Miller, 1906), Frankreich und England (Wolfe) modifiziert und verbessert.

Hinsichtlich der operativen Korrektur des Ektropiums wurden ursprünglich Verfahren angewendet, die von der Annahme ausgingen, dass der Erkrankung eine Erschlaffung und Verlängerung des gesamten Lids durch Verkürzung der Lidhaut zugrunde liegt. So wurden Heftpflaster angebracht (Bernstein), Kauterisationsverfahren (Hippokrates, Celsus), Skarifikationen der Lidbindehaut (Cooper) und Ausschneidungen von Bindehaut (von Aegina) und äußerer Lidhaut (Celsus) durchgeführt.

Das Durchtrennen des gesamten Augenlids und Einbringen von Spacern (Leinwand) wurde ebenso angewendet wie dreieckförmige Lidausschneidung und Tarsorrhaphie (Robertsen, Terson, Kuhnt-Szymanowski). Im 20. Jahrhundert belebten insbesondere Blaskowicz, Imre, Fox, Smith, Schäfer, Anderson und Tse die Weiterentwicklung der operativen Verfahren zur Ektropiumkorrektur.

Entropiumoperationsmethoden reichen von Kauterisation bis Lidverkürzung

Das Entropium (die Haarkrankheit) und seine Behandlung wurde 1583 von Bartisch beschrieben. Die Entropiumoperationsprozeduren reichten von Kauterisation, Ausschneiden, Ätzen, Kanthotomie, Kantholyse und dem Anbringen von Strips bis hin zur horizontalen und vertikalen Lidverkürzung. Bis zum 20. Jahrhundert waren weit über 180 verschiedene Operationsmethoden zur Korrektur des Entropiums bekannt. Um die Weiterentwicklung der Entropiumoperationsverfahren machten sich insbesondere Fox, von Blaskowicz, Wies, Quickert, Smith, Jones und Beard verdient [1, 2].

Während sich besonders im plastisch-ästhetischen Bereich der Lidchirurgie durch die Einführung des CO2- und Erbium-Lasers sowie der Radiofrequenzchirurgie erhebliche materielle Vereinfachungen der operativen Durchführung ergeben haben, sind die chirurgischen Verfahren zur Lidstellungskorrektur über Jahrzehnte weitestgehend unverändert geblieben, sieht man von verbesserten Nahtmaterialien, feineren Operationsinstrumenten und dem zunehmenden Verständnis zugrunde liegender pathophysiologischer Mechanismen ab.

Nachfolgend sollen die wesentlichsten anatomischen Lidbesonderheiten, allgemeine Empfehlungen zur operativen Durchführung sowie spezielle präoperative Diagnostik, Indikationsstellung und typische chirurgische Verfahren zur Ektropium- und Entropiumkorrektur in Erinnerung gebracht werden.

Falk Sommer