Patientenanamnese, Aufnahme in Behandlungsgruppen und Vitalparameter
Insgesamt wurden 100 Patienten in die Studie eingeschlossen, von denen 4 Patienten rückwirkend aus der Studie ausgeschlossen wurden, da sie die Einschlusskriterien nicht erfüllten oder als Patienten der Monotherapiegruppe ein Antibiotikum während der ersten Therapiewoche erhielten. Das Kollektiv umfasst querschnittgelähmte Patienten mit neurogener Blasenfunktionsstörung, insgesamt wurden Daten von 96 katheterisierten Patienten mit HWI erhoben. In Tab. 1 sind demographische Daten sowie spezifische Anamnese angegeben.
Tab. 1 Demographische Daten und spezifische Anamnese Die statistischen Kenngrößen für Alter, Größe und Gewicht wurden stratifiziert innerhalb der einzelnen Behandlungsgruppen von insgesamt 96 Patienten berechnet. Das Alter der Patienten in der Stichprobe betrug im Median (Interquartilabstand) 59,0 (43,0–70) Jahre und war zwischen den Behandlungsgruppen signifikant verschieden (p = 0,015; Kruskal-Wallis-Test). In der Gruppe mit Antibiotikagabe lag der Altersmedian mit 67,0 (56,0–76,0) Jahren höher als in den anderen beiden Behandlungsgruppen Monotherapie (52,0 [41,0–67,0] Jahre, p = 0,008, Wilcoxon-Test) und Add-on-Therapie (55,0 [43,5–65,0] Jahre, p = 0,029 Wilcoxon-Test). Somit besteht bezogen auf das Alter der Patienten eine inhomogene Verteilung. Weitere Inhomogenitäten finden sich nicht. Die Mediane der Größen- und Gewichtsangaben waren in den Behandlungsgruppen nahezu gleich. Die Geschlechterverteilung zwischen den Behandlungsgruppen war gleich (p = 1,000; exakter Fisher-Test).
Die Vitalparameter Blutdruck, Herzfrequenz und Körpertemperatur lagen bei allen Behandlungsgruppen mit einem Median (Interquartilabstand) von 120,0 (110,0–123,5)/70,0 (65,0–80,0) mm Hg, 80,0 (72,0–83,0) Schlägen pro Minute und 36,7 °C (36,5–36,8 °C) im Normbereich. Es lagen keine signifikanten Unterschiede zwischen den Behandlungsgruppen vor.
In Tab. 2 sind die Vitalparameter stratifiziert nach Behandlungsgruppe dargestellt:
Tab. 2 Vitalparameter stratifiziert nach Behandlungsgruppe Einsatz von Antibiotika und Mikrobiologie
Im Gegensatz zu unkomplizierten HWI findet sich in dem Patientenkollektiv bei Therapiebeginn ein abweichendes Erregerspektrum. Zusätzlich zu üblichen Erregern wie Escherichia coli (28,1 %) finden sich hier auch Klebsiella pneumoniae (34,4 %) und Pseudomonas aeruginosa (17,7 %; s. Attachment 2). Es erfolgte eine problemadäquate Behandlung mit entsprechenden Antibiotika: Fluorchinolone (50,9 %), ß‑Lactam-Antibiotika (28,1 %), Nitrofuranderivate (10,5 %) sowie Fosfomycin (8,8 %; s. Attachment 3).
