Meniskusverletzungen bilden die häufigste Ursache für operative Eingriffe am Kniegelenk.

Eine Analyse von 10117 Kniearthroskopien mit Meniskuspathologien zeigte, das Männer 2,8-mal häufiger als Frauen betroffen sind [1, 2]. Akute Verletzungen treten am häufigsten bei Männern im Alter von 31–40 Jahren auf. Meniskusverletzungen bei Frauen sind über alle Altersgruppen gleichmäßig verteilt. Etwa 30% der nahtfähigen Meniskusverletzungen zeigen als Zweitverletzung eine vordere Kreuzbandruptur.

Akute und chronische Meniskusverletzungen

Akute Meniskusverletzungen in Kombination mit einer vorderen Kreuzbandruptur betreffen etwas häufiger (56%) den lateralen Meniskus [3]. Die Meniskusverletzung tritt zum einen bei entlastetem Kniegelenk aufgrund einer kombinierten Außenrotations- und Flexionsbewegung unter Valgusstress, wie z. B. bei der Skiabfahrt, auf [4]. Verletzungen unter Belastung des Kniegelenks, wie beim Fußball, verursachen eher mediale Meniskusrisse.

Chronische vordere Kreuzbandverletzungen zeigen aufgrund der anteroposterioren Instabilität und geringeren medialen Meniskusmobilität in 70% der Fälle Risse am Innenmeniskus [3, 5, 6].

Im Zeitraum Januar 1995 bis Dezember 2000 wurden an der Orthopädischen Universitätsklinik Magdeburg 1164 Kniegelenkarthroskopien wegen einer Meniskuspathologie vorgenommen. Dies entsprach 6% aller operativen Eingriffe [1]. Eine partielle Meniskusresektion oder -glättung wurden bei 1066 Patienten durchgeführt. Das mittlere Alter dieser Patienten betrug 43±15 Jahre. In 98 Fällen (64 mediale und 34 laterale Risse) erfolgte eine Meniskusnaht. Dies entsprach 8,4% aller operierten Fälle. Das mittlere Alter dieser Patienten betrug 27±10 Jahre. Die Häufigkeit der Naht von Meniskusrissen ist vergleichbar mit den Erfahrungen von Stone [7], der davon ausgeht, dass gegenwärtig weniger als 10% der Meniskusrisse genäht werden. Poehling et al. [2] berichten über 6039 Meniskusläsionen, die arthroskopisch beurteilt wurden. Peripherienahe Risse traten dabei in 26%, horizontale Risse in 12%, radiäre Risse in 9,3%, Lappenrisse in 21% und komplexe Risse in nahezu 30% der Fälle auf. Geht man von einer peripheren Rissverletzung von 26% aus, kann man schlussfolgern, dass wahrscheinlich mehr Meniskusrisse für eine Naht geeignet sind.

Was ist die Konsequenz der Meniskusresektion?

Eine prospektive longitudinale Studie wies 30 Jahre nach totaler Meniskusresektion im Röntgenbild in 36% der Fälle signifikante Gelenkspaltverschmälerungen nach [8]. Neyret et al. [9] evaluierten nach mehr als 20 Jahren 167 Patienten, bei denen eine partielle Meniskusresektion vorgenommen worden war. Patienten mit rupturiertem vorderem Kreuzband zeigten in 65% der Fälle nach 27 Jahren und in 86% der Fälle nach 30 Jahren radiologische Arthrosezeichen. In einer weiteren klinischen Studie wurden 12 Jahren nach partieller arthroskopischer Meniskusresektion in 48% der Fälle Zeichen einer Arthrose beschrieben [10]. Über noch höhere Arthroseraten berichteten Scheller et al. [11], die radiologische Gelenkveränderungen bei 65% der Patienten nach 7 Jahren und bei 87% der Patienten nach 12 Jahren feststellten. Zusätzlich zeigte sich bei dieser Untersuchung im Lysholm-Score eine Verschlechterung der Patientenaktivität. Das Ausmaß der Meniskusresektion scheint einen direkten Einfluss auf die Arthroseprognose zu besitzen [12].

Tierexperimentelle Untersuchungen bestätigten gleichfalls das erhöhte Arthroserisiko nach einer Meniskusresektion. Little et al. [13] stellten in einem Schafmodell fest, dass bereits 6 Monate nach lateraler Meniskusresektion histomorphologische und immunhistochemische Veränderungen am Knorpel auftraten. Bedenkt man, dass der Außenmeniskus zu ca. 50–70% und der Innenmeniskus bis zu 50% für die femorotibiale Lastübertragung verantwortlich sind, scheint der Knorpel diesem mechanischen Anspruch nicht gerecht zu werden [14, 15, 16]. Im Falle einer lateralen Meniskusresektion nimmt die maximale Druckbelastung immerhin um ca. 300% zu [16].

Basierend auf einer Literaturanalyse von Bellabarba et al. [3] wird angenommen, dass 71% der medialen und 40% der lateralen Meniskusläsionen, die mit einer akuten vorderen Kreuzbandruptur assoziiert sind, für eine Naht geeignet erscheinen. Bei chronischer vorderer Kreuzbandruptur verringert sich die Nahtfähigkeit auf 54% am medialen und auf 26% am lateralen Meniskus. Entsprechend der Klassifikation von Cooper et al. [17] treten 60,7% der akuten traumatisch bedingten Meniskusläsionen im peripheren Meniskusbereich (Zonen 0 und 1) auf. Zone 2 war bei 37,6% der Läsionen betroffen. Diese Ergebnisse belegen, dass eine große Anzahl der Meniskusrisse im vaskulären Bereich liegen.

Resektion oder Naht?

Nimmt man die Daten von Poehling et al. [2] und Cooper et al. [17] zur Grundlage, scheint eine gewisse Diskrepanz zwischen der bisher berichteten Häufigkeit einer Meniskusnaht (10%) und der Häufigkeit von Läsionen, die als nahtfähig befundet werden (ca. 30%). Neuere Fadennahtinstrumente wie der Meniscal Clinch® von Arthrex, der FastFix® von Smith & Nephew oder der MaxFire® von Biomet werden evtl. dazu beitragen, dass die Meniskusnaht häufiger vorgenommen wird.

Nachdem die essenzielle Bedeutung der Menisken für das Kniegelenk erkannt wurde und klinische Studien die Auswirkung von Meniskusresektionen belegen, scheint das operative Management von Meniskusverletzungen einen Wandel zur Meniskusnaht und damit zum Meniskuserhalt zu erfahren. Die Meniskuschirurgie hat in den vergangenen Jahren deutlich an Bedeutung gewonnen.

Die vorliegende Ausgabe befasst sich mit Grundlagen, Tipps und Tricks sowie klinischen Ergebnissen nach Meniskusnaht. Weiterhin werden alternative Möglichkeiten wie Meniskusersatz und allogene Meniskustransplantate diskutiert.

Roland Becker, Christian Fink