Unser medizinisches Wissen steigt permanent mit ca. 20.000 publizierten Studienzahlen pro Jahr und gegenwärtig ca. 45.000 Studien in Durchführung [1]. Dieses Wissen bietet die Basis für unsere evidenzbasierte Medizin. In der Praxis wird das Wissen allerdings nur rudimentär genutzt, was an der mangelnden Aufbereitung und Organisation dieser Wissensfülle liegen kann. Reviews und Metaanalysen werden hier immer bedeutsamer, um die Wissensfülle für die Klinik nutzbar zu machen.

Studien stellen mittlerweile erhebliche Anforderungen in ethischer, konzeptioneller und v. a. auch ökonomischer Hinsicht. Nicht alle Fragestellungen werden mehr durch Studien hinterfragt – ein Fakt, der uns im evidenzbasierten Denken Probleme macht.

Gleichzeitig leben das Fach Orthopädie und die orthopädische Chirurgie vom Wissen und von der Erfahrung auch niedrigschwelliger Evidenz. Die Spezialisierung, die das Fach mittlerweile dominiert, bietet einen großen Freiraum für Expertenmeinungen.

Der Orthopäde will sich diesen Entwicklungen anschließen und unterschiedlichen Evidenzniveaus unterschiedlichen Raum in den nächsten Heftgenerationen geben. Dabei sollen sowohl Studien höchster Evidenzstufe genauso wie Expertenmeinungen zum Tragen kommen – allerdings in unterschiedlichem Umfang.

Mit diesem Heft starten wir das neue Konzept und bieten längere Beiträge, die Studien, Reviews und Metaanalysen mit hohem Evidenzlevel präsentieren. Für die internationale Sichtbarkeit werden hier auch englischsprachige Publikationen aufgenommen. Diese werden mit kürzeren Beiträgen kombiniert, die eher niedrigschwellige Evidenz repräsentieren, für die orthopädische Praxis als Diskussionsbeitrag zum Nachdenken aber eine große Bedeutung haben.

Wir glauben, dass die bewährten Themenhefte vom neuen Konzept sehr profitieren werden. Autoren von komplexen Studien erhalten ihren gebührenden Stellenwert, hilfreiche Expertenmeinungen werden kürzer verfasst, bieten dem Autor die Möglichkeit, einfacher zu publizieren, und sind im Evidenzniveau ebenso unverwechselbar identifizierbar.

Viel Freude beim Lesen wünschen

Henning Windhagen und Rüdiger von Eisenhardt-Rothe