figure z

Rückblick

So vielschichtig wie das Fachgebiet Urologie, so vielschichtig stellt sich auch die urologische Forschung und die daraus resultierenden Möglichkeiten für eine Umsetzung der resultierenden Ergebnisse in die klinische und diagnostische Praxis dar. Nicht zuletzt mit hochkarätig besetzten Hauptvorträgen widmeten Tagungspräsidentin PD Dr. rer. nat. Anja Rabien aus Berlin und Tagungspräsident Prof. Dr. med. Philipp Erben aus Mannheim (Abb. 1) das gesetzte Programm des 12. AuF-Symposiums der bedeutenden und bisweilen weniger beachteten Herausforderung, die Brücke von der Laborbank in die Anwendung zu schlagen und Erfolg versprechende Ergebnisse aus universitären Forschungsprojekten gemeinsam mit der pharmazeutischen und medizintechnischen Industrie umzusetzen. Dabei wurden verschiedene relevante Frage- und Problemstellungen definiert und diese sowohl aus der Perspektive von Forschenden aus Kliniken und Laboren als auch von Managern der pharmazeutischen Industrie und aus den Bereichen Patentrecht und Ethik mit einem ebenso interdisziplinären Teilnehmerkreis aus Urologie, Pathologie und Naturwissenschaften erörtert.

Abb. 1
figure 1

Die Tagungspräsidenten des 12. AuF-Symposiums 2021 in Berlin: von links Prof. Dr. med. Philipp Erben, Urologisches Forschungszentrum an der Klinik für Urologie und Urochirurgie der Universitätsmedizin Mannheim und PD Dr. rer. nat. Anja Rabien, Urologische Forschungsabteilung an der Klinik für Urologie der Charité – Universitätsmedizin Berlin

Bevor die als Präsenzveranstaltung geplante Tagung aber überhaupt an den Start konnte, grätschte den Veranstaltern der Arbeitsgruppe urologische Forschung erneut das Coronavirus – diesmal in Form der Delta-Variante – ins Konzept. Die im November 2021 rasant gestiegenen Inzidenzzahlen veranlasste die AuF- und DGU-Verantwortlichen dazu, kurzfristig ein Hybridformat auf die Beine zu stellen, um so in letzter Minute doch noch eine Teilnahme für alle Referent*innen und Registrierten zu ermöglichen. Tatsächlich nutzten über 60 Teilnehmer*innen das spontan angebotene Online-Format und immerhin rund 50 Personen scheuten die Anreise nach Berlin nicht und nahmen am Symposium teil (Abb. 2). Dank der professionellen technischen Umsetzung des Hybridformats durch die Firma Serbiss konnten auch die „aus dem off“ präsentierten Vorträge in bester Qualität live in den Hörsaal des Kaiserin Friedrich-Hauses in Berlin übertragen und sowohl die vor Ort vorgetragenen als auch die gestreamten Beiträge interaktiv mit allen Präsenz- und Online-Teilnehmenden ebenso live diskutiert und erörtert werden.

Abb. 2
figure 2

Unter Beachtung der 2G-Regelung und eines Hygienekonzepts besuchten rund 50 Teilnehmer*innen das 12. AuF-Symposium im Kaiserin Friedrich-Haus der Kaiserin Friedrich-Stiftung für das ärztliche Fortbildungswesen in Berlin und verhinderten durch ihre Präsenz eine Geisterveranstaltung

Nach Eröffnung des 12. AuF-Symposiums durch die Tagungspräsidenten PD Dr. Anja Rabien und Prof. Dr. Philipp Erben sowie durch den neuen Leiter des Ressorts Forschungsförderung im DGU-Vorstand und Vorsitzenden der AuF, Prof. Dr. Axel Haferkamp, präsentierten und diskutierten die Referent*innen und Posterautoren ihre vielfältigen über Abstracts eingereichten Beiträge zu den Metathemen translationale Urologie, Technologietransfer, Mechanismen und molekulare Grundlagen, Epigenetik, molekulare Mechanismen der Tumorprogression, Biomarker und diagnostische Modelle und neue Therapieansätze. Die Abstracts dieser wissenschaftlichen Beiträge finden Sie im Anschluss an diesen Rückblick.

