FormalPara Prämierte Arbeiten

Mohokum M, Marnitz U (2014) Training der Tiefenmuskulatur im Rahmen der multimodalen Schmerztherapie. Manuelle Medizin 52:151–154

Werner S, Ohlendorf D et al. (2015) Konservative Therapie des HWS-Syndroms. Vergleich von sensomotorischen und klassischen Einlagen. Manuelle Medizin 53:350–356

Im Jahr 2008 rief Springer Medizin den mit 2000 € dotierten Julius-Springer-Preis für Manuelle Medizin ins Leben, um der engagierten Tätigkeit seiner Autoren Rechnung zu tragen und im Bereich der Manuellen Medizin gezielt einen Beitrag zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses zu leisten. Der Preis wird alle 2 Jahre für eine außergewöhnlich gute wissenschaftliche Arbeit verliehen, die in der Rubrik Originalien der Zeitschrift Manuelle Medizin erschienen ist.

Auf dem gemeinsamen Kongress der Deutschen Gesellschaft für Manuelle Medizin (DGMM) und der Deutschen Gesellschaft für Physikalische Medizin und Rehabilitation (DGPMR) in Gießen wurde am 6. Oktober der Julius-Springer-Preis Manuelle Medizin für 2 herausragende Originalarbeiten verliehen:

  1. 1.

    M. Mohokum und U. Marnitz Training der Tiefenmuskulatur im Rahmen der multimodalen Schmerztherapie, publiziert in Ausgabe 02/2014.

  2. 2.

    S. Werner, D. Ohlendorf et al. Konservative Therapie des HWS-Syndroms. Vergleich von sensomotorischen und klassischen Einlagen publiziert in Ausgabe 05/2015.

Privatdozentin Dr. Ohlendorf studierte an der Georg-August-Universität Göttingen Sportwissenschaften, medizinische Physiologie und Soziologie. Bereits in ihrer Magisterarbeit beschäftigte sie sich mit dem Einfluss sensomotorischer Einlagen auf die Rückenstatik im Stand. Auch in ihrer Promotion lag der Fokus auf haltungsbedingten Beschwerden und deren Therapie mit Einlegesohlen und gezieltem Muskelaufbautraining. Derzeit arbeitet PD Dr. Ohlendorf am Institut für Arbeitsmedizin, Sozialmedizin und Umweltmedizin, Zentrum für Gesundheitswissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt/Main. Dort hat Sie momentan eine Vertretungsprofessur für Trainings- und Bewegungslehre inne.

Frau Lindner, geborene Werner, beschäftigte sich bereits während Ihrer Ausbildung und Ihrer Tätigkeit als Orthopädietechnikerin mit sensomotorischen Einlagen. Während Ihres Studiums der technischen Orthopädie in Münster und ihrer anschließenden Tätigkeit in der Orthopädieschuhtechnik blieb das Interesse hieran groß. Die Frage, wie man die Wirkung sensomotorischer Einlagen nach Bourdiol wissenschaftlich nachweisen kann, um einen entsprechenden Wirksamkeitsnachweis zu erlangen, war Antrieb für die Durchführung der jetzt prämierten Arbeit Konservative Therapie des HWS-Syndroms. Vergleich von sensomotorischen und klassischen Einlagen.

Frau Lindner und Frau PD Dr. Ohlendorf et al. (Abb. 1) untersuchten, ob das 6‑wöchige Tragen von individuell angepassten sensomotorischen Einlagen bzw. klassischen Einlagen einen Einfluss auf das HWS-Syndrom hat. Folgende Parameter wurden bei der Pilotstudie vor und nach dem Tragen der Einlagen untersucht: Das individuelle Schmerzempfinden mittels VAS (visuelle Analogskala), die Balance mittels Druckmessplatte und die Beweglichkeit mit Hilfe eines Inklinometers. Das 6‑wöchige Tragen der sensomotorischen Einlagen führte zu einem signifikanten Rückgang des individuellen Schmerzempfindens, einer verbesserten Balance und einer verbesserten Beweglichkeit der HWS gegenüber der Kontrollgruppe mit klassischen Einlagen. Als mögliche Ursache wird die Stimulierung des Muskeltonus der Fußsohlenmuskulatur durch die sensomotorischen Einlagen diskutiert. Aussagen zur Langzeitwirkung lassen sich aus der Arbeit nicht ableiten.

