Abb. 1
figure 1

Werner Hilscher

Am 5. Februar 2010 verstarb Professor Dr. Werner Hilscher, bis zu seiner Pensionierung Leiter der Abteilung für Experimentelle Pathologie des Medizinischen Instituts für Umwelthygiene an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (Abb. 1).

Werner Hilscher wurde am 29. Mai 1926 in Prag geboren und wuchs in Gablonz/Neiße auf. Dort besuchte er die Volksschule und das Realgymnasium, bis er im September 1943 zunächst als Luftwaffenhelfer in Berlin und vom Juli 1944 bis zum Kriegsende bei der Kriegsmarine eingezogen wurde. Nach kurzer englischer Gefangenschaft fand er seine inzwischen aus der Heimat vertriebenen Eltern in der Nähe von Braunschweig wieder. An der Städtischen Oberschule für Mädchen, Kleine Burg, absolvierte Werner Hilscher einen Abiturientenkurs und erlangte am 17. April 1946 in Braunschweig die allgemeine Hochschulreife.

Im Mai 1946 nahm Werner Hilscher das Studium der Humanmedizin an der Christian-Albrechts-Universität Kiel auf. Nach Vorphysikum (1947) und Physikum (1948) legte er im September 1951 das Staatsexamen ab. Während seiner Pflichtassistentenzeit am Pathologischen Institut der Universität Kiel unter Professor Dr. Walter Büngeler und in der Chirurgischen Klinik (Direktor Professor Dr. Robert Wanke) arbeitete er an seiner Dissertation „Über Veränderungen der Rattenniere nach vorübergehender Unterbrechung der Durchblutung; ein Beitrag zur Bestimmung ihrer Wiederbelebungszeit“. Diese Arbeit wurde unter der Anleitung der Professoren Dr. Ernst Opitz (Physiologie) und Dr. Wolfgang Rotter (Pathologie) angefertigt. Die Promotion erfolgte im Juli 1953, und am 30. September 1953 erhielt Werner Hilscher die Approbation als Arzt.

Während der folgenden Jahre als Assistent und Abteilungsleiter in verschiedenen Instituten in Kiel, Borstel, Salvador da Bahia (Brasilien), Wuppertal und Köln erwarb er sich ein fachlich und methodisch breites Spektrum. Zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten zu unterschiedlichen Themen wurden in nationalen und internationalen Zeitschriften publiziert. Am 1. Mai 1961 kam Werner Hilscher zunächst als wissenschaftlicher Assistent an das Pathologische Institut der – damals noch – Medizinischen Akademie Düsseldorf zu Professor Dr. Hubert Meessen. Nach dreijähriger Tätigkeit in der Düsseldorfer Pathologie habilitierte er sich am 11. Juni 1964 mit der Arbeit „Beiträge zur Orthologie und Pathologie der ‚Spermatogoniogenese‘ der Ratte“ für das Fach Pathologie.

Danach arbeitete Werner Hilscher weiter als Oberarzt im Pathologischen Institut (ab 1. Januar 1966 der Universität Düsseldorf) und wandte sich bei seinen wissenschaftlichen Arbeiten mehr und mehr den Untersuchungen der männlichen und weiblichen Keimbahn und ihrer Störungen zu.

Am 1. April 1969 übernahm er bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1991 die Leitung der Abteilung für Experimentelle Pathologie am damaligen Institut für Lufthygiene und Silikoseforschung, später Medizinisches Institut für Umwelthygiene, an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Die Schwerpunkte seiner Forschungsarbeiten lagen nun auf den Gebieten der Silikoseforschung sowie auf der Erforschung des Effekts von Umweltnoxen auf die Keimbahn und die Embryogenese.

Am 13. Februar 1970 wurde Werner Hilscher zum außerplanmäßigen Professor der Universität Düsseldorf ernannt.

Seine Studien über die Entwicklungsschritte der männlichen und weiblichen Keimbahn bei Mensch, Maus und Ratte wurden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert. Zusammen mit den Anatomen Dieter Passia und Syed Haider sowie dem Dermatologen und Andrologen Norbert Hofmann bildeten er und seine Frau Barbara einen disziplinübergreifenden Arbeitskreis zum Thema Gametogenese an der Universität Düsseldorf, der durch international anerkannte Publikationen und durch zahlreiche Kontakte zu Forschern in Europa und den USA in Erscheinung trat.

Zum Abschluss seiner Tätigkeit fand im Juni 1991 ein – von der DFG unterstütztes – internationales Symposium mit dem Titel „Werner-Hilscher-Symposium: Keimbahn and Male Fertility“ in Neuss statt, zu dem die auf diesem Gebiet führenden Wissenschaftler aus ganz Europa anreisten, um ihre Forschungsergebnisse zu präsentieren und zu diskutieren.

Auch im Ruhestand arbeitete Professor Hilscher weiter auf seinem Forschungsgebiet und schrieb an einem Buch, das die babylonische Sprachverwirrung auf dem Gebiet der Fortpflanzungszellen in Zoologie und Botanik zu lichten versuchte. Seine lange schwere Krankheit und sein Tod haben die Vollendung dieser Monografie verhindert.

Martin Rosenbruch, Düsseldorf