Im gesetzten Programm berichtete zunächst Prof. Arkadiusz Miernik als geradezu vorbildliches Beispiel für erfolgreiche translationale Forschung und Entwicklung im Bereich Medizintechnik über seine Erfahrungen, eigene Projekte aus der Laborphase in die klinische Anwendung zu überführen. Dabei zeigte er an Beispielen der Freiburger Sektion für Urotechnologie neben der Bedeutung wichtiger und richtiger Kooperationspartner auch den steten Konflikt von „publish or patent“ und mögliche Lösungswege auf. Passend dazu erläuterte der Patentanwalt Dr. Hans-Dieter Jostarndt aus Aachen die besonderen Herausforderungen und Chancen von Patentanmeldungen und Patenten sowohl für die eigene akademische Karriere als auch für die wirtschaftliche Anwendung von Forschungsergebnissen. Wichtig dabei: Patente und Publikationen schließen sich nicht zwangsläufig aus, sondern führen in geeigneter sukzessiver Abfolge sogar zu einem Mehrwert für den wissenschaftlichen Impact der Forschenden. Weitere Beispiele für die Umsetzung von technischen und molekularbiologischen Innovationen wurden u. a. von Dr. Dimitri Barski aus Neuss zum Tissue Engineering mit Amnion-Allotransplantaten bei radikaler Prostatektomie, von Prof. Dr. Per Sonne Holm aus Innsbruck zu einem Virotherapiekonzept für die Uroonkologie, von Frau cand. med. Christina Meisl aus Berlin zu einer Diagnostik-App zur Detektion von Harnblasenkarzinomen, von Prof. Dr. Michael Muders aus Bonn zur Etablierung einer Compagnion-Diagnostics zur Anti-Neuropilin-2-Therapie des Prostatakarzinoms oder von Prof. Dr. Hendrik Fuchs aus Berlin zum Einsatz von Triterpenoiden als Mittel zur kontrollierten endosomalen Wirkstofffreisetzung in viel diskutierten Beiträgen vorgestellt.

Die klinisch-pharmazeutischen Neuentwicklungen des zurückliegenden Jahres inklusiv Darstellung der aktuellen Studienlage zu den großen urologischen Tumorentitäten Urothelkarzinom, Prostatakarzinom und Nierenzellkarzinom wurden in fundierten State-of-the-art-Referaten von Prof. Dr. Tilman Todenhöfer aus Tübingen, Prof. Dr. Christian Schwentner aus Stuttgart, Prof. Dr. Georgis Gakis aus Würzburg, Prof. Dr. Isabel Heidegger aus Innsbruck, PD Dr. Jozefina Casuscelli aus München, Prof. Dr. Steffen Rausch aus Tübingen und Prof. Dr. Jonas Busch aus Berlin präsentiert.

Eine interessante und vielversprechende Möglichkeit zur Unterstützung bei der Translation von Forschungsergebnissen bietet universitären Arbeitsgruppen das weltweit agiernede Netzwerk SPARK, das durch Prof. Dr. Franz Theuring aus Berlin von der SPARK-Division Deutschland vorgestellt wurde. Neben dem Angebot von Mentoring und Weiterbildung im Entrepreneurship nutzt das Netzwerk seine vielfältigen interdisziplinären Kontakte, um für evaluierte Projekte Anschlussfinanzierungen und geeignete potente industrielle Partner zu vermitteln. Korrespondierend dazu definierte Dr. Reiner Class aus Braine-L’Alleud die Voraussetzungen und Meilensteine für ein erfolgreiches Pharma-Partnering. So wurde der langwierige Prozess von der Idee zum Medikament einmal aus der Sicht von „Big Pharma“ skizziert und dabei eben auch die wichtige Rolle der Academia hervorgehoben, deren Kooperationen mit der Industrie letztlich die Grundlage von mehr als der Hälfte aller pharmazeutischen Produktentwicklungen bilden. Den Kontext übergreifend referierte der Berliner Bioethiker Prof. Dr. Dr. Daniel Strech über die ethischen Herausforderungen einer kommerziell motivierten Forschung und personalisierten Medizin.