Abb. 1
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Frau Lindner (rechts) und Frau PD Dr. Ohlendorf (links) wurden für Ihre Arbeit zur Therapie des HWS-Syndroms mit sensomotorischen Einlagen mit dem Julius-Springer-Preis 2016 geehrt. (Mit freundl. Genehmigung H. Böhme)

Herr Prof. Dr. Mohokum (Abb. 2) absolvierte ein Bachelor- und Masterstudium der Physiotherapie an der niederländischen Hogeschool van Amsterdam sowie im Fachbereich Medizin der Philipps-Universität Marburg. Im Anschluss daran erfolgte die Promotion am Institut für Biometrie und klinische Epidemiologie der Charité – Universitätsmedizin Berlin.

Abb. 2
figure 2

Herr Professor Mohokum erhielt den Julius-Springer-Preis für Manuelle Medizin 2016 für seine Arbeit zum Training der Tiefenmuskulatur im Rahmen der multimodalen Schmerztherapie. (Mit freundl. Genehmigung H. Böhme)

Seit dem Jahr 2013 arbeitet Prof. Dr. Mohokum als Professor für Therapiewissenschaften an der SRH Hochschule für Gesundheit Gera – University of Applied Health Science und lehrt am Campus Leverkusen im ausbildungsintegrierenden Studiengang Physiotherapie u. a. Manuelle Medizin/Therapie.

Zu seinen Arbeits- und Forschungsgebieten zählen die Prävention von arbeitsbedingten Erkrankungen und Beschwerden, wie z. B. Rückenschmerzen, die betriebliche Gesundheitsförderung und der Einsatz und die Integration von technischen Verfahren in der Physiotherapie, wie z. B. Rasterstereographie und Sonographie.

Bereits während der Promotion arbeitete Prof. Mohokum für das Rückenzentrum am Markgrafenpark in Berlin u. a. in der interdisziplinären, multimodalen Schmerztherapie (IMS) und der integrierten Versorgung.

Das wissenschaftlich untersuchte Therapiekonzept der segmentalen Stabilisation wird in der IMS von oftmals arbeitsunfähigen Patienten mit chronischen Rückenschmerzen sehr erfolgreich umgesetzt. Im Zuge dieser Tätigkeit ist die prämierte Arbeit Training der Tiefenmuskulatur im Rahmen der multimodalen Schmerztherapie entstanden.

Die lokalen segmentalen Muskelsysteme stabilisieren das Wirbelsegment effektiv. Im Gegensatz zu den globalen Muskeln, welche große Drehmomente entwickeln können, benötigen die segmentalen Muskeln nur eine geringe Kontraktionskraft, um die Gelenkstabilität zu erhalten. Dabei erfolgt die Anspannung Millisekunden bevor die Hauptmuskulatur aktiv wird. Bei Patienten mit chronischen Rückenschmerzen ist dieser unwillkürlich ablaufende Mechanismus gestört. Die entsprechenden Muskeln sind häufig atrophiert.

Ziel der Arbeit war, dass Patienten mit chronischen Rückenschmerzen im Rahmen der IMS lernen, die segmentale Tiefenmuskulatur gezielt zu aktivieren. Hierzu wurden Patientenschulungen und Biofeedbacksysteme eingesetzt. Im ersten Training lernten die Patienten die Muskeln für 10–20 s anzuspannen. Hier sollte die „holding time“ verlängert werden. Im fortgeschrittenen Trainingsstadium sollen dann bei dynamischen und funktionellen Rumpfbewegungen die Tiefenmuskeln angesteuert werden. Hier erwiesen sich das Alltagstraining und die medizinische Trainingstherapie (MTT) als sehr gut geeignet.

Die Herausgeber von Manuelle Medizin beglückwünschen die Autoren zu Ihren gelungenen Arbeiten.

Auch Springer Medizin gratuliert den Autoren herzlich zum Julius-Springer-Preis für Manuelle Medizin 2016 und bedankt sich bei allen Autorinnen und Autoren der Zeitschrift für ihre wertvollen Beiträge.