Aufklärung über Schwangerschafts- und geburtsbedingte Veränderungen des weiblichen Beckenbodens aus urogynäkologischer Sicht

Zusammenfassung

Die Betrachtung möglicher negativer Folgen von Schwangerschaft und Geburt auf den weiblichen Beckenboden muss in den Gesamtkontext der Vor- und Nachteile einer elektiven Sectio eingebettet werden und stellt somit nur einen kleinen Baustein im Gesamtbild dar. Andere mütterliche und neonatale Auswirkungen müssen hierbei berücksichtigt und gegeneinander abgewogen werden. Bei unauffälliger Schwangerschaft und fehlendem Risikoprofil für urogynäkologische Erkrankungen stellt die elektive Sectio zur Beckenbodenprotektion keine Behandlungsalternative dar und muss daher auch nicht explizit als solche benannt werden. Die sich immer weiter entwickelnde Analyse von Risikofaktoren und -profilen hilft allen Beteiligten aber, werdende Mütter zu identifizieren, bei denen die langfristige Verwirklichung nachhaltiger Veränderungen an ihrem Beckenboden so wahrscheinlich wird, dass sie einem Risikokollektiv zugeordnet werden müssen. Diesen Frauen sollte klar kommuniziert werden, dass es ein wichtiges Ziel ist, die präpartale Funktionsfähigkeit ihres Beckenbodens wieder zu erreichen und dass sich dies möglicherweise aufwendiger gestaltet, als bei einer Frau, die keinerlei Risikofaktoren für Beckenbodenprobleme mit sich bringt. In diesen Risikofällen sollte die elektive Sectio Teil des Aufklärungsgesprächs sein, um der werdenden Mutter im Sinne einer partizipativen Entscheidungsfindung unterstützend zur Seite zu stehen. Hierbei spielen Selbstbestimmung und langfristige Familienplanung eine wichtige Rolle.

Abstract

Consideration of the potentially negative impact of pregnancy and childbirth on the female pelvic floor must be embedded into the broad context of advantages and disadvantages of elective Cesarean section. Other maternal and fetal morbidities must be taken into account and weighed up against each other. In case of an uncomplicated pregnancy and the absence of a risk profile for pelvic floor disorders, elective Cesarean does not represent an eligible alternative to vaginal birth for pelvic floor protection. Therefore, Cesarean does not have to be mentioned in the informed consent discussion in these cases. However, ongoing analyses of risk factors might help health care providers to identify women at a higher risk for pelvic floor disorders. In these cases, the potential negative impact of vaginal birth should be part of a risk-adapted consultation clearly focusing on restoring pelvic floor function after birth back to the antenatal status if possible, which may be more difficult than in women without risk factors. Elective Cesarean should be part of this consultation in these at-risk women, to support them in the sense of shared decision-making. Self-determination and long-term family planning issues are of major importance in this context.