Zusammenfassung
Die Anwendungsmöglichkeiten des EOS-Imaging sind vielfältig und besonders für die Diagnostik und Planung von operativen Eingriffen bei komplexen orthopädischen Krankheitsbildern nützlich. Indiziert ist hier v. a. die Anwendung in der Beurteilung von Deformitäten oder Fehlstellungen im Bereich der Wirbelsäule, des Beckens, hier auch in der prä- und postoperativen Beurteilung und Planung der Hüft- und Knieendoprothetik, und der unteren Extremitäten. Erstmals besteht die Möglichkeit, eine haltungsbezogene Ganzkörperuntersuchung unter Belastung durchzuführen, um auch Auswirkungen einer geplanten Operation auf das „Restskelett“ und die hierdurch zu erzielende Haltungsveränderung des Patienten zu antizipieren. Im Vergleich zu etablierten radiologischen Untersuchungsmethoden wie Röntgen oder Computertomographie, wird der Patient zudem einer deutlich geringeren Strahlenbelastung ausgesetzt, was auch eine Anwendung bei kinderorthopädischen Fragestellungen sinnvoll macht.
Abstract
The application spectrum of the EOS imaging acquisition system is versatile. It is especially useful in the diagnostics and planning of corrective surgical procedures in complex orthopedic cases. The application is indicated when assessing deformities and malpositions of the spine, pelvis and lower extremities. It can also be used in the assessment and planning of hip and knee arthroplasty. For the first time physicians have the opportunity to conduct examinations of the whole body under weight-bearing conditions in order to anticipate the effects of a planned surgical procedure on the skeletal system as a whole and therefore on the posture of the patient. Compared to conventional radiographic examination techniques, such as x-ray or computed tomography, the patient is exposed to much less radiation. Therefore, the pediatric application of this technique can be described as reasonable.
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Firmenangaben. http://www.eos-imaging.com
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Interessenkonflikt
T. Tarhan, D. Froemel und A. Meurer geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Dieser Beitrag beinhaltet keine Studien an Menschen oder Tieren.
CME-Fragebogen
CME-Fragebogen
Die Strahlenexposition durch eine EOS-Untersuchung …
wird durch simultane Anwendung beider Strahlenquellendetektorpaare im Vergleich zu einzelner Anwendung verdreifacht.
erlaubt einen sorgenfreien Umgang mit dieser neuartigen Untersuchungstechnik.
wird mittels des Microdose-Untersuchungsprotokolls im Vergleich zum vorherigen EOS-Untersuchungsprotokoll etwas erhöht.
begründet die weitere Bevorzugung der CT-Diagnostik beim Ausmessen von Beinlängendifferenzen.
ist nur bei gleicher Fragestellung vergleichbar mit anderen radiologischen Untersuchungen.
Welche Möglichkeit besteht, die Untersuchungs- und Auswertungsqualität einer EOS-Untersuchung zu verbessern?
Positionierung der Füße mit Abstand zueinander in der Sagittalebene bei lateraler EOS-Untersuchung
Anheben eines Beines
Durchführung der Untersuchung im Rollstuhl
Bewegungen des Patienten bei der Untersuchung zulassen
Seitliches Anlegen der Arme an den Körper bei lateraler Untersuchung der Wirbelsäule
Welche(s) Krankheitsbild bzw. Deformität/Fehlstellung stellt eine Indikation zur Durchführung einer EOS-Untersuchung dar?
Ossär metastasiertes Mammakarzinom
Osteoporose
Idiopathische Skoliose
Pseudarthrosenbeurteilung
Frakturheilung beim wachsenden Skelett
Ein Nachteil des EOS-Imaging ist, …
dass nur 2-dimensionale Untersuchungen zuverlässig durchgeführt werden können.
dass die Untersuchung im Liegen erfolgen muss, um Artefakte zu verhindern.
dass 3-dimensionale Untersuchungen bisher auf die Beurteilung von Beckendeformitäten beschränkt sind.
dass ein exaktes Ausmessen von Beindeformitäten durch eine Überlagerung der Beine in der seitlichen Projektion erschwert sein kann.
dass ein Screening auf Knochentumoren oder -metastasen nach heutigem Stand noch nicht verlässlich durchführbar ist.
