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Hodentumoren repräsentieren eine faszinierende, aber auch diagnostisch herausfordernde Tumorgruppe. Mit etwa 4200 Neuerkrankungen pro Jahr in Deutschland sind sie eine relativ seltene Tumorentität. Für die 1800 in Deutschland tätigen Pathologen bedeutet dies, dass sie pro Jahr durchschnittlich nur etwa 2 Hodentumoren sehen werden. Die große morphologische Vielfalt stellt insbesondere bei nichtseminomatösen Keimzelltumoren, sog. somatischen Malignitäten, Lymphomen und Tumoren des Gonadenstromas vor Herausforderungen, da hier Schnittmengen u. a. zur Weichgewebs‑, Gynäko- und Hämatopathologie bestehen. Prof. Moch hat 2021 in seinem Artikel „Nierentumoren – eine Einführung zum Thema“ darauf hingewiesen, dass zunehmend molekularpathologische Untersuchungen erforderlich sein werden, um der Komplexität der Materie besser gerecht zu werden [3]. Dies ist bei Hodentumoren mit Ausnahme der CTNNB1-Mutation beim Sertoli-Zell-Tumor [1] und der FOXL2-Mutation in einem Teil der adulten Granulosazelltumoren [2] leider erst in wenigen Bereichen umgesetzt. Folglich ist bei den Hodentumoren in einem Großteil der Fälle weiterhin das Zusammenspiel zwischen Morphologie und Immunhistochemie von Bedeutung.

Im Sommer 2022 ist nach 6 Jahren nun die neue 5. Auflage der WHO-Klassifikation der Hodentumoren erschienen. In ihr sind die wesentlichen Veränderungen der letzten Version erhalten geblieben und durch einige Neuerungen punktuell erweitert worden.

In diesem Schwerpunktheft sollen ausgewiesene Experten aus unterschiedlichen Fachgebieten Sie über den neuesten Stand informieren. Dazu beschreibt die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. D. Nettersheim die neusten Entwicklungen der Hodentumoren aus entwicklungsbiologischer Sicht. In dem Artikel „Die neue WHO-Klassifikation der Hodentumoren“ stellen wir Ihnen die wesentlichen Neuerungen der 5. Auflage der WHO-Klassifikation vor und diskutieren die Änderungen.

In dem Artikel „Diagnostische Herausforderungen in der Konsiliarpathologie“ geht es um häufige Fragestellungen im konsiliarpathologischen Einsendegut und um praktische Hilfestellungen unter Verwendung zahlreicher Abbildungen und eines diagnostischen Algorithmus zur Lösung solcher Fälle.

Der Artikel von PD Dr. Dr. C. Oing „Was braucht der Urologe/Onkologe vom Pathologen bei Hodentumoren“ soll Ihnen den klinischen Hintergrund bei Hodentumoren näherbringen und den Pathologen für die klinisch wichtigen Aspekte sensibilisieren.

Zuletzt befasst sich die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. W. Klapper mit dem wichtigen Thema der Hodenlymphome, die sowohl unter den Hodentumoren als auch den Lymphomen eine Sonderrolle einnehmen. Auch hier war es das Ziel der Autoren, dem Leser einen praktischen Leitfaden zu vermitteln.

Ich hoffe, dieses Schwerpunktheft findet Ihr Interesse und dient Ihnen als Übersicht und praktisches Nachschlagewerk im diagnostischen Alltag.

Ihr Felix Bremmer