Wirksamkeit der Medikation
Der Therapieerfolg wurde bei den Visiten durch den Nachweis von Bakterien im Urin überprüft. Unter reiner Antibiotikatherapie (n = 29) und unter Add-on-Therapie (n = 28) waren 100 % der HWI im Mittel nach 9 Tagen (Antibiotikagruppe) bzw. 10,5 Tagen (Add-on-Gruppe) ausgeheilt. Unter der Monotherapie (b = 39) waren 46,2 % der HWI im Mittel nach 28 Tagen ausgeheilt (Tab. 3). Drei Patienten (7,3 %), die mit Monotherapie behandelt wurden, waren wegen einer Entlassung aus der Klinik frühzeitig ohne geheilten HWI aus der Beobachtung ausgeschieden. Weitere 15 Patienten der Monotherapiegruppe bekamen im Verlauf der Behandlung des ersten akuten HWI zusätzlich ein Antibiotikum verabreicht. Bei 3 Patienten der Monotherapiegruppe war der HWI innerhalb der gesamten Beobachtungsperiode nicht geheilt (s. Attachment 1). Somit verblieben in der Monotherapiegruppe 18 Patienten für weitere Untersuchungen.
Tab. 3 Patientenanzahl pro Therapiegruppe und Häufigkeitsverteilung und Dauer der Heilung des HWI Rezidivraten im Beobachtungszeitraum in den Behandlungsgruppen
Im Verlauf der Beobachtung entwickelten von den bereits abgeheilten Fällen (75 Patienten) 9 von 18 Patienten (50,0 %) aus der Monotherapiegruppe, 14 von 28 Patienten (50,0 %) aus der Add-on-Gruppe sowie 23 von 29 Patienten (79,3 %) aus der Antibiotikagruppe ein erneutes Rezidiv (Tab. 4). Der Unterschied ist zugunsten der Add-on-Therapie signifikant gegenüber der Antibiotikatherapie (p = 0,028, exakter Fisher-Test). Der Unterschied in den Rezidivraten zwischen Monotherapie und Antibiotikatherapie verfehlte die statistische Signifikanz knapp (p = 0,055, exakter Fisher-Test).
Tab. 4 Rezidivrate innerhalb des Beobachtungszeitraums Ein zweites Rezidiv wurde bei 2 (7,1 %) Patienten aus der Add-on-Gruppe und 3 (10,3 %) Patienten der Antibiotikagruppe beobachtet. Die Unterschiede sind nicht statistisch signifikant (p = 0,436).
Entzündungsparameter im Blut im Verlauf des Beobachtungszeitraums
Das C‑reaktive Protein (CRP) als ein unspezifischer Marker für eine Entzündung im Körper, gibt Aufschluss über die Schwere der Entzündung und die Wirkung einer antientzündlichen Therapie. Die Mediane des erhobenen CRP sind in Abb. 2a zusammengefasst.
Veränderte Leukozytenwerte im Blut können auf viele Erkrankungen hindeuten. Im klinischen Alltag dienen sie meist als Hinweis für entzündliche Prozesse. Die Mediane der erhobenen Leukozytenzahlen sind in Abb. 2b angegeben. CRP- und Leukozytenwerte sind in Attachment 4 dargestellt.
CRP (mg/l).
Der Median (Interquartilabstand) des CRP-Wertes war zu Beginn der Beobachtung (Tag 0) in der Antibiotikagruppe am höchsten (17,65 (9,70–57,85) mg/l) und in der Monotherapiegruppe am niedrigsten (5,60 [2,40–19,00] mg/l). Zum Zeitpunkt B‑2, Tag 7 (±1) glichen sich die CRP-Mediane in der Add-on-Gruppe und in der Antibiotikagruppe nahezu an (11,40 [4,60–29,30] mg/l und 13,00 [6,10–24,80] mg/l). Der Median der Monotherapiegruppe lag etwas höher (21,70 [7,70–39,00] mg/l). Zum Zeitpunkt B‑3, Tag 14 (±1) sank der CRP-Median in der Add-on-Gruppe auf 9,40 (3,70–17,80) mg/l, in der Monotherapiegruppe auf 14,00 (5,05–18,60) mg/l. In der Antibiotikagruppe blieb er nahezu gleich mit 12,75 (6,15–4,80) mg/l. Der Referenzbereich für CRP liegt bei <3 mg/l. Wie aus Abb. 2a ersichtlich, konnte der Referenzbereich in keiner Gruppe erreicht werden. Insbesondere in der Gruppe mit reiner Antibiotikagabe waren die Werte mehr als 10-fach höher. Der Verlauf der CRP-Werte belegt, dass in der Monotherapiegruppe eine deutliche antientzündliche Wirkung erzielt wird. Dieser Trend setzte sich über die Dauer der Therapie fort.