Einen abschließenden Höhepunkt des Symposiums bildete wie jedes Jahr die Verleihung der wissenschaftlichen Preise (Abb. 3). Dabei wurden zwei von der DGU gestiftete und mit je 500 € dotierte AuF-Preise für die Präsentationen exzellenter Forschungsarbeiten sowie ein aus dem Nachlass des Namensgebers gestifteter Max Kemper-Preise in Form eines Reisestipendiums zum nächsten AuF-Symposium für herausragende Newcomer-Beiträge vergeben. Mit einem ebenfalls von der DGU gestifteten und mit 500 € dotierten Uropathologiepreis wurde zum zweiten Mal eine dritte Preiskategorie des AuF-Symposiums aufgerufen. Die AuF-Preise erhielten Frau M.Sc. Anna Bartkowiak (V2.3) aus der Klinik für Urologie des Universitätsklinikums Düsseldorf und Frau cand. med. Christina Meisl (V1.3) aus der Klinik für Urologie der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Der Max Kemper-Preis ging an Frau M.Sc. Carla Steinhauser (P2.9) aus der Klinik und Poliklinik für Urologie des Universitätsklinikums Dresden und der Uropathologiepreis an Herrn Dr. med. Franz Dreßler (V4.1) aus dem Institut für Pathologie des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein in Lübeck. Herzlichen Glückwunsch an alle Preisträger!

Abb. 3
figure 3

Preisträger des 12. AuF-Symposiums: von links Dr. med. Franz Dreßler (Uropathologiepreis), Institut für Pathologie des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, Lübeck; M.Sc. Carla Steinhauser (Max Kemper-Preis), Klinik und Poliklinik für Urologie des Universitätsklinikums Dresden; Dr. rer. nat. Margaretha Skowron stellvertretend für M.Sc. Anna Bartkowiak (AuF-Preis), Klinik für Urologie des Universitätsklinikums Düsseldorf; cand. med. Christina Meisl (AuF-Preis), Klinik für Urologie, Charité – Universitätsmedizin Berlin

Die Programmkommission und das Organisationsteam des 12. AuF-Symposiums um Prof. Dr. Philipp Erben, PD Dr. Anja Rabien und Dr. Christoph Becker stellten ein abwechslungsreiches und spannendes wissenschaftliches Programm zusammen und sorgten für entspannte Abendveranstaltungen an traditionellen Lokalitäten im Herzen Berlins.

Thema, Termin und Ort des nächsten AuF-Symposiums 2022 stehen bereits fest: Das 13. AuF-Symposium wird zum Themenschwerpunkt „Wissenstransfer: Forschung – Translation – Klinik“ ausgerichtet. Die Tagung findet vom 17. bis 19. November 2022 im Haus der Kirche „Kreuz + Quer“ in Erlangen statt (Abb. 4). Wissenschaftliche Ausrichter sind Prof. Dr. rer. nat. Undraga Schagdarsurengin aus der Klinik für Urologie, Kinderurologie und Andrologie des Universitätsklinikums Gießen und PD Dr. med. Frank Kunath aus der Urologischen und Kinderurologischen Klinik des Universitätsklinikums Erlangen. Aktuelle Informationen zu Sitzungen, Abstract-Einreichung und Referenten werden zeitgerecht über die DGU-Medien bekannt gegeben und sind sukzessive auf der Seite http://auf-symposium.dgu.de nachzulesen.

Abb. 4
figure 4

Ankündigung des 13. AuF-Symposiums 2022 in Erlangen

Nicht zuletzt möchte sich die Arbeitsgruppe urologische Forschung der DGU für das Engagement ihrer Sponsoren bedanken, die dem AuF-Symposium auch in dieser andauernden Pandemiesituation erneut die Treue gehalten und mit ihrer Unterstützung diesen Hybridkongress erst möglich gemacht haben!