Unser Fach Pathologie ist gekennzeichnet durch den Umgang mit Bioproben wie Gewebe und Zellsuspensionen. Die Forschung an diesen Materialien wird aber erst dann bedeutsam, wenn sie mit qualitativ hochwertigen diagnostischen und klinischen Daten verknüpft werden kann. Dazu muss der die Probe spendende Patient sein Einverständnis erteilt haben. Auch verlangt die hohe Sensitivität vieler experimenteller Methoden eine möglichst einheitliche Qualität des Probenmaterials. Diesen „Alltagsweisheiten“ zur Erstellung hochwertiger Biobanken standen in Deutschland zunächst einige Hürden entgegen, denen durch nationale Förderprogramme, zentralisierte Biobanken einzurichten, entgegengewirkt wurde. Vor 7 Jahren startete das Programm des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) zur Unterstützung des Aufbaus von Biobanken und dann in Folge weitere Programme, auch zu deren Vernetzung untereinander (z. B. German Biobank Alliance, Deutsche Zentren für Gesundheitsforschung). Auf dem Boden dieser Förderungen ist es mittlerweile gelungen, unter führender Beteiligung der Pathologie eine international im Spitzenbereich angesiedelte Biobankenstruktur in Deutschland zu etablieren.

Im vorliegenden Heft soll für die Pathologen deutlich werden, welche wesentlichen Aufgaben die Initiatoren von Biobanken in der Pathologie und außerhalb zu bewältigen hatten, um ihre Arbeit zu beginnen und zu optimieren. Die Themen unseres Sonderheftes reichen von der Optimierung und Harmonisierung der Präanalytik über Qualitätsmanagementaufgaben, die rasante Weiterentwicklung der Biobankingtechnologie, Bemühung um Harmonisierung der Datenbanken und Projektmanagementstrukturen bis hin zu einer Vielzahl ethischer und rechtlicher Fragen. Erfahrene Autoren aus ganz Deutschland tragen zum Teil gemeinsam ihre Überlegungen standortübergreifend und auch standortspezifisch zusammen. Dem Leser zu empfehlen ist gleichzeitig das während der Arbeit für dieses Heft von der Bundesärztekammer veröffentlichte Informationspapier „Medizinische, ethische und rechtliche Aspekte von Biobanken“ [1], das sich gezielt an Ärzte aller Fachrichtungen wendet, um das Verständnis für die Belange des Biobankings zu verbessern. Es ist uns ein großes Anliegen, auch über die Universitäten hinaus die Wertigkeit der Biobanken für unser Fach deutlich zu machen. Gewebe und die Zytologie sind nur ein Teil der Biobankinhalte, die auch Blut und dessen Derivate wie Serum, Plasma und „buffy coats“, und vieles andere mehr umfassen. Diese umfassenden Sammlungen von gut dokumentierten Bioproben sind essenziell für die effektive Weiterentwicklung der Präzisionsmedizin. Gerade auch für den Bereich seltener Erkrankungen brauchen wir die Mitarbeit aller Pathologen, um Bioproben in Zentren zu sammeln, sei es Paraffin- oder Gefriermaterial. Nicht nur für die Forschung, sondern auch für die eigene Qualitätssicherung brauchen wir für die Pathologie eine einheitliche Präanalytik, die schon mit dem Einsenden der Proben beginnt. Und nicht zuletzt gibt es weitere entscheidende Zukunftsfragen des Biobankings wie die Integration in die neuen IT-Strukturen, die optimierte Vernetzung mit klinischen Studien und die Frage der Nachhaltigkeitssicherung, die zu lösen sind.

Wir wünschen Freude beim Lesen der Artikel und hoffen, dass Sie dieses Heft zum Austausch mit Ihren lokalen Biobanken und deren aktiver Unterstützung stimuliert.

Prof. Dr. Edgar Dahl

Prof. Dr. Peter Schirmacher

Prof. Dr. Ruth Knüchel-Clarke