Leukozyten (G/l).
Der Median der Leukozytenzahl zu Beginn der Beobachtung (B-1) lag in der Antibiotika-Gruppe mit 7,43 (6,21–9,84) G/l höher als in der Monotherapiegruppe (6,30 [4,94–8,59] G/l) bzw. in der Add-on-Gruppe (6,64 [5,49–8,18] G/l). Im Beobachtungsverlauf zeigen sich keine sichtbaren Trends mit Mediane zwischen der Monotherapiegruppe (6,30 G/l–9,07 G/l), der Add-on-Gruppe (5,40 G/l–8,30 G/l) und der Antibiotikagruppe (6,88 G/l–7,43 G/l). Der Referenzbereich für Leukozyten im Blut liegt zwischen 3,9 und 10,2 G/l. Insgesamt betrachtet liegt die Leukozytenzahl in keiner der Gruppen im erhöhten Bereich.
Bewertung der Verträglichkeit
In die Auswertung zur Verträglichkeit und Sicherheit wurden alle 100 Patienten einbezogen (42 Patienten mit Monotherapie, 29 Patienten mit Add-on-Therapie und 29 Patienten mit Antibiotikatherapie). Diese Beurteilung erfolgte zu jedem Beobachtungszeitpunkt (Tab. 5).
Tab. 5 Beurteilung der Verträglichkeit während des Beobachtungszeitraums Die Verträglichkeit der Monotherapie wurde durch den beobachtenden Arzt als „sehr gut“ oder „gut“ beurteilt. In einem Fall wurde die Verträglichkeit am Ende der Beobachtung als „mäßig“ angegeben. In der Add-on-Gruppe haben nach Angaben des Arztes 4 Patienten (13,8 %) die Therapie mäßig oder schlecht vertragen. In der Antibiotikagruppe wurde die Verträglichkeit nach Angaben des Arztes bei 2 Patienten (6,9 %) als „mäßig“ bzw. „schlecht“ beurteilt.
Bei der Auswertung der Beurteilung der Verträglichkeit durch den Patienten wurden für das pflanzliche Arzneimittel keinerlei Nachteile gegenüber der Antibiotikatherapie ermittelt.
Bewertung der Arzneimittelsicherheit
Zur Arzneimittelsicherheit wurden in der Stichprobe von 100 Patienten (Patienten, die mindestens bis zur B‑2-Visite beobachtet wurden) bei 33 Patienten (33,0 %) insgesamt 47 UE dokumentiert. Alle UE, bei denen der beobachtende Arzt die Relation zur verordneten Medikation als „gesichert“, „wahrscheinlich“, „möglich“ oder „nicht beurteilbar“ dokumentiert hat, wurden als unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) klassifiziert und ausgewertet. UAW wurden im Zusammenhang mit der Angocin®-Monotherapie (Repha GmbH, Langenhagen) und der Add-on-Therapie bei 9 von 71 Patienten (12,7 %) dokumentiert: 8 Fälle mit Beeinträchtigungen des Gastrointestinaltraktes (Aufstoßen, Blähungen, Diarrhö, Erbrechen, Obstipation, Übelkeit und Übelkeit mit Erbrechen) und ein Fall eines allergischen Hautausschlags (sämtlich bekannte und in der Fachinformation dokumentierte mögliche Nebenwirkungen). Alle unerwünschten Arzneimittelwirkungen waren von leichter Intensität, zumeist von kurzer Dauer und ohne erforderlichen Behandlungsbedarf.