Die Notwendigkeit wissenschaftlicher Publikationen zur manuellen Medizin und in der Zeitschrift Manuelle Medizin ist sicherlich nicht gesondert zu begründen. Trotz der beharrlichen Bemühungen vieler Aktiver aus unseren Gesellschaften sind wissenschaftliche Publikationen in unserer Zeitschrift weder quantitativ noch qualitativ ausreichend vorhanden. Was kann getan werden, um diesen Zustand zu verbessern?

Es sei erinnert, dass der Springer Medizin Verlag in Heft 1 der Zeitschrift mit diesem Ziel zukünftig anbietet, „durch die jährliche Verleihung eines neu geschaffenen Julius-Springer-Forschungspreises Manuelle Medizin diejenigen Autoren besonders auszuzeichnen, die sich um das wissenschaftliche Fundament der manuellen Medizin besonders verdient gemacht haben. Verliehen wird dieser Preis an den Autor, der die auszeichnungswürdigste Originalie zur Publikation in der Zeitschrift Manuelle Medizin eingereicht hat“ [1].

Eine Ursache, dass insbesondere jüngere Wissenschaftler eine Erstveröffentlichungen in der Manuelle Medizin scheuen, liegt unter anderem auch daran, dass unsere Zeitschrift nicht in internationalen Listen (Science Citation Index [SCI], Social Sciences Citation index [SSCI]) zur Vergabe eines so genannten Impact-Faktors (Impact-Faktoren von Zeitschriften, die das Institute for Scientific Information im jährlichen Journal Citation Report [JCR] veröffentlicht) enthalten ist. Dieser Impact-Faktor zählt in den Fakultäten als Bewertungsmaßstab der wissenschaftlichen Leistungsfähigkeit nicht nur der Autoren selbst, sondern auch ihrer Institute [3, 4].

Da dieser Sachverhalt aber auch andere deutschsprachige wissenschaftliche Zeitschriften betrifft, hat sich die AWMF als Dachorganisation der medizinischen wissenschaftlichen Fachgesellschaften mit dieser Problematik befasst [2]: „Die zunehmende Verknappung der Ressourcen macht eine qualitative Beurteilung der Forschungsleistungen von Kliniken, Instituten und Abteilungen als Basis für die Verteilung der Forschungsmittel durch die Fakultäten erforderlich. Diese sollte eine Bewertung des Inputs (eingeworbene Drittmittel unterschiedlicher Konvenienz etc.), des Outputs (Anzahl und Qualität wissenschaftlicher Publikationen, Patente etc.) und der Lehre umfassen.“

Die Impact-Faktoren von Zeitschriften, die das Institute for Scientific Information im jährlichen JCR publiziert, sind als Qualitätsmaßstab – wenn überhaupt – nur innerhalb enger Fächergrenzen und ausschließlich bei der internen Verteilung von Forschungsmitteln in Instituten/Forschergruppen akzeptabel, d. h. für eine Bewertung von Einzelpersonen bei Habilitationen und Berufungen sind sie nicht geeignet.

Um eine ausgewogenere Basis für die fakultätsinterne Verteilung von Forschungsgeldern zu finden, wird Folgendes vorgeschlagen:

  • Die im SCI gelisteten Impact-Faktoren sind gebietsspezifisch zu wichten.

  • Die im SSCI gelisteten Impact-Faktoren sind ungewichtet heranzuziehen.

  • Bei deutschsprachigen Zeitschriften, die im SCI und SSCI gelistet sind, soll der Impact-Faktor verdoppelt werden.

  • Originalarbeiten aus Fachzeitschriften, die nicht im SCI und SSCI gelistet sind, sind mit einem „äquivalenten Impact-Faktor“ von 0,2 zu bewerten.

Diese Publikationen in Fachzeitschriften, die nicht im SCI und SSCI gelistet sind, werden unabhängig vom Fachgebiet (d. h. ohne Wichtung) mit der Maßzahl 0,2 bewertet, sofern es sich um Originalpublikationen in wissenschaftlichen Zeitschriften handelt. Fortbildungsbeiträge und Doppelpublikationen (z. B. in verschiedenen Sprachen) werden nicht gewertet. Eine Liste der anerkannten wissenschaftlichen Fachzeitschriften (mit Peer-review-Verfahren, veröffentlichte Gutachterlisten) wird unter Mitwirkung der Fachgesellschaften erstellt und von der AWMF im Internet publiziert (Zeitschriftenliste siehe [2]).

Die Zeitschrift Manuelle Medizin gehört zu diesen Zeitschriften; wissenschaftliche Publikationen in unserer Zeitschrift können also mit Impact-Faktor 0,2 bewertet werden. „Können“ deshalb, weil die Argumente und Vorschläge trotz deren Publikation [3, 4] noch nicht in allen medizinischen Fakultäten bekannt sind und deshalb auch bei den jungen Wissenschaftlern unbekannt sind. Die medizinische Fakultät Jena macht ihre Promovierenden auf die AWMF-Zeitschriftenliste aufmerksam [5].

Bitte helfen Sie mit, auch in Ihrem Umfeld das AWMF-Modell der Bewertung wissenschaftlicher Publikationen in deutschsprachigen Zeitschriften bekannt zu machen.

L. Beyer