Ein großer Vorteil des EOS-Imaging ist …
die Unabhängigkeit der Untersuchung von der Compliance des Patienten.
die Reduzierung der Strahlenbelastung einer Wirbelsäulenganzaufnahme im Vergleich zur CT-Untersuchung um 30 %.
die verlässliche Diagnostik aller vorliegenden Skelettfrakturen.
die Möglichkeit einer Ganzkörperuntersuchung in physiologischer Körperhaltung in einem Scan.
die Unabhängigkeit der Auswertungsqualität von einliegenden Implantaten oder Prothesen.
Welche Parameter lassen sich in der postoperativen Untersuchung von Patienten nach Implantation einer Hüfttotalendoprothese mit EOS-Imaging sicher beurteilen?
Diagnostik einer Lockerung der Prothese
Beurteilung von periprothetischen Frakturen
Bestimmung der Pfannenanteversion und -inklination
Beurteilung von Abriebgranulomen
Bestimmung der verwendeten Pfannen-Kopf-Gleitpaarung
Es wird Ihnen ein minderjähriger Patient mit idiopathischer Skoliose zugewiesen. Wie können Sie die Eltern und den Patienten hinsichtlich EOS-Diagnostik beraten?
Die Bestimmung des Cobb-Winkels ist präoperativ möglich, jedoch nicht postoperativ aufgrund der einliegenden Implantate.
Die 3-dimensionale Fehlstellung der skoliotischen Wirbelsäule kann mittels EOS-Imaging aus 360 °-Sicht beurteilt werden.
Ein Wirbelsäulenscan dauert etwa 35 min.
Die Strahlenbelastung kann bei Kindern mittels Microdose-Untersuchungsprotokoll um den Faktor 2 bis 3 reduziert werden.
Die axiale Rotation des Scheitelwirbels kann leider nur eingeschränkt berechnet werden.
Wie lange sollten Patienten zur Vermeidung von Bewegungsartefakten in der Lage sein, die Position einzuhalten?
10–45 s
1 s
10 min
30 min
60 min
Wie können Sie Patienten über das EOS aufklären?
Für die Anwendung bei Kindern ist die Strahlenbelastung immer noch zu hoch.
Das EOS bietet die ideale Bildgebung zur Feststellung von Knochentumoren.
Eine EOS-Ganzkörperaufnahme dauert im Durchschnitt 30–45 s.
Die Auswertung einer Untersuchung dauert in der Regel 45 min.
Mit EOS lässt sich gut die Knochendichte bestimmen.
Ein Patient hat in einer Zeitschrift von der geringen Strahlenbelastung bei EOS-Imaging gelesen und geht davon aus, dass es für vielfältige Diagnosen genutzt werden kann. Was können Sie ihm hinsichtlich der Anwendung und Indikationen mitteilen?
Eine Beurteilung der Prothesenkomponenten nach Implantation einer Knietotalendoprothese hinsichtlich der Rotation ist mit EOS-Imaging nicht möglich.
Das EOS-Imaging ist zur Beurteilung von Pseudarthrosen in Deutschland zugelassen.
Das EOS-Imaging ist für die Frakturdiagnostik in Deutschland aktuell nicht zugelassen.
Skoliosen können mittels EOS-Imaging nur 1-dimensional dargestellt werden.
Eine Osteoporose lässt sich mittels EOS-Imaging sicher ausschließen.
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Tarhan, T., Froemel, D. & Meurer, A. EOS-Imaging. Orthopäde 44, 977–988 (2015). https://doi.org/10.1007/s00132-015-3186-9
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DOI: https://doi.org/10.1007/s00132-015-3186-9