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Eine extrem strenge Blutzuckerkontrolle war vor einigen Jahren das Primat der Behandlung des Diabetes mellitus in der Schwangerschaft. Gian Domenico Roversis Konzept der Maximal Tolerated Dose (MTD) of Insulin [1] mit Einstellung am Rande der Hypoglykämie war nicht ungefährlich. Diese Probleme sind inzwischen nicht mehr Thema. Heute stehen andere Aspekte im Vordergrund.

Die Arbeitsgruppe um Marco Bueter kümmert sich um Frauen, die wegen morbider Adipositas mit einer bariatrischen Operation therapiert werden, zumeist mittels Roux-en-Y-Magenbypass (RYGB) oder Sleeve-Gastrektomie (SG, Schlauchmagen). In der Schwangerschaft gilt es, mit den Folgen derartiger Maßnahmen adäquat umzugehen, so z. B. den erwünschten und durch Operation erreichten Mangelzustand zugunsten des Kindes auszugleichen. Dafür bedarf es spezifischer Kenntnisse wie auch bezüglich schwangerschaftsspezifischer postoperativer Komplikationen.

Ebenso geht es um Schwangerschaften nach PCOS, insbesondere unter Therapie mit Metformin. Susanne Tan und Ute Schaefer-Graf befassen sich mit dieser häufigsten hormonellen Störung fertiler Frauen. Es wird dabei klar, dass das untoxische Metformin zwar keinen pauschalen, aber einen individuellen Nutzen für Frauen mit PCOS ohne oder mit begleitender diabetischer Stoffwechsellage und/oder Adipositas haben kann. Metformin-exponierte Kinder von Müttern mit GDM profitieren mit einer Risikoreduktion für Makrosomie – allerdings bei einigen Unklarheiten über langfristige Folgen. Somit stehen individuelle Aufklärung und Beratung im Zentrum der Therapie.

Individuelle Aufklärung und Beratung stehen im Zentrum der Therapie

Die Arbeitsgruppe von Katharina Quack-Lötscher befasst sich mit Therapiestrategien, einigen zentralen Eckpfeilern der Betreuung von Schwangeren mit Diabetes, die von den Betroffenen selbst umsetzbar sind. Dabei stehen die Lifestyle-Modifikationen im Vordergrund. Neben einer adäquaten Bewegungstherapie steht eine ausgefeilte individuelle Ernährungsberatung im Zentrum der Bemühungen in der Schwangerschaft, während die Behandlung einer Adipositas die noch größeren Effekte vor einer Schwangerschaft zur Folge hat.

Irene Hösli und Katharina Redling widmen sich in ihrem Beitrag der Geburtsplanung bei Diabetes. Um noch einmal historisch zu werden: Die Geburtsplanung ist nicht mehr durch die Flucht vor dem intrauterinen Fruchttod in die Frühgeburt entsprechend der White-Klassifikation [2] dominiert, sondern versucht, die intrauterinen nützlichen Reifeprozesse sich möglichst lange entfalten zu lassen. Dazu bedarf es der rechtzeitigen Planung des Geburtsorts, der Geburtsform und des Geburtszeitpunkts. Außerdem braucht es eine optimale peripartale Überwachung mit intrapartaler Blutzuckereinstellung und nicht zuletzt eine perfekte postnatale Betreuung von Mutter und Neugeborenem.

Das sind wichtige Aspekte eines modernen Umgangs mit Frauen, die trotz Stoffwechselproblemen erfolgreich gesunde Kinder bekommen